Julia Bierkandt – Mascha das Betrügerhuhn – Der verrückte Eierklau

Was für eine Schummel-Ei

Mascha ist ein Huhn und lebt auf einem kleinen Bauernhof. Schön ruhig ist es dort, es riecht gut und alle sind freundlich zueinander. Doch eines Tages traut Mascha ihren Augen kaum: Voller Stolz hat sie ihr allererstes Ei gelegt – es ist glatt und rund und wunderbar -, da kommt die Bäuerin vorbei und mopst es sich.

Was für eine Frechheit!

Das wird ihr kein zweites Mal passieren, beschließt Mascha. Und so grübelt sie, tüftelt und näht – bis der perfekte Plan steht.

Mal sehen, wer hier wem die Eier klaut! (Klappentext)

Meine Tochter ist mit Büchern seit jeher vertraut, immerhin sieht sie meine Regale seit Tag 1. Doch lange konnte sie nicht viel mit Vorlesen anfangen. Mittlerweile hat sich das zum Glück geändert. Vorlesen gehört nun täglich zum Abendritual. Da freue ich mich sehr, dass ich eine neue Geschichte als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Auf Maschas kleinem Hof leben alle friedlich zusammen. Mit ihren Freunden Rosi, dem Schwein, Elvis, dem Bullen und Wolle, dem Schaf, lebt sie fröhlich vor sich hin. Bis sie ihr erstes Ei legt und die Bäuerin es nimmt, um es auf dem Markt zu verkaufen. Die vier tierischen Freunde denken sich täglich einen neuen Plan aus, um das nächste Ei zu verstecken und keines der Bäuerin zu überlassen.

Ich bin wirklich von dem Buch begeistert.
Die großen Bilder sind äußerst niedlich und laden richtig dazu ein, dass man allerhand entdecken kann. Der Text fügt sich in das Bild ein. Nicht umgekehrt. Manchmal muss man die Worte auf der Seite fast ein wenig suchen, so bleibt es auch für die Augen der Vorlesenden interessant.

Im Text verstecken sich auch allerlei Ei-Wortwitze, die man gemeinsam entdecken und erklären kann. Eine richtige Spiegel- äh Spieler-Ei.
Auch einen kleinen Reim gibt es beim täglichen Verstecken und ich mag die Abwechslung sehr.

Die Geschichte ist mal was anderes und nicht nur, dass der Hahn zwischendurch die Eier durch die Gegend schiebt und auf sie aufpassen muss, nein auch die Moral ist toll. Es geht darum, dass man Dinge behalten darf, auch wenn sie für einen anderen keinen oder einen anderen Wert haben. Dass man es nur sagen muss. Dass man dafür einstehen kann, wenn einem etwas am Herzen liegt. Gerade Kindern wird ja oft die Liebe zu Dingen abgesprochen und Eltern sehen nur kaputte oder unnütze Dinge, die für die Kinder noch wertvoll sind. Auch hier steht manchmal großer Schock im Gesicht der Kleinen, wenn ich Dinge wegschmeißen möchte (abgeschnittene Fäden ihrer Kleidung zum Beispiel). Dann darf sie es (erstmal) behalten und wir reden später darüber, ob es jetzt weg kann.
Das vermittelt das Buch sehr schön. Maschas Liebe zu ihren Eiern, obwohl die ja jeden Tag neu kommen, wird ihr nicht abgesprochen. Alle schauen gemeinsam, wie die Eier erst versteckt werden können und was man dann anschließend als Ersatz auf dem Markt verkaufen kann.

„Mascha das Betrügerhuhn“ ist wirklich ein zuckersüßes Buch und bekommt definitiv einen Platz in unserer abendlichen Leseroutine.

Julia Bierkandt – Mascha das Betrügerhuhn – Der verrückte Eierklau
Baumhaus, 24. Februar 2023
ISBN 3833907649
32 Seiten
Gebunden; 15,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Lucy Hawking – Olivias rätselhafte Fälle – Die Sache mit dem Wetter

Olivia findet ein Leben als Prinzessin ziemlich langweilig. Deswegen bedauert sie es nicht, als ihre königlichen Eltern abgesetzt werden und sie den Palast verlassen müssen. Endlich kann Olivia in eine normale Schule gehen, echte Freunde finden und etwas über Naturwissenschaften lernen. Als das Wetter verrücktspielt, ist Olivia überzeugt, dass sie mithilfe der Wissenschaft die Gründe dafür aufdecken kann. Sie beschließt, Klima-Detektivin zu werden und mit ihren Schulfreunden die Zusammenhänge zu erforschen. Ob es ihnen gelingen wird, eine Klimakatastrophe zu verhindern? (Klappentext)

Die ganze Klimawandel-Thematik ist für Erwachsene zum Teil ja schon schwer zu greifen. Wie kann man das den Kindern näherbringen? Noch ist meine Tochter etwas jung, aber als ich das Buch sah, musste ich es trotzdem kaufen. Zum Vorlesen ist es allemal schon toll, die Themen tiefer aufarbeiten kann man dann auch später noch.

