Olga Grjasnowa – Der Russe ist einer, der Birken liebt

Mascha ist Aserbaidschanerin, Jüdin, und wenn nötig auch Türkin und Französin. Sie ist selbstbewusst, anpassungsfähig und immer zum Davonlaufen bereit. Mit elf Jahren nach Deutschland immigriert, musste sie früh die Erfahrung der Sprachlosigkeit machen. Nun spricht sie fünf Sprachen fließend und ein paar weitere so »wie die Ballermann-Touristen Deutsch «. Sie plant gerade ihre Karriere bei der UNO, als ihr Freund Elias schwer krank wird. Verzweifelt flieht sie nach Israel und wird schließlich von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. (Klappentext)

Im Zuge der Verfilmung dieses Buches habe ich ein Goodie-Paket bekommen, in dem das Buch enthalten war. Vor allem, weil dieses Buch eigentlich so gar nicht meinem Genre entspricht, war ich sehr gespannt. Vielleicht habe ich ja all die Jahre umsonst gedacht, sowas wäre nicht mein Genre…

Und es fing eigentlich auch ganz gut an. Es war interessant die Dynamiken zwischen Elias und Mascha zu beobachten, die nicht immer ganz einfach waren, weil er gern mehr über ihre Kindheit wüsste, sie die alten Traumata jedoch nicht vor ihm aufarbeiten möchte.
Und ich sage es direkt: Ich habe das Buch zwei Freundinnen weiterempfohlen und das, obwohl sich immer weiter herauskristallisierte, dass das mit dem Buch und mir nichts mehr wird.

Es dauerte nicht lang, da dachte ich: Ja, ich verstehe, warum das Buch Preise gewonnen hat. So lesen sich solche Bücher. Denn sprachlich war eben „Literatur“. Es war seltsam sperrig zu lesen, verworren, verwirrend… auch wenn es floss, wenn ich dabei war. Nur wenn ich das Buch zugeklappt hatte, dann hatte ich wenig Lust, es wieder aufzuklappen. Darum habe ich auch einen Monat gebraucht, die 288 zu lesen.

Mascha fand ich extrem unsympathisch, abweisend und unangenehm. Ihr Verhalten kommt sicher zu einem großen Teil aus ihrer Kindheit mit der Flucht aus der Heimat, dem Vater, der als gescheiterter Kosmonaut unglücklich im Leben war und der seltsam passiven Mutter. Ein Kind, das Krieg erlebt hat, das Menschen hat sterben sehen. Trotzdem fand ich so zu ihr keinen Zugang. Es war ein bisschen, als ob sie sich selbst nicht liebt und deswegen alle Leute wegstößt, die es tun.

Insgesamt waren alle Beschreibungen immer sehr auf Religion und den ethnischen Background der Leute bezogen und vor allem ist es auch sehr politisch. Es geht um den Aserbaidschan-Armenien-Konflikt im Karabach und später geht es vor allem auch um den Israel-Palästina-Konflikt. Grjasnowa geht schon auf vieles ein und holt auch unwissendere Leser ab, aber gefühlt fehlte mir trotzdem manchmal Detailwissen.

Was ich aber tatsächlich seltsam fand: Jeder Mensch in jedem Land kifft erstmal ganz selbstverständlich mit Mascha. Alle haben auch immer Marihuana dabei. Fand ich so ein vollkommen unnötiges Detail, weil es nichts zu der Geschichte beitrug. Aber davon gab es einige im Buch. Die Autorin beschreibt häufig genau, was Mascha sieht oder was jemand anhat und hat mich als Leserin damit gelangweilt.

Alles in allem fand ich das Buch recht handlungsarm. Erst eine schwere Phase in Deutschland und dann tingelt sie verloren durch Israel. Aber ja, das ist auch einer der zentralen Punkte des Buches. Mascha ist eine verlorene Persönlichkeit und man merkt diese Verlorenheit, das Nicht-Ankommen sehr gut. Sie hat keine Heimat, weder in Orten noch in Menschen.

Nein, das Buch und ich wurden leider keine Freunde. Dafür war es für meinen ganz persönlichen Geschmack zu unspannend und zu politisch. Aber gerade wegen des zweiten Punktes konnte ich das Buch ohne schlechtes Gewissen an zwei Freundinnen weiterempfehlen.
Ich wurde leider weder mit der Story noch mit Mascha oder der Schreibart richtig warm.

Olga Grjasnowa – Der Russe ist einer, der Birken liebt
dtv, 1. September 2013 (Erstveröffentlichung Februar 2012)
ISBN 3423142464
285 Seiten
Taschenbuch; 12,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

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