Jochen Till – Memento Monstrum – Vorsicht, bissig!

Warnung!
Dieses Buch enthält Graf Draculas ziemlich wahre Memoiren. Und es kommen jede Menge abscheuliche Kreaturen darin vor. Riesenhafte Yetis, hinterlistige Werwölfe, schleimige Fischmonster … Lies es besser nicht! Du könntest Dinge erfahren, die du bisher nicht über Monster wusstest. Haarsträubende Dinge, die diese Ungeheuer freundlich, ja geradezu menschlich erscheinen lassen. Also, hör auf meinen Rat, du hast nur diese eine Chance: Leg das Buch schnell weg und geh weiter! Bevor du in seine Fänge gerätst!
Hochachtungsvoll,
Van Helsing (Klappentext)

Als ich dieses Buch gesehen habe, musste ich es direkt bestellen. Während es sich noch auf dem Weg zu mir befand, sah ich es in einer Kinderbuchhandlung in Barcelona. Ich blätterte durch die Seiten und freute mich umso mehr auf das Buch. Lesen konnte ich nichts, doch die Bilder waren schon unendlich niedlich.

Graf Draculas Frau und seine Tochter machen sich ein Wellness-Wochenende, der Schwiegersohn ist als Aktivist irgendwo unterwegs. Also passt Dracula auf seine drei Enkelkinder auf. Als sie ein Fotoalbum finden, entlocken sie ihm Geschichten – wahre Geschichten, seine Geschichten – über tanzende Yetis, Fische mit Beinen und andere sogenannte Monster.

Wie die 600 Jahre alte Fledermaus, netter Opa obendrein, da so sitzt und seinen drei Enkeln Geschichten erzählt, die sie erst gar nicht so glauben können, fühlte ich mich unweigerlich an Käpt‘n Blaubär erinnert. Aber das war ja keine schlechte Assoziation.
Dracula wollte ich gern zuhören. Er war wirklich sympathisch und liebevoll. Die beiden Enkeltöchter und der Enkelsohn auch, auf ihre Weise. Denn sie waren auch mürrisch, flatterhaft und aufgeregt.

Die Geschichten brachten bekannte „Monster“ neu gedacht. Das war toll zu lesen, interessant, süß und spannend. Die passenden Bilder dazu waren auch äußerst süß anzusehen. Sie machten das ganze Buch noch lebendiger.

„Memento Monstrum“ ist so süß mit einer schönen Moral dabei. Ja, es sind Klischees dabei: Opa ist der Märchenerzähler, der Teenie-Junge ist lieber am Handy als richti gbei der Sache zu sein, Mama und Oma machen Wellness, aber ist ja auch nett, dass hier mal der Opa auch die Kinder aufpassen muss und den Frauen eine gute Zeit gönnt.
Ich freue mich wirklich darauf, wenn meine Tochter älter ist und ich das Buch noch einmal mit ihr zusammen lesen kann. Ich habe das Buch wirklich geliebt.

Jochen Till – Memento Monstrum – Vorsicht, bissig!
Coppenrath, 28. August 2020
ISBN 3649630109
196 Seiten
Gebunden; 18,00 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Memento Monstrum – Vorsicht, bissig!
2. Memento Monstrum – Achtung, haarig!

J.K. Rowling – Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein

Jack und sein geliebtes Kuscheltier Swein sind unzertrennlich. Doch eines Tages passiert etwas Schreckliches und Swein geht verloren. Um ihn zurückzugewinnen, reist Jack ins Land der Verlorenen – einen magischen Ort voller Überraschungen und seltsamer Wesen. Dort begegnet er vielen Gefahren und wird am Ende vor die größte Entscheidung seines Lebens gestellt – schließlich geht es um seinen besten Freund! (Klappentext)

Letztes Jahr im November schenkten meine Eltern mir dieses Buch, doch gelesen hatte ich es nicht mehr vor Weihnachten. Also musste es bis dieses Jahr warten. Ich kannte keine Rezensionen zu dem Buch. Ich wusste nur, dass der Klappentext schon einmal ziemlich süß klingt.

Jack hat sein Plüschtier Swein schon fast sein ganzes Leben. Es riecht manchmal komisch, die Ohren sind verknuddelt und das Frottee ausgeblichen, doch mit ihm hat er immerhin auch schon die wildesten Abenteuer erlebt. Daher ist es umso dramatischer, als Swein verloren geht. Auch das Ersatzschwein kann Jack kein Stück über den Verlust hinwegtrösten. Doch es ist Heiligabend, da geschehen Wunder. Und als Jack überraschenderweise vom Land der Verlorenen erfährt, kann ihn nichts mehr halten. Er muss dahin. Doch dafür muss er selbst erst einmal verloren gehen…

Es beginnt schon damit wie niedlich ich Jack finde und wie sehr ich seine Gefühle nachempfinden konnte. Ich habe als Kind regelmäßig meine Puppe liegenlassen – in der Sparkasse, im Kindergarten, bei der Familie, doch ich habe sie immer wiederbekommen. Jack hatte dieses Glück nicht. Seine Verzweiflung darüber war für mich so greifbar. Vor allem, weil dieser Verlust auch noch in einer Phase geschah, in der es unruhig in seinem Leben war.