Als der König und die Königin von Alez überraschend abgesetzt werden, ziehen sie mit ihrer Tochter Olivia in die Stadt und müssen nun ein bürgerliches Leben führen. Olivia hat zum ersten Mal normalen Schulunterricht und muss feststellen, dass sie so gut wie nichts weiß. Umso interessierter ist sie am Naturwissenschaftsunterricht. Vor allem auch, weil das Wetter seltsam ist. Es ist heiß und hagelt trotzdem. Manchmal sieht die Luft ganz komisch verfärbt aus. Aber warum scheinen alle Erwachsenen ihren Fragen auszuweichen? Sie beginnt mit ihren neuen Freunden Ravi und Helga zu ermitteln.

Olivia ist ein süßes und wissbegieriges Mädchen, das sich wirklich Mühe gibt und sich nicht abspeisen lässt. Ihre Eltern leiden dafür schon sehr über die neuen Umstände und als erwachsener Leser schaut man noch einmal ganz anders auf den Vater, König Tolemy XXXII., der plötzlich nur noch schläft oder weint. Wenn man möchte, kann man sicher auch hier noch Gesprächsthemen mit den Kindern finden.

Ansonsten schafft Lucy Hawking, die Tochter von Stephen Hawking, es spielerisch, Kindern Wissenschaft näherzubringen. Selbst wie man gute Experimente durchführt, kommt zur Sprache ohne belehrend zu wirken.
Die Themen zu Klima und Natur werden super in die Geschichte eingebaut, immerhin merken die Einwohner von Alez ja sehr eindringlich, dass etwas nicht stimmt und der Naturkundeunterricht versucht die Themen aufzuarbeiten. Nur das große Warum darf niemand sagen. Doch der Sache ist Olivia ja auf der Spur.

Wie entstehen Vulkane? Warum sind Bäume wichtig? Warum gibt es Regen? Und was sind eigentlich Treibhausgase? Immer, wenn ein bestimmtes Stichwort in der Geschichte vorkommt, folgen Doppelseiten, geschrieben von drei verschiedenen Wissenschaftlern, die die Themen kindgerecht aufarbeiten und illustrieren. Und ich muss gestehen: Auch ich konnte das ein oder andere noch lernen.

Ich fand das Buch wirklich gut, informativ und kindgerecht. Empfohlen ist es ab 8 Jahren.
Ich war gern bei der kleinen Olivia und erforschte mit ihr, warum das Wetter in Alez nicht mehr so ist, wie es einmal war.

Lucy Hawking – Olivias rätselhafte Fälle – Die Sache mit dem Wetter
Originaltitel: Princess Olivia Investigates: The Wrong Weather (April 2022)
cbj, 21. September 2022
ISBN 3570180247
189 Seiten
Gebunden; 11,00 Euro

Reihenfolge der Bücher:

1. Olivias rätselhafte Fälle – Die Sache mit dem Wetter – Originaltitel: Princess Olivia Investigates: The Wrong Weather
2. ??? – Originaltitel: Princess Olivia Investigates: The Sea of Plastic

Jochen Till – Memento Monstrum – Vorsicht, bissig!

Warnung!
Dieses Buch enthält Graf Draculas ziemlich wahre Memoiren. Und es kommen jede Menge abscheuliche Kreaturen darin vor. Riesenhafte Yetis, hinterlistige Werwölfe, schleimige Fischmonster … Lies es besser nicht! Du könntest Dinge erfahren, die du bisher nicht über Monster wusstest. Haarsträubende Dinge, die diese Ungeheuer freundlich, ja geradezu menschlich erscheinen lassen. Also, hör auf meinen Rat, du hast nur diese eine Chance: Leg das Buch schnell weg und geh weiter! Bevor du in seine Fänge gerätst!
Hochachtungsvoll,
Van Helsing (Klappentext)

Als ich dieses Buch gesehen habe, musste ich es direkt bestellen. Während es sich noch auf dem Weg zu mir befand, sah ich es in einer Kinderbuchhandlung in Barcelona. Ich blätterte durch die Seiten und freute mich umso mehr auf das Buch. Lesen konnte ich nichts, doch die Bilder waren schon unendlich niedlich.

