Sonntägl(Ich) #23

Diese Woche startete ganz entspannt mit einem freien Ostermontag.
Ich habe mich an dem Tag mit einer fantastischen Herzfreundin und ihrem Mann getroffen. Wir waren etwas essen und landeten danach unter anderem an der Alster. Über die flauschigen Baby-Gänse quiekte ich vergnügt.

Ostermontag Mehr

Ich lese jetzt „Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem IKEA-Schrank feststeckte“ von Romain Puértolas

Puertolas_Reise des Fakirs der in einem IKEA-Schrank feststeckteAn dieser Stelle nominiere ich die Überschrift zur längsten Überschrift, die es auf dem Blog je gab.
Das Buch habe ich auf der Tagung bekommen und es erscheint am 24.04. (wenn das nicht mal eine aktuelle Rezension wird!).
Witzigerweise habe ich eine Ausgabe, die so nicht in den Laden kommen wird, denn in der Verkaufsversion wird der blaue Kasten vom IKEA-Logo verschwinden. So war es doch ein bisschen sehr original.

Erster Satz:
„Das erste Wort, das der Inder Ayarajmushee Dikku Pradash nach seiner Ankunft in Frankreich aussprach, war ein schwedisches.“

Ildikó von Kürthy – Sternschanze

Kürthy_Sternschanze

«Wenn du nichts mehr zu verlieren hast, kannst du nur gewinnen!»

Das ist keine Krise. Das ist eine Katastrophe! Bis eben war ich noch wohlhabend, verheiratet und gut frisiert. Und jetzt? Mein Leben ist nicht mehr wiederzuerkennen.
Zurück auf Los. Neuanfang mit dreiundvierzig. Nichts, was ich mir schon immer erträumt habe. Mein Mann will die Scheidung, meinen Liebhaber möchte ich behalten, und meinen Friseur kann ich mir nicht mehr leisten.
In diesem Moment sitze ich in einem sehr preiswerten Motel mit Raufasertapete und schlechter Aussicht und frage mich: War mein Betrug wirklich unverzeihlich? Was will ich retten – meine Ehe, meine Affäre oder mich? Brauche ich Hummer und eine professionelle Fußpflege zu meinem Glück? Und: Wer könnte ich werden, jetzt, wo ich niemand mehr bin? (Klappentext)

Das war jetzt der achte Frauenroman, den ich von Ildikó von Kürthy gelesen habe und so bleibe ich nicht mehr mit dem amüsierten, erfrischten Gefühl zurück, wie bei den ersten Büchern.
Alle Witze waren irgendwie schon mal da, ebenso wie die Gedanken und die Figuren.

Nicola Lubitz wird ein paar Stunden vor Silvester von ihrem Mann verlassen, als sie sich auf der Party des Chefs ihres Mannes in einem Zimmer verschanzt, weil ihre Kostümierung so gar nicht zu denen der anderen Gäste passen will und dort mit ihrem Liebhaber telefoniert. Während das Babyfon alles brühwarm an alle Gäste weiterleitet.
Nun ist sie also plötzlich wieder Single, ohne es so wirklich gewollt zu haben. Sie zieht aus dem Penthouse und da sie keinen Job hat, muss sie den Luxus der letzten Jahre aufgeben.
In einem Kellner auf der Party findet er jedoch ihre gute Fee. Er nimmt sie bei sich zu Hause auf, baut Nicola zusammen mit seiner Familie auf und lässt sie langsam wieder Fuß fassen in ihrem neuen Leben.

Und wer wäre Frau von Kürthy, wenn die gute Fee nicht ein altbekanntes Gesicht besitzen würde. Es ist niemand geringeres als Erdal Küppers. Ich finde es schön, von ihm, Karsten, Leonie und den beiden Kindern zu lesen. Doch ein bisschen macht es immer den Anschein, als wäre ihr mit Erdal eine Figur gelungen, die sie selber nicht mehr überbieten kann. Natürlich, er ist laut, extrovertiert, gutmütig, exzentrisch, eine schwule, türkische Dramaqueen. Erdal ist toll auf seine Art und Weise, aber langsam reicht es dann auch mit ihm. So viel Neues passiert in seinem Leben nicht, als dass er jetzt in jedem Buch eine tragende Rolle spielen müsste.