Als Jack mit dem Ersatzschwein, dem Weihnachtsschwein, dann in der Ankunftshalle der verlorenen Dinge, dem Verschusselt, ankommt, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich war so gespannt auf jedes einzelne Ding, von den Linealen und Büroklammern bis hin zu Diamantohrringen und Spielzeugen. Ich freute mich über jedes weitere Stück des Landes, das ich mit den beiden entdecken konnte. Die verschiedenen Städte steckten so voller Details und Liebe. Immer mit zwei Hoffnungen im Hinterkopf: 1. dass Jack Swein wirklich findet, immerhin gibt es unendlich viele Dinge in dem Land und 2. dass die beiden nicht erwischt werden, denn es lauern tödliche Gefahren dort.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Klar, es ist ein Kinderbuch, aber die tollen und herzlichen Figuren machten es mir so leicht, die spannende Abenteuer- und Entdeckungstour durch das Land der Verlorenen und auch die Sprache, die mich einhüllte wie eine warme Decke. Und dann machte mich das Buch an unterschiedlichen Stellen auch noch unfassbar emotional. Ich habe wirklich alles an der Geschichte geliebt.

J.K. Rowling – Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein
Originaltitel: The Christmas Pig (12. Oktober 2021)
Carlsen, 12. Oktober 2021
ISBN 3551557519
335 Seiten
Gebunden; 20,00 Euro

Holly Jackson – A Good Girl’s Guide to Murder

»Es geht um das, was vor fünf Jahren passiert ist.«
»Warum?«, fragte er.
»Weil ich nicht glaube, dass es dein Bruder war – und ich will versuchen, es zu beweisen.«

Vor fünf Jahren wurde die siebzehnjährige Andie Bell ermordet. Doch der Fall ist längst abgeschlossen, denn alle sind sich sicher, dass ihr Freund Sal Singh die Tat begangen hat. Nur Pippa glaubt nicht daran und will den Fall für ein Schulprojekt noch einmal aufrollen. Sie beginnt nachzuforschen und Fragen zu stellen. Aber was ist, wenn der Mörder noch frei herumläuft? Wie weit wird er gehen, um Pippa davon abzuhalten, die Wahrheit ans Licht zu bringen? (Klappentext)

Seit Jahren höre ich so viel Gutes über das Buch. Als ich es dann letztens spontan kaufte, wurde es direkt begonnen.

Pippa auf ihrem Weg zu begleiten, war ab Seite 1 spannend. Ich war vollkommen gefesselt von ihrem Schulprojekt und konnte jedes neue Interview, jeden neuen Gedanken und jede neue Entwicklung kaum erwarten. Denn bei einem war ich mir sicher: Wenn die kluge, zielstrebige und standhafte Pip nicht daran glaubt, dass Andie Bell von ihrem Freund Sal Singh vor fünf Jahren umgebracht wurde, dann war es sicher auch nicht so.

Das Buch wechselt zwischem einem neutralen Erzähler in den „normalen“ Teilen und Pip als Ich-Erzählerin in ihren Protokoll-Einträgen. Ich war vor allem Fan von zweitem, da man hier in allen Details den Fall aufrollte, während es in der ersten Variante um Pips Leben ging. Nichtsdestotrotz habe ich auch diesen Teil extrem gern gelesen.

Pip war mir sehr nah mit all ihren Eigenschaften und Eigenheiten. Ich mochte sie und ihre Art zu denken sehr. Für mich war sie genau die Richtige, die sich diesem Fall annehmen konnte, auch wenn sie zum einen erst siebzehn ist und zum anderen erst zwölf Jahre alt war, als Sal Andie umgebracht haben soll. Ein Fall, der die Kleinstadt Little Kilton extrem aufgewühlt und vielleicht für immer verändert hat.

Ich fand es besonders schön, dass Pippa nie naiv war und Widersprüche und Unmöglichkeiten sofort bemerkte und sich notierte. Pippa hatte oft einen Verdacht und dem folgte ich dann erstmal blind. Natürlich wurde ich immer wieder überrascht. Die verschiedenen Fährten waren super gemacht.

