Die Insel. Die Kinder. Das Grauen. Bist du bereit für dieses Abenteuer?
Manche Großväter lesen ihren Enkeln Märchen vor – doch was Jacob von seinem hörte, war etwas ganz, ganz anderes: Abraham erzählte ihm von einer Insel, auf der merkwürdige Kinder mit besonderen Fähigkeiten leben – und von den Monstern, die auf der Suche nach ihnen sind. Inzwischen ist Jacob fast erwachsen und glaubt nicht mehr an die wunderbaren Schauergeschichten. Bis zu jenem Tag, an dem sein Großvater unter mysteriösen Umständen stirbt… (Klappentext)
Seit Jahren habe ich in Buchhandlungen auf das Buch mit dem alt anmutenden Cover gestarrt. Ab und zu nahm ich es in die Hand und betrachtete das ein oder andere Foto darin. Doch erst als ich viel Geld auf der Payback-Karte hatte und nicht wusste, was ich davon kaufen soll, griff ich zu.
Seit Jacob Portman sich erinnern kann, erzählt sein Großvater ihm Geschichten aus seiner Kindheit. Von der Insel. Von dem Kinderheim, das ein Paradies war. Von den Monstern, vor denen alle dort sicher waren. Von seinen Freunden, die schweben konnten, unsichtbar waren, in deren Bäuchen Bienen wohnten oder andere Besonderheiten hatten.
Doch es kam der Punkt in Jacobs Leben, da begriff er, dass es solche Menschen nicht gibt. Und Kinderheime auch keine Paradiese auf abgelegenen Inseln sind. Sein ganzes Leben wurde er von seinem Großvater belogen – die Geschichten wollte er nicht mehr hören. Doch im Tod flüsterte Grandpa Portman verworrene Worte. Worte, die Jacob nicht zuordnen kann. Vielleicht muss er die Insel bereisen, um alles zu verstehen…
Schon immer sind Menschen fasziniert von dem Andersartigen, von dem Besonderen. Nicht umsonst gab es Zirkusse mit außergewöhnlichen Menschen. Sogenannte Freakshows, die selbst heute noch Mittelpunkt in Filmen und Serien sind, wie in „American Horror Story – Freak Show“.
Und auch dieses Buch lebt von ebenjenen Besonderheiten. Die Geschichten von Abraham bannen den Leser, dabei ist zweitrangig, ob sie stimmen oder nicht. Ich wollte von immer neuen Kindern erfahren, immer mehr Fähigkeiten entdecken.
Zusätzlich überraschten und begeisterten die Fotos, die zuhauf im Buch vorhanden sind. Und als ich – im Anflug einer Ahnung – noch im ersten Drittel des Buches mal zu den allerletzten Seiten vorblätterte, steigerte sich meine Faszination: Es sind alles echte Bilder, von denen nur wenige bearbeitet wurden. All diese seltsamen Fotos wurde also vor vielen Jahrzehnten genau so geschossen. Immer öfter las ich die Seiten zwischen den Bildern schnell weg, um mich wieder erstaunen lassen zu können. Jedes Bild passte perfekt in die Geschichte. Und bei dem einen oder anderen merkte man, das die Geschichte extra zum Bild geschrieben wurde.
Ich war von der Spannung vor allem am Anfang des Buches total mitgerissen. Stimmen die Geschichten? Gibt es die Kinder? Wenn ja, kann Jacob sie noch treffen? Sie sind ja ebenso wie sein Großvater mittlerweile alt.
Und auch als die erste große Auflösung kam, wurde die Spannung nicht weniger. Ganz im Gegenteil. Neue Fragen wurden aufgeworfen, neue Antworten wollten erlesen werden.
Erst mit der Mitte des Buches flachte das große Interesse und die Spannung bei mir ab. Längen entstanden. Doch auch wenn ich sie registrierte, störten sie mich nicht groß. Ich las unbeirrt weiter, musste mich nicht durchquälen. Denn eine Flaute in der Geschichte war nie von Dauer. Bald wurde sie durch eine neue Wendung oder Überraschung gerettet.
Jacob machte es mir als Hauptfigur dabei leicht. Als Kind aus reichem Hause wollte er genau das nicht sein. Er war kein Schnösel, kein Frauenversteher oder Cliquenmagnet. Jacob ist ein unsicherer Junge mit Problemen und Nöten, die Jugendliche eben haben.
Trotzdem erwachte sein Entdeckergeist und seine Neugierde durch den Tod seines Großvaters, was mich als Leser mitriss.
Ich blieb an seiner Seite und wollte alles, was er sieht und erfährt, genau beschrieben bekommen.
Auch wenn er ganz klar die Hauptperson und der Ich-Erzähler des Buches war, gefielen mir die anderen Figuren. Dabei waren manche Personen vielschichtiger als andere. Aber allein aufgrund der schieren Masse der Personen, ist das für den Leser angenehmer, wenn er manche als oberflächliche Nebenfigur erfahren kann.
Die Sprache blieb vollkommen unauffällig. Dies passte aber allein deswegen perfekt zum Buch, als dass die Geschichte schon besonders genug ist. Eine ausgefallene Sprache hätte zu sehr vom Wesentlichen Ablenken können.
Und abgelenkt wollte ich nicht werden bei Jacobs Suche auf der düsteren, herbstlichen, rauen Insel nach ganz besonderen Kindern.
Mir gefiel das Buch äußerst gut. Nur die Längen zum Ende hin, die die Spannung in Mitleidenschaft zogen, lassen das Buch für mich ein paar Punkte verlieren.
Nichtsdestotrotz ist der zweite Teil der Reihe schon bestellt und ich freue mich wahnsinnig, weiterlesen zu können.
Der erste Teil bekommt bis dahin erst einmal von mir.
Doch nicht nur mir scheint das Buch gefallen zu haben. Mittlerweile wurde es auch als Comic aufgelegt und der Kinofilm läuft aktuell im Kino.
Ransom Riggs – Die Insel der besonderen Kinder
Originaltitel: Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children (Juni 2011)
Knaur Taschenbuch, 01. August 2013 (Gebundene Edition: November 2011)
ISBN 342651057X
416 Seiten
Taschenbuch; 12,99 Euro
Reihenfolge:
1. Die Insel der besonderen Kinder (Originaltitel: Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children)
2. Die Stadt der besonderen Kinder (Originaltitel: Hollow City)
3. Die Bibliothek der besonderen Kinder (Originaltitel: Library of Souls)
4. Der Atlas der besonderen Kinder (Originaltitel: A Map of Days)
5. Das Vermächtnis der besonderen Kinder (Originaltitel: The Conference of the Birds)
6. Die Zukunft der besonderen Kinder (Originaltitel: The Desolations of Devil’s Acre)
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