Nachdem mir der erste Teil um das Ermittlerduo Charlotte Schneidmann und Peter Käfer – „Schattenfreundin“ – so gut gefallen hat, habe ich mich sehr gefreut, als ich durch die Autorin höchstselbst die Möglichkeit bekommen habe, den zweiten Teil von Bastei Lübbe als Rezensionsexemplar zu bekommen (Vielen Dank an dieser Stelle!).
Nach einer Kindesentführung im ersten Teil, schien es im zweiten Teil wieder heiß her zu gehen (etwaige Wortspiele sind zwar unlustig, aber vollkommen beabsichtigt von mir).
Der Klappentext versprach einiges:
Wenn die Vergangenheit wie Phönix aus der Asche steigt
Der Geruch nach Feuer liegt noch in der Luft, als Charlotte Schneidmann und Peter Käfer im Seniorenstift Sonnenschein ankommen. Einer der Bewohner, der demente Ludgar Steinkamp, ist bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Alle Indizien deuten auf Brandstiftung, aber nicht nur das – das Opfer wurde regelrecht zu Tode gefoltert. Grausame Rache? Oder ein letzter Versuch, Informationen vin Steinkamp zu erpressen? Die brandgefährlichen Spuren führen Charlotte und Käfer tief in die Vergangenheit des Münsterlandes.
Ich freute mich auf die beiden Ermittler, denn schon im ersten Buch waren sie mir überaus sympathisch. Mir war noch in Erinnerung, dass beide selber mit einigen Problemen zu kämpfen hatten, aber ich wusste nicht mehr genau welche. Das war aber überhaupt kein Problem, denn Christine Drews schaffte es spielend leicht, einem wieder alles näherzubringen, was man im ersten Teil von den beiden erfahren hatte.
Mit einem Brand im Seniorenheim hatten die beiden nun wieder einen Fall, in dem einer wehrlosen Person etwas angetan wurde. Dieses Mal war es der demente Ludgar Steikamp, der zum Opfer fiel und das auf besonders brutale Art und Weise.
Mit ihm brannte auch gleich ein komplettes Nebengebäude des Seniorenstifts ab.
Mit diesem Setting geht das Buch auch Wege, die relativ selten gegangen werden. Ich persönlich las noch keinen Krimi, der zu großen Teilen in einem Altersheim spielt und trotzdem jung und frisch ist, was vorrangig damit erreicht wird, dass nicht nur die Ermittler relativ jung sind, sondern auch die meisten anderen Protgonisten.
Wie schon im ersten Teil werden Figuren erschaffen, die unglaublich authentisch wirken. Keine Person war schwarz oder weiß, jeder hatte seine eigenen Probleme und Sorgen und war dabei trotzdem nicht gekünstelt problembeladen dargestellt. Ich konnte mich sehr gut in alle hineinversetzen.
Das führte dazu, dass mir das ganze Buch noch spannender und „echter“ erschien.
Ich wollte wissen, wer Ludgar Steinkamp das angetan hat und wieso. Mit jedem der 66 kurzen Kapitel kam man dem Geheimnis näher und gleichzeitig wurden immer wieder neue Fragen aufgeworfen.
Als Charlotte und Peter die Familie Steinkamp kennenlernen, wird klar, dass Ludger Steinkamp nicht der liebevolle Familienvater zu sein scheint, den man erahnte, als er alt und dement im Seniorenheim war.
Er hatte jedoch vor einigen Jahrzehnten als Sachverständiger mit einer großen Brandserie zu tun. War das nur Zufall oder wurde er von seiner Vergangenheit eingeholt? Plötzlich geraten immer mehr Personen ins Visir der Polizei, die alle irgendwie mit den früheren Bränden zu tun hatten.
Und was ist eigentlich mit dem alten Täter, der mittlerweile aus dem Gefängnis entlassen wurde?
Wissen die Pflegelkräfte im Seniorenstift vielleicht mehr?
Es beginnt eine detektivische Kleinstarbeit, um dem Täter auf die Spur zu kommen.