Es gab insgesamt aber wahnsinnig viele Personen, die auch alle in verschiedenen Beziehungen zueinander standen. Pippas Clique besteht aus sechs Personen, Andie hatte zwei beste Freundinnen, Sal hatte vier beste Freunde. Dazu spielten noch die Eltern und Geschwister einiger Leute eine Rolle, zusätzliche Lehrer und Schüler, Polizisten, Journalisten, Kiltons Bewohner… Eine wirklich lange Liste – und zwei Dinge faszinieren mich: 1. Holly Jackson hat es geschafft, dass ich sie alle jederzeit sowohl zuordnen als auch auseinanderhalten konnte und 2. der Großteil hat ziemlich viel mit dem ganzen Fall zu tun, was aber nie übertrieben oder unglaubwürdig wirkte.

Kurz fragte ich mich, ob es in der Mitte eine kleine Länge gab und das Buch etwas stillstand, aber durch das hohe Lesetempo war man eh schnell hinweg.

Spannend, berührend, überraschend. Das Buch hat mich vollkommen begeistert. Ich hatte sehr viel Spaß und freue mich wahnsinnig auf den zweiten Teil, der im Januar erscheint.

Holly Jackson – A Good Girl’s Guide to Murder
Originaltitel: A Good Girl’s Guide to Murder (2018)
ONE, 20. Dezember 2019
ISBN 3846600873
480 Seiten
Gebunden; 15,00 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. A Good Girl’s Guide to Murder – Originaltitel: A Good Girl’s Guide to Murder
2. Good Girl, Bad Blood – Originaltitel: Good Girl, Bad Blood
3. As Good as Dead – Originaltitel: As Good as Dead

In 80 Büchern um die Welt

Auf jeder Seite ein neues Abenteuer

»In 80 Büchern um die Welt« ist ein fabelhafter Spaß für reiselustige Leseratten. Wir besuchen mit Marco Polo den Hof von Kublai Khan, streifen mit Dracula durch Transsylvanien und fahren mit Joseph Conrad den Kongo entlang in das dunkle Herz von Afrika. Unsere literarische Weltreise führt in mehr als 30 Länder.

Geliebte Klassiker und moderne Bestseller von Jane Austen, Anna Seghers, Mary Shelley und Jack Kerouac geben sich ein Stelldichein. Die Reisebeschreibungen sind überraschend, gefährlich und berührend. Kluge Köpfe verraten alles Wissenswerte über Autor:innen, Hintergründe und Motive. (Klappentext)

Die Macher dieses Buchs haben sich mit „Wonderlands“ schon fantastischer Welten innerhalb von Büchern angenommen, nun geht es um unsere Welt, um Reisen in reale Länder.

„Wir können nicht ruhig zuhause sitzen. Das liegt in unserer Natur.“

So beginnt dieses Buch und nichts fühlt sich passender an, nachdem ich dieses Jahr schon eine kleine griechische Insel erkundet habe, auf Mallorca entspannte und demnächst noch Barcelona besuche. Während ich von Freunden Bilder von ihren Kanada- und Italienreisen bekomme. Zudem sehe ich zeitgleich Bilder über den Wolken in den Whatsapp-Status von Bekannten. Wir reisen, wir erkunden, wir erleben – und wir lesen. Was für eine wundervolle Kombination stellt da dieses Buch dar?

„In 80 Büchern um die Welt“ führt den Leser zu Büchern vom Mittelalter bis heute. Es beginnt mit „Die Odyssee“ (ca. 725 – 675 v. Chr.) von Homer und endet mit „Lincoln Highway“ (2021) von Amor Towles.
Jedes Buch wird auf zwei bis drei Seiten beschrieben. Man erfährt Infos zu den Autor*innen, der Entstehungsgeschichte, dem Inhalt des Buches. So viel, was interessant und wissenswert ist.

Die Seiten sind gefüllt mit Covern und Autor:innen-Bildern – das ist klar. Doch dazu finden sich Landschaftskarten, Gemälde, Szenenfotos aus Filmen und noch mehr. Allein eine Seite aufzuschlagen macht schon Spaß, da hat man noch nichts gelesen.
Doch auch dann wird der Spaß nicht gemindert. Trotz des Sachbuchcharakters liest es sich flüssig, denn man möchte die ganzen Infos über die Bücher aufsaugen. Man muss jedoch bedenken, dass sich in all den Infos über die Bücher zum Teil auch kleinere Spoiler und Hinweise auf Wendungen des Buches befinden.

Insgesamt teilt sich das Buch in vier große Teile: „Expeditionen und Reisen“ mit Büchern von 725 v. Chr. bis 1897, „Zeitalter des Reisens“ mit Geschichten von 1899 bis 1953, „Postmoderne, neue Wege“ mit Reisegeschichten von 1955 bis 1998 und „Reisen in der Gegenwart“, die zwischen 2000 und 2021 stattfinden.