Graf Draculas Frau und seine Tochter machen sich ein Wellness-Wochenende, der Schwiegersohn ist als Aktivist irgendwo unterwegs. Also passt Dracula auf seine drei Enkelkinder auf. Als sie ein Fotoalbum finden, entlocken sie ihm Geschichten – wahre Geschichten, seine Geschichten – über tanzende Yetis, Fische mit Beinen und andere sogenannte Monster.

Wie die 600 Jahre alte Fledermaus, netter Opa obendrein, da so sitzt und seinen drei Enkeln Geschichten erzählt, die sie erst gar nicht so glauben können, fühlte ich mich unweigerlich an Käpt‘n Blaubär erinnert. Aber das war ja keine schlechte Assoziation.
Dracula wollte ich gern zuhören. Er war wirklich sympathisch und liebevoll. Die beiden Enkeltöchter und der Enkelsohn auch, auf ihre Weise. Denn sie waren auch mürrisch, flatterhaft und aufgeregt.

Die Geschichten brachten bekannte „Monster“ neu gedacht. Das war toll zu lesen, interessant, süß und spannend. Die passenden Bilder dazu waren auch äußerst süß anzusehen. Sie machten das ganze Buch noch lebendiger.

„Memento Monstrum“ ist so süß mit einer schönen Moral dabei. Ja, es sind Klischees dabei: Opa ist der Märchenerzähler, der Teenie-Junge ist lieber am Handy als richti gbei der Sache zu sein, Mama und Oma machen Wellness, aber ist ja auch nett, dass hier mal der Opa auch die Kinder aufpassen muss und den Frauen eine gute Zeit gönnt.
Ich freue mich wirklich darauf, wenn meine Tochter älter ist und ich das Buch noch einmal mit ihr zusammen lesen kann. Ich habe das Buch wirklich geliebt.

Jochen Till – Memento Monstrum – Vorsicht, bissig!
Coppenrath, 28. August 2020
ISBN 3649630109
196 Seiten
Gebunden; 18,00 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Memento Monstrum – Vorsicht, bissig!
2. Memento Monstrum – Achtung, haarig!

J.K. Rowling – Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein

Jack und sein geliebtes Kuscheltier Swein sind unzertrennlich. Doch eines Tages passiert etwas Schreckliches und Swein geht verloren. Um ihn zurückzugewinnen, reist Jack ins Land der Verlorenen – einen magischen Ort voller Überraschungen und seltsamer Wesen. Dort begegnet er vielen Gefahren und wird am Ende vor die größte Entscheidung seines Lebens gestellt – schließlich geht es um seinen besten Freund! (Klappentext)

Letztes Jahr im November schenkten meine Eltern mir dieses Buch, doch gelesen hatte ich es nicht mehr vor Weihnachten. Also musste es bis dieses Jahr warten. Ich kannte keine Rezensionen zu dem Buch. Ich wusste nur, dass der Klappentext schon einmal ziemlich süß klingt.

Jack hat sein Plüschtier Swein schon fast sein ganzes Leben. Es riecht manchmal komisch, die Ohren sind verknuddelt und das Frottee ausgeblichen, doch mit ihm hat er immerhin auch schon die wildesten Abenteuer erlebt. Daher ist es umso dramatischer, als Swein verloren geht. Auch das Ersatzschwein kann Jack kein Stück über den Verlust hinwegtrösten. Doch es ist Heiligabend, da geschehen Wunder. Und als Jack überraschenderweise vom Land der Verlorenen erfährt, kann ihn nichts mehr halten. Er muss dahin. Doch dafür muss er selbst erst einmal verloren gehen…

Es beginnt schon damit wie niedlich ich Jack finde und wie sehr ich seine Gefühle nachempfinden konnte. Ich habe als Kind regelmäßig meine Puppe liegenlassen – in der Sparkasse, im Kindergarten, bei der Familie, doch ich habe sie immer wiederbekommen. Jack hatte dieses Glück nicht. Seine Verzweiflung darüber war für mich so greifbar. Vor allem, weil dieser Verlust auch noch in einer Phase geschah, in der es unruhig in seinem Leben war.

