Cecelia Ahern – Perfect

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Willst du die perfekte Welt?
Oder die Freiheit?

Celestine wurde als »fehlerhaft« gebrandmarkt, sie gehört nun zu den Menschen zweiter Klasse. Doch statt sich den strikten Regeln des Systems zu unterwerfen, flieht sie. Denn Celestine ist auch ein Symbol der Hoffnung für alle anderen Fehlerhaften. Gelingt es ihr, den grausamen Richter Crevan zu überführen? Das wäre die Chance auf einen Neuanfang für die Fehlerhaften. Aber gibt es auch für ihre große Liebe eine neue Chance? Für Celestine geht es um alles – um Gerechtigkeit für sich selbst und alle anderen und um eine lebenswerte Zukunft. (Klappentext)

Nachdem mir der erste Teil von Cecelia Aherns All-Age-Zweiteiler – „Flawed“ – wahnsinnig gut gefallen hat, freute ich mich sehr, dass ich von FISCHER FJB den zweiten als Rezensionsexemplar bekommen habe.

Im ersten Teil musste Celestine ihren persönlichen Albtraum überstehen: Sie wurde als fehlerhaft gebrandmarkt. Und nicht nur das, sie wurde von Richter Crevan, dem Vater ihres Freundes , auch gleichzeitig zur fehlerhaftesten Person aller Zeiten gemacht, indem sie mehr Brandmale als irgendjemand anderes bekam.
Doch Celestine kann sich nicht einfach tatenlos mit ihrem neuen Leben arrangieren. Vor allem, weil sie damit auch ihre Familie permanent in Gefahr bringt. Es bleibt ihr nur eines: fliehen. Doch wo soll sie hin? Wer wird ihr helfen, wo es doch verboten ist, Fehlerhaften zu helfen, und vor allen: Wem kann sie vertrauen?

Die Geschichte ist die einzig richtige Weiterentwicklung des ersten Teils und man merkt ihr an, dass alles ab der ersten Seite von „Flawed“ durchdacht und konzipiert war. Im Prinzip wirken die beiden Teile wie aus einem Guss. Quasi ein 900-Seiten-Buch, das der Handlichkeit wegen getrennt wurde. Manche Dinge aus dem ersten Buch versteht man erst zu 100 Prozent, wenn man „Perfect“ liest.

Doch auch wenn man beide Teile nicht direkt nacheinander liest, wird es einem sehr leicht gemacht, sich wieder an die Geschichte zu erinnern. Äußerst klug und geschickt werden die vergangenen Begebenheiten eingestreut und noch einmal erwähnt oder erklärt. Dabei wirkte es nicht wie eine plumpe Hilfestellung, sondern wirklich wichtig für Celestines aktuelle Gedankengänge.

Der erste Teil mit dem Prozess um die Fehlerhaftigkeit von Celestine und ihre ersten Wochen in dem neuen Leben war schon sehr spannend, doch die Flucht toppte das noch einmal. Permanent fieberte ich mit, ob sie entdeckt wird, ob sie den anderen helfen kann, ob alle ein besseres Leben erwartet.

perfectDie vielschichte Entwicklung der Figuren, die sich in Teil eins schon andeutete, breitete sich vollends aus. Jede einzelne Figur ist eine Persönlichkeit. Es geht um ihre Vergangenheit, Ansichten, Ängste, Gefühle. Und auch die Beziehungen zueinander sind nicht immer einfach – Freundschaft, Liebe, Verrat, überraschende Entwicklungen. In dem oberflächlichen Land, in dem die Geschichte spielt, schafft Cecelia Ahern ganz tiefgründige Figuren.

Ich bin der Autorin aber sehr dankbar, dass sie es geschafft hat, sich nach kurzer Dauer wieder von den tollen Figuren und der spannenden Geschichte zu verabschieden. Denn so traurig ich auch bin, Celestine und ihre Familie und liebenswerten Freunde zu verlassen, so glücklich bin ich auch. Kein Warten auf den nächsten Teil, kein Cliffhanger, der jetzt monate- oder jahrelang in der Luft hängt, kein Abflauen der Lust auf die Geschichte durch ebenjene Wartezeit.