Besonders schön finde ich die Vielfalt der Bücher und Autoren. „Die Flucht ohne Ende“ (1927) vom Österreicher Joseph Roth findet sich genauso in diesem Werk wie „Ein Schmetterling im November“ (2004) von der isländischen Autorin Auður Ava Ólafsdóttir, „Eine gute Partie“ (1993) vom indischen Autoren Vikram Seth und auch „Americanah“ (2013) von Chimamanda Ngozi Adichie, die in Nigeria geboren ist. Diese Vielfalt findet sich auch in den Reiseruten der Bücher wieder. Von Ost nach West und Nord nach Süd. Heiße Orte, kalte Orte, Landwege und Seewege, Reisen mit dem Auto oder Fahrrad. Es wird eine unfassbare Bandbreite dargestellt. Aber – das wird im Vorwort bereits hervorgehoben – dieses Buch stellt keine vollständige Enzyklopädie aller Reiseromane dar. Kann ja gar nicht. Und doch merkt man an jeder Ecke die wahnsinnige Mühe, so viel Varianz zwischen Autoren, Zeiten und Orten hereinzubekommen, wie möglich.

Ich gebe zu, ich persönlich habe erst ein Buch der hier vorgestellten gelesen: „Seide“ (1996) von Alessandra Baricco. Aber keine hier vorgestellten Bestseller, wie „Lolita“ (1955) von Vladimir Nabokov, „Frankenstein“ (1818) von Mary Shelley oder „Tschick“ (2010) von Wolfgang Herrndorf. Letzteres liegt immerhin auf meinem Sub, ebenso wie „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ (2013) von Rachel Joyce.

Was für ein wundervolles Buch. Wirklich! Für Literatur- und Reiseliebhaber. Für Menschen, die gern interessante Texte lesen und gern Gemälde ansehen. Hier steckt so viel Wissenswertes drin. Normalerweise lasse Preise aus Rezensionen heraus, aber hier muss ich ihn hervorheben: All das Wissen und die Mühe hat wbg Theiss für 29 Euro herausgebracht. Unfassbar! Ich glaube, dieses Buch sollte demnächst unter einigen Weihnachtsbäumen liegen. Es lohnt sich so sehr!

In 80 Büchern um die Welt
Originaltitel: Literary Journeys. Mapping Fictional Travels Across the World of Literature (2022)
wbg Theiss, 12. September 2022
ISBN 3806244294
256 Seiten
Broschiert; 29,00 Euro

Ähnliche Titel (Klicke für die Rezension):


Kostenloses Rezensionsexemplar

Adriana Popescu – Mein Sommer auf dem Mond

Cooler Sportler, niedliche Träumerin, lässiger Underdog und freche Sprücheklopferin – alles nur Fassade …

… und die müssen Fritzi, Bastian, Tim und Sarah aufgeben, als sie mit ihren tiefsten Geheimnissen im Therapiezentrum auf Rügen landen. Einen lebensverändernden Sommer lang werden die vier vom Schicksal zusammengewürfelt und ordentlich durchgeschüttelt. Dabei wachsen sie über sich hinaus, finden ihr wahres Selbst, großen Mut und entdecken die erste wahre Liebe … (Klappentext)

Lange zählte Anne Freytag zu meinen Lieblingsautor*innen. Auf Instagram erzählte sie viel von ihrer Autoren-Freundin Adriana Popescu und irgendwann war ich so neugierig, dass ich mir ihr – zu der Zeit – neuestes Buch gekauft hatte.

Die sechzehnjährige Fritzi leidet – wegen der Scheidung ihrer Eltern und an Panikattacken. Um mit den neuen Lebensumständen besser leben zu können, schicken ihre Eltern sie zur Therapie nach Rügen. Sie landet mit Bastian, Sarah und Tim in der Gruppe der Astronauten. Und plötzlich müssen vier Jugendliche nicht nur mit ihren Problemen umgehen, sondern auch mit drei völlig fremden Personen.
Zusammen müssen sie in die Gruppentherapie und öffnen sich Stück für Stück – auch für sich selbst – und gestehen sich ihre Probleme ein.

Die Probleme der vier waren ein zentrales Thema, doch was genau jeder hat, eröffnet sich erst nach und nach. Die Auflösungen und Diagnosen sind sehr gut über das Buch verteilt, sodass hier immer noch die Spannung gehalten wird.