Ebenso hat man die Sprüche und Gedanken mittlerweile so oder so ähnlich in den letzten Kürthy-Büchern schon gefunden. Die Meinungen zu Männern, Beziehungen und dem eigenen, alternden Körper sind nicht neu und auch nicht mehr so witzig dargestellt, wie sie es mal waren.
Mittlerweile fällt es mir auch unglaublich schwer, die Hauptfiguren der acht Bücher, die ich von der Autorin gelesen habe, noch auseinander zu halten. Sie sind sich alle ähnlich, hadern mit sich, ihren Körpern und ihren Männern auf die immer gleiche Weise. Die ein oder andere hat noch ein zu überwindendes Trauma oder einen unerfüllten Kinderwunsch.

SternschanzeGestaltet ist das Buch jedoch wunderschön mit immer mal passenden Bildern und kleinen Sternen hier und da, passend zum Namen und zum Coverbild.
Wie immer liest sich das Buch auch fast von selber. Es ist entspannt, locker und leicht. Der tolle Schreibstil macht es möglich, dass man kaum mitbekommt, wie viel man schon gelesen hat. Nur die Rücksprünge in der Zeit machten es mir immer mal wieder schwer, denn die Handlung geht chronologisch weiter und man springt von Kapitel zu Kapitel manchmal einen ganzen Monat weiter. In passenden oder auch unpassenden Momenten lässt Nicola dann aber Revue passieren, was zwischen dem Zeitsprung alles passiert ist. Kann man mögen, muss man nicht. Und ich persönlich bin eher für echte Chronologie zu haben.

Insgesamt mochte ich das Buch gern und wenn man es als erstes Buch von Ildikó von Kürthy liest, amüsiert man sich sicher prächtig. Wenn es – wie bei mir – nun jedoch das achte ist, ist es irgendwie immer wieder dasselbe und mehr als ein Grinsen kam bei mir nicht mehr zustande. 3,5 Sterne

Ildikó von Kürthy – Sternschanze
Wunderlich, April 2014
ISBN 380525055X
347 Seiten
Gebunden; 17,95 Euro

Andere Bücher der Autorin (klicke für die Rezension):

Sonntägl(Ich) #22

Frohe Ostern allerseits!

Meine Woche begann schon recht österlich, als ich auf meinem Schreibtisch einen kleinen Oster-Kuchen als Dankeschön vorfand. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich ihn aufgegessen.

Oster-Kuchen Mehr

Ich lese jetzt „Sternschanze“ von Ildikó von Kürthy

Kürthy_SternschanzeBeinahe zwei Jahre ist es her, dass ich mein letztes Buch von Ildikó von Kürthy gelesen habe. Quälende zwei Jahre möchte ich fast sagen. Doch nun ist es endlich wieder soweit.

Erster Satz:
„Es ist noch nicht Mitternacht, aber mein Leben ist bereits jetzt nicht mehr das, was es mal war.“

Sascha Arango – Die Wahrheit und andere Lügen

Arango_Die Wahrheit und andere Lügen

Henry ist ein erfolgreicher Schriftsteller. Er ist elegant, großzügig und sehr gefährlich. Henry führt ein angenehmes Leben – bis seine Geliebte ihm eröffnet, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Nun müsste er seiner Frau alles erzählen. Aber muss er ihr wirklich alles sagen? Einfacher ist es, die Geliebte aus dem Weg zu räumen. Doch genau dabei passiert Henry ein fatales Missgeschick. (Klappentext)

Der Titel ist hier Programm. Henry lügt und betrügt, wo er nur kann und selbst die Wahrheit verdreht er so sehr, bis sie als solche nur noch schwer zu erkennen ist.
Das machte es mir auch so schwer, mich in Henry hineinzuversetzen. Er ist kein sympathischer Charakter, er hält den Leser ebenso wie die Menschen um sich herum auf Distanz.
Doch auch zu den anderen Figuren habe ich keine Bindung aufbauen können. Sie hatten alle Verhaltensweisen und trafen Entscheidungen, die mir unlogisch erschienen.

Doch nicht nur das war unlogisch, auch die Geschichte an sich machte es mir ab zu schwer, ihr zu folgen. Es mag an den Lügen gelegen haben und einfach an der grundsätzlichen Uninteressantheit, dass ich mir gar nicht alles merken wollte und mir dann beim weiteren Lesen einige Details wieder fehlten.
Natürlich, der fatale Fehler, den Henry beging, der war überraschend für mich. So überraschend, dass ich einen lauten, schockierten Ruf ausstieß und dann „Really?!“ fragte.
Aber das war auch das Spannendste am ganzen Buch. Ab da verlief es relativ vorhersehbar.
Hier und da noch eine kleine Wendung, aber nichts, was mich noch schocken konnte. Am Ende traute ich Henry eh alles zu.