Im Wesentlichen bin ich wieder wirklich begeistert von dem Buch.
Die Kritikpunkte sind äußerst klein.
Der Vergleich zu Katniss Everdeen als Spotttölpel in „Die Tribute von Panem“ war in „Flawed“ schon zum Tragen gekommen. In diesem Buch waren die Parallelen noch stärker und präsenter. Und das machte mich manchmal wehmütig. Ich hätte mir mehr Eigenständigkeit der Geschichte und Absetzung von anderen Büchern gewünscht.
Ab und zu regte ich mich aber innerlich auf, dass einfach nichts zu funktionieren schien. Celestine stolperte von einer Falle in die nächste – ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel, das mich fertig machte. Aber das war wohl auch Sinn und Zweck. Man sollte mit den Gefühlen ganz beim Buch sein.
Und das war ich. Sehr oft berührte es mich, rührte es mich, bewegte es mich. Ich fühlte mit und fieberte mit. Und das hat wirklich verdammt viel Spaß gemacht. 4,5 Sterne

Cecelia Ahern – Perfect – Willst du die perfekte Welt?
Originaltitel: Perfect (April 2017)
FISCHER FJB, 17. November 2016
ISBN 3841422365
478 Seiten
Gebunden; 18,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Flawed – Wie perfekt willst du sein? – Originaltitel: Flawed
2. Pefect – Willst du die perfekte Welt? – Originaltitel: Perfect

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Kostenloses Rezensionsexemplar

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Film)

phantastische-tierwesen1Am liebsten wäre ich direkt ins Kino gelaufen, als der Film startete. Doch das kam dazwischen und jenes. Und letztendlich dauerte es doch länger als geplant. Aber als echter Potter-Fan musste ich den Film sehen. Denn selbst, wenn es nicht um Harry, Ron und Hermine ging, wollte ich endlich wieder filmisch in die Zauberwelt entfliehen, nachdem ich es mit „Harry Potter und das verwunschene Kind“ vor kurzem noch literarisch tun konnte.

„Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ beginnt 1926: Newt Scamander hat gerade eine weltweite Exkursion abgeschlossen, mit der er die außergewöhnliche Vielfalt von magischen Geschöpfen erforschen und dokumentieren will. Ein kurzer Zwischenstopp führt ihn nach New York und wäre sicherlich ereignislos verlaufen … würden nicht ein No-Maj (Amerikanisch für Muggel) namens Jacob, ein verloren gegangener magischer Koffer und einige entlaufene phantastische Tierwesen aus Newts Sammlung sowohl in der magischen Welt als auch unter den No-Majs für reichlich Schwierigkeiten sorgen. (Inhalt laut Warner Bros.)

Natürlich hatte ich vor Jahren „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ gelesen und war gespannt, wie sie dieses kleine Lexikon filmisch umsetzen wollen.
Doch noch bevor ich die erste echte Szene sah, hüllten mich bekannte Töne ein und ließen mich wohlig in meinen Kino-Sessel sinken. Und das erste Blitzen des Zauberstaubs brachte mir Gänsehaut. Ein bisschen wie nach Hause kommen.

phantastische-tierwesen3Und dann war er plötzlich da: Eddie Redmayne als Newt Scamander, der sympathische Engländer, der sich nach New York aufmacht, um dort eines seiner phantastischen Wesen auszusetzen. Doch dazu soll er nicht kommen, denn vorher stolpert er in die ein oder andere Begebenheit, verliert seinen Koffer, freundet sich mit einem Nicht-Magier an und ist auf der Flucht vor der amerikanischen Zauberer-Vereinigung MACUSA.

Hat mich die Story begeistert? Nein. Ich finde sogar, dass es nicht wirklich eine Story gibt. Es gibt kein klar definiertes Ziel am Anfang, man weiß nicht, worauf der Film hinaus will. Alles geschieht zufällig und ergibt sich einfach im Laufe des Films. Man merkt, dass es der Auftakt zu einer fünfteiligen Serie ist. Alles wird eingeführt, man macht sich mit den Figuren bekannt, findet zurück in die Zauberwelt.

phantastische-tierwesen2Mir fehlte durch dieses ungeplante und ungerichtete Zuschauen auch die Spannung. Es gab zwar durchaus interessante Fragen, die man auch mit entsprechendem Interesse angeschaut hat, aber eine echte Aufregung stellte sich bei mir nicht ein.

Viel mehr Spaß hatte ich am Kennenlernen all der Tierwesen, von denen ich vor Jahren mal gelesen hatte, die ich aber durch die Bank mittlerweile wieder vergessen hatte. So liebevoll gestaltete Wesen. Wie gern würde man das ein oder andere davon mal streicheln.

