R. L. Stine – Fear Street – Mord im Mai

Warst du’s wirklich, Sandy?

Niemand kann Al Freed ausstehen. Er ist das größte Ekel von Shadyside und macht Julie und ihrer Clique mit seinen miesen kleinen Tricks das Leben schwer. Aber als Al eines Tages tot vor der Rollschuhbahn liegt, sind alle schwer schockiert. Und ausgerechnet der nette Sandy will Al ermordet haben… (Klappentext)

Julie, Vincent, Hillary, Sandy und Al waren mal eine Clique. Doch Al gehört seiner Weile schon nicht mehr dazu, dafür macht er seinen ehemaligen Freunden und der neu dazugekommenen Taylor das Leben schwer. Jeden einzelnen bedrängt, demütigt und erpresst er – doch plötzlich liegt er erdrosselt hinter der Rollschuhbahn. So viele Menschen hatten ein Motiv, doch ausgerechnet der nette Sandy gesteht seinen Freunden den Mord.

Am Anfang machte mich Al unfassbar wütend. Er war so ein unangenehmer, bedrohlicher Charakter. Da war es quasi eine Erleichterung, als er endlich tot war. Damit war dann aber auch fast schon die Luft raus. Es ist nicht so, dass das Buch danach nur noch dahinplätscherte, tatsächlich gab es sogar die ein oder andere spannende Szene. Zumindest theoretisch. Praktisch war alles so vorhersehbar, dass die Spannung direkt im Keim erstickt wurde.
Das Ende überraschte mich dann auch kein Stück.

Mit den Personen konnte ich durch die Bank nichts anfangen. Die Clique blieb total blass und austauschbar. An diesem Punkt hapert es ja meistens sehr in den Büchern. Aber wenn der Fall schon nicht sehr aufregend ist, fallen Personen, die einem egal sind, umso mehr ins Gewicht.

Viel mehr gibt es dann auch schon nicht mehr zu sagen über „Mord im Mai“. Der Fall ist recht simpel und erzeugt wenig Spannung. Die Personen bleiben flach und unnahbar. Es gibt keine wirkliche Atmosphäre, die das Buch ansatzweise gruselig oder aufregend gemacht hätte. Das Buch war ok, kann man wie immer gut und schnell weglesen, aber mehr auch nicht.

R. L. Stine – Fear Street – Mord im Mai
Originaltitel: The confession (1996)
Loewe, 1997
ISBN 378553101X
156 Seiten
Gebunden

Andere Bücher der Reihe:

Fear Street – Das Skalpell – Originaltitel: The Knife
Fear Street – Die Falle – Originaltitel: Wrong Number 2
Fear Street – Die Mutprobe – Originaltitel: The Thrill Club
Fear Street – Eingeschlossen – Originaltitel: Ski Weekend
Fear Street – Falsch verbunden – Originaltitel: Wrong Number
Fear Street – Prüfungsangst – Originaltitel: The Cheater
Fear Street – Rachsüchtig (Neuauflage von „Halloween“) – Originaltitel: Halloween Party
Fear Street – Jagdfieber – Originaltitel: Partysummer
Fear Street – Im Visier – Originaltitel: College Weekend
Fear Street – Schulschluss – Originaltitel: Final Grade
Fear Street – Mondsüchtig – Originaltitel: Bad Moonlight

R. L. Stine – Fear Street – Mondsüchtig

Die Angst fällt von Sue ab, wenn sie mit ihrer Band auf der Bühne steht. Für kurze Zeit kann sie allem entrinnen – ihren Albträumen und den Wahnvorstellungen von scharfen Krallen und Blut, die sie immer häufiger plagen. Doch dann kommt ein Bandmitglied auf entsetzliche Weise ums Leben. Und in Sue steigt eisige Kälte auf. Warum hat sie keinerlei Erinnerung an diese Nacht? (Klappentext)

Ich bin jedes Mal aufs Neue gespannt, ob mich Fear Street dieses Mal begeistern kann. Als Kind und Jugendliche mochte ich die Reihe immerhin wahnsinnig gern. Doch von den Titeln, die ich nun als Erwachsene lese, war ich mehrheitlich enttäuscht.

