Stefanie Hasse – Master Class – Mut kommt vor dem Fall [Hörbuch]

Eine sturmumtoste Insel.
Eine Geschichte mit Konsequenzen.
Ein perfider Racheplan.

Zwei Sachen hat Riley auf Masters‘ Castle gelernt: dass nichts so sehr schmerzt wie Verrat und dass eine Nacht reicht, um sich hoffnungslos zu verlieben … Doch Rileys Gefühlschaos muss warten, denn die zweite Phase des Schreibwettbewerbs steht an: Bei einem Literaturfestival auf der Insel St Michael’s Mount sollen die angehenden Autorinnen und Autoren ihre Texte präsentieren. Erst als ein Sturm jede Verbindung zum Festland kappt, erkennt Riley, dass auf der Insel nichts so ist, wie es scheint. (Klappentext)

Nachdem ich vom ersten Teil so begeistert war, brauchte ich dringend den finalen Band und habe ihn innerhalb eines Tages gehört. Ich hätte das Buch tatsächlich auch sehr gern gelesen, aber es war Sonntag, ich hatte keine Wahl. Ich wollte so dringend wissen, wer hinter allem steckt.

Nachdem drei Mitglieder der Schreibgruppe den Vorentscheid gewonnen haben, geht es nun ins Finale auf der besonderen Gezeiteninsel St Michael’s Mount. Hier lernen sie auch die Gewinner der Vorentscheide der anderen Gegenden kennen.
Doch die Person, die Riley vorher schon so nah kam und so viel über sie wusste, folgt ihr auch hierhin. Und die Aktionen werden immer extremer.

Ich liebte sehr viel am ersten Teil, unter anderem auch die vielen verschiedenen Schreibaufgaben. Das wird hier vernachlässigt, es gibt nur noch die letzte finale Aufgabe. Der Fokus liegt viel mehr auf der geheimnisvollen Person, die Riley ablenken, verängstigen – töten? – möchte.

Dadurch, dass die beiden Teile ja nur innerhalb weniger Tage spielen, gab es charakterlich jetzt auch keine starken Entwicklungen, obwohl sich Riley immerhin so ein wenig von den projizierten Ängsten ihrer Mutter lösen konnte. Nichtsdestotrotz machte sie in dem Teil allerhand Dinge, die meiner Meinung nach nicht logisch waren und auch nicht zu ihr passten. Stefanie Hasse fand dafür zwar Erklärungen, aber die kamen nicht so richtig bei mir an.
Insgesamt hätte Riley einfach mal mehr mit den Leuten reden sollen und sich Hilfe suchen. Warum streicht sie so viel durch dieses riesige, dank Sturm teilweise vollkommen dunkle, Kloster? Da ist jemand hinter ihr her!

Die Auflösung fand ich dann zwar nicht vorhersehbar, aber auch nicht überraschend. Vieles deutete einfach klar in eine Richtung. Als das Hörbuch an der Stelle „…und es war…“ angelangte, sagte ich den Namen und danach dann die Sprecherin. Ich nickte nur.

Ich fand den Teil deutlich schwächer als den Vorgänger, aber keinesfalls schlecht. Insgesamt hatte ich wirklich Spaß mit der Reihe und ich habe sie schon an Freunde weiterempfohlen.

Stefanie Hasse – Master Class – Mut kommt vor dem Fall
Ravensburger, 27. Februar 2023
ISBN 3473402273
320 Seiten / 8 Stunden 41 Minunten
Gebunden; 16,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Master Class – Blut ist dicker als Tinte
2. Master Class – Mut kommt vor dem Fall

Amie Kaufman & Meagan Spooner – The Other Side of the Sky – Die Göttin und der Prinz [Hörbuch]

Nimh und North – zwei Welten, ein Schicksal

Über den Wolken von Alciel schweben glänzende Himmelsstädte. In den Schatten darunter aber existiert eine dunklere Welt mit uralten Tempeln und dem Glauben an Magie. Doch keines der beiden Reiche weiß von dem anderen. Als Prinz North mit seinem Flugzeug abstürzt, ist das für Nimh kein technisches Versagen, sondern die Bestätigung einer Prophezeiung. Nimh ist die wiedergeborene Göttin ihrer Welt, die ihr darbendes Volk retten will. North glaubt nicht an Zauber, aber er muss einen Weg zurück finden zu seiner Seite des Himmels. Zögernd gehen die beiden ein Bündnis ein, das schnell zu mehr wird. Ihre Schicksale sind miteinander verwoben, aber ihre Nähe ist verboten, denn als lebende Göttin darf Nimh von keinem Menschen berührt werden. (Klappentext)

Amie Kaufman war Teil des Autoren-Duos, das „Illuminae“ geschrieben hat und ich liebe diese Reihe. Von daher habe ich sofort ein Auge auf „The Other Side of the Sky“ geworfen, als es erschien. Ich war mir jedoch nicht sicher, ob es thematisch so richtig zu mir passt, weswegen ich das Buch nicht kaufte. Nun habe ich es als Hörbuch gehört.