Auch die Sprache vereitelte mir meinen Lesespaß. Oft klang es so, als würde Herr Arango gezielt Fremdwörter oder fremdsprachliche Ausdrücke einfließen lassen, um das Buch nicht allzu banal erscheinen zu lassen. Immer öfter dachte ich, dass hier ein Autor bei seinem Debüt gleich versucht große Literatur zu schaffen.

Ich hatte gehofft, menschliche Abgründe zu sehen und verwirrenden Pfaden folgen zu müssen in diesem Buch, aber für mich war Henry zu „klischee-böse“. Er ist für mich kein menschlicher Abgrund, sondern eher ein notorischer Lügner, der nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und dazu kaltherzig ist.
Darüber hinaus blieben schlussendlich viel zu viele Fragen offen, die im Laufe des Buches eine große Rolle zu spielen schienen. Ich für mich konnte so bis zum Ende nicht wirklich klären, wer Henry ist, was ihn ausmacht, was er fühlt und warum er ist, wie er ist.

Immer wieder dachte ich: Wenn jemand, der ganz selten liest, sagt: „Heute lese ich mal ein Buch!“, dann würde es genau das sein. Seichte Story, flache Charaktere, nichts, was lange im Gedächtnis bleibt. So stelle ich mir diese Einsame-Berghütte-vor-Kamin-mit-Wein-„Heute mal ein Buch-„Leser vor.
Herr Arango ist Drehbuchautor und hat auch schon ein paar Tatorte geschrieben. Ich habe noch nie einen Tatort gesehen, aber mein Gefühl sagt mir, dass er lieber dabei bleiben sollte. 2 Sterne

Sascha Arango – Die Wahrheit und andere Lügen
C. Bertelsmann Verlag, 3. März 2014
ISBN 3570101460
299 Seiten
Gebunden; 19,99 Euro

Sonntägl(Ich) #21

Diese Woche stand ganz im Zeichen meiner Lieblingstagung. Nach zwei Stunden Schlaf in der Nacht zuvor, saß ich jedoch erst einmal völlig übermüdet im Zug.
Dieses Mal hatte ich gleich zwei Koffer dabei. Einen für meine Sachen, einen für all die Bücher. Dafür sah ich dieses Mal Vorträge von Joschka Fischer (dessen Ausführungen ich quälend langweilig fand) und Jenke von Wilmsdorff.

Tagung Mehr

Anna Koch/ Axel Lilienblum – Ich bin da, aber die Haustür nicht

Koch_Lilienblum_Ich bin da aber die Haustür nicht

Eine Handynachricht tippt sich schneller, als man denkt – und «zack» ist das, was gerade noch betrunkene Blubberblasen im Gehirn waren, versendet und damit harte Wirklichkeit. Von kryptischen Botschaften aus der Clubtoilette bis zu herzerweichenden Liebesschwüren versammeln sich hier erneut die unterhaltsamsten dieser nächtlichen Kommunikationsversuche. (Klappentext)

Ich bin da aber die Haustür nichtDieses war nun mein zweites Buch von zusammengetragenen SMS von SMSvonGesternNacht.de und das Konzept ist dasselbe geblieben. Die SMS sind sortiert nach der Uhrzeit der ersten versendeten SMS und wieder sind mehrere Wechsel auf einer Seite dargestellt.

Ich bin mir wieder sicher, dass sich bei der Auswahl Mühe gegeben wurde und die besten SMS es sicher ins Buch geschafft haben.
Richtig begeistert war ich aber aus verschiedenen Gründen nicht.
Ich lese kaum noch auf der Homepage SMSvonGesternNacht.de, aber ein paar SMS waren mir trotzdem bekannt. Und da liegt die erste Krux. Mir sind ein paar Nachrichten aufgefallen, bei denen Teile, wie zum Beispiel die Antwort fehlen. Und gerade bei zweien, an die ich mich ganz genau erinnern konnten, lag die Pointe für mich in der Antwort-SMS, die nun nicht da war.
Thematisch waren es mir persönlich auch zu viele Pre-Party-, Party- oder Post-Party-SMS. Zu oft ging es um Ausfälle Dank Alkoholkonsum oder eben der Kater danach.
Lachen konnte ich in diesem Buch auch viel weniger als bei dem ersten, das ich gelesen habe.
Am Ende finde ich für den wenigen Inhalt 9,99 Euro auch definitiv zu viel. Gerade dafür, dass die SMS auch alle online zu finden sind.