Dieses Mal geht es um Sue, die mit ihrer Band ein wenig umherreist, um Konzerte in kleinen Clubs zu spielen. Aktuell ist die Zeit um den Vollmond herum und es geht ihr seltsam. Im Mondlicht ist ihr kalt, es fühlt sich böse an. Außerdem mag sie plötzlich rohes Fleisch und ihre Haare führen ein seltsames Eigenleben. Und dann taucht eine zerfetzte Leiche auf…

Ab Seite eins ist dem Leser klar, was mit Sue los ist. Ich kann ihr nicht einmal vorwerfen, dass sie es selber nicht in Betracht zieht, aber die „Hinweise“ vom Autoren waren so deutlich und übermächtig, dass es einfach keinen Spaß machte.
Auch der Zusammenhang mit der Band war dabei ziemlich offensichtlich. Die ganze Geschichte war einfach extrem vorhersehbar. Ein, zwei Überraschungen gab es, aber die waren dann auch irgendwie egal.
Trotzdem, und das möchte ich dem Buch zugutehalten, war es mal eine andere Art von Fear Street. Das hat mir grundsätzlich gefallen.

Wie immer waren alle Charaktere austauschbar und flach, eben weil ihre persönliche Geschichte recht wenig zur Story beiträgt. Auf 156 Seiten muss man dann eine Priorität festlegen. Und bei Stine ist die immer deutlich der Fall an sich.
Leider war Sue mir aber auch wirklich nicht sympathisch. Sie war zwar auch nicht nervig oder unfreundlich, aber doch irgendwie egal.

Ich mochte die Sprache in dem Teil ganz gern. Häufig ist sie in Fear-Street-Büchern ja ein bisschen zum Fremdschämen. Ziemlich plump, ungeschliffen und altbacken. Hier war es mir zwar persönlich auch ein wenig oft „‘Oh Gott, da war eine Leiche‘ – ‚Nun beruhige dich doch erst einmal!‘“, aber damit konnte ich gut leben.

Tja, ihr seht mich unbegeistert. Mal was anderes und ok geschrieben (bzw. übersetzt), aber die Story war vorhersehbar und die Charaktere waren mir egal.

R. L. Stine – Fear Street – Mondsüchtig

Originaltitel: Bad Moonlight (1995)
Loewe, 2004
ISBN 3785549954
156 Seiten
Gebunden

Andere Bücher der Reihe:
Fear Street – Das Skalpell – Originaltitel: The Knife
Fear Street – Die Falle – Originaltitel: Wrong Number 2
Fear Street – Die Mutprobe – Originaltitel: The Thrill Club
Fear Street – Eingeschlossen – Originaltitel: Ski Weekend
Fear Street – Falsch verbunden – Originaltitel: Wrong Number
Fear Street – Prüfungsangst – Originaltitel: The Cheater
Fear Street – Rachsüchtig (Neuauflage von „Halloween“) – Originaltitel: Halloween Party
Fear Street – Jagdfieber – Originaltitel: Partysummer
Fear Street – Im Visier – Originaltitel: College Weekend
Fear Street – Schulschluss – Originaltitel: Final Grade

S. A. Hunt – Die Hexenjägerin – Der Zirkel der Nacht

Robin Martine ist ein YouTube-Star – ihrem Kanal »Malus Domestica« folgen Tausende, die Robin für ihre erschreckend realistischen Hexenjagd-Videos feiern. Doch was niemand ahnt: Robins Videos sind nicht inszeniert – sie sind real! Die junge Hexenjäger-Punkerin reist mit ihrem Lieferwagen durchs Land, um den Hexenzirkel auszulöschen, der für den Tod ihrer Mutter verantwortlich ist. Aber als Robin ihrem Ziel so nah wie nie ist, erkennt sie, dass die wahre Bedrohung von jemand anderem ausgeht: dem dämonischen Roten Lord, dessen Ankunft die Hexen preisen und der enger mit Robins Familiengeschichte verbunden scheint, als ihr lieb ist … (Klappentext)

Die Hexen der jüngeren Zeit haben ja kaum noch etwas gemeinsam mit denen von früher. Mit den alten, bösartigen Wesen, die Kinder fressen und in Kessel rühren.
Doch genau solche Hexen hat S. A. Hunt hier wieder geschaffen: Hexen, die mit Blut gefüllte Früchte essen und bis zum Tode kämpfen. Vor allem für Zweites ist Robin Martine verantwortlich. Um Rache für den Tod ihrer Mutter zu üben, reist sie durch Amerika und sucht und tötet Hexen. Ihr Reisen und ihre Kämpfe nimmt sie mit der Kamera auf und konnte sich so auf YouTube schon eine beträchtliche Reichweite und Fangemeinde aufbauen.
Doch als sie zurück in ihre Heimatstadt kommt, um sich einem besonders gefährlichen Hexenzirkel zu stellen, gesellen sich plötzlich alte und neue Bekannte an ihre Seite. Gemeinsam müssen sie allerhand Geheimnisse aufdecken, die in der beschaulichen Kleinstadt verborgen liegen.