Aber so oder so: Die Atmosphäre war toll. Immer ein wenig düster und altertümlich und vollkommen passend für die Story und die Figuren.
Die Personen werden gut und ausgiebig eingeführt. Man kann sich sicherlich mit manchen identifizieren, wenn man denn möchte. Ihre Vielschichtigkeit wurde zumindest angedeutet. Entdeckt hat man aber noch lange nicht alles.

phantastische-tierwesen4Überhaupt wurde vieles nur angedeutet. Kleine Hinweise, die sich in den nächsten Filmen weiterentwickeln werden. Wenn man alles verstehen möchte, reicht „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ also auf keinen Fall als Einzelfilm.

Doch wer will schon aufhören, in die Zauberwelt einzutreten, wenn man die Möglichkeit hat? Ich definitiv nicht. Und so werde ich auch die nächsten Teile anschauen, auch wenn ich vom ersten hauptsächlich von den Tieren und der Atmosphäre begeistert war, aber die Story als etwas lahm empfand.
Nichtsdestotrotz wird auch das Drehbuch, das Carlsen im Januar veröffentlicht, den Weg in mein Regal finden.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Originaltitel: Fantastic Beasts and Where to Find Them (2016)
Filmverleih: Warner Bros.
Lauflänge: 133 Minuten
FSK 6

Gewinnspiel: Hörbuch zum Kinostart von „Bob, der Streuner“

[GEWINNSPIEL BEENDET]
Ab dem 12. Januar 2017 läuft die Romanverfilmung zu „Bob, der Streuner“ in den Kinos an.

Um euch sowohl die Wartezeit bis zum Kinostart als auch das Weihnachtsfest ein wenig zu versüßen, darf ich zwei Hörbücher von Bob verlosen.

Symbolbild - Zu gewinnen gibt es das Hörbuch.

Symbolbild – Zu gewinnen gibt es das Hörbuch.

Als James Bowen den verwahrlosten Kater vor seiner Wohnungstür fand, hätte man kaum sagen können, wem von beiden es schlechter ging. James schlug sich als Straßenmusiker durch, er hatte eine harte Zeit auf der Straße hinter sich. Aber dem abgemagerten, jämmerlich maunzenden Kater konnte er einfach nicht widerstehen, er nahm ihn auf, pflegte ihn gesund und ließ ihn wieder laufen. Doch Bob war anders als andere Katzen. Er liebte seinen neuen Freund mehr als die Freiheit und bieb. Heute sind sie eine stadtbekannte Attraktion, ihre Freundschaft geht Tausenden zu Herzen. (Klappentext des Buches „Bob, der Streuner“)

Das Buch zum Film

Das Buch zum Film

Der Roman dieser wahren Geschichte war ein Bestseller, der ans Herz ging. Die Geschichte wurde noch durch zwei Nachfolgebände erweitert. Bastei Lübbe hat nun zum Filmstart den ersten Teil noch einmal aufgelegt als Buch zum Film. Es ist am 09. Dezember erschienen, also quasi noch druckfrisch.
Wie immer könnte ich jetzt zu einem Fotowettbewerb aufrufen. Ein hübsches Bild von euch und eurem Haustier vielleicht. Oder mit dem Haustier der besten Freundin. Oder der Oma. Wie immer mache ich das aber nicht.
Es reicht, wenn ihr mir ein Kommentar hinterlasst, dass ihr eines der beiden Hörbücher gewinnen wollt (und gern auch ein nettes Wort extra. Das erhöht nicht die Gewinnchancen, aber vielleicht ja ein Karma-Konto oder so.).

Und noch ein schneller Tipp zwischendurch:
Schaut doch mal auf dem Blog Zacksmovie vorbei. Dort gibt es Kinokarten für „Bob, der Streuner“ zu gewinnen.

Bei mir habt ihr aber erstmal die Chance bis Montag, den 19. Dezember 2016, 24 Uhr, einen Kommentar zu hinterlassen und so in den Lostopf zu hüpfen.
Der Gewinner wird dann durch einen Zufallsgenerator ausgelost (und hier auf dem Blog und per Mail informiert). Wenn die Post es will, dann liegt vielleicht bei dir ein Hörbuch unter dem Weihnachtsbaum!

Ich wünsche allen Teilnehmern viel Glück!