Als Jack mit dem Ersatzschwein, dem Weihnachtsschwein, dann in der Ankunftshalle der verlorenen Dinge, dem Verschusselt, ankommt, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich war so gespannt auf jedes einzelne Ding, von den Linealen und Büroklammern bis hin zu Diamantohrringen und Spielzeugen. Ich freute mich über jedes weitere Stück des Landes, das ich mit den beiden entdecken konnte. Die verschiedenen Städte steckten so voller Details und Liebe. Immer mit zwei Hoffnungen im Hinterkopf: 1. dass Jack Swein wirklich findet, immerhin gibt es unendlich viele Dinge in dem Land und 2. dass die beiden nicht erwischt werden, denn es lauern tödliche Gefahren dort.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Klar, es ist ein Kinderbuch, aber die tollen und herzlichen Figuren machten es mir so leicht, die spannende Abenteuer- und Entdeckungstour durch das Land der Verlorenen und auch die Sprache, die mich einhüllte wie eine warme Decke. Und dann machte mich das Buch an unterschiedlichen Stellen auch noch unfassbar emotional. Ich habe wirklich alles an der Geschichte geliebt.

J.K. Rowling – Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein
Originaltitel: The Christmas Pig (12. Oktober 2021)
Carlsen, 12. Oktober 2021
ISBN 3551557519
335 Seiten
Gebunden; 20,00 Euro

Otfried Preußler – Der Räuber Hotzenplotz

Potzblitz, der Räuber Hotzenplotz hat Großmutters Kaffeemühle gestohlen! Kasperl und Seppel müssen sie unbedingt zurückholen. Sie wissen auch schon wie: Mit einer Kiste voll Gold werden sie den Räuber in eine Falle locken. Doch ganz so leicht ist das nicht, denn der Räuber Hotzenplotz dreht den Spieß einfach um und so bekommen es die beiden auch noch mit dem bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann zu tun… (Klappentext)

Vor vielen, vielen Jahren bekam ich von meiner Großcousine ein altes Räuber-Hotzenplotz-Buch, doch gelesen hatte ich es nie. Zum 60. Geburtstag des Buches kommt nun ein neuer Film in die Kinos und es gibt eine tolle Neuauflage mit entsprechenden Filmbildern.
Um das zu feiern habe ich ein Goodie-Paket erhalten (das ihr auch noch hier gewinnen könnt), in dem unter anderem das Buch dabei war. Nun kam also meine große Chance, die verpasste Lektüre aus Kindertagen nachzuholen.

Und die erste Überraschung gab es schnell, denn ich dachte immer, es wäre eine Geschichte über die Taten des Räubers – aus seiner Sicht. Aber nein, Hauptfiguren sind die beiden besten Freunde Kasperl und Seppel, die sich auf die Jagd nach dem Räuber machen und dabei einige Gefahren überstehen müssen. Vor allem als die beiden voneinander getrennt werden und sich nun sowohl gegenüber dem Räuber als auch dem Zauberer Zwackelmann behaupten müssen, wird es ganz schön brenzlig.

Ich mochte die beiden Jungs wirklich gern. Zwei tolle, kluge Charaktere, die sich mit Glück, aber auch viel Mut gegenüber den Bösewichten behaupten können.
Von den beiden bösen Männern war ich jedoch überrascht. Ich erwartete in einem Kinderbuch gewitzte, fiese Typen, die man aber vielleicht nicht so ganz ernst nehmen kann, da sie nie so richtig etwas auf die Reihe bekommen. Aber es war anders. Die beiden waren wirklich erstaunlich böse und grausam und schreckten vor nichts zurück.

»Her da, du Satansbraten! Ich prügle dich grün und blau! Was erlaubst du dir, elende Kröte von einem Dienstboten? Willst du den großen Zauberer Zwackelmann warten lassen? Her mit dir, Faulpelz! Ich dresche dich windelweich! Ich verhaue dich, bis du krumm und lahm bist!“

Als ich diese Stelle las – wohlgemerkt die einzige, die ich auf diesem Niveau empfand – war ich ein bisschen schockiert und machte mir direkt eine mentale Notiz, dass ich die Stelle deutlich abwandle, wenn ich das Buch mal meine Tochter vorlese.