Ich mag die Grundidee wirklich richtig gern und fand die Kombi aus diesen alten, magischen Frauen und den Videos spannend. Außerdem ließ sich das Buch gut lesen und auch wenn es nicht wirklich Wendungen oder Überraschungen gab, wurden doch allerhand Baustellen aufgemacht, mit denen ich aufgrund des Klappentextes noch nicht gerechnet hatte.
Doch so bitter es ist. Das sind schon alle positiven Aspekte. Der Rest ist eine Aneinanderreihung von Dingen, die mich gelangweilt, genervt oder richtig gestört haben.

Mit Robin wurde ich leider überhaupt nicht warm. Einerseits war sie immer so tough, problembeladen und distanziert und andererseits hat sie allerhand Unsicherheiten.
Mit all den anderen Figuren, wie Leon und Wayne, das Vater-Sohn-Duo, das in Robins altes Elternhaus gezogen ist, konnte ich mehr anfangen.

Dazu wurden ständig neue Baustellen in der Geschichte aufgemacht, aber irgendwie passierte trotzdem seltsam wenig. Vor allem wurde vieles in diesem Band einfach überhaupt nicht aufgelöst und geklärt. Es schien als hätte S. A. Hunt in dem Auftakt-Band ihrer Trilogie einfach sehr, sehr viel Atem geholt.
Auch das YouTube-Thema war nicht so präsent, wie ich erwartet hatte. Noch schlimmer war aber, dass es nur im ersten Kapitel einen Hexenkampf gab. Bei dem ging es auch wirklich hart zur Sache und ich verstand, warum in dem Begleitschreiben vor physischer und psychischer Gewalt gewarnt wurde. Doch dabei blieb es dann für das restliche Buch.

An vielen Stellen war das Buch dann wirklich langweilig. Beschreibungen von Orten und Wegen waren viel zu ausgedehnt und brachten die Story kein Stück voran. Dabei waren Stellen, die relevant gewesen wären, entweder zu schnell abgehandelt oder die Dinge passierten mit dem Vorschlaghammer. Jemand hatte einen Verdacht und der bestätigte sich sofort. Oder es gab Gedankengänge, die sich viel zu schnell und eigentlich unlogisch ergaben.

Das Buch ließ sich, wie bereits oben gesagt, gut und flüssig lesen, doch die Sprache war häufig derb und vulgär. Das war nicht meins.

Was mich aber an dem Buch wirklich irritierte, war der Hautfarbenaspekt. Es wurde immer wieder auf die Hautfarben der Leute eingegangen. Als der junge Wayne das erste Mal in seine neue Schule kam, erörterte der Erzähler, wie viele Schwarze, Asiaten und Mexikaner es gibt. Doch am Schlimmsten war, dass eine der Hexen Waynes schwarzen Vater mit dem N-Wort bezeichnete und eine Seite später von einem Löffel aus Hitlers Nachlass, in den ein Hakenkreuz graviert ist, isst. Es hatte absolut keine Bewandtnis für das Buch, das die alte Frau offensichtlich einen Nazi-Einschlag hatte. Es kam nur an dieser einen Stelle vor. Vollkommen unnötig und daneben.

Insgesamt hat mich das Buch also enttäuscht. Bis auf eine gute Idee mit ein paar netten Figuren und einer flüssigen Schreibweise war nix zu holen.

S. A. Hunt – Die Hexenjägerin – Der Zirkel der Nacht
Originaltitel: Malus Domestica – Burn the Dark (Januar 2020)
Blanvalet, 19. April 2021
ISBN 3734162904
361 Seiten
Broschiert; 15,00 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Die Hexenjägerin – Der Zirkel der Nacht – Originaltitel: Malus Domestica – Burn the Dark
2. Die Hexenjägerin – Der Zirkel des Blutes – Originaltitel: Malus Domestica – I Come with knives
3. Die Hexenjägerin – Der Zirkel der Hölle – Originaltitel: Malus Domestica – The Hellion

Jen Calonita – Spieglein, Spieglein

calonita_spieglein-spiegleinWas wäre, wenn die böse Stiefmutter den Prinzen vergiftet hätte?