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und das Gewinnspiel ist offen für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wenn ihr unter 18 Jahren seid, brauche ich die Einverständniserklärung eurer Eltern. Keine Barauszahlung, keine Gewähr.

gewinner-bob-1 gewinner-bob-2Zwei Gewinner wurden dieses mal gezogen. Es sind Christin und Philipp. Viel Spaß mit dem Hörbuch!

Ich lese jetzt „Perfect“ von Cecelia Ahern

ahern_perfectNachdem ich „Flawed“ vorab lesen konnte und unglaublich begeistert war, freute ich mich sehr, dass FISCHER FJB mir den zweiten Teil „Perfect“ als Rezensionsexemplar zukommen ließ.

Dieses Mal beginne ich das Buch leider erst nach der Veröffentlichung, aber ich habe darauf geachtet, keine Rezensionen zu lesen. Auch den Klappentext kenne ich – bewusst – nicht. Ich will mich vollkommen überraschen lassen, wie es mit Celestine weitergeht.

Toll ist, dass diese Reihe dann damit beendet ist. So gern ich Reihen lese, so anstrengend ist es auch, wenn man wieder ein Jahr oder merhr auf das neue Buch warten muss und auch nie weiß, wann das Ende wohl erreicht sein wird.
Cecelia Ahern hat sich auf einen Zweiteiler beschränkt und das ist doch mal echt klasse.

Erster Satz:
„Für jeden Menschen gibt es die Person, die er meint sein zu müssen, und die Person, die er wirklich ist.“

In Szene gesetzt #7

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S. K. Tremayne – Stiefkind

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Ich sehe was, was du nicht siehst – und das ist dein Tod

Ein traumhaftes Leben malt Rachel sich aus, als sie mit ihrem neuen Mann und dessen Sohn in deren Herrenhaus in Cornwall zieht. Doch der 9-jährige Jamie ist nicht wie andere Kinder. Er scheint zu sehen, was die nahe Zukunft bringt… und das ist Rachels Tod. (Klappentext)

Nachdem mir “Eisige Schwestern” von S. K. Tremayne nicht den Atem verschlagen, aber doch gut gefallen hatte, habe ich mich sehr gefreut, dass ich „Stiefkind“ bei Vorablesen gewonnen habe.

Rachel ist zu ihrem Frischangetrauten, David Kerthen, von London hinaus nach Cornwall gezogen. In das Herrenhaus Carnhallow, das seit über tausend Jahren von den Kerthens bewohnt wird. Es heißt, die Vorfahren ließen sich genau dort nieder, weil sie hellsichtig war: Sie sahen, dass den rauen Felsen in Zukunft Mineralien entlockt werden können. Die errichteten Minen brachten der Familie Reichtum und nahm David seine erste Frau. Doch stimmen die Legenden über die Familie? Waren sie hellsichtig? Denn wenn das stimmt, kann der junge Jamie dann seiner neuen Stiefmutter die Zukunft voraussagen? Kann er vorhersehen, dass sie an Weihnachten tot sein wird?

„Stiefkind“ nimmt sich Zeit. Vor allem in der erste Hälfte wird viel Wert auf die Beschreibung der Landschaft gelegt, auf die Beschreibung der neuen Familie, auf die Beschreibungen von Nina Kerthen, Davids erste Frau. Während die Verhältnisse innerhalb der Familie durchaus interessant waren, wiederholte sich die Landschaft permanent. Es gab keinen Felsen, keine Mine, keine Welle, die nicht schon ein paar Seiten weiter vorn beschrieben worden war.
Die erste Hälfte des Buches entfaltet sich dementsprechend langsam. Es ist nicht so, dass der Teil langweilig oder zäh wäre, aber er war eben auch nicht so nervenkitzelig, wie er hätte sein können.

Dafür holten mich der Nerkenkitzel und die Aufregung in der zweiten Hälfte des Buches total ein. Lange saß ich nicht mehr so mit Herzklopfen beim Lesen und hatte fast Angst, die nächste Seite umzublättern. Ich entwickelte parallel zu Rachel eine Angst vor Carnhallow House, in dem so seltsame Dinge vor sich gingen.