Das Buch ist 60 Jahre alt und das merkt man zum Teil ebenfalls an der Sprache (auch wenn ich nicht weiß, inwieweit es mittlerweile modernisiert wurde). Die älteren Formulierungen passen jedoch zu der Räuberatmosphäre, die ja auch nicht super modern ist. Die Sprache passt also zur Story.

Ich finde, „Der Räuber Hotzenplotz“ ist eine schöne Abenteuergeschichte mit viel Witz und Charme und zwei tollen Protagonisten. Da ich den Räuber und den Zauberer jedoch wirklich als sehr finster empfinde, würde ich Eltern/Lehrern/Erziehern/Erziehungsberechtigten raten, das Buch vorab einmal selbst zu lesen, um abzuschätzen, inwieweit die jeweiligen Kinder damit umgehen können.

Otfried Preußler – Der Räuber Hotzenplotz
dtv, 8. Oktober 2022 (Erstveröffentlichung 1962)
ISBN 3522185951
112 Seiten
Gebunden; 12,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Jana Paradigi – Purpurstaub Magie

Pipinea – eine Welt aus Purpurstaub
Kaum hat Serafina Nightingale am Sterbebett ihrer Oma erfahren, dass die Geschichten über das Land der Kobolde, Feen, Wupfel und Spiegelfalter wahr sind, steckt die Elfjährige bereits selbst in einem fantastischen Abenteuer: Sie wird zur Fee und sucht zusammen mit ihrem gefiederten Freund Pampusch nach Königin Tula. Ihr magischer Purpurstaub soll Serafinas Oma retten. Doch Pipinea droht großes Unheil. Tula ist verschwunden und dunkle Mächte streben nach der Herrschaft. Nun ist es an Serafina zu zeigen, was in ihr steckt! (Klappentext)

Ich habe schon immer mal gern zwischendurch ein Kinderbuch gelesen. Aber seit meine Tochter auf der Welt ist, schaue ich nochmal ganz anders auf diese Bücher. Ich kann es nicht ablegen, es ist immer ein bisschen Elternblick dabei, der hinterfragt, ob ich das meinem Kind vorlesen würde.
Als die Rezensionsanfrage zu diesem Buch kam, das mit einem Lesealter von 10 – 12 Jahren angegeben wird, habe ich mich sehr gefreut. Magische Welt, Feen, ein Abenteuer… Ich hatte richtig Lust auf die Geschichte.

Doch „Purpurstaub Magie“ geht schon recht bedrückend los. Serafinas Eltern sind mit ihrem Bruder und ihr ins Haus der Oma gezogen, da diese immer kranker und schwächer wird. Also ist Fina nicht nur kurz davor, ihre geliebte Oma zu verlieren, sondern sie hat auch Probleme mit ihren neuen Mitschülern und ihr Bruder, Titus, verhält sich plötzlich so, als würde er sie weder kennen noch mögen.

Da ist es kaum verwunderlich, dass Serafina froh ist, sich in die fantastische Welt flüchten zu können, von der Oma Heide so viel Wundersames erzählt hat. Doch auch hier erwarten sie viele Gefahren. Plötzlich steht sie da ohne Essen oder Schlafplatz, muss fremden Wesen vertrauen, Angriffe von Brombelflüglern überstehen, verheimlichen, dass sie gar keine echte Fee ist, verkraften, dass die Feenkönigin verschwunden ist, sich vor Feenfängern in Acht nehmen und auch noch nebenbei die Trauer um ihre Oma verarbeiten.
Das alles passiert auf einem langen Marsch zum Feenschloss, den sie zusammen mit dem Wupfelhauptmann Ginzie, seiner Truppe und ihrem Beo Pampusch, den sie mit nach Pipinea nehmen konnte, erlebte. Ich fand den Weg zäh und trotz kleiner Ereignisse links und rechts recht unspannend.

Durch all das Negative und auch ihre eigene negative Meinung über sich, bekam ich kaum Zugang zu Serafina, obwohl ich sie für ihren Mut schon bewundert habe. Doch manches – vor allem ihre irgendwie romantischen Gefühle für den Wupfel – empfand ich für eine Elfjährige zu drüber.

„Serafina streckte die Arme aus und kramte in ihren Erinnerungen. Doch da gab es nur lauter schlimme Sachen.“ Das fasst das Buch leider ganz gut zusammen. Es ist alles so bedrückend und negativ und an entscheidenden dann Stellen zu einfach.
Natürlich gibt es am Ende auch den Lichtblick, aber der Weg dahin zog mich runter. Leider hält das Buch meinem Elternblick einfach nicht stand. Dazu gab es zu wenig Schönes und auch die Feenwelt war nicht so neuartig und außergewöhnlich, dass ihr Entdecken ein besonderes Leseerlebnis gewesen wäre. Für die Moral: „Glaube an dich, dann kannst du alles schaffen.“ hätte Serafina meinetwegen vorher nicht so viel Schlechtes erleben müssen.

