Am achten Tag ging Gott in Therapie
Den Psychotherapeuten Jakob Jakobi hat das Glück verlassen. Geschieden, pleite und beruflich gescheitert: So gebeutelt trifft Jakobi auf Abel Baumann, einen ebenfalls glücklosen Zirkusclown.
Der leidet offenbar an einer kuriosen Persönlichkeitsstörung, denn er hält sich für Gott. Und sucht einen Therapeuten.
Jakob ist fasziniert von den vielfältigen, seiner Meinung nach aber komplett irdischen Talenten des sympathischen Spinners. Doch bald ist der Psychologe nicht mehr so sicher, mit wem er es wirklich zu tun hat. Und wer hier eigentlich wem hilft. (Klappentext)
Mit Büchern über Gott – auch humorvolle – tue ich mich immer etwas schwer. Doch bei diesem hier wusste ich schon beim Anblick des Covers, dass ich es haben muss, denn der Name „Hans Rath“ versprach mir ein paar angenehme Lesestunden, wie ich sie schon mit seiner Dr.-Paul-Schuberth-Reihe hatte. Und eigentlich klang der Klappentext ziemlich interessant – trotz der Sache mit Gott. Eigentlich sogar genau deswegen…
Als Jakob Jakobi vom neuen Boxer-Mann seiner Exfrau vor lauter Eifersucht eins auf die Nase bekommt, bricht diese sofort und Jakob findet sich kurz darauf im Krankenhaus wieder. Leider muss er in der Notfall-Ambulanz noch eine ganze Weile warten, bis er an der Reihe ist und hier trifft er auf Abel Baumann.
Nachdem Jakob eröffnet, dass er Psychologe ist, bittet ihn Abel um eine Therapie, denn er ist Gott und Gott wird gerade mit der Gewissheit konfrontiert, dass er das Geschehen auf der Welt nicht mehr unter Kontrolle hat.
Auch wenn Jakob ihm nicht glaubt, bleibt ihm Abel im Kopf. Was auch nicht verwunderlich ist, denn der hilft ihm nun mehrfach aus der Klemme.
Ab nun verbringen die beiden einige Zeit zusammen, in der Abel Jakob versucht davon zu überzeugen, wer er wirklich ist und Jakob sich familiären Problemen stellen muss, mit denen er nie gerechnet hätte.
Die Handlung ist weder rasant, noch unglaublich spannend, aber dafür ist sie gemütlich. Ich fühlte mich in den Buch wohl, wie lange nicht. Ich wollte mich davon überzeugen lassen, dass Abel Gott ist und ich wollte mich dahin treiben lassen, wohin mich die Geschichte führt.
Ich wollte mir beweisen lassen, was Abel drauf hat und seine Lebensumstände kennenlernen.
Selten habe ich mich so wenig in einem Buch gelangweilt, obwohl die Geschichte eher gemächlich vonstatten ging.
Eigentlich ging es auch weniger um die Ereignisse als viel mehr um das Verhältnis von Jakob und Abel zueinander. Ihre Freundschaft, die Hilfe, das Kennenlernen.
Mit beiden wurde ich extrem schnell warm.
Jakob Jakobi ist ziemlich vom Leben gebeutelt, hat eine reiche, zickige Exfrau, einen überaus erfolgreichen Bruder, eine anstrengende Mutter und eine Praxis, die langsam aber sicher den Bach runter geht. Er ist zynisch geworden und steht allem und jedem zweifelnd und skeptisch gegenüber, doch trotzdem ist er ein herzensguter, kluger Mann.
Abel Baumann ist skurril, witzig und hat ein großes Herz. Ich musste ihn einfach gern haben. Und dazu kommt die Sache mit Gott. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass er Gott ist. Nur für ihn. Damit er über allen Leuten stehen kann, die ihn für einen Spinner halten.
Und auch die anderen Personen hatten alle ihre guten Seiten und ich habe von allen gern mehr erfahren.
Die Sprache war locker-leicht und ich habe kaum bemerkt, wie schnell ich gelesen habe. Es war Alltagssprache, ohne zu einfach zu sein und passte somit perfekt dazu, dass es aus der Ich-Perspektive von Jakob geschrieben ist.
Auch wenn ich mich mit dem Buch unglaublich wohl fühlte, so hätte ich gern mehr gelacht, denn das war ich von Hans Rath gewohnt. Ab und zu konnte ich auch mal grinsen oder amüsiert schnaufen, aber ein richtiger Lacher bleib aus.
Das Buch hat für mich starke Vorteile (die Figuren, die Wohlfühl-Atmosphäre, die geschmeidige Sprache) und auch paar Aspekte, die verhindern, dass es für mich ein herausragendes Buch wurde (die Idee, die nicht ganz neu ist, die größtenteils fehlende Spannung).
Die Auflösung, ob Abel nun Gott ist oder nicht, hat mir unglaublich gut gefallen und auch der Weg dorthin. Ich mochte die Dinge, die Abel gemacht hat, um es zu beweisen und die Personen, die man deswegen kennengelernt hat.
Ich glaube, neben den Namen der Figuren gab es sicher noch einige Bezüge zur Bibel, die mir vollkommen abhanden kamen, weil ich mich damit einfach nicht auskenne. Jemand der das tut, hat mit dem Buch vielleicht also sogar noch mehr Spaß als ich.
Ich habe das Buch aber unglaublich gern gelesen und es verdient:
Hans Rath – Und Gott sprach: Wir müssen reden!
Rowohlt Taschenbuch Verlag, November 2013
ISBN 3499259818
270 Seiten
Taschenbuch; 8,99 Euro
(Das Buch erschien im November 2012 broschiert bei Wunderlich)
Reihenfolge der Bücher:
1. Und Gott sprach: Wir müssen reden!
2. Und Gott sprach: Der Teufel ist auch nur ein Mensch!
3. Und Gott sprach: Du musst mir helfen!