Im neuen Semester habe ich nach „Skandalliteratur“ und „Literarische Grenzüberschreitungen“ nun mein drittes Literaturseminar. Es beschäftigt sich mit der „LiteraTour Nord“. Dies ist nicht nur eine Lesereise von sechs Autoren, sondern auch gleichzeitig ein Literaturpreis. In jeder der sechs Städte (Oldenburg, Bremen, Lübeck, Rostock, Lüneburg und Hannover), in denen die sechs Autoren Lesungen halten, begleitet ein Seminar die Tour.
Neben der Jury hat auch das Publikum eine Stimme und darf mitentscheiden, welcher Autor den Preis bekommt.
Vor der LiteraTour Nord war ich erst auf zwei Lesungen – eine von Sebastian Fitzek und eine von… Sebastian Fitzek. Eine dritte von ihm wird im November folgen.
Wenn ich nun also die Chance habe, bei so etwas Besonderem wie der LiteraTour Nord dabei zu sein, möchte ich euch ein wenig mitnehmen. Ich kenne kein Buch, das vorgestellt werden wird und auch nur zwei Autoren vom Hörensagen. Vielleicht entdeckt ihr so ja auch das ein oder andere Buch, das für euch interessant ist.
Die erste Lesung wurde von Olga Martynova gehalten, die ihr Buch „Der Engelherd“ vorstellte.
Olga Martynova ist 1962 in Sibirien geboren und kam 1990 nach Deutschland, wo sie seitdem in verschiedenen Städten gewohnt hat.
Ihre Prosa schreibt sie auf Deutsch, ihre Lyrik weiterhin auf Russisch.
„Der Engelherd“ ist ihr dritter Roman.
Es geht um den Professor Caspar Waidegger, der eine destruktive Beziehung mit seiner Schülerin Laura führt. Und es geht um den Roman, den er schreibt und der so viel mehr ist, als nur eine Geschichte über Euthanasie. Außerdem spielt seine kranke Tochter Maria eine große Rolle, vor allem aber die Engel, die uns zu allem ihre Sicht mitteilen.
Ich habe das Buch nicht gelesen und ehrlicherweise habe ich auch kein Interesse daran.
Bei der Lesung wurde alles ziemlich genau auseinandergenommen, vor allem, was es mit den Engeln auf sich hat und welche Rolle sie spielen.
Außerdem interessierten mich auch die Themen rundherum nicht so wirklich. Weder die Beziehung zwischen Professor und Schülerin, noch der Roman im Roman über Euthanasie, noch die Vater-Tochter-Beziehung. Sprachlich überzeugten mich die vorgelesenen Stellen auch nicht. Das Buch ist wohl einfach insgesamt nicht meins.
Auch die Lesung an sich war schwierig. Olga Martynova wirkt wie eine intelligente und sympathische Frau, aber auch wenn sie ihre Romane auf Deutsch schreibt, das laut meines Dozenten tatsächlich feinfühlig, variabel und literarisch ist, ist es schwer, sie mündlich zu verstehen. Sie las langsam und deutlich, doch sobald sie einfach aus sich heraus erzählte, rang sie oft mit sich und den Worten. Und die sie fand, waren für uns alle – der ganze Kurs bestätigte es – aufgrund des starken Akzents nicht zu verstehen.
Schade, aber der ersten Lesung werde ich sehr wahrscheinlich nicht meine Publikumsstimme geben.