Jana Paradigi – Purpurstaub Magie

Novel Arc Verlag, 23. Mai 2022
ISBN 3985951136
299 Seiten
Gebunden; 14,50 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Lissa Lehmenkühler – Der Schneeti

Wenn ein Schneeti in dein Leben schneit, bleibt keine Schneeflocke auf der anderen!

»Hallöle, Öle!« Ole traut seinen Augen nicht, als eines Abends plötzlich ein kleines fluffiges Wesen in sein Zimmer schneit. Sein Besucher stellt sich als Schneeti vor und scheint einfach alles zu können: Vorwärtsrolle, Rückwärtsrolle, 6.422 Sprachen und vor allem jede Menge Streiche! Und er ist genau der Freund, den Ole gerade braucht. Denn seit dem Umzug hat Ole Heimweh und auf der neuen Schule ärgern ihn Rocco und seine Bande. Mit dem Schneeti wird dieser Winter vielleicht doch noch schön. Aber dann gerät der Schneeti in Gefahr – und Ole muss über sich hinauswachsen, um ihn zu retten… (Klapptentext)

Als letztes Buch für 2021 hatte ich mir noch ein Winterbuch ausgesucht. Der „Schneeti“ war perfekt, denn Weihnachten spielt darin keine Rolle und so konnte es auch gut noch kurz vor Silvester gelesen werden.

Ole wird in seiner neuen Schule von ein paar Jungs ausgegrenzt und schikaniert. Am liebsten würde er zu seinem Opa Ottokar nach Kanada fliehen. Als er traurig durch die Erinnerungsstücke seines „alten“ Lebens schaut, klopft es plötzlich ans Fenster und der kleine Schneeti kommt herein. Von nun an wird Oles Leben ganz schön durcheinandergewirbelt.

Mit dem „Schneeti“ hat Lissa Lehmenkühler wirklich eine zuckersüße Geschichte um ein ganz außergewöhnliches Wesen geschaffen. Dieser Mini-Zauber-Yeti hat sich sofort in mein Herz geschlichen. Auch wenn ich keinem Rocco Schneebälle im Klassenzimmer an den Kopf werfen muss, dürfte der Kleine auch bei mir mal ans Fenster klopfen.

Die Geschichte an sich bedient sich bekannter Motive, wie dem Neuen in der Klasse, den Mobbern, einer Schulaufführung und eben eines außergewöhnlichen Freundes. Doch die Zusammenstellung hat Spaß gemacht und die Geschichte war spannend und lehrreich. Am Ende sogar emotional.

Ole als Hauptfigur ist dabei eine sichere Bank. Er hat seine Fehler und Eigenheiten und ist dabei sehr liebenswert, ebenso wie die kleine Rafif, die sich bald der kleinen Gruppe anschließt.

Gekrönt wird alles durch ganz zauberhafte Illustrationen von Heidi Förster, die die Geschichte noch einmal so richtig lebendig werden lassen.

Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen. Eine tolle Geschichte für Kinder, bei der auch Erwachsene Spaß am (vor)lesen haben werden. Der einzige kleine Kritikpunkt ist, dass Rocco sich etwas schnell und plötzlich wandelt, aber darüber konnte ich hinwegsehen. Der Hauptpart liegt eh beim kleinen Zauberwesen.

Lissa Lehmenkühler – Der Schneeti – Ein Winterwunder für Ole
Arena, 22. September 2020
ISBN 3401605151
189 Seiten
Gebunden; 12,00 Euro

Torben Kuhlmann – Einstein

Was wäre, wenn Einsteins berühmte Theorien erst durch die Begegnung mit einer kleinen Maus zustande gekommen wären? Wäre das nicht eine Erklärung dafür, warum ein Angestellter des Schweizer Patentamts die Gesetze der Physik und unsere Vorstellung von Raum und Zeit auf den Kopf stellen konnte? (Klappentext)

Seit wir Eltern geworden sind, befinden wir uns natürlich deutlich öfter in der Kinderecke von Buchläden. Es dauerte nicht lange, da sprang – vor allem meinem Freund – die Reihe der Mäuseabenteuer von Torben Kuhlmann ins Auge. Eigentlich ist unsere Tochter für diese Bücher noch deutlich zu jung. Und eigentlich finde ich 22 Euro pro Buch auch ganz schön happig. Aber „Einstein“ mussten wir dann doch kaufen. Die ersten drei Bücher „Lindbergh“, „Armstrong“ und „Edison“ werden hier aber irgendwann definitiv auch noch Einzug halten.

