Carlos Ruiz Zafón – Marina

Als Óscar Drai das Mädchen Marina trifft, ahnt er nicht, dass sie sein Leben für immer verändern wird. Mit ihrem Vater lebt sie in einer alten Villa wie in einer vergangenen Zeit. Marina bringt Óscar auf die Spur einer mysteriösen Dame in Schwarz. (Klappentext)

Schon lange wollte ich ein Buch von Carlos Ruiz Zafón lesen, immerhin liegt das erste schon seit 2011 auf meinem SuB, das zweite folgte 2014. Als ich nun Urlaub in Barcelona machte, war klar, dass endlich ein perfekter da Zeitpunkt war, eines der Bücher muss es werden, spielen sie doch in dieser Stadt. Ich entschied mich für das kürzere und nahm es mit auf Reisen. Ich habe den Zafón nach Hause gebracht.

Der fünfzehnjährige Óscar lebt 1980 ein recht beschauliches Leben im Internat. Seine Freizeit vertreibt er mit Spaziergängen in der wunderschönen Umgebung und immer wieder kommt er dabei an einer scheinbar verlassenen Vila vorbei. Doch als er heimlich in das Haus geht, stellt er fest, dass es bewohnt ist. Vor lauter Schreck nimmt Óscar eine Uhr mit bei seiner Flucht. Doch er bringt sie zurück und das ändert sein Leben. Denn er lernt Marina kennen.

Marina ist ein geheimnisvolles, starkes, undurchschaubares Mädchen, das Óscar sofort in seinen Bann zieht. So ist es auch kein Wunder, dass er ohne groß nachzudenken mit Marina auf einen Friedhof geht, um eine Frau in Schwarz zu beobachten. Doch die Frau bekommt es mit und hinterlässt Óscar einen Brief mit einem Namen und einer Adresse. Und damit entfaltet sich vor den beiden jungen Menschen ein Geheimnis aus längst vergangenen Tagen.

Der Roman ist an Schauerliteratur angelehnt und vor allem am Anfang merkt man das stark. Die Atmosphäre fühlt sich an wie eine neblige, kalte Dämmerung. Schatten entstanden, wo keine hingehören, Geräusche brachten Gänsehaut. Ich habe das geliebt und war total drin.
Und auch die Geschichte in der Geschichte, war interessant. Vor über 30 Jahren kam ein Mann namens Michail Kolwenik nach Barcelona und erreichte bald alles, was er sich wünschen konnte: Erfolg im Beruf, Reichtum, Ansehen und die Liebe einer jungen, schönen Frau. Doch schon bald sollte er alles verlieren.

Ich war wirklich begeistert. Zafóns Art zu schreiben war wundervoll. Gefühl- und auch geheimnisvoll. Poetisch und trotzdem klar. Dazu diese schaurige Atmosphäre und die spannende Marina. Ich wollte die beiden Jugendlichen unbedingt begleiten und das Geheimnis der Dame in Schwarz ergründen und dabei auch sehen, wie ihre Freundschaft sich entwickelt. Ich sah das Buch in der Sternebewertung immer weiter hoch klettern – und das nur nach wenigen Kapiteln.
Doch mein Enthusiasmus wurde jäh zerstört, als Marionetten sich von allein bewegten. Ich war plötzlich extrem enttäuscht. Auch die Auflösung dazu konnte nichts mehr gut machen. Ich finde, der Autor ging hier den Weg des geringsten Widerstands und vor allem zerstörte er für mich damit die Anlehnung an einen Schauerroman.

So gern ich die Art zu erzählen und Marina mochte, mein Gefühl zum Buch erholte sich von der Enttäuschung nicht. Es ist dieser eine Punkt der Geschichte, der später immer größere Bedeutung bekommt, der mir alles kaputt gemacht hat. Ich bin unzufrieden und genervt. Ich hätte mir da so viel anderes gewünscht.
Und als ich gefühlsmäßig an diesem Punkt war, ergab es eigentlich auch keinen Sinn mehr, dass die Dame in Schwarz Óscar den Zettel hinterließ. Eigentlich gab es gar keinen Anlass, diese alte Geschichte wieder zum Vorschein zu bringen und alte Wunden aufzureißen. Schon gar nicht vor vollkommen fremden Kindern.

Ja schade, das Buch fing so super an und hatte auch bis zum Ende seine guten Seiten. Aber ich bleibe missmutig zurück.

Carlos Ruiz Zafón – Marina
Originaltitel: The Marina (1999)
Fischer Taschenbuch Verlag, 14. November 2012
ISBN 3596186242
350 Seiten
Taschenbuch; 9,99 Euro

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