Nimh lebt auf der Erde – ohne Technik, dafür mit Magie, Göttern und Legenden in einer Art mittelalterlichen, beschwerlichen Welt. Nimh ist die aktuelle Göttin und sie ist auf der Suche, den Stern zu finden, der vom Himmel fallen soll. Denn nur so kann die Prophezeiung erfüllt werden. North lebt über den Wolken, in vollkommenem Unwissen, was unter seinem Reich ist. Doch er möchte es erkunden und findet eine Welt, die so ganz anders ist als seine. Er kennt Technik, Verkehrsmittel, Politik und Smartwatches. Denn er gehört zu den Menschen, die vor so langer Zeit von der Erde in den Himmel zogen und all ihr Wissen mitnahmen.

Die Darstellung der beiden Welten zog mich sofort in ihren Bann. Es war so spannend, die Unterschiede so klar vor Augen zu haben. Das Wolkenland, das quasi wie unsere heutige Welt ist und die Erden-Welt, die um Jahrhunderte zurückgeworfen wurde.

Doch sobald Nimh und North aufeinandertrafen, sank für mich der Spannungsbogen.
Es fehlt anfangs an Vertrauen und Verständnis auf beiden Seiten. Als sie im Palast ankommen, warten Gefahren auf sie, vor denen sie fliehen müssen. Und so ziehen sie durch die – ebenfalls nicht ungefährlichen – Lande und versuchen zum einen Hilfe zu bekommen und zum anderen die Prophezeiung gänzlich zu entschlüsseln. Dieses Umhergewandere zog sich und konnte mich dann nicht mehr überzeugen.

Emotional wurde ich auch kaum abgeholt. Nimh ist eine Jugendliche, die nicht berührt werden darf, aber eine Anziehung zu North spürt. Er scheinbar auch. Für mich war das jedoch unverständlich. Bis auf den Reiz des Verbotenen und zusammen gemeisterte Gefahren habe ich weder Gemeinsamkeiten noch andere Punkte , die sie aneinander gut finden könnten, gefunden. Wobei ich mit den Persoen an sich kein Problem hatte.
Nur einmal hatte ich ziemlich Gänsehaut beim Hören. Das hatte noch kein Buch zuvor geschafft, hatte aber auch nichts mit den beiden Hauptfiguren zu tun, aus deren wechselnden Perspektiven das Buch geschrieben ist.

Wahrscheinlich hätte ich mir selbst mehr vertrauen sollen, dass das Thema nicht ganz meins ist. Ich fand die beiden Welten spannend, aber der Inhalt überzeugte mich nur bedingt.

Amie Kaufman & Meagan Spooner – The Other Side of the Sky – Die Göttin und der Prinz
Originaltitel: ‎ The Other Side of the Sky (September 2020)
dtv, 19. Oktober 2022
ISBN 3423764023
480 Seiten / 15 Stunden 10 Minuten

Taylor Jenkins Reid – Carrie Soto is back [Hörbuch]

Jedes Spiel hat seinen Preis. Und Carrie Soto ist bereit, alles zu geben

Carrie Sotos eiserner Wille und unbarmherziger Ehrgeiz haben sie zur größten Tennisspielerin aller Zeiten gemacht. Sie hält unzählige Weltrekorde und hat zwanzig Grand Slam Titel geholt. Doch nach sechs Jahren im Ruhestand muss sie ohnmächtig dabei zusehen, wie ihre Rekorde von einer jungen Britin gebrochen werden. Mit 37 entscheidet sie sich, auf den Platz zurückzukehren. Sie will nichts mehr als ewigen Ruhm und beschließt: Ein finales Jahr als Tennisspielerin soll sie für immer unbesiegbar machen. Denn wer ist sie, wenn sie nicht die Beste ist? Um ihr Ziel zu erreichen, ist sie sogar bereit, ihren Stolz beiseitezuschieben und mit Bowe Huntley zu trainieren, dem Tennisstar, der ihr einst das Herz gebrochen hat … (Klappentext)

Nachdem mir „Die sieben Männer der Evelyn Hugo“ so gut gefallen hat, habe ich mir „Daisy Jones & The Six“ gekauft und ich freue mich schon sehr darauf, es bald zu lesen. Natürlich sah ich aber auch oft Carrie Soto. Nur war das Thema nicht so meins, lese ich vielleicht irgendwann mal, erstmal abwarten… Dann konnte ich mich doch nicht zusammenreißen und habe es kurz darauf gehört.

Wie so viele andere Rezensionen beginnt auch meine mit „Tennis interessiert mich eigentlich nicht“. Doch die Art, wie Taylor Jenkis Reid über Evelyn Hugo geschrieben hat, wollte ich gern noch einmal wiederfinden. Also sah ich quasi über das Hauptthema hinweg und ließ mich einfach auf das Buch ein.

Carrie Soto ist die erfolgreichste Tennis-Spielerin, doch aus gesundheitlichen Gründen hat sie vor ein paar Jahren den Schläger niedergelegt. Nun kommt die junge Nikki Chan und ist auf gutem Wege, Carries Rekorde einzustellen. Das kann Carrie, mittlerweile 37 Jahre alt, nicht akzeptieren, also macht sie sich auf, es ein letztes Mal allen zu zeigen.