Nach dem Tod von Schneewittchens Mutter übernimmt die Böse Königin die Herrschaft über das Schloss. Und Schneewittchen tut alles, um sich nicht den Zorn ihrer Stiefmutter zuzuziehen.
Erst als diese versucht, sie zu töten, erwacht Schneewittchens Widerstandsgeist. Mit der Hilfe ihrer Zwerge und des freundlichen Prinzen, den sie nie wiederzusehen vermutet hätte, zieht sie in den Kampf gegen die Böse Königin.
Aber wie soll dieser gelingen, wenn ihre Feindin jeden ihrer Schritte kennt und alles tut, um ihre Macht zu behalten? Einschließlich der unbarmherzigen Verfolgung ihrer Liebsten? (Klappentext)

Auch wenn Schneewittchen nie mein liebstes Märchen war, war ich sehr gespannt auf die Interpretation als Twisted Tale von Jen Calonita.
Doch ich wurde recht schnell ernüchtert. In der ersten Hälfte liest es sich wie die klassische Geschichte nur mit mehr Details und Ausschmückungen. Man geht vor allem mehr in die Vergangenheit von Schneewittchens Mutter und ihrer Schwester Ingrid, die nun alle als die Böse Königin kennen.
Erst ab der Hälfte begann sich die Geschichte mehr und mehr vom Original zu lösen. Da hatte mich das Buch aber schon längst verloren. Und dass der Twist, um den es ja hier hauptsächlich geht, dann erst auf den letzten 30 Seiten passiert, hat dem ganzen die (böse) Krone aufgesetzt.

Die Figuren konnten das Zepter leider auch nicht an sich reißen. Schneewittchen war lieb und nett – klar. Aber sie errötete zum Teil auf einer Buchseite mehrfach. Ich habe wirklich oft die Augen verdreht. Ebenso waren die Dialoge häufig einfach zu unangenehm, weil kitschig.
Von der Bösen Königin hatte ich auch deutlich mehr erhofft. Sie war schon als kleines Kind machthungrig und skrupellos. Die große Liebe zu ihrer kleinen Schwester ließ einen Funken Menschlichkeit erscheinen, doch mit der war es dann ja auch nicht allzu weit her, als Katharina die Aufmerksamkeit vom jungen König erregte und aufs Schloss zog.
Die Zwerge gingen dafür leider komplett unter und man bekommt gar kein Gefühl für sie.

„Spieglein, Spieglein“ kann also im Grunde durch den Twist mit einer coolen Idee aufwarten und lässt sich auch schnell lesen. Der Rest enttäuschte mich auf ganzer Linie. 2 Sterne

Jen Calonita – Spiegelein, Spieglein – Twisted Tale
Originaltitel: Mirror, Mirror (April 2019)
Carlsen, 3. September 2020
ISBN 3551280495
361 Seiten
Gebunden; 12,00 Euro

Veronica Roth – Die Erwählten

Einst retteten sie die Welt und wurden zu Helden. Doch ihre Welt ist nicht die Einzige, die Helden braucht…

Sloane, Matt, Esther, Ines und Albie – sie wurden auserwählt, die Welt vor einer übernatürlichen Macht zu retten. Und tatsächlich gelingt es den Erwählten, nach einem Kampf, der ihnen alles abverlangt, den mächtigen dunklen Feind zu besiegen. Sie werden als Helden gefeiert, doch die seelischen Wunden, die sie während des Kampfes erlitten haben, sind tief.

Am 10. Jahrestag ihres Sieges geschieht das Unfassbare: Einer von ihnen stirbt auf tragische Weise, die anderen werden in eine alternative Welt katapultiert. Diese ist der ihren sehr ähnlich, nur, dass die Magie dort allgegenwärtig ist. Sie finden heraus, dass sie die dunkle Macht keineswegs besiegt haben. Wieder müssen sie kämpfen, doch dieses Mal machen sie eine Entdeckung, die alles, was sie zu wissen glaubten, infrage stellt. (Klappentext)

„Die Erwählten“ beginnt dort, wo andere Bücher enden. Der Dunkle ist besiegt, die Welt ist gerettet. Die fünf ehemals jugendlichen Helden sind erwachsen geworden und haben aus ihrem Ruhm Verschiedenes gemacht. Doch auch zehn Jahre später sind sie alle immer noch verbunden. Immer noch Freunde. Eine Gruppe. Sie haben Grausames zusammen erlebt. Niemand ist körperlich oder seelisch unversehrt aus dem Kampf herausgekommen. Und nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen.

Ich habe zwei Monate an dem Buch gelesen. Denn es beginnt wahnsinnig langsam. Selten habe ich so eine gemächliche Einführung in ein Buch gelesen, dass mit 571 Seiten ja auch nicht gerade dünn ist.
Ich hatte bewusst beim Lesestart nicht noch einmal den Klappentext gelesen, sondern wollte mich überraschen lassen. Ich begleitete Sloane, Matt, Esther, Ines und Albie also auf Gala-Veranstaltungen, Einweihungen von Denkmälern, erfuhr etwas von er Vergangenheit und den Kampf mit dem Dunklen. Las von der Magie, der sie sich über verschiedene Objekte zu eigen machen mussten. Kam hierhin und dorthin – und verstand nicht, worauf das Buch hinauswill. Es wurde zäh. Nichts schien so wirklich voranzugehen.