Neben den ganzen Beschreibungen wurde auch den Figuren viel Zeit eingeräumt. Dies führt dazu, dass ich der Meinung bin, jede Figur wirklich begriffen zu haben. Die oberflächliche Schönheit und die tiefen, dunklen Winkel lässt S. K. Tremayne den Leser sehen. Dabei schaffte er interessante Figuren, die vielschichtig und authentisch wirkten.
Weniger authentisch waren hingegen die Dialoge. Sie wirkten streckenweise hölzern und plump. Regelmäßig dachte ich: „So würde niemand reden. Und schon gar nicht mit einem Kind.“

Der Herbst und der Winterbeginn im Buch transportierten eine Stimmung, die perfekt zur Geschichte passte. Alles war düster, kalt, klamm.
Von der Story an sich war ich zusätzlich begeistert. Ein Thriller im Umfeld von Bergbau kommt nicht häufig vor. Mir fiel sofort nur „Nacht unter Tag“ von Val McDermid ein, das jahrelang auf meiner Wunschliste stand, bevor es irgendwann doch uninteressant für mich wurde. Und gruselige – in diesem Fall möglicherweise hellsichtige – Kinder versprühen auch immer einen gruseligen Charme.

Ich hatte mir also eventuell etwas mehr vom Anfang versprochen, wurde dann aber ab der Hälfte des Buches versöhnt, als e wirklich spannend, aufregend und undurchsichtig auf eine gute Art und Weise wurde. Wie die Hauptpersonen verlor ich meine Sicherheit. Ich wusste nicht, wem ich vertrauen konnte, welche Wahrnehmungen der Wahrheit entsprachen. Ich versuchte die ganze Zeit die Fäden wieder zusammenzuführen und die losen Enden fest in der Hand zu halten. Doch das Buch schlägt sie einem nach und nach wieder aus der Hand. Immer tiefer gerät man in den Strudel, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

Doch das Buch hat keine 400 Seiten. Der Leser weiß, es gibt ein Entrinnen oder zumindest ein Ende.
Und wie schon bei „Die Eisigen Schwestern“ war ich davon enttäuscht.
Die Auflösung wirkte konstruiert und ohne erkennbare Hinweise plötzlich auftauchend. Doch damit hätte ich mich noch arrangieren können, wenn der Autor nicht wichtige Hinweise – für mich zum Teil sogar die wichtigsten Hinweise für einen bestimmten Geschichtsausgang – einfach fallengelassen hätte. Sie fielen einfach unter den Tisch. Vielleicht weil die so klar waren, dass man sie nicht wegdiskutieren konnte – und sie somit nicht zum Ende gepasst haben.

Das Ende enttäuschte mich also etwas, auch wenn es grundsätzlich natürlich nicht verkehrt war und auch noch Überraschungen bereit hielt. Aber mit dem Konstruieren und Nur-die-Hälfte-Auflösen konnte ich nichts anfangen.
Trotzdem bekommt „Stiefkind“ 4 Sterne von mir. Das Buch riss mich einfach phasenweise so sehr mit, dass diese Spannung das für mich wert ist.

S. K. Tremayne – Stiefkind
Originaltitel: The Fire Child (Juni 2016)
Knaur, 1. Dezember 2016
ISBN 3426516624
387 Seiten
Broschiert; 14,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Weitere Bücher des Autoren (klicke für die Rezension):

Andreas Herteux – Das Sternenkind und der Rabe

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In einer wunderschönen Nacht fällt ein Stern vom Himmel. Ihm entschlüpft ein kleines Mädchen, ein Sternenkind. Verwirrt und neugierig wandert es umher. Bald trifft das zarte Wesen von den Sternen auf den Raben Albrecht, der ihr zwar den Namen Sara gibt, aber ansonsten nur eines über die Zweibeiner weiß: Sie streben nach der Liebe. Was das aber ist, vermag der Rabe nicht zu sagen. Da auch das Sternenkind Sara noch nie von der Liebe gehört hat, beschließen sie, gemeinsam nach ihr zu suchen und sie zu ergründen. (Klappentext)

Als mich der Erich von Werner Verlag anschrieb und fragte, ob ich Lust habe, eines ihrer Bücher zu rezensieren, entschied ich mich für „Das Sternenkind und der Rabe“, denn schon das Cover war so unglaublich niedlich. Auch die Geschichte um das einsame Sternenmädchen, das erst einen Raben findet und dann die Liebe sucht, klang vielversprechend.