Carries Comeback findet in den 90er-Jahren statt. Bevor die Lesenden dort hingelangen, wird jedoch Carries Karriere noch einmal von vorn aufgerollt. Das Training mit ihrem Vater, ihre Niederlagen und ersten Erfolge, ihre kaltherzigen Interviews und rücksichtslosen Spiele. Es wird eine äußerst ehrgeizige und talentierte Carrie gezeichnet. Nur keine sympathische.
Man begleitet Carrie auf ihrem Weg zu den vier Grand-Slam-Turnieren. Eng begleitet wird sie dabei von ihrem Vater, ihrer Agentin und einem Tennisspieler, der genauso wie sie seine besten Tennis-Tage schon lange hinter sich hat. Alle drei waren mir deutlich sympathischer als Carrie.

Insgesamt strömte das Buch aber ganz viele Evelyn-Hugo-Vibes aus: diese Masse an Tennisspielern, die Carries Weg kreuzen; das Erzählen der Vergangenheit; die Zeitabschnitte; die erfolgreiche, aber knallharte Hauptfigur.

Was mir recht schwer fiel: Es gab zwischen Carrie und ihrem Vater viele Dialoge in Spanisch. Häufig waren es einzelne Sätze, manchmal aber auch mehr. Im Kontext hat man das schon irgendwie verstanden und es war sicher nie so richtig handlungsrelevant . Trotzdem nervte es mich etwas.

Letztlich musste ich auch feststellen, dass das Buch für mich nicht so richtig spannend war. Im Prinzip ging es ja um die große Frage: Schafft Carrie es, Nicki von dem neuen Rekord abzuhalten? Leider konnte mich die Frage dann aber doch nicht so reizen wie gehofft.
Nichtsdestotrotz war das Buch aber durchaus super zu hören. Es war gut gemacht, brachte mich zum Lachen und konnte mich an vielen Stellen berühren. Die Sportgeschichte war mal etwas anderes und etwas besonderes. Die Figuren waren trotz aller Sympathie-Probleme greifbar und authentisch.

Am Ende musste ich bei der Bewertung überlegen: Gebe ich Inhalt und Figuren mehr Gewichtung (3,5 Sterne) oder der Besonderheit und der Atmosphäre (4 Sterne). Ich habe mich für erstes entschieden.

Taylor Jenkins Reid – Carrie Soto is back
Originaltitel: ‎ Carrie Soto is back (30. August 2022)
‎Ullstein Taschenbuch, 1. September 2022
ISBN 3548067530
416 Seiten / 9 Stunden 41 Minuten (gekürzte Version)
Taschenbuch; 12,99 Euro

Bücher der Autorin (Klicke für die Rezension)

Margje Woodrow – Truth – Bist du bereit für die Wahrheit? [Hörbuch]

Wie weit würdest du für die Wahrheit gehen?

Als Juul das Grab ihres großen Bruders Milan besucht, kann sie nicht fassen, was sie dort sieht: Jemand hat in die frische Erde „Truth + Dare = Wahrheit“ geschrieben. Milan liebte dieses Spiel und war bei YouTube für seine waghalsigen Videos bekannt. Dann erhält Juul auch noch eine Trauerkarte mit einer erschütternden Botschaft: Wenn sie wissen möchte, wie ihr Bruder wirklich gestorben ist, muss auch sie sich auf eine Mutprobe einlassen. Juul willigt ein, doch es bleibt nicht nur bei einer Aufgabe – und schon bald werden die Herausforderungen immer makabrer. Wer steckt bloß dahinter? Juul hat keine Wahl, sie muss mitspielen. Sonst gerät nicht nur sie, sondern ihre ganze Familie in tödliche Gefahr … (Klappentext)

Dieses Buch hatte ich hier und dort mal gesehen, aber es hatte sich nicht sehr tief eingeprägt. Als ich es bei Bookbeat sah, wanderte es sofort dort auf meine Wunschliste und wurde auch direkt als nächstes gehört.

Der Tod von ihrem Bruder Milan wird von Juuls Eltern nicht thematisiert. Doch dabei würde sie so gern über ihn reden. Vor allem sind da noch so viele offene Fragen zu den Umständen seines Todes. Als sie plötzlich auf seinem Grab eine Nachricht sieht und auf einer Trauerkarte steht, sie erhält die Wahrheit, was wirklich zu Milans Tod führte, wenn Juul eine Mutprobe besteht, willigt sie ein. Damit lässt sie sich auf ein gefährliches Spiel ein.

Die Dares werden immer skurriler und immer schlimmer. Unter anderem spielen Drogen eine Rolle oder ein Leichensack. Juul wird in jedem Brief eindringlich gewarnt, die Polizei zu verständigen.
Das Buch ist ab 14 Jahren empfohlen. Muss man wohl individuell entscheiden, ob es für das jeweilige Kind schon passt.

Ich mochte Juul. Sie war sich erst so sicher, dass sie sich nicht auf das Spiel einlässt und möchte dann doch mehr erfahren, wenn sie ihre Eltern schon nicht nach Milan fragen kann. Dafür hat sie ihre beste Freundin Fleur eingeweiht, die ich leider extrem zickig und unsympathisch fand. Ich habe nicht verstanden, warum die beiden befreundet sind und aus reiner Abneigung hatte ich auch Fleur auf der Liste der Verdächtigen.
Ich habe zwar nicht intensiv mitgerätselt, wer hinter den Dares steckt, aber das Hörbuch gab hier leider einen Spoiler. Der Inhalt gibt nämlich nie einen Hinweis auf das Geschlecht der Person, es gab jedoch eine/n entsprechende/n Sprecher/in.