Es fühlte sich an als wäre da ein gewisses Potenzial an Spannung, doch über ihm lag eine dicke Schicht undurchdringlicher Nebel, der alles erdrückte. Ich musste durch viele leere Worte waten, um irgendetwas zu entdecken. Zäh, drückend, mühsam.

Lange steckte ich dann richtig fest. Ich hatte bereits 160 Seiten gelesen und wollte irgendwie nicht weiterlesen. An diesem Punkt las ich den Klappentext, um zu erfahren, worum es noch gehen wird. Die magische Welt interessierte mich dann doch wieder und ich las weiter – lange musste ich auch nicht mehr warten. Doch hier hatte das Buch schon zu viel Boden verloren.

Die Parallelwelt war dann leider auch nicht so spannend und ungewöhnlich, wie ich gehofft hatte. Die neue Gefahr war nicht so alles verschlingend, wie ich gedacht habe.
Es wurde besser, ja. Ich las die restlichen 400 Seiten dann in wenigen Tagen. Aber auch, weil ich es mir fest vorgenommen hatten. Aus sich heraus hätte es das Buch wohl immer noch nicht wirklich geschafft.

Das, was zentral für das Buch war, waren die Figuren und ihre tragische Vergangenheit. Leider ist die Hauptperson, an der man dran ist, Sloane. Sie ist distanziert, zickig, bissig und kühl. Ich habe nicht verstanden, warum die anderen mit ihr befreundet waren – das hat ja nicht mal Sloane selber verstanden.
Die anderen vier Freunde wurden so deutlich zu Nebenfiguren degradiert, dass ich zu ihnen ebenfalls keine Verbindung aufbauen konnte. Sie blieben blass und nur oberflächlich greifbar.

Ich hatte mich vorab so sehr auf das Buch gefreut. Endlich mal eine Fantasy-Geschichte, bei der die Figuren erwachsen sind. Aber Veronica Roth hat für meinen Geschmack leider kaum etwas richtig gemacht. Schon damit angefangen, dass die Figuren zwar Ende zwanzig, Anfang dreißig waren, man es aber nie merkte. Vom Verhalten her hätten sie alle locker zehn Jahre jünger sein können. Und schon war es doch wieder Jugendfantasy.
Die Spannung blieb auf der Strecke, die Bindung zu den Figuren auch. Die Wendungen waren teilweise vorhersehbar und manchmal hatte ich das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Als hätte es Rückbezüge auf Dinge gegeben, die gar nicht passiert sind.
Ich hatte leider so gut wie keinen Spaß mit dem Buch.

Veronica Roth -Die Erwählten – Tödliche Bestimmung
Originaltitel: Chosen Ones (April 2020)
Penhaligon Verlag, 28. September 2020
ISBN 3764532440
571 Seiten
Gebunden; 18,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Lana Wood Johnson – Wenn zwei sich texten

Als Haley eine Nachricht von Martin Munroe bekommt, ist ihr sofort klar, wer da schreibt. Obwohl es an ihrer Schule zwei Jungs mit dem Namen gibt. Aber dieser Martin, der nach einer Klassenarbeit fragt, ist eindeutig der, den sie nicht nervig findet. Zum Glück. Denn aus einem lustigen ersten Schlagabtausch wird schnell ein Chat über Privates: seltsame Ängste, geheime Wünsche, schräge Vorlieben. Während sie in der Schule Abstand halten, bringt das Texten sie immer näher. Es gibt nur ein Problem: Haley hat den falschen Martin im Visier. (Klappentext)

Immer wieder sah ich diese Neuerscheinung auf Instagram und ich wurde interessiert. Also kaufte ich das Buch letztens ganz spontan und begann auch direkt mit dem Lesen. Das ging dann auch sehr schnell, denn es besteht ausschließlich aus Chats.

Dieses Format hat häufig die Schwäche, dass man immer in einer bestimmten Distanz bleibt. Keine Beschreibungen eines Erzählers bedeutet: Keine Ahnung, wie die Figuren aussehen, kein Überblick über die Umgebung, keine Gefühl für Details außerhalb dessen, was die beiden Personen sich sagen wollen. Man ist immer nur so schlau, wie die Figuren es wollen, man weiß nur so viel, wie sie preisgeben.
Das muss ja aber nicht schlimm sein, wenn die Geschichte trotzdem stimmig ist und die Figuren es schaffen, den Leser durch die kurzen Nachrichten an sich zu binden.

