Sören Sieg – Superdaddy

Sieg_Superdaddy

Ich liebe meine Frau.
Ich liebe meine Kinder.
Ich liebe meinen Job.
Aber alles zusammen ist die Hölle.

Superdaddy ist eine Extremsportart. Es ist die Steigerung von Zehnkampf und Ironman. Der Superdaddy kann gleichzeitig seine Tochter von der Polizei abholen, seinen großen Sohn nach Läusen absuchen, eine unbezahlte Kolumne schreiben, seine Schwiegereltern bekochen, seinen kleinen Sohn über einen Alptraum hinwegtrösten, eine neue Tagesmutter suchen und seine Frau oral befriedigen. Aber was ist eigentlich mit ihm? Auf seiner To-do-Liste steht er selbst an letzter Stelle. Das will er ändern. Nur wie? (Klappentext)

Philipp Kirschbaum-Vahrenholz kümmert sich liebevoll um seine drei Kinder Luna, Linus und Lasse, während seine Frau sich um ihre Karriere kümmert. Er scheint dafür auch wie geschaffen und regelt das mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit. Nebenbei schreibt er eine Kolumne für eine Hamburger Zeitung.
Sein Leben ändert sich von jetzt auf gleich, als er mit einem hochgeladenen Video bei Youtube Erfolg hat. Und plötzlich ist es gar nicht mehr so einfach, Familie, Haushalt und Karriere unter einen Hut zu bringen. Vor allem, da seine Frau Charlotte sich immer noch nur für sich interessiert.

Ich habe über die Jahre eine seltsame Affinität zu Büchern entwickelt, die sich leichthin zur Kategorie „Humor & Satire“ zuordnen lassen und von Männern geschrieben wurden.
Sie liefern immer solide ab und amüsieren mich.
So auch dieses Mal.

Sören Sieg hat sich für seine Geschichte anscheinend ein sehr reales Beispiel genommen und zwar sich selbst. Auch er hat eine fünfköpfige Familie, lebt in Hamburg, schreibt Kolumnen und lässt sich offensichtlich oberflächlich dem Comedy-Genre zuweisen.
Deswegen fiel es mir beim Lesen immer mal schwer, Philipp und Sören auseinander zu halten. Das hat mich aber nicht gestört, sondern spricht eher für das Buch, wenn ich es für so authentisch hielt.

Die Idee der Geschichte mochte ich sehr gern. Der steile Aufstieg auf der Karriereleiter ist öfter mal in Büchern zu finden, aber das Zusammenspiel mit drei mehr oder weniger aufmüpfigen Kindern war zumindest für mich neu und amüsant zu beobachten.

„Amüsant“ ist hier auch das richtige Wort, denn das ist das Buch ganz sicher. Es unterhielt, hat Charme und lässt einen schmunzeln. Es ist jedoch kein Schenkelklopfer mit Witzkanonen und Pointenfeuerwerken.

Neben der Geschichte an sich, mochte ich die Figuren sehr gern, auch wenn mir definitiv nicht jeder sympathisch war. Jeder hatte seinen eigenen Charme. Egal, ob es die Eltern, Kinder oder andere Figuren, die Philipp auf seiner Karriereleiter begleiten, waren. Sie waren teilweise ziemlich überspitzt mit ihren Problemen und Eigenarten und trotzdem wirkten sie ebenfalls authentisch. Was erst wie ein Widerspruch erscheint, klappte hier wunderbar.

Was mich manchmal störte, waren zum einen die spontanen Zeitsprünge, die mich manches Mal überraschten und die Mischung der Beschreibung der deutschen Medienlandschaft. Manche Marken, TV-Sendungen oder Personen waren direkt benannt, manche hießen anders, aber aus der Beschreibung ergab sich relativ klar, wer gemeint war. Ich hätte es lieber komplett fiktiv oder komplett real benannt gehabt (wobei ich nicht weiß, wie die Lage da rechtlich aussieht).

Wenn man sich mit einem Buch zurücklehnen will und ein bisschen Spaß ohne großes Nachdenken sucht, ist man mit „Superdaddy“ gut bedient. Mit seinen interessanten Familienkonflikten, seiner flüssigen und amüsanten Sprache und einer Geschichte, die man nicht ständig liest, konnte das Buch ganz klar bei mir punkten. Negative Punkte waren für mich die zum Teil sehr vorhersehbare Geschichte, deren Spannung sich in Grenzen hielt und der Witz, der da sein sollte, bei mir aber nicht zündete. Trotzdem eine lockerleichte Lektüre, die sich schnell lesen lässt und dabei Spaß macht: 4 Sterne.

Sören Sieg – Superdaddy
List Hardcover, Juni 2012
ISBN 3471350764
299 Seiten
Broschiert; 14,99 Euro