Ich fand die Idee, wenn auch nicht ganz neu, cool und hörte gern zu. Andererseits gab es auch grobe Schwachstellen.
Das Buch spielt innerhalb von drei, vier Tagen und in dieser Zeit kommt eine Dare nach der anderen. Wenn man bedenkt, dass Milan schon ein paar Monate tot ist, war das zu extrem. Auch, dass der/die Täter/in zu jeder Zeit überall war. Juul hatte Schwierigkeiten und brauchte Zeit, um hierhin und dorthin zu kommen. Aber die Person war dort. Dafür wurde sie aber nie gesehen, niemand bekam etwas mit. Dabei wurden echte Straftaten von der Person begangen. An öffentlichen Plätzen…
Auch beim Ende fragte ich mich, wie die Person ein paar Dinge bewerkstelligt haben will.

Ich mochte die Idee. Durch die rasante Handlung und die immer extremer werdenden Dares war es auch recht spannend. Dafür gab es für meinen Geschmack jedoch zu viele Logikschwächen und Fragen danach, wie das bitte funktioniert haben soll.

Margje Woodrow – Truth – Bist du bereit für die Wahrheit?
Originaltitel: ‎ Verwoest (Februar 2017)
ONE, 29. April 2022
ISBN 3846601462
256 Seiten / 6 Stunden 39 Minuten (gekürzte Version)
Broschiert; 12,00 Euro

Brittainy C. Cherry – Denn ohne Musik werden wir ertrinken [Hörbuch]

Sie bestimmt die Schläge meines Herzens. Jedes Liebeslied, das ich abends singe, ist für sie

Hazel Stone und ich konnten uns schon in der Schule nicht ausstehen. Aber als sie eines Nachts vor meiner Tür stand, völlig aufgelöst, und nicht wusste, wo sie hinsollte, brach die Traurigkeit in ihren Augen mein verdammtes kaltes Herz. Je mehr Zeit ich mit ihr verbringe, desto klarer wird, wie falsch ich lag. Hazel hat nichts mit meiner Vergangenheit zu tun. Sie ist mitfühlend, witzig, wunderschön – und vor allem hat sie mir geholfen, meine Stimme wiederzufinden. Hazel inspiriert mich auf eine Art und Weise, die ich noch nie erlebt habe. Zusammen schreiben wir Songs, die ich mir nie hätte vorstellen können. Sie ist meine Muse, meine Musik. Jetzt steht meine Band vor dem großen Durchbruch. Mein Traum ist zum Greifen nah, doch Hazel droht mir dadurch mehr und mehr zu entgleiten … (Klappentext)

So lange schon wollte ich mich endlich in eines der Bücher von Brittainy C. Cherry begeben. Ich habe so viel Gutes gehört, so viel Liebe, so viel Begeisterung. Bei Bookbeat entschied ich mich total spontan, ihr neuestes Buch zu hören.

Hazel hat es nicht leicht. Ihre Mutter ist den Drogen mehr zugewandt als ihr, vor allem auch durch den aggressiven Dealer-Stiefvater. Das junge Mädchen flieht auf die Ranch der Stadt, um dort Arbeit und im Bestfall auch einen Unterschlupf zu finden. Sie findet jedoch nicht nur das vor, sondern auch Ian Parker. Besonders gut hatten sie sich in der Schulzeit schon nicht verstanden, doch nun ist Ian hart und kaltherzig zu ihr – und ihr Chef. Nach und nach schafft sie es, zu ihm durchzudringen. Vor allem, da sie es ist, die den Texten seiner Band endlich eine Seele verleiht.

Ich habe das Gefühl, dieses Buch vereint alles, was die Young-Adult-/New-Adult-Bubble gerade gern mag: Enemies to Lovers, Musiker, amerikanische Kleinstadt und Farmleben, große Gefühle, Drama und als Extra Drogen.

Ich fand Hazel und Ian für die Story zu jung mit ihren siebzehn, achtzehn Jahren. Vor allem waren sie – wie auch die Nebenfiguren – extrem klischeehaft. Hazel ist eine überaus gütige Person, die ihr Leben aufgibt für die Leute, die sie liebt und sie liebt gefühlt jeden. Sie opfert sich für ihre Familie und die Ranch, kriegt aber selbstverständlich alles auf die Reihe, egal wie hart es ist. Ganz großer Engel, dieses Mädchen.
Und Ian? Oh mein Gott, liebt er sie. Bis vor zwei Tagen war er noch ein totaler Draufgänger und hat sich allerlei Mädchen ins Bett geholt, aber nun liebt er nur noch sie. Ohne sie geht gar nichts, sie ist seine Muse, sie ist sein Augenstern.

Es ist so überkitschig und in jedem Bereich so unfassbar vorhersehbar, dass es manchmal hart an der Grenze ist. Und ehrlicherweise: Das, was da geschrieben steht, gesprochen zu hören, war teilweise wirklich unangenehm.

Im Gegensatz dazu muss ich jedoch sagen, dass ich trotzdem öfter berührt wurde. Und ich verfolgte gespannt die Karriere von Ians Band, verstand seine Zerrissenheit und Hazels Zweifel. Ich fand es vor allem auch so flüssig und angenehm geschrieben. Ich habe das Buch in jeder freien Sekunde gehört und wollte mich wieder zu den beiden begeben, um zu sehen, ob sie an ihrer Liebe festhalten können.