Zum Verschenken oder immer mal wieder drin rumlesen, ist es sicher geeignet, aber ich finde das Buch eher mittelmäßig: 3,5 Sterne.

Anna Koch/ Axel Lilienblum – Ich bin da, aber die Haustür nicht
rororo, Dezember 2013
ISBN 3499630516
283 Seiten
Taschenbuch; 9,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:

1. Du hast mich auf dem Balkon vergessen
2. Ist meine Hose noch bei euch?
3. Ich guck mal, ob du in der Küche liegst
4. Ich bin da, aber die Haustür nicht

Ich lese jetzt „Ich bin da, aber die Haustür nicht“ von Anna Koch und Axel Lilienblum

Koch_Lilienblum_Ich bin da aber die Haustür nichtNachdem ich das Buch auf der Tagung bekommen habe, lese ich es gleich als Zweitbuch. Und „lesen“ ist ja hier auch zu viel gesagt. Für die kurzen SMS hat man ja immer mal zwischendurch Zeit. Gerade dann, wenn die Zeit für ein ganzes Kapitel in meinem Hauptbuch nicht reicht.

Erster Satz:
(Vom Vorwort) „‹Wo kommen die SMS her und woher wollt ihr wissen, dass sie echt sind?›“
(Von der ersten SMS) „19:00: Ich glaube, ich kann so langsam mal versuchen zu frühstücken…“

Alljährlicher Bookporn

Jeden April wieder, kann ich mich nicht zusammenreißen und nehme auf der Tagung Bücher mit. Wie immer freue ich mich wie ein kleines Kind über all die Schätze, die die Verlage mir überließen.
Die letzten beiden Jahre habe ich 57 bzw. 58 Bücher mitgenommen. Dieses Mal war es mit 34 dagegen ja fast human.
Geworden sind es folgende:

Tagung1Michael Tsokos – Die Klaviatur des Todes
Malcolm Mackay – Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
Luisa Buresch – Wenn die Liebe hinfällt
Marc-Uwe Kling – Die Känguru-Offenbarung
Christine Cazon – Mörderische Côte D’Azur
Maggie Groff – Frauen am Rande des Strandes
Frank Hertel – Susi vom Mars
Anna Koch/ Axel Lilienblum – Ich bin da, aber die Haustür nicht
Samantha Young – Into the Deep – Herzgeflüster
Claus Probst – Nummer zwei
Ingeborg Seltmann – Mehr Zeit mit Horst
Lisa Gardner – Du darfst nicht lieben

Tagung2Annalie Wendeberg – Teufelsgrinsen
Lori Nelson Spielman – Morgen kommt ein neuer Himmel
Sabine Heinrich – Sehnsucht ist ein Notfall
James Bowen – Bob, der Streuner
James Bowen – Bob und wie er die Welt sieht
Ethan Cross – Ich bin die Nacht
Jennifer McMahon – Winterpeople
Stefan Schwarz – Die Großrussin
Juliet Ashton – Ein letzter Brief von dir

Tagung3Gillian Flynn – Cry Baby
Gillian Flynn – Dark Places
Lauren Beukes – Shining Girls
Bernard Minier – Kindertotenlied
V. M. Giambanco – 13 Tage
Jojo Moyes – Eine handvoll Worte
Romain Puértolas – Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem IKEA-Schrank feststeckte
Thomas Thiemeyer – Valhalla
David Safier – 28 Tage
Simon Beckett – Der Hof
Jonathan Tropper – Der Sound meines Lebens

Tagung4Dazu kamen auch noch zwei Kinderbücher und ein Spiel für die Kinder in meinem Umfeld, Postkarten, Lesezeichen, einen Kalender und ganz wichtigen: einen Sorgenfresser!

Außerdem gab es am Abend einen „Star-Gast“ und dieses Jahr war es Jenke von Wilmsdorff, der mir sein Buch „Wer wagt, gewinnt“ signiert hat und dann auch noch ein Foto mit mir gemacht hat. Und weil ich eine gute Tochter bin, habe ich auch noch für meine Mutter eins signieren lassen, weil sie ihn so gern mag.
Jenke

Vorherige ältere Einträge