Die Geschichte von „Wenn zwei sich texten“ ist ebenso alt wie beliebt. Da gibt es diese sonderbare Anziehung zwischen sehr Menschen… Haley hat zwar ein paar Freundinnen, doch eigentlich ist sie eher die Stille, die ein gutes Buch und Gesellschaftsspiele der Gesellschaft ihrer Freundinnen vorzieht. Martin ist der beliebte Junge mit dem Geheimnis – oder in diesem Fall: mit ein paar Geheimnissen.
Das spannendste Geheimnis verrät leider direkt der Klappentext. Das gab der Sache zwar ein wenig Drive, weil man beobachten konnte, wie Haley es herausfindet, andererseits wäre ich als Leser selber gern überrascht worden. Doch ob es mich wirklich überrascht hätte, ist die Frage. Martin gab so schnell deutliche Hinweise, dass es vollkommen unverständlich war, dass die schlaue Haley die Hinweise immer ignorierte. Sie hinterfragt jedes Detail aufgrund ihrer Unsicherheiten, aber den rosa Elefanten im Raum übersieht sie.

Das Buch war – neben der Verwechslung – an sich auch extrem vorhersehbar. Da konnten die Chats mich nicht abholen. Vor allem ließen sie mich häufig sehr verwirrt zurück.
Anfangs hatte ich oft das Gefühl, dass die beiden aneinander vorbeireden. Als würde eine Person auf etwas antworten, das nicht gesagt wurde. Das mag aber auch daran liegen, dass zum Teil nur Bruchstücke angerissen wurden von Dingen, die in der Schule passiert sind oder demnächst stattfinden, für das die beiden keine weitere Erklärung brauchen. Sie wissen davon ja, weil sie es erlebt haben. Zusätzlich schreiben sie über Dinge, die es in Deutschland so nicht gibt. Ich habe die Relevanz der Collegevorbereitungskurse nicht verstanden. Und ich konnte auch nicht nachvollziehen, warum man da bei einer 4 feiert und man mit einer 5 quasi ein Genie ist. Ich weiß auch nicht, was ein „50-<cent-Wort" ist, von dem sie häufiger schrieben.

Gerade zu Zeiten von Online-Dating wissen wohl alle aus persönlicher Erfahrung oder durch Freunde, wie sehr man die Illusion dieser Online-Person aufbauen kann. Da Haley und Martin im echten Leben noch nie wirklich miteinander gesprochen haben, lernen sie sich nun auch erst durch den Chat so richtig kennen. Doch was ich von Haley zu sehen bekam, fand ich unattraktiv und unsympathisch. Zickig, voller Unsicherheiten, unlustig – und sie bügelt Martins Aussagen immer auf unangenehme Art und Weise ab. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, warum er sich so um sie bemüht.

Klar ließ sich das Buch leicht und schnell lesen und am Ende wurde es auch noch ganz süß, aber so ein richtiger Knaller war es definitiv nicht.

Lana Wood Johnson – Wenn zwei sich texten
Originaltitel: Technically, you started it (Juni 2019)
Carlsen, 30. Juli 2020
ISBN 3551584192
381 Seiten
Broschiert; 14,00 Euro

Walter Moers – Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Dylia Insomnia ist die schlafloseste Prinzessin von ganz Zamonien. Eines Nachts erhält sie Besuch von einem alptraumfarbenen Nachtmahr, der sich als Havarius Opal vorstellt. Er kündigt an, die Prinzessin in den Wahnsinn treiben zu wollen, bietet ihr jedoch vorher noch die Gelegenheit zu einer abenteuerlichen Reise: nach Amygdala, der berüchtigten Stadt der Angst, in der das dunkle Herz der Nacht regiert. Dylia willigt ein, weil es nicht nur um ihren Verstand, sondern auch um ihr Leben geht. (Klappentext)

Gespannt tauchte ich in die zamonische Welt von Walter Moers und freute mich auf eine schöne, spannende und fantasievolle Geschichte.
Doch schon auf den ersten Seiten trat eine Enttäuschung ein, die mich das ganze Buch über nicht losließ.

Es begann mit gähnender Langeweile. Man lernt die sehr kluge, aber auch sehr schlaflose Prinzessin kennen, die durch das Schloss wandelt und dabei darüber schwafelt, was sie sich den lieben langen Tag so ausdenkt. Kapitelweise erzählte sie allerlei unwichtige Sachen, über die sie sich Gedanken macht, denn wenn sie eins hat, dann Zeit. Ich wurde lange mit ihrem Planeten belästigt, den sie sich vorstellt, wenn die Symptome ihrer Krankheit sie mit voller Kraft treffen und ihren Regenbogen-Erfindungen, die ihre Langweile, während alle anderen schlafen, erträglicher machen sollen.
Ich hegte schon den Verdacht, dass das ganze Buch ein Trick ist. Vielleicht hat Walter Moers das Buch extra zäh geschrieben, damit man selbst von einer etwaigen Schlaflosigkeit befreit wird.