Für viele ist Brittainy C. Cherry ja die absolute Romance-Queen. Mich hat sie zumindest mit diesem Buch nicht vollkommen überzeugt. Also ich fand es total ok, zeitweise spannend und die Einblicke in die verschiedenen Welten (Musik, Ranch, Drogen) interessant, wenn auch alle eher oberflächlich angekratzt. Ich habe den Kitsch und die Klischees wirklich extrem deutlich wahrgenommen, konnte beim Hören aber auch gut drüber hinwegsehen.

Brittainy C. Cherry – Denn ohne Musik werden wir ertrinken
Originaltitel: The Wreckage of Us (8. September 2020)
LYX, 25. November 2022
ISBN 3736318634
448 Seiten / 10 Stunden 45 Minuten
Broschiert; 14,00 Euro

Reihenfolge der Bücher
1. Denn ohne Musik werden wir ertrinken – Originaltitel: The Wreckage of Us
2. Denn ohne Liebe werden wir zerbrechen – Originaltitel: The Mixtape

Lena Kiefer – Westwell – Bright & Dark [Hörbuch]

Ich war von Westwell 1 nicht so begeistert, wie ich gehofft hatte. Auch wenn ich erst vier Sterne vergab, rutschte es in der Rückschau noch etwas weiter nach unten. Ich war sehr unsicher, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde. Doch durch das neue Bookbeat-Abo, hörte ich mir Teil 2 an:

Ich musste Helena vergessen, das wusste ich. Nur wusste ich eine Sache noch besser: dass es vollkommen unmöglich war.

Helena vermisst Jess mit jeder Faser ihres Seins. Vor zwei Monaten musste sie die schwerste Entscheidung ihres Lebens treffen und sich von ihm trennen, und noch immer zerreißt ihr allein der Gedanke an ihn das Herz. Einzig ihre Nachforschungen zum Tod ihrer Schwester schaffen es, sie über Wasser zu halten. Doch als sie dabei auf eine Information stößt, die Jess’ gesamte Welt auf den Kopf stellen könnte, bleibt ihr nichts anderes übrig, als erneut Kontakt mit ihm aufzunehmen. Jess ist außer sich, als er erfährt, dass Helena im Todesfall ihrer Geschwister ermittelt, ist er doch überzeugt, dass sie sich dadurch in große Gefahr begibt. Daher beschließt er, ihr zu helfen – und obwohl beide wissen, dass sie nicht zusammen sein dürfen, ist es bald unmöglich, ihre Gefühle zu ignorieren … (Klappentext)

Es war ein bisschen wie nach Hause kommen. Ich fühlte mich wohl, wusste, wer dort wohnt und wo alles ist. Doch nach und nach merkte ich, dass es zugig war, die Couch durchgesessen und die Ecken staubig.

Die Liebesgeschichte von Jess und Helena, die aus verfeindeten Familien kommen, deren Geschwister sich jedoch verliebten und gemeinsam starben, war recht intensiv in Teil 1. Sie wurde jedoch jäh zerstört und damit haben wir die Grundlage dieses Buches. Die beiden dürfen sich nicht lieben und tun es umso mehr. Der Verlust ist fast greifbar und es war schwer. Und trotzdem habe ich es nicht verstanden. Ich verstehe schon, warum Helena nicht mit Jess zusammen sein kann – ich finde jedoch auch, dass sie sich darüber stellen sollte. Dinge öffentlich machen, ansprechen. Zusammen mit Jess würde sie das schon schaffen, würde sie sich nicht so rumschubsen lassen. Diese Fremdbestimmtheit, auch an vielen anderen Stellen der Geschichte, nervte mich.

Im ersten Teil war ich irgendwann sehr genervt von dem „Wir wollen uns, dürfen aber nicht“. Hier ging es genauso weiter. Im Prinzip war das ganze Buch ein großes Hin und Her mit kleinen Inseln der Glückseligkeit, wenn Helena und Jess doch irgendwie heimlich Kontakt hatten.

Der Todesfall der Geschwister, den Helena aufklären will, wurde in diesem Buch zwar wieder recht intensiv behandelt, jedoch kam man nur einen kleinen Schritt voran. Es war müßig.

Insgesamt fand ich es ok. Als Hörbuch ließ es sich extrem gut so nebenbei weghören, die Story war ja nicht besonders komplex. Außerdem waren die Stimmen (Helena gesprochen von Tanya Kahana – unter anderem spricht sie auch Elena Gilbert aus „Vampire Diaries“ – und Jess gesprochen von Julian Tennstedt – er spricht beispielsweise noch John B aus „Outer Banks“) hervorragend. Zwischendurch waren sie für mich das Beste am Buch. Sie brachten die Stimmung zwischen den beiden so gut rüber.
Irgendwie erinnerte mich das ganze Buch aber sehr an die zweite Hälfte von Band 1 mit der Sehnsucht und dem misslichen Umstand, dass sie sich nicht lieben sollen. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass man diese Geschichte auf über 1.400 Seiten in drei Teilen auswalzen muss.
Ich werde den Abschluss der Reihe sicher noch hören, nun will ich es auch wissen. Aber Band 2 gab mir ziemlich wenig Neues.