Bevor ich zu lesen begann, war ich ehrlicherweise kurz verwirrt: Weiß der Autor nicht, dass Sternenkinder verstorbene Babys sind oder soll das eine Anspielung darauf sein, dass Sara ein ebenjenes ist, das wiedergeboren wurde? Insgesamt glaube ich eher, dass Ersteres zutrifft.
Daher war der Name vielleicht ein wenig ungünstig gewählt, auch wenn ich das Wort in Kombination mit dem Bild des Mädchens ganz zauberhaft finde.

Die Geschichte um die Suche nach der Liebe und die Freundschaft mit Albrecht, dem Raben, fand ich dann grundsätzlich wirklich sehr süß. Für Kinder ist es ein schönes Thema. Aber selbst Erwachsene können sicher nicht genau definieren, was für sie nun Liebe ist. Daher finden auch Leser, die dem empfohlenen Lesealter von 8 bis 12 Jahren entwachsen sind, sicher den einen oder anderen interessanten Denkansatz.

Beschrieben sind genau 50 Seiten. Die Schrift ist groß und zum Teil nehmen Bilder noch Platz auf der Seite weg. Daher handelt sich die Geschichte ziemlich schnell ab. Ich persönlich hätte es schöner gefunden – und auch passender für die Zielgruppe kurz vor dem Teenageralter –, wenn ein wenig mehr Text vorhanden gewesen wäre. Die Geschichte hat sicherlich auch das Potenzial hergegeben, noch mehr dazu zu sagen. Mehr Leute aufzusuchen, mehr Zitate über die Liebe zu sammeln und vor allem das plötzliche Ende langsamer aufbauen zu können.
Vielleicht hätte das eine oder andere Thema, das im Buch angeschnitten wird, dafür weggelassen werden können. Destruktive Beziehungen und Misshandlungen müssen nicht unbedingt in einem Kinderbuch vorhanden sein, auch wenn man dort sicherlich auch eine Art Liebe finden kann.

Wie schön ich die Idee auch fand, so sehr erinnerte sie mich an das zweite Konzeptalbum um den kleinen Drachen „Tabaluga und das leuchtende Schweigen“. Dort drehte er an einem Jadestein, sah eine Werbung, in der ein Hund sein Futter liebt und fragt danach seinen Vater, was eigentlich „Liebe“ ist. Auch er macht sich dann auf die Suche, begegnet unterschiedlichen Personen und versucht herauszufinden, was das Gefühl namens Liebe ist.

Mit Sara hat Andreas Herteux zwar keinen Tabaluga geschaffen, aber auch ein kleines Geschöpf, das man ins Herz schließt mit seiner Unwissenheit und unbedarften Suche.
Albrecht ist in dem Duo der wissende Rabe mit dem trockenen Humor. Ein niedliches Gespann, das man gern begleitet.

das-sternenkind-und-der-rabeLang kann man jedoch nicht bei ihnen sein. Im stillen Lesen habe ich 25 Minuten gebraucht.
Das Vorlesen dauert sicher länger. Ehrlich gesagt würde ich das Buch aber vorher ein wenig abändern, wenn ich es sehr kleinen Kindern vorlese. Erstens würde ich das Thema Misshandlung wohl auslassen oder abschwächen und zweitens auch den einen oder anderen Satz einfacher umschreiben, denn schon auf der ersten Seite heißt es: „Einem Küken aus dem Ei gleich, entschlüpfte dem Himmelskörper etwas, was kaum zu erwarten war: Sein Innerstes gab ein kleines Mädchen frei, das nun verwirrt inmitten der Überreste kauerte.“ Für kleine Kinder ist das zu lang und zu umständlich formuliert. Aber die niedlichen Bilder lassen sich zusammen schön anschauen. Vor allem die einseitigen Bilder bieten ein paar Details, die man entdecken kann.
Wenn sich 8- bis 12-jährige das Buch eigenständig durchlesen, wird das auch sehr schnell gehen. In diesem Alter ist die Geschichte aber vielleicht schon zu kurz und in der Art und Weise auch zu einfach.
Bei der Zielgruppe bin ich also wirklich zwiegespalten.

Insgesamt finde ich die Personen süß, die Idee der Geschichte schön und die Bilder einfach zauberhaft.
An der Sprache und Länge des Buches habe ich dafür das ein oder andere auszusetzen.
Damit bekommt das Buch 3,5 Sterne von mir.