Plötzlich tritt der Nachtmahr auf den Plan, der im Schlafgemach der Prinzessin auftaucht. Er weiß Dinge, die er nicht wissen kann, Dinge, die es nur in Dylias Kopf gibt. Er könnte ihr also so nah sein, wenn nicht sein einziges Ziel wäre, dass Dylia sich schnell umbringt, damit er zur nächsten Person weiterziehen kann.
Doch die Prinzessin ist kämpferisch. So schnell würde sie ihr Leben nicht aufgeben. Doch um ihr ihren zukünftige Wahnsinn schon einmal näherzubringen, begeben die beiden sich auf eine Reise durch Dylias Gehirn.

Ich hatte gehofft, dass der Nachtmahr jetzt endlich Schwung ins Buch bringt. Und das tat er auch. Seine Figur wirkt spannend und geheimnisvoll, doch diese Aura nutzte sich schnell ab.
Ich begab mich nun mit dieser skurrilen Reisegruppe in das Gehirn der Prinzessin und stolperte immer ein bisschen hinterher wie ein drittes Rad am Fahrrad, das sich nicht entscheiden konnte, ob es den unsympathischen, arroganten und besserwisserischen Nachtmahr oder die unsympathische, arrogante und besserwisserische Prinzessin weniger mochte.

Auf dem Weg trifft man ganz in moerscher Manier allerlei fantastische Wesen. Das mochte ich wirklich. Es ließ mich das Gehirn mit ganz anderen Augen sehen. Dieses graue Wunder-Organ wäre noch ein Stück interessanter, wenn es von Egozetten, Ideen-Schmetterlingen, Geist-Geistern oder Irrschatten bewohnt wäre. Allein die Ideen! Diese Kombination aus realer Funktionsweise des Gehirns, die mit ausgedachten Dingen erklärt wurde, war toll.
Um diese Besonderheiten noch mehr hervorzuheben, ist das Buch wunderschön von Lydia Rode, deren eigene Geschichte in dieses Buch ein ganzes Stück mit hineinfloss, illustriert. Ich freute mich über jedes neue Bild und schaute es immer ganz genau an. Um ehrlich zu sein, freute ich mich vor allem bei den ganzseitigen Bildern auch darüber, dass es eine Seite weniger zu lesen war.

Doch leider gibt es insgesamt nicht viel, was ich gut fand. Denn so interessant die Ideen waren, sie schafften es nicht, das Buch spannend zu machen.
Die Reise durch das Gehirn zog sich und langweilte mich immer mehr. Ich hatte auch bald vergessen, warum die beiden sich überhaupt dorthin aufgemacht hatten und was passiert, wenn sie erst einmal Amygdala erreicht hatten.

Sprache und Wörter spielen in diesem Buch eine besondere Rolle, denn Dylia spricht nicht nur viele Sprachen, sondern sie sucht sich auch jeden Tag 13 Pfauenwörter aus. Fremdwörter, die ganz besonders sind und die sie an diesem Tag mindestens einmal verwenden möchte.
Auch der Leser lernt hier Wörter und Dinge kennen, von denen er nicht gedacht hätte, dass sie existieren. Aber sie tun es wirklich. Zumindest einige davon.
Darüber hinaus ersetzt Dylia auch, so oft es geht, einfache Wörter mit altertümlicheren, um ihre Sprache gehobener klingen zu lassen. Außerdem überschüttet sie den Leser mit Aufzählungen, die einen unwichtigen Fakt unnötig aufbauschen.

Ich bin ehrlich enttäuscht und darüber bin ich traurig. Ich habe mich so lange schon auf das Buch gefreut. Nahm es immer wieder zur Hand, um den schönen, gerillten Einband anzufassen. Ich freute mich auf eine Prinzessin, die sich mit einer Sache quält, die viele Menschen betrifft. Ich freute mich auf einen Nachtmahr, der das Salz in die Suppe ist.
Ich bekam einen fantasievollen Abenteuerroman, der langweilig war. Unspannend, unlustig und uninteressant.