Lena Kiefer – Westwell – Bright & Dark
LYX, 26. Oktober 2022
ISBN 3736318057
464 Seiten / 14 Stunden 9 Minuten
Broschiert; 12,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:
Westwell – Heavy & Light
Westwell – Bright & Dark
Westwell – Hot & Cold (22.02.2023)

Colleen Hoover – Summer of Hearts & Souls

»Ich hätte nicht gedacht, dass es viele Leute auf der Welt gibt, die so sind wie ich«, sagte Samson.
»Du denkst, dass wir uns ähnlich sind?«
Ich bin versucht zu lachen, aber seine Miene ist todernst.
»Ich glaube, wir sind uns viel ähnlicher, als du denkst, Beyah.«

Nie hätte Beyah gedacht, dass ausgerechnet Samson, der superreiche, attraktive Nachbar ihrer neuen Stieffamilie, ähnliche Abgründe in sich trägt wie sie selbst… (Klappentext)

Beyah findet ihre Mutter leblos auf der Couch, gestorben an einer Überdosis. Überstürzt zieht sie aus dem kleinen Wohnwagen aus, Besitztümer hat sie keine, die sie zurücklassen könnte. Sie zieht zu ihrem Vater, den sie seit Jahren nicht gesehen hat und mit dem sie auch kein besonders inniges Verhältnis hat. Auf der Bolivar-Halbinsel in Texas lebt sie plötzlich in Reichtum, mit Lagerfeuern am Strand, Essen im Kühlschrank und einer neuen Stiefschwester. Vor allem aber auch mit Samson nebenan, der Beyah nicht wirklich an sich heranlassen will, sie aber auch nicht gehen lassen möchte.

Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut und das ohne zu wissen, worum es geht. Klappentexte lese ich mir bei Colleen Hoover ja nie durch. Plötzlich fand ich mich erst in einem versifften Trailerpark wider und dann in einem wunderschönen Strandhaus. Der Kontrast war stark – und vor allem für Beyah kaum zu begreifen. Allein diese Strandatmosphäre war wirklich schön mit all den Sonnenaufgängen, dem Baden im Meer und der scheinbar allumfassenden Leichtigkeit des Lebens. Das Buch passt so gut in den Sommer und macht allein deswegen im Prinzip schon Spaß.

Doch mir fehlte ein wenig. Man ist von Hoover Drama gewöhnt, schlimme Schicksale, düstere Vergangenheiten, Traumata… all das findet man auch hier, aber es fühlt sich nicht so an. Ich las es wie eine „normale“ Kennenlerngeschichte von zwei Leuten, die zwar so ihre Probleme und Geheimnisse haben, aber trotzdem nicht diesen Tiefgang.

Die Figuren mochte ich wirklich gern. Beyah weiß sehr zu schätzen, was die Leute und das Leben ihr gerade bieten, die Stiefschwester Sara ist einfach klasse und auch die Geheimnisse von Samson, die Schicht um Schicht aufgedeckt werden, sind interessant.

Ja, das Buch ist – vor allem auch aufgrund der Atmosphäre – ganz cool und natürlich hat es mich am Ende bewegt. Hoover kriegt mich einfach immer. Aber grundsätzlich hat sie schon deutlich Besseres geschrieben, meiner Meinung nach. Es ist nicht allzu viel passiert, es war nicht so richtig spannend. Gut, aber im Verhältnis zu ihren anderen Büchern deutlich abgefallen.

Colleen Hoover – Summer of Hearts & Souls
Originaltitel: Heart Bones (August 2020)
dtv Verlagsgesellschaft, 13. April 2022
ISBN 3423740787
315 Seiten
Broschiert; 15,95 Euro

Weitere Bücher der Autorin (klicke für die Rezension):

Sebastian Fitzek & Micky Beisenherz – Schreib oder Stirb

Ein Psychiatriepatient mit einem diabolischen Angebot.
Ein Literaturagent mit einem außergewöhnlichen Sinn für Humor.
Und ein Leben, das von einem Buch abhängt, das erst noch geschrieben werden muss. (Klappentext)

David Dolla ist ein erfolgreicher Literaturagent, der solange ein recht entspanntes Leben führt, bis er in einer psychiatrische Klinik gelockt wird. Der Entführer der kleinen Pia stellt David vor die Wahl: Entweder verschafft David dem Patienten eine Million Euro Vorschuss für ein True Crime Buch und rettet die kleine Pia, oder – sollte David das Angebot ablehnen – Pia wird sterben und Davids Leben wird die Hölle auf Erden. Und David tut das, was man eben tut, wenn ein Irrer einem ein unsinniges Angebot macht: Er lehnt ab. Und die Hölle tut sich auf…

Monatelang hatte ich das Buch schon vorbestellt. Ich habe mich sehr auf das neue Buch meines Lieblingsautoren gefreut. Die Prise Beisenherz brauchte ich dabei zwar nicht, finde den immerhin auch gar nicht mal so lustig, aber gut, kann ja was werden.
Und direkt am Anfang merkte ich dann schon, dass es trotzdem leider nichts geworden ist. Zumindest nicht der Humor.

