Ava Reed – Wenn ich die Augen schließe

Was, wenn du dich an alles erinnern kannst – außer an deine Gefühle?

Diese Frage stellt sich Norah nach einem schweren Autounfall. Zwar erinnert sie sich an die meisten Momente ihres Lebens, aber eben nicht an das, was sie dabei empfunden hat. Liest sie gern? Liebt sie ihren Freund? Findet sie ihre kleine Schwester tatsächlich so nervig? Nur ihren Sandkastenfreund Sam verbindet sie noch mit einem Gefühl. Doch sie hatten seit Jahren keinen Kontakt, weil Norah beliebt wurde und Sam nicht. Während die beiden sich langsam wieder annähern, entwickeln sie eine Ausprobierliste. Und plötzlich fragt sich Norah: War sie vor dem Unfall wirklich sie selbst? (Klappentext)

Als das Buch erschienen ist, war es in meiner Bubble überall, vor allem durch die Sam-Dopplung mit „Zwei Leben in einer Nacht“. Im Juli 2021 habe ich mir das Buch dann gekauft.

Ich habe an dem Buch über einen Monat gelesen, was durchaus auch an meiner fehlenden Leselaune liegt, aber eben auch am Buch.

Was das Buch total schwierig sein ließ, war der Klappentext. Ich war bei der Hälfte und dachte: Der Klappentext hat bis hierhin alles verraten: Kommt da noch was Unerwartetes?
Das Buch beginnt mit Norah und ihren Freunden, die auf eine Party gehen. Ich habe nur auf den Unfall gewartet, der schon verraten wurde.
Norah wacht im Krankenhaus auf und fühlt sich komisch, weiß aber noch nicht so recht warum. Ich wiederum wusste, dass ihr ihre Gefühle zu den Erinnerungen fehlen. Bis das endlich mal klar war und sie das den Leuten gesagt hat… Was mich hier zusätzlich nervte: Norah beschwerte sich in ihren Gedanken immer, wie schwer das zu erklären sei. Aber in den Gesprächen mit den Leuten hat sie es doch recht klar formulieren können.
Dann fragt sie nach ihrem Kinderfreund Sam – hatte ich schon gewusst. Sam hat komische Gefühle dem Treffen gegenüber. In der Story dauert es etwas, aber der Klappentext sagte ja schon: Sie hatten sich entzweit, weil sie beliebt wurde und er nicht.
Nach Norahs Entlassung setzen sich die beiden zusammen und machen eine Liste, damit Norah herausfinden kann, was sie mag und was nicht. Ja, das hat mir der Klappentext schon gesagt.

Jede Frage, alles, was aufkam, hatte der Klappentext schon vorweggenommen. Gut, bis auf die Entscheidung, ob Norah zu ihrem Freund zurückmöchte oder sich doch etwas mit Sam entwickelt… Aber das war ja nun auch von Anfang an klar wie Kloßbrühe.
Das Lesen war damit einfach total blöd und nichts konnte mich reizen, da ich alles vorab bereits wusste. Und das tut mir so leid, denn die Story an sich ist ja eigentlich ganz spannend und mal was anderes. Ich hatte mir vorher noch nie Gedanken gemacht, wie wichtig die Empfindungen in meinen Erinnerungen sind, aber ja. Das war total augenöffnend….
Den Klappentext schreiben ja auch nicht die Autoren und Autorinnen selbst. Aber mit dem Klappentext hat der Verlag Ava Reed meiner Meinung nach einen Bärendienst erwiesen.

Was der Klappentext immerhin nicht vorwegnahm war das große Thema des Mobbings und der möglichen Folgen. Aber auch wenn die entsprechende Person das lange nicht mit anderen teilt, ist das in den Gedanken alles schon ausgesprochen worden. Die Lesenden haben also auch da nochmal einen Wissensvorsprung…

Und das ist auch letztlich das Fazit. Ich hatte als Leserin einen so immens großen Wissensvorsprung, dass ich es total ermüdend fand, das Buch zu lesen. Ich mochte Sam und fand es schön zu sehen, wie sich Norah selbst wieder kennenlernt. Aber die Vorhersehbarkeit hat mir alles kaputt gemacht.

Ava Reed – Wenn ich die Augen schließe
Loewe Verlag, 8. Oktober 2020
ISBN 3743202530
320 Seiten
Broschiert; 14,95 Euro

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