Stilistisch blieb Christine Drews ihren Mustern aus dem ersten Buch treu:
Der Weg zum Täter führte über viele Um- und Irrwege. Es ging um Details genau so sehr wie das große Ganze. Man musste wirklich mitdenken, sonst entgingen einem zum Teil wichtige Dinge. Ich fühlte mich damit aber auch angeregt mitzurätseln, wer der Täter ist.
Zwischendrin gab es immer wieder kurze Kapitel in kursiver Schrift. Der Täter beschrieb seine Sicht der Dinge und wie er sich fühlte mit dem Feuer. Skurrile Abschnitte waren es, die das Bild eines Psychopathen zeichneten und gerade deswegen umso interessanter und intensiver waren.
Es gibt auch im zweiten Teil einen allwissenden Erzähler, der das Geschehen immer wieder aus verschiedenen Perspektiven beschreibt. So erfährt man viel über die verschiedenen Personen, ihre Gefühle, Gedanken und Vergangenheit.
Die Sprache ist lebendig und authentisch und machte es mir sehr leicht. In Kombination mit den kurzen Kapiteln, erwischte ich mich immer wieder bei: „Na gut. EIN Kapitel noch… Ok, das jetzt auch noch, aber dann muss ich ins Bett. Oooook… aber das ist jetzt wirklich das letzte“. Seite um Seite las ich so weiter und merkte kaum, wie schnell ich voran kam.
Dabei kamen mir die verschiedensten Gefühle unter und zwar nicht nur bei den Personen im Buch, sondern auch bei mir. Ich freute mich mit, war gespannt, ekelte mich, hatte Mitleid, war belustigt und manches Mal gruselte es mich sogar.
Das Ende war dann logisch und stimmig. Im Laufe des Buches hatte ich sogar eine richtige Ahnung entwickelt, wer der Täter ist, aber das ein oder andere Puzzleteil musste sich trotzdem noch einfügen und das tat es dann. Ich war sehr zufrieden mit dem Ende.
Zufrieden war ich insgesamt mit dem ganzen Buch. Es war spannend, hatte tolle Figuren und wirkte für mich durch die Bank sehr gut recherchiert. Egal, ob es um Demenz, Brände oder das Münsterland ging, überall wurde detailliert und verständlich beschrieben.
Detalliert war aber auch die ganze Tätersuche und das ein oder andere Mal verzettelte ich mich in all den Informationen. Ich musste genau überlegen, wo jetzt was schon einmal aufgetaucht war und wie viele Fäden es mittlerweile gab, die am Ende wieder zusammengefügt werden müssen.
Und trotz des spannenden Handlungsverlauf nahm die Geschichte mich nicht vollends in ihren Bann. Es blieb immer eine gewisse Distanz, die ich nie ganz überbrücken konnte.
Das Problem ist auch, dass ich das Buch mit dem ersten Teil vergleiche und für mich persönlich war das einen kleinen Tick besser.
Trotz alledem ist „Phönixkinder“ durchaus sehr lesenwert und wenn ein dritter Teil um das Ermitlerduo gibt (das Ende klingt ganz danach), dann bin ich sofort wieder dabei.
Ich kann also sowohl „Schattenfreundin“ als auch „Phönixkinder“ uneingeschränkt empfehlen.
Der zweite Teil lässt sich übrigens ohne Vorwissen sehr gut auch als Einzelband lesen. Wer dann auf das erste Buch gespannt ist, kann es auch danach noch lesen, denn auch wenn der erste Fall kurz mal erwähnt wird, wird nichts Essentielles verraten.
Das Buch bekommt von mir sehr gute .
Christine Drews – Phönixkinder
Bastei Lübbe, Juli 2014
ISBN 3404169921
367 Seiten
Taschenbuch; 8,99 Euro
Reihenfolge der Bücher:
1. Schattenfreundin
2. Phönixkinder
3. Tod nach Schulschluss
4. Denn mir entkommst du nicht
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