Liest man sich durch verschiedene Rezensionen zu dem Buch, liest man immer wieder von erzwungener Komik und unlustigen Vergleichen. Dinge wurden nicht einfach beschrieben, sondern mussten sich mit vollkommen absurden Sachen gleichstellen lassen.
Ich kann das alles so nur unterschreiben. Ich habe ein einziges Mal gelacht und das nur, weil mich ein Beleidigung, die ich selber gern nutze, kalt erwischte. Ansonsten habe fand ich diese vollkommen unlustige Komik eher als störend und das Buch künstlich aufblähend. Ich habe mich dann recht schnell entschieden, darüber einfach hinwegzulesen. Dann wurde es besser.

Die Story an sich fand ich nämlich eigentlich ziemlich cool. Storys über entführte Kinder können mich zwar nicht hinterm Ofen hervorlocken, aber hab ich mal so hingenommen. Ich mochte eher die Idee mit dem Buch, das David schreiben soll über seine aktuelle, horrorhafte Lebensrealität und die Frage, warum der Entführer das alles so macht.

Leider hatte ich quasi ab Sekunde eins den richtigen Riecher für den großen Knall des Buches. Und damit haben sich ganz viele Fragezeichen des Buches für mich nie gestellt. Denn mit der Lösung, die mir von Anfang an absolut klar war, waren alle Unmöglichkeiten des Buches absolut möglich. Ich sollte Recht behalten. Damit wurde ich leider nicht so überrascht, wie ich es gern gewollt hätte.
Immerhin gab es noch ein paar mehr Schichten bei der Auflösung, was mir letztlich zu komplex war. Zu viele doppelte Böden und Auflösungen, die dann doch nochmal umgestoßen wurden. Weniger ist manchmal mehr.
Meiner Meinung nach gab es auch einige Logikfehler und Geheimhaltungen, die keinen Sinn ergaben. Hat alles etwas geknirscht.

Was ich außerdem nicht mochte, war, dass David den Leser regelmäßig anspricht. Ist eine persönliche Einstellung, ob man das cool findet oder nicht.
Cool ist insgesamt ein gutes Stichwort: Fand ich es cool, dass Fitzek sich mit Beisenherz zusammengeschlossen hat für das Buch? Eigentlich ja. Fand ich es gut gemacht? Nein.
Aber die Idee des Buches fand ich schon cool. Und trotz meiner sicheren Lösung auch einigermaßen spannend. Aber mehr halt auch nicht.

Sebastian Fitzek & Micky Beisenherz – Schreib oder Stirb
Droemer, 30. März 2022
ISBN 3426282739
333 Seiten
Gebunden; 19,99 Euro

Tobias Goldfarb – Niemandsstadt

In der Niemandsstadt gibt es alles, was man sich in der Wirklichkeit erträumt. Drachen ziehen durch die Wolken, Statuen zwinkern einem freundlich zu. Gleich drei Sonnen wärmen Gesicht und Rücken. Räume entstehen immer dann, wenn man sie braucht. Hier fühlt sich Josefine wohl. Doch diese Stadt, ihre Geschöpfe und ihr Zauber sind in Gefahr. Bedroht von spionierenden Crowbots, von Magie raubenden Maschinen, von einer weiten, weißen Leere.
Ausgerechnet Josefine soll eingreifen – aber wie bekämpft man einen Gegner, der nicht existiert? (Klappentext)

Das Buch besteht aus wahnsinnig vielen Kapiteln, denn die meisten sind nur zwischen zwei und drei Seiten lang. Wenn sie lang sind, haben sie sechs Seiten. So konnte ich mich also richtig reinstürzen in die Geschichte und Josefine und die Niemandsstadt kennenlernen. Die Stadt, die sie meistens in ihren Träumen betritt, sie aber auch sehen kann, wenn sie es am Tage schafft, ganz gedankenleer zu sein. Und wie aufregend diese Stadt ist! Es gibt Feen, Trolle, Drachen und kleine Dämonen. Es ist ein Abbild ihrer Heimatstadt Berlin, aber kein exaktes. Häuser verschwinden und tauchen woanders wieder auf. Innenräume sind anders als in der Realität. Statuen leben.
Doch die Stadt wird angegriffen und danach bleiben weiße Flecken zurück.

Als Josefine nach einem Unfall im Koma liegt, kann sie versuchen, der Niemandsstadt so richtig zu helfen. Doch wer hilft ihr im Hier? Da kommt ihre beste Freundin Eli ins Spiel, der sofort klar ist, dass Josefine nicht einfach nur im Koma liegt, sondern irgendwo anders ist. Jetzt muss sie nur herausfinden, wo das ist und wie sie dahinkommt.

Ich fand den Anfang so schön und so vielversprechend, doch an diesem Moment kippte langsam die Stimmung. Ich habe nicht verstanden, warum Eli sich in ihrer Sache so sicher war, wo Josefine doch nie wirklich mit ihr über die Niemandsstadt gesprochen hat. Es gab nur einen kleinen Vorfall, der darauf hindeuten konnte, dass Josefine mehr weiß als andere Menschen, aber Elis Schlussfolgerungen waren recht unauthentisch.

Umso länger das Buch voranschritt, umso anstrengender wurde es für mich zu lesen. Nicht, weil das Buch schlecht geschrieben wäre oder ich nicht vorankam. Aber gefühlt passierte so wenig und dann wurde eine riesige Technikkomponente reingebracht, die dem Buch die Lockerheit und Fantasie für mich nahm.
Vor allem fehlte mir die Spannung, weil sehr schnell klar war, was in der Stadt passierte. Auch wenn die Frage nach einer Lösung noch im Raum stand, hatte die für mich nicht genug Zugkraft.