Geschrieben ist das Buch abwechselnd aus der Sicht von Fritzi und Basti, Tim und Sarah erlebt man immer nur aus der Fremdsicht. Adriana Popescu hat das Buch dabei wahnsinnig humorvoll und frisch geschrieben – vor allem auch mit sehr vielen popkulturellen Anspielungen.
Die Personen sind wirklich authentisch, wenn auch das ein oder andere Klischee sicher dabei ist. Die Astronauten sind mir sehr ans Herz gewachsen.

Ich habe das Buch so unfassbar gern gelesen. Es war so schön mitzuerleben, wie die vier zusammengewachsen sind, sich Halt gegeben haben, Freunde wurden, sich geöffnet haben und aufeinander verlassen konnten. Ich fand das sehr berührend.
Das Ende hat mich dann zusätzlich nochmal so richtig bekommen und es gibt für mich keine andere Möglichkeit, als Sterne zu geben. Das Buch wird einen Platz in meinem Herzen bekommen.

Adriana Popescu – Mein Sommer auf dem Mond
cbt, 22. Juni 2022
ISBN 3570311988
399 Seiten
Broschiert; 13,00 Euro

Colleen Hoover – Für immer ein Teil von dir

Fünf Jahre nach dem tragischen Verlust ihrer großen Liebe Scott kehrt Kenna an den Ort des Geschehens zurück. Ihr einziger Wunsch: endlich ihre vierjährige Tochter, die bei Scotts Eltern lebt, in die Arme zu schließen. Gleich am ersten Abend trifft sie auf Ledger, den ersten Mann, zu dem sie sich seit Scotts Tod hingezogen fühlt – und er sich umgekehrt auch zu ihr. Doch Kenna erkennt schnell: Ledger ist der eine Mann, von dem sie sich fernhalten sollte. Der eine, der der Schlüssel zu ihrem Lebensglück oder ihrem Unglück sein könnte… (Klappentext)

Schon eine Weile habe ich auf den Social-Media-Kanälen von Colleen Hoover die Veröffentlichung von ihrem neuen Buch „Reminders of Him“ verfolgt. Umso glücklicher war, dass die deutsche Übersetzung nur wenige Tage auf sich warten ließ.

Kenna kehrt nach Jahren im Gefängnis zurück in die Stadt, in der ihre große Liebe gestorben ist, denn dort befindet sich das Einzige, was Scott ihr hinterlassen hat: ihre gemeinsame Tochter Diem. Doch leider lebt das Mädchen bei Menschen, die Kenna hassen. Scotts Eltern konnten Kenna die Verbindung zum Tod ihres Sohnes nie verzeihen. Doch Kenna will kämpfen, Geld verdienen, sich ein Leben aufbauen und dann endlich ihre Tochter wieder in den Arm schließen. Doch dann trifft sie Ledger und ihr sorgsam zurechtgelegter Plan bekommt unvorhergesehene Hürden.

Colleen Hoover schafft es jedes Mal, mich mit ihren Geschichten in den Bann zu ziehen. Der Kindesentzug traf mich aber auf eine ganz speziellen Ebene. Es ist nicht so, dass man das nicht nachvollziehen könnte, wenn man keine Mutter ist. Aber als Mutter hat mich Kennas Schmerz und Sehnsucht besonders getroffen. Ich habe auf jeder Seite mitgefiebert und so sehr gehofft, dass sie sich Diem Schritt für Schritt annähern kann.
Doch auch die Verbindung zu Ledger hatte viel Konfliktpotenzial und war deswegen extrem spannend und auch spannungsgeladen. Die Chemie der beiden war hervorragend – und doch so ganz anders als man es zwei Figuren wünscht.

Schon die Ausgangsgeschichte um Diem zeigt, dass das Buch keine flache Lovestory ist, sondern tiefergreifende Themen anspricht. Doch es geht nicht „nur“ um den Verlust eines Kindes – für Kenna, aber auch Scotts Eltern – es geht auch um Tod, Trauerverarbeitung, Verzeihen, Schuld und die Frage „Wann bin ich ein schlechter Mensch?“

Kenna war dafür eine fantastische Hauptfigur. Sie hat falsche Entscheidungen in ihrem Leben getroffen und damit so viele Leben zerstört. Und doch steht sie, nachdem sie ihre Schuld vor dem Gesetz beglichen hat, immer noch da und kann kämpfen. Neben ihrem Kampfeswillen ist aber auch all der Schmerz und all die Liebe.
Kennas Sicht wechselt sich ab mit der von Ledger und auch seine Teile habe ich extrem gern gelesen. Seine Gedanken und Gefühle waren größtenteils so ganz anders als ihre und der Gegensatz faszinierte mich.