In „Einstein“ möchte eine kleine Maus in die Schweiz zum Käsefest reisen. Dort angekommen muss sie feststellen, dass sie sich um einen Tag verzählt hat und nun ist das ganze Fest schon vorbei. Also versucht sie herauszufinden, was es mit der Zeit auf sich hat und ob man sie wohl irgendwie beeinflussen kann. Dazu findet sie erst einen ganz speziellen Uhrmacher… und der hat dann einen ganz besonderen Tipp.

Ich finde die Geschichte wunderschön und zuckersüß. Ich habe die kleine Maus sofort in mein Herz geschlossen und konnte ihr Leid verstehen, als sie das Fest verpasst hat, auf das sie so lange hingefiebert hat.
Doch vor allem fand ich die Geschichte wirklich lehrreich. Der Uhrmacher erklärt viel über Uhren und die Zeit und vor allem gibt er den Hinweis auf Einstein und seine Relativitätstheorie, über die man dann auch einiges erfährt.

Doch das Lehrreiche wird am Ende des Buches noch einmal vertieft, denn es gibt Info-Seiten über die Krümmung des Raums, Lichtgeschwindigkeit und auch ein kurzer Abriss über Einsteins Leben.

Vor allem aber habe ich die Bilder geliebt, die Torben Kuhlmann selber als Illustrator angefertigt hat. So viel Liebe zum Detail und so viel Schönheit. Ich konnte mich an den Bildern schon nicht sattsehen.

Also ja, das Buch ist teuer. Aber es lohnt sich so sehr!

Torben Kuhlmann – Einstein
NordSüd Verlag, 22. September 2020
ISBN 3314105290
128 Seiten
Gebunden; 22,00 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus
2. Armstrong – Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond
3. Edison – Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes
4. Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit

Matt Haig – Ein Junge namens Weihnacht

Wie war das eigentlich, als der Weihnachtsmann noch ein Junge war?

Er hieß Nikolas, wuchs in großer Armut mitten in Finnland auf, und dies ist seine wirklich wahre Geschichte…

Der elfjährige Nikolas begibt sich auf eine gefährliche Reise an den Nordpol, um seinen Vater zu suchen. Und er gerät mitten hinein in eine magische Welt, bevölkert mit Wichteln, Elfen, Trollen – und natürlich Rentieren. (Klappentext)

Das Buch „Ein Junge namens Weihnacht“ ist 2016 erstmals auf Deutsch veröffentlicht worden. Diesen Winter kam die Verfilmung in die Kinos, weswegen es eine Neuauflage als „Buch zum Film“ gibt, die ich als Rezensionsexemplar erhalten habe. Und ich konnte es kaum erwarten, das Buch zu lesen, denn auch wenn ich dieses Jahr nur ein weiteres Buch von ihm gelesen habe, ist Matt Haig für mich die Entdeckung des Jahres. Nächstes Jahr folgen definitiv weitere Bücher von ihm.

Nikolas lebt einsam und abgeschieden – und vor allem sehr arm – mit seinem Vater in einer Hütte irgendwo in Finnland. Doch großer Reichtum steht bevor. Dafür muss der Vater nur dem König beweisen, dass es Wichtel wirklich gibt. Also zieht er mit ein paar Männern los, um den Ort Wichtelgrund zu suchen, und kommt nicht mehr zurück. Nachdem Nikolas Monate mit seiner fiesen Tante zuhause ausgehalten hat, macht er sich auf die Reise, um seinen Vater zu finden. Dabei begleitet ihn nicht nur die zahme Maus Miika, sondern er begegnet allerlei wundersamen Wesen und erlebt viele Gefahren, um dort anzukommen, wo er sein soll.