Die Idee des Buches fand ich eigentlich wirklich ganz cool. Aber so richtig neu war sie nicht. Zwischendrin fühlte ich mich an einige Filme erinnert: „I, Robot“, „The 13th Floor“, „Inception“ sind nur ein paar davon.
Ich hatte also grundsätzlich meinen Spaß, blieb aber bei weitem nicht so begeistert zurück, wie ich anfing.

Tobias Goldfarb – Niemandsstadt
‎Thienemann Verlag, 14. Februar 2020
ISBN 3522202678
366 Seiten
Gebunden; 15,00 Euro

Hanna Bervoets – Flauschig

»Mach dir keine Sorgen, alles bessert sich im Laufe der Zeit. Doch natürlich wird alles auch wieder mal schlechter. Aber in den Momenten bin ich für dich da, verstehst du?«

Solchen Trost spendet der kleine flauschige Ball, die neueste Errungenschaft im Kreis um die Designerin Florence. Jeder hat einen, keiner gibt ihn mehr her. Denn sie lieben ihr weißes, blaues oder rosarotes flauschiges Bällchen, und sie wissen, es versteht sie wie keiner sonst… (Klappentext)

Als ich den Klappentext gelesen habe, war ich direkt fasziniert, denn ich ahnte nicht, in welche Richtung die Geschichte weitergehen wird. Ist es etwas Nettes zum Wohlfühlen? Will das Bällchen nur das Beste der Menschen? Oder geht es in Richtung Überwachung und Abhängigkeit?
Mit dem ersten Kapitel hat mich das Buch dann auch sofort bekommen. Das Bällchen spricht zum Leser und – ganz im Stile eines Horoskops – scheint es den Leser auch wirklich zu kennen. Das hat mir richtig gut gefallen.

Danach liest man aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, auch wenn der Kosmos des Buches nicht allzu viele Personen umfasst.
Eine richtige Geschichte entspannt sich weniger, viele Themen kreisen um sich selber und kommen nicht wirklich weiter. Trotzdem blieb ich gespannt am Ball, denn ich hoffte immer noch auf bestimmte Entwicklungen und wartete gespannt.

Immer wieder werden die Geschichten der Personen – Florence, Maisie, Diek und Stephan – unterbrochen und das Bällchen spricht zum Leser. Seine Ergüsse sind immer recht philosophisch und haben mir gut gefallen, denn sie haben mich zum Teil wirklich zum Nachdenken gebracht. Sie beschäftigen sich mehrheitlich mit Liebe, Sehnsüchten und Glück.
Was ich problematisch fand: Damit es passt, musste sich die Autorin eine Zielgruppe für das Buch überlegen, damit sich der Leser auch wirklich angesprochen fühlt. Und diese Zielgruppe wurde festgelegt als kinderlose, leicht melancholische Single-Frau. Damit redete das Bällchen häufig an meiner Lebensrealität vorbei. Und wäre ich ein Mann, fände ich das vielleicht auch doof, immer als „Liebes“ angesprochen zu werden.

Die vier Personen sind alle totale Normalos, was mal ziemlich erfrischend war. Aber sie alle haben auch mehr oder weniger große Probleme und sind recht unglücklich mit ihrem Leben. Das machte es schwer, sich mit ihnen zu identifizieren. Am ehesten mochte ich und interessierte mich hier noch Maisie, die die Ex-Freundin von Florence, die Erfinderin des Bällchens, ist.

Sprachlich machte das Buch es mir anfangs nicht leicht. Die ersten 40, 50 Seiten fand ich sehr holprig und musste den ein oder anderen Schachtelsatz auch mehrfach lesen. Doch dann wurde es immer besser und ich wurde nicht mehr so aus dem Lesefluss gerissen.

Trotz fehlender Spannung und um sich kreisende Gedanken las ich das Buch wirklich ganz gern, vor allem auch, weil die Idee mit dem Bällchen neu war. Ich rätselte permanent, warum und wie Florence es gemacht hat. Welchen Zweck sie verfolgt und ich wollte auch wissen, ob die Figuren doch noch glücklich werden. Ob endlich mal ein Date von Diek ein gutes Ende nimmt, Stephan sich von seiner scheinbar zerrütteten Ehe lösen kann und Florence und Maisie noch einmal aufeinandertreffen.

Doch mit dem Ende hat mich das Buch dann verloren. Es fehlten an allen Ecken und Enden Erklärungen und Klärungen. Manche Geschichten hörten einfach abrupt auf. Ich verstehe wirklich nicht, was sich die Autorin dabei gedacht hat. Als hätte sie selber nicht gewusst, wie das alles funktionieren soll und hätte dann aufgegeben, eine Lösung zu suchen.
Ich hatte auf tolle Wendungen und feuerwerksartige Auflösungen gehofft und blieb total enttäuscht zurück.
Nur weil ich den Weg bis dahin ganz gut fand, gibt es .

Hanna Bervoets – Flauschig

Originaltitel: Fuzzie (April 2017)
‎btb Verlag, 12. Juli 2021
ISBN 3442770483
318 Seiten
Broschiert; 12,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

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