Der Erich von Werner Verlag engagiert sich auch sozial, vor allem in Verbindung mit „Das Sternenkind und der Rabe“.
Sie haben ein Crowd-Funding-Projekt ins Leben gerufen, um eine arabische Version dieses Buches erstellen zu können. Eine Auflage davon soll kostenlos Einrichtungen und Familien mit arabisch-sprechenden Kindern- und Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden.
Wer dieses Projekt unterstützen möchte, kann auf der Crowd-Funding-Seite vorbeischauen: Kinderhilfe – Arabische Version eines Kinderbuches. Das Projekt läuft noch bis Anfang Januar.

Andreas Herteux – Das Sternenkind und der Rabe
Erich von Werner Verlag, 12. Oktober 2016
ISBN 3981838823
68 Seiten
Taschenbuch; 7,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

LiteraTour Nord – Benedict Wells

wells1Runde 3 der Lesetour ist beendet und damit ist die Halbzeit schon erreicht.

Als ich im Vorhinein einer Kollegin vom nächsten Autoren erzählte, wurden ihre Augen groß: „Du musst mir danach davon erzählen! Ich mag seine Bücher und er hat ja auch schon einige Preise gewonnen…“ Lustigerweise zeigte sie mir gleichzeitig eine gerade geöffnete Email auf ihrem PC, in der es unter anderem um Benedict Wells ging.
Ich hatte vorher – mal wieder – kein Buch von diesem Autoren gelesen, aber immerhin kannte ich ihn vom Namen.

wells4Als einziger Autor hat er auch nicht im kleinen Literaturhaus in Lüneburg gelesen, wo vielleicht 80 Menschen hineinpassen, sondern in einem Hörsaal der Uni, der über 400 Leute fasst. Der Abend war ausverkauft.

Als mein Dozent, der gleichzeitig der Moderator der Lesungen in Lüneburg ist, mit Benedict Wells hereinkam, war ich kurz irritiert. Zwei Gedanken kämpften zeitgleich miteinander: „Hat Herr Lahme sein Kind mitgebracht?“ und „Mensch, der Wells ist aber jung…“ Der zweite Gedanke stimmte – zumindest halb. Benedict (er duzte uns alle, ich glaube, wir sind jetzt Freunde) ist zwar mit 32 Jahren vier Jahre älter als ich, er sieht aber wahninnig jung aus.

wells3Er las aus seinem aktuellen Bestseller „Vom Ende der Einsamkeit“:

Jules und seine Geschwister Marty und Liz sind grundverschieden, doch der Unfalltod ihrer Eltern prägt alle drei. Jeder geht darauf seinen eigenen Weg. Der einst so selbstbewusste Jules wird zum schüchternen Internatsschüler. Nur mit Alva schließt er Freundschaft – und wird doch erst Jahre später begreifen, was sie ihm bedeutet. Berührend und klug entfaltet Wells eine Familien- und Liebesgeschichte, die von Grenzerfahrungen erzählt und davon, was in einem Menschen unveränderlich ist. (Inhalt laut Programmheft der LiteraTour Nord)

Ein Roman, der viele schwere Themen kombiniert: Tod der Eltern, Internatsleben, Geschwister, die sich entfremden und die große Einsamkeit. Doch es geht auch um Freundschaft und die Liebe, die immer da ist. Etwas, was bleibt, wenn sich alles ändert. Kein Buch, das sich leicht lesen lässt und auch seine ausgewählten Stellen mäanderten immer zwischen Melancholie und Leichtigkeit.

wells2Doch in den Momenten, in denen Benedict Wells aus sich heraus sprach und nicht las, da erfüllte nur eines den Hörsaal: Lachen. Jeder lachte. Von Herzen. Dieser Mensch ist so unglaublich sympathisch und witzig. Ich hätte ihm noch stundenlang zuhören können.
Und hätte mein Freund nicht im Auto auf mich gewartet, hätte ich mich sofort an der langen Schlange angestellt, ein Buch gekauft und es von Benedict unterschreiben lassen.
Verdammt, der Junge hat den Erfolg verdient.

Noch während er las, dachte ich: „Ich muss alles von ihm lesen: ‚Spinner‘, ‚Becks letzter Sommer‘, ‚Fast genial‘ und auch ‚Vom Ende der Einsamkeit‘!“. Und wie cool ist er denn, wenn er sagt: „Spinner war mein erstes Buch und es hat mir nie so richtig gefallen. Immer, wenn jemand sagte: ‚Ich habe mir Spinner gekauft.‘, dachte ich: ‚Oh nein…‘. Also habe ich es überarbeitet und es in einer neuen Version rausgebracht. Jetzt bin ich damit zufrieden.“?