Wenn ich das Buch Revue passieren lasse, ist es gar nicht so, dass es viel Handlung gab. Es gab nur wenig Orte, hauptsächlich Kennas Wohnung und Ledgers Bar und es passierte einfach auch nicht viel Aufregendes. Der Fokus des Buches liegt auf der persönlichen Entwicklung, Kennas Weg zu ihrer Tochter, die Suche nach Akzeptanz und Annäherungen zwischen verschiedenen Personen.

Ich konnte wirklich mitfühlen und vergoss einige Tränen. Es war spannend, aufregend, emotional. Für mich hatte das Buch keine Schwachstellen. 5 Sterne.

Colleen Hoover – Für immer ein Teil von dir
Originaltitel: Reminders of Him (Januar 2022)
dtv Verlagsgesellschaft, 2. Februar 2022
ISBN 342326330X
395 Seiten
Broschiert; 15,95 Euro

Weitere Bücher der Autorin (klicke für die Rezension):

Daniel Jones & Miya Lee – tiny love stories

Sie werden lachen, Sie werden weinen, Sie werden mitgerissen – und zwar schneller, als Sie diesen Absatz lesen können.

Mit diesem Buch halten Sie 175 wahre Geschichten in Händen – ehrlich, lustig, sanft und weise. Jede einzelne so bewegend wie ein gefühlvolles Gedicht, alle in weniger als einhundert Worten erzählt. Ein Elektriker bringt Licht in das Leben einer Frau, eine Schwester sehnt sich nach ihrem obdachlosen Bruder, Fremde träumen davon, was hätte sein können. Es sind Geschichten von verflossener, frischer und zurückeroberter Liebe. Von romantischer Liebe, Elternliebe, platonischer Liebe und Liebe, die ganz unerwartet da ist. Vor allem aber feiern diese Geschichten die Liebe, wie nur das echt Leben sie schreiben kann. (Klappentext)

Als ich die Anfrage für ein Rezensionsexemplar kam, dachte ich, dass das Buch ganz cool und süß klingt und hatte mich auf schöne Storys gefreut. Als ich dann im Klappentext las: „Sie werden lachen, Sie werden weinen, Sie werden mitgerissen“ war ich fest überzeugt, dass das – wie so häufig – deutlich übertrieben ist.
Dann begann ich zu lesen. Bei der ersten Geschichte musste ich lachen, bei der zweiten schlucken und bei der fünften habe ich geheult.

Die Einsendungen der Geschichten ergaben sich aus einer Challenge, bei der die Redakteure der Kolumne „Modern Love“ ihre Leser baten, ihre Liebesgeschichte in weniger als 100 Wörtern zu schreiben. Die wöchentliche Kolumne erschien erstmals 2004 in der New York Times, entwickelte sich 2016 zu einem Podcast und mittlerweile gibt es auch eine gleichnamige Serie auf Amazon.

Wie der Klappentext schon sagt, gibt es Geschichten aus allen möglichen Bereichen. Liebe zu Ländern, zu Freunden, zu Kindern, Partnern, Eltern. Liebe zwischen hetero- und homosexuellen Menschen, Transpersonen, Jungen, Alten. Frische Liebe, lange Liebe, verlorene Liebe, unerwiderte Liebe.
Die Geschichten sind häufig mit kleinen Illustrationen oder Fotos der Personen ergänzt.

Bald ist ja Valentinstag. Ich fände es eine total schöne Idee, das Buch seinem Partner (oder seinen Freunden, Eltern, wen auch immer man liebt) zu schenken und als Überraschung auch die eigene (Liebes-)Geschichte auf einer der leeren Seiten zu hinterlassen.

Ich habe das Buch so, so, so gern gelesen. Und selbst mein Freund, der kurz mal das Buch zur Hand nahm, las direkt 80 Seiten und mochte sehr, was er vorfand.
Es war süß, bereichernd, lehrreich. Das Buch kann Hoffnung machen und zeigen, dass man nicht allein ist. Ich wurde wirklich total abgeholt und konnte mitfühlen.

Daniel Jones & Miya Lee – tiny love stories
Originaltitel: tiny love stories: True Tales of Love in 100 Words or Less (Dezember 2020)
‎Groh, 14. Januar 2022
ISBN 3848500833
207 Seiten
Gebunden; 12,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Patrick Ness – Sieben Minuten nach Mitternacht

Es ist sieben Minuten nach Mitternacht. Wie jede Nacht erwartet Conor den Albtraum, der ihn quält, seit seine Mutter unheilbar an Krebs erkrankt ist. Doch diesmal begegnet er einem uralten, wilden Wesen, das seine geheimsten Ängste zu kennen scheint. Und schon bald begreift Conor, dass es der einzige Freund ist, der ihm in der Not zur Seite steht. Denn er wird zerrissen von der einen Frage, die er nicht einmal zu denken wagt. Darf er seine Mutter, die er über alles liebt, loslassen? Oder muss er es sogar, um nicht selbst verloren zu sein? (Klappentext)

Vor fünf Jahren kam ich vollkommen fertig, aber auch tief beeindruckt aus der Pressevorführung der Verfilmung zu „Sieben Minuten nach Mitternacht“. Das Buch ist sofort auf meine Wunschliste gekommen, denn dass ich das auch in meinem Regal haben möchte, war gar keine Frage.
Ende letzten Jahres habe ich es dann endlich gekauft und auch direkt gelesen.