Ich dachte, das Buch wäre ein Kinderbuch, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Klar, es gibt diese einfache, humorvolle, lockere Sprache, einen Jungen als Hauptfigur, Elfen, Wichtel und Trolle und vor allem die tollen Illustrationen von Chris Mould, aber es gibt auch vieles, was ich kleinen Kindern nicht vorlesen würde. Nikolas Mutter ist tragisch ums Leben gekommen, sein Vater verlässt ihn, seine Tante ist grausam, Köpfe explodieren, mit Glück kommen Menschen ins Gefängnis, mit Pech sterben sie, Kinder werden entführt… Mit lockeren Worten werden harte Tatsachen ausgesprochen.
Für mich war das ok und machte auch den Reiz und die Spannung aus. Aber das sollte man vielleicht wissen, wenn man das seinem Vierjährigen als Gute-Nacht-Geschichte vorlesen will.

Nikolas ist eine Figur, die ich gern begleitet habe. Er ist lieb und klug und im angenehmen Rahmen bemitleidenswert. Nur leider stößt er im Laufe der Geschichte auf wahnsinnig viele Menschen – und Elfen, Trolle, Tiere und Wichtel -, die ihm nichts Gutes wollen. Nie ist er sicher und deswegen gibt es allerhand Wendungen und Überraschungen.

Die Idee dahinter fand ich vor allem aber super. So viele Eigenheiten des Weihnachtsmanns wurden logisch erklärt und ich mochte, wie Haig das alles Eingewoben hat. Ab und zu blitzte der Gedanke: „Ach so war das…“ bei mir auf, bis ich mich wieder daran erinnerte, dass alles Fiktion ist.

Ich mochte das Buch, die Idee und zumindest Nicolas sehr. Nur diese ständige Bosheit hat mich irgendwie irritiert und nahm manchmal etwas von dem Wunder und Zauber des Buchs.

Matt Haig – Ein Junge namens Weihnacht
Originaltitel: A Boy Called Christmas (November 2015)
‎dtv, 17. September 2021 (Deutsche Erstausgabe: 14. Oktober 2016)
ISBN 3423086734
268 Seiten
Taschenbuch; 11,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Susanne Finken – Lakritz in Lappland

Ein Weihnachtsabenteuer am Nordpol
Weihnachten! Für Bruno klingt dieses Wort nach duftenden Plätzchen, einem geschmückten Tannenbaum und Geschenken. Blöd nur, dass ausgerechnet sein Papa eine regelrechte Weihnachtsallergie hat und nie mit ihm feiert. Doch dann taucht ein abenteuerlustiges Mädchen vor Brunos Tür auf und nimmt ihm mit auf eine rasante Reise zum Weihnachtsdorf am Nordpol. Dort erfährt er, dass es in seiner Familie ein riesengroßes Weihnachtsgeheimnis gibt… (Klappentext)

Diese zuckersüße Weihnachtsgeschichte ist in 24 Kapitel unterteilt und eignet sich damit als literarischer Adventskalender. Die Kapitel enden auch häufig in einem Mini-Cliffhanger und die Kinder können sich darauf freuen, am nächsten Tag zu erfahren, wie die Situation ausgeht.

Mit Bruno gibt es eine Hauptfigur, die sehr reif und klug ist. Er kümmert sich in akribischer Kleinstarbeit darum, dass sein Vater so lange es geht, nichts von Weihnachten mitbekommt. Bruno sucht die Routen raus, wie man im Supermarkt die Weihnachtsabteilung umgehen kann und vermeidet das Thema zuhause komplett. Und das, obwohl er sich eigentlich auch mal so ein richtig traditionelles Weihnachten wünscht.
Doch dann lernt er Belana kennen, die ihm Plätzchen anbietet, die irgendwie nicht leer werden und Tassen verschwinden lassen kann. Da ist es kein Wunder, dass sie es schafft, ihn in Nullkommanichts zum Nordpol zu befördern.

Auf dem Weg lernen Bruno und der Leser nicht nur die aufgeschlossene, extrovertierte und magisch begabte Belana besser kennen, sondern auch den Elf Tapani und Weihnachtsbräuche verschiedener Länder, die selbst mir zum Teil unbekannt waren.

Die Geschichte war wirklich sehr niedlich und ich musste ab und zu lachen. Ich hatte definitiv sehr viel Spaß mit dem Buch und freue mich schon darauf, es in den nächsten Jahren als Tradition in der Adventszeit mit meiner Tochter zu lesen. Die tollen Illustrationen machen es auch für die Kleinen doppelt interessant.

Susanne Finken – Lakritz in Lappland
Ravensburger, 22. Juli 2020
ISBN 3473544787
188 Seiten
Taschenbuch; 6,99 Euro

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