Und dann, gerade als sie zu den Sechs Tannen kamen, blickte Pu sich um, um zu sehen, dass niemand lauschte, und sagte mit sehr feierlicher Stimme: »Ferkel, ich habe etwas beschlossen.«
»Was hast du beschlossen, Pu?«
»Ich habe beschlossen ein Heffalump zu fangen.« (Klappentext)
Als meine Tochter geboren wurde, erwachte bei mir eine seltsame Winnie-Pooh-Liebe. Die ersten Bodys waren mit dem kleinen Bären bedruckt und auch ihr Motorikwürfel. Selbst heute, zweieinhalb Jahre später, ziert er noch ihre Bettwäsche. Ich wollte unbedingt, dass sie mit Christopher Robin, Ferkel, Pooh und all den anderen Freunden aufwächst. Obwohl – oder gerade weil – ich es selbst nicht bin. Ich habe hier und da als Kind mal ein paar Folgen der Serie gesehen, aber nicht mal den Disney-Film. Erst als der Film „Christopher Robin“ mit Ewan McGregor in die Kinos kam, habe ich etwas mehr über den Hintergrund der Figuren erfahren.
Doch, wie gesagt, mein Kind sollte mit Pooh aufwachsen. Ich wollte immer mal eine „Gesamtausgabe“ oder zumindest ein dickes Buch mit vielen Geschichten kaufen, doch das ist nie passiert. Bis mir letztens in einem Second-Hand-Laden dieses Buch in die Hände fiel. Die Zeit war gekommen. Ich habe die originale Geschichte gelesen!
Diese Version ist die Neuübersetzung von Harry Rowohlt. Manche kennen ihn vielleicht als den Obdachlosen Harry aus der „Lindenstraße“ – auf jeden Fall aber auch als Abkömmling des Rowohlt Verlags.
Das Buch besteht aus zehn Kapiteln – und damit Kurzgeschichten – aus dem Hundertsechzig-Morgen-Wald. Der Junge Christopher Robin bekommt die Geschichtem erzählt und ist zeitgleich eine der Hauptfiguren. Vorrangig geht es aber um den Bären Pu, der verfressen und lieb ist, was ihn in die ein oder andere brenzliche Situation bringt. Dabei sind auch das quirlige Ferkel und der ständig deprimierte und verbitterte Esel I-Ah. Außerdem gibt es Kaninchen mit all seinen Bekannten-und-Verwandten, Känga und klein Ruh und Eule.
Die Gefahren und Geschichten sind nie groß und dramatisch, sondern vollkommen kindgerecht und Probleme können durch Zusammenhalt der Freunde immer gelöst werden. Mal muss Pu vor Bienen gerettet werden, mal unternehmen alle eine Expedition zum „Nordpohl“, mal muss der verlorene Schwanz von I-Ah gesucht werden.
An zwei, drei Stellen konnte ich sogar richtig lachen und fand den Wortwitz gut gemacht.
Und trotzdem finde ich das Buch nicht für (kleinere) Kinder geeignet. Die Sprache ist schwierig. Die Sätze sind lang und verschachtelt. Es schwingt dadurch eine bestimmte Athmosphäre mit, aber die kommt bei Kindern eventuell eher schwierig an. Außerdenm reden Pu und seine Freunde häufig Nonsense. Floskeln, die aus dem nichts kommen und sich um nichts drehen. Vollkommen leere Gespräche.
Was ich persönlich auch unangenehm fand, war, dass der Erzähler Pu ständig einen „sehr geringen Verstand“ attestiert und Christopher Robin immer sagt, wenn auch liebevoll: „dummer alter Bär“.
Und I-Ah ist ja schon in der Kinderserie traurig und deprimiert. Aber in dem Buch ist er vollkommen verbittert und gemein. Ständig betont er, dass ihn niemand mag und ihn alle bei nichts dabei haben wollen. Netten Worten glaubt er nicht und er will trotzdem immer im Mittelpunkt stehen. Eine unfassbar blöde Figur.
Toll sind die Illustrationen, die die Geschichten immer schön unterstreichen und visualisieren. Sie werten das Buch richtig auf.
Tja, am Ende bleibe ich etwas enttäuscht zurück. Aus verschiedenen Gründen.
Zum einen – und dafür kann das Buch wenig – habe ich gehofft, hier all die schönen und bekannten Zitate des kleinen Bären zu finden. Sie waren aber leider nicht da.
Die Geschichten an sich und die Illustrationen waren schön, aber die Figuren fand ich unmöglich. Ja, der kleine Bär ist Kult, aber das hat mir nicht geholfen, alles gut zu finden.
A. A. Milne – Pu der Bär
Originaltitel: Winnie-the-Pooh (Originalausgabe: 1926)
Dressler Verlag, 01. Februar 1998 (Deutsche Erstausgabe: 1928)
ISBN 3791513265
159 Seiten
Gebunden