Die Idee zu dem Buch stammt von der Autorin Siobhan Dowd, die vor ihrem Tod ein detailliertes Exposé zu dem Buch angefertigt hat. Als Patrick Ness gebeten wurde, das Buch zu vervollständigen, konnte und wollte er es nicht in Dowds Ton machen, außerdem kamen noch eigene Ideen zu der Geschichte hinzu. Und so entstand etwas ganz Großartiges.

Conors Mutter ist schwer krank, doch nicht nur deswegen ist sein Leben schwer. Er wird Nacht um Nacht von einem schrecklichen Albtraum heimgesucht. Und in der Schule wird er von ein paar Mitschülern gemobbt, von den anderen ignoriert.
Und dann steht plötzlich ein Monster an seinem Fenster, das sich aus der alten Eibe vom Hügel gegenüber entwickelt hat. Es erzählt Conor drei Geschichten. Dann soll eine vierte folgen. Die wird Conor erzählen. Und es wird die Wahrheit sein.

Der Rahmen des Buches – Conors Leben mit allen Facetten vom schwierigen Verhältnis zu seinem Vater, über seine schwerkranke Mutter bis hin zum Mobbing in der Schule, bei dem er auch Gewalt erfährt – gibt an sich schon viel her. Conor ist kein Sympathieträger durch und durch, aber wer kann es ihm verübeln? Er musste viel zu früh erwachsen werden. Und er hat Angst. So schreckliche Angst.
Doch die Geschichten vom Monster bringen dann noch einen ganz anderen Drive herein, sind spannend, wendungs- und lehrreich.
Überhaupt ist das Monster natürlich DIE Besonderheit des Buches. Eine wundervolle Figur, bei der am Ende immer ein wenig die Frage bleibt: Ist sie real oder Conors Vorstellung entsprang.

Illustriert ist das Buch von Jim Kay, der auch die illustrierten Ausgaben von „Harry Potter“ gestaltet hat. Mal gibt es eine Doppeltseite, mal eine Seite, mal nur eine kleine Zeichnung. Auch sie sind düster, zum Teil schemenhaft und nicht immer ganz deutlich. Und damit passen sie fantastisch zur Geschichte.

„Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist ein unfassbar besonderes und bewegendes Buch. Es ist keine schöne Geschichte. Sie strotzt vor Krankheit, Tod, Gewalt, Trauer, Angst, Dunkelheit. Aber auch von Liebe, Hoffnung, Verzeihen, Zusammenhalt.
Ich habe das Buch geliebt.

Patrick Ness – Sieben Minuten nach Mitternacht
Originaltitel: A Monster Calls (September 2011)
‎Goldmann, 16. Januar 2017
ISBN 9783442485345
219 Seiten
Gebunden; 8,99 Euro

Lissa Lehmenkühler – Der Schneeti

Wenn ein Schneeti in dein Leben schneit, bleibt keine Schneeflocke auf der anderen!

»Hallöle, Öle!« Ole traut seinen Augen nicht, als eines Abends plötzlich ein kleines fluffiges Wesen in sein Zimmer schneit. Sein Besucher stellt sich als Schneeti vor und scheint einfach alles zu können: Vorwärtsrolle, Rückwärtsrolle, 6.422 Sprachen und vor allem jede Menge Streiche! Und er ist genau der Freund, den Ole gerade braucht. Denn seit dem Umzug hat Ole Heimweh und auf der neuen Schule ärgern ihn Rocco und seine Bande. Mit dem Schneeti wird dieser Winter vielleicht doch noch schön. Aber dann gerät der Schneeti in Gefahr – und Ole muss über sich hinauswachsen, um ihn zu retten… (Klapptentext)

Als letztes Buch für 2021 hatte ich mir noch ein Winterbuch ausgesucht. Der „Schneeti“ war perfekt, denn Weihnachten spielt darin keine Rolle und so konnte es auch gut noch kurz vor Silvester gelesen werden.

Ole wird in seiner neuen Schule von ein paar Jungs ausgegrenzt und schikaniert. Am liebsten würde er zu seinem Opa Ottokar nach Kanada fliehen. Als er traurig durch die Erinnerungsstücke seines „alten“ Lebens schaut, klopft es plötzlich ans Fenster und der kleine Schneeti kommt herein. Von nun an wird Oles Leben ganz schön durcheinandergewirbelt.