Und ganz am Ende, da hörte der Saal nicht auf zu klatschen. Mehrere Minuten wurde Benedict Wells einfach nur bejubelt. Dieser unglaublich sympathische, talentierte, lustige und herzerwärmende Typ.

Gewinnspiel: Das Sternenkind und der Rabe

gewinnspiel_herteux_das-sternenkind-und-der-rabe[GEWINNSPIEL BEENDET]

Kaum ist das eine Gewinnspiel beendet, da startet schon das neue. Und als kleiner Teaser: Das wird auch nicht das letzte in diesem Monat bleiben. Hey, es ist Dezember. Der Monat der Liebe und Gemütlichkeit (oder der Beruhigungsgeschenke, um die buckelige Verwandtschaft zu ertragen – je nach Sicht).

Gestern habe ich euch berichtet, dass ich jetzt „Das Sternenkind und der Rabe“ von Andreas Herteux lese und heute habt ihr schon die Chance, ein Exemplar davon zu gewinnen.

In einer wunderschönen Nacht fällt ein Stern vom Himmel. Ihm entschlüpft ein kleines Mädchen, ein Sternenkind. Verwirrt und neugierig wandert es umher. Bald trifft das zarte Wesen von den Sternen auf den Raben Albrecht, der ihr zwar den Namen Sara gibt, aber ansonsten nur eines über die Zweibeiner weiß: Sie streben nach der Liebe. Was das aber ist, vermag der Rabe nicht zu sagen. Da auch das Sternenkind Sara noch nie von der Liebe gehört hat, beschließen sie, gemeinsam nach ihr zu suchen und sie zu ergründen. (Klappentext)

Wenn du Interesse an diesem liebevollen Kinderbuch hast und es gewinnen möchtest, dann schreib mir das bis zum 09. Dezember 2016, 24 Uhr, als Kommentar. Der Zufallsgenerator entscheidet dann, bei wem das Sternenkind ein neues Zuhause findet.

Ich wünsche allen Teilnehmern viel Glück!

Der Gewinner wird per E-Mail und direkt unter seinem Kommentar benachrichtigt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und das Gewinnspiel ist offen für Deutschland. Wenn ihr unter 18 Jahren seid, brauche ich die Einverständniserklärung eurer Eltern. Keine Barauszahlung, keine Gewähr.

gewinnspiel_sternenkind25 Leute wollten das Buch haben und ich freue mich über die rege Beteiligung. Danke dafür!
Gewonnen hat mit der Nummer 14 Tanja Gußner.

Ich lese jetzt „Das Sternenkind und der Rabe“ von Andreas Herteux

herteux_das-sternenkind-und-der-rabeEs gibt einen neuen – bisher noch kleinen – Verlag auf dem Markt, den Erich von Werner Verlag.

Als ich gefragt wurde, ob ich „Das Sternenkind und der Rabe“ als Rezensionsexemplar bekommen möchte, sagte ich sofort zu. Auch wenn ich mittlerweile sowas wie erwachsen bin, verliere ich mich doch mal wieder ganz gern in Kinder- und Jugendbüchern.

Der Titel dieses Buches ist durchaus aussagekräftig. Eines Nachts fällt ein Stern vom Himmel und ihm entsteigt ein kleines Mädchen, das Sternenkind. Sie trifft auf einen Raben, der nicht viel über Menschen weiß, außer eines: Sie alle suchen nach Liebe. Doch weder er, noch das Sternenkind kennen sich in diesem Bereich aus. Also begeben sie sich zusammen auf die Suche.

Der Erich von Werner Verlag engagiert sich auch sozial, vor allem in Verbindung mit „Das Sternenkind und der Rabe“.
Sie haben ein Crowd-Funding-Projekt ins Leben gerufen, um eine arabische Version dieses Buches erstellen zu können. Eine Auflage davon soll kostenlos Einrichtungen und Familien mit arabisch-sprechenden Kindern- und Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden.
Wer dieses Projekt unterstützen möchte, kann auf der Crowd-Funding-Seite vorbeischauen: Kinderhilfe – Arabische Version eines Kinderbuches. Das Projekt läuft noch bis Anfang Januar.

Erster Satz:
„In einer wunderschönen Nacht, wie sie klarer und reiner nicht sein konnte, löste sich ein Stern vom Himmel und fiel mit rasender Geschwindigkeitauf die Erde.“

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