Mit dem „Schneeti“ hat Lissa Lehmenkühler wirklich eine zuckersüße Geschichte um ein ganz außergewöhnliches Wesen geschaffen. Dieser Mini-Zauber-Yeti hat sich sofort in mein Herz geschlichen. Auch wenn ich keinem Rocco Schneebälle im Klassenzimmer an den Kopf werfen muss, dürfte der Kleine auch bei mir mal ans Fenster klopfen.

Die Geschichte an sich bedient sich bekannter Motive, wie dem Neuen in der Klasse, den Mobbern, einer Schulaufführung und eben eines außergewöhnlichen Freundes. Doch die Zusammenstellung hat Spaß gemacht und die Geschichte war spannend und lehrreich. Am Ende sogar emotional.

Ole als Hauptfigur ist dabei eine sichere Bank. Er hat seine Fehler und Eigenheiten und ist dabei sehr liebenswert, ebenso wie die kleine Rafif, die sich bald der kleinen Gruppe anschließt.

Gekrönt wird alles durch ganz zauberhafte Illustrationen von Heidi Förster, die die Geschichte noch einmal so richtig lebendig werden lassen.

Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen. Eine tolle Geschichte für Kinder, bei der auch Erwachsene Spaß am (vor)lesen haben werden. Der einzige kleine Kritikpunkt ist, dass Rocco sich etwas schnell und plötzlich wandelt, aber darüber konnte ich hinwegsehen. Der Hauptpart liegt eh beim kleinen Zauberwesen.

Lissa Lehmenkühler – Der Schneeti – Ein Winterwunder für Ole
Arena, 22. September 2020
ISBN 3401605151
189 Seiten
Gebunden; 12,00 Euro

Torben Kuhlmann – Einstein

Was wäre, wenn Einsteins berühmte Theorien erst durch die Begegnung mit einer kleinen Maus zustande gekommen wären? Wäre das nicht eine Erklärung dafür, warum ein Angestellter des Schweizer Patentamts die Gesetze der Physik und unsere Vorstellung von Raum und Zeit auf den Kopf stellen konnte? (Klappentext)

Seit wir Eltern geworden sind, befinden wir uns natürlich deutlich öfter in der Kinderecke von Buchläden. Es dauerte nicht lange, da sprang – vor allem meinem Freund – die Reihe der Mäuseabenteuer von Torben Kuhlmann ins Auge. Eigentlich ist unsere Tochter für diese Bücher noch deutlich zu jung. Und eigentlich finde ich 22 Euro pro Buch auch ganz schön happig. Aber „Einstein“ mussten wir dann doch kaufen. Die ersten drei Bücher „Lindbergh“, „Armstrong“ und „Edison“ werden hier aber irgendwann definitiv auch noch Einzug halten.

In „Einstein“ möchte eine kleine Maus in die Schweiz zum Käsefest reisen. Dort angekommen muss sie feststellen, dass sie sich um einen Tag verzählt hat und nun ist das ganze Fest schon vorbei. Also versucht sie herauszufinden, was es mit der Zeit auf sich hat und ob man sie wohl irgendwie beeinflussen kann. Dazu findet sie erst einen ganz speziellen Uhrmacher… und der hat dann einen ganz besonderen Tipp.

Ich finde die Geschichte wunderschön und zuckersüß. Ich habe die kleine Maus sofort in mein Herz geschlossen und konnte ihr Leid verstehen, als sie das Fest verpasst hat, auf das sie so lange hingefiebert hat.
Doch vor allem fand ich die Geschichte wirklich lehrreich. Der Uhrmacher erklärt viel über Uhren und die Zeit und vor allem gibt er den Hinweis auf Einstein und seine Relativitätstheorie, über die man dann auch einiges erfährt.

Doch das Lehrreiche wird am Ende des Buches noch einmal vertieft, denn es gibt Info-Seiten über die Krümmung des Raums, Lichtgeschwindigkeit und auch ein kurzer Abriss über Einsteins Leben.

Vor allem aber habe ich die Bilder geliebt, die Torben Kuhlmann selber als Illustrator angefertigt hat. So viel Liebe zum Detail und so viel Schönheit. Ich konnte mich an den Bildern schon nicht sattsehen.

Also ja, das Buch ist teuer. Aber es lohnt sich so sehr!

Torben Kuhlmann – Einstein
NordSüd Verlag, 22. September 2020
ISBN 3314105290
128 Seiten
Gebunden; 22,00 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus
2. Armstrong – Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond
3. Edison – Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes
4. Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit

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