Walter Moers – Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
Albrecht Knaus Verlag, 28. August 2017
ISBN 3813507858
338 Seiten
Gebunden; 24,99 Euro

Gauthier Wendling – Escape Book – Das Horror-Hotel

Chicago, 1893. Im Umfeld eines seltsamen Hotels sind auf mysteriöse Weise mehrere Menschen verschwunden. Die Gänge in diesem Haus sind verwinkelt und es gibt Türen, die zu nackten Ziegelwänden führen… Die berühmte Krimiautorin Ariana Wire beschließt, in diesem Labyrinth des Schreckens Nachforschungen anzustellen. Doch die Dinge entwickeln sich nicht wie vorgesehen – ganz und gar nicht! Auch der Mörder streift zwischen den Mauern des Hotels herum, und er hat einen schrecklichen Plan…

Kombinationen, verborgene Dokumente, unerwartete Verbündete: Um den Fallen zu entkommen, müssen Sie logisch denken und Ihre gute Beobachtungsgabe unter Beweis stellen. Wer wird gewinnen: der Täter oder die beherzte Frau? (Klappentext)

Nachdem ich mit meinem ersten Escape Book so viel Spaß hatte, schlug ich direkt im Anschluss das nächste auf.
Die Story klang für mich sehr atmosphärisch und spannend. Ich konnte es kaum erwarten, mich auf den Weg aus dem Horror-Hotel zu machen.

Es beginnt mit einem Sammelsurium von Zeitungsausschnitten, aus denen sich ein schreckliches Bild ergibt. Immer mehr Frauen verschwinden in Chicago. Ariana Wire will der Sache auf die Spur gehen, denn vor allem der Fall um die junge Kathy Miller lässt sie nicht los. Durch ihre Erfahrung als Krimiautorin glaubt sie an ihre detektivischen Fähigkeiten. Doch ihre Selbstsicherheit schwindet, als sie ohne Erinnerungen in einer verschlossenen Kiste erwacht.

Dieses Buch hat wirkliche eine Geschichte mit verschiedenen Figuren und Hintergrund-Storys. Und die fand ich wirklich gut. Es machte Spaß, voranzukommen und immer mehr zu entdecken und dem Mörder auf die Spur zu kommen.
Das größte Problem: Das Entdecken wurde einem wirklich nicht leicht gemacht.

Jedes Kapitel endete an einem Strich und darunter befanden sich jeweils die römischen Ziffern von I bis III. Hier standen Fortführungen der Geschichte, Räume öffneten sich hier oder man erfuhr noch ein paar mehr Details.
Um diese Ziffern zu entdecken, musste man sich durch die Aufzeichnungen des Notizbuchs im hinteren Teil des Buches wühlen, Bilder genau studieren, gefundene Gegenstände kombinieren und anderen Fährten folgen.
Es war mühsam. Wirklich. Bis zum Schluss habe ich nicht alle Ziffern gefunden, nicht jeden versteckten Hinweis entschlüsselt. Nicht selten war ich vollkommen aufgeschmissen und wusste nicht, wie und wo ich weitermachen soll. Ich las dann hinten bei der Hilfestellung nach – und war kein Stück schlauer.

Manche Rätsel hatte ich komplett übersehen, was für das Weiterkommen erstmal kein Problem war. Doch dann hatte ich plötzlich wie selbstverständlich Gegenstände, die ich nie gefunden hatte.
Mit manchen Hinweisen konnte ich nichts anfangen und blätterte durch das gesamte Buch von vorn bis hinten, bis ich irgendwo gefettet las, dass ich von dort in den nächsten Raum komme. Von allein hätte ich an dieser Stelle nie gelesen.

Es gab auch keine zwingend vorgegebene Reihenfolge. Man stand zum Beispiel in einem Flur, von dem fünf Räume abgingen und man konnte sich aussuchen, bei welchen man startet. Ich habe allein der Übersicht halber chronologisch gelesen und bin nicht in den Kapiteln gesprungen. Beziehungsweise ich wollte es nicht, aber ich musste es tun, weil ich immer wieder Dinge übersehen hatte.
Und „übersehen“ ist hier auch ein passendes Wort, denn Rätsel musste man nicht lösen. Man musste nur auf Teufel komm raus versuchen, irgendwo die richtigen römischen Ziffern zu finden.

Wenn man über die fehlenden Knobeleien hinwegsehen kann – was ich konnte -, ist die Sache mit den römischen Ziffern eigentlich ganz cool, aber auch einfach nicht durchdacht. Das Buch besteht aus 30 Kapiteln und man hätte so echt durcheinander die „Lösungen“ beziehungsweise „Fortführungen“ streuen können. So war es aber nicht. Eigentlich stand fast immer in dem aktuellen Kapitel (oder ein, zwei davor oder dahinter) die richtige Weiterführung. Und dann auch häufig so, dass man, wenn beispielsweise I eine falsche Fährte war, einfach II lesen musste, um weiterzukommen.
Diese Lieblosigkeit gab es auch bei der Kombinationstabelle. Direkt untereinander standen die Möglichkeiten und dahinter direkt, was passiert. Da konnte man also schlicht drei, vier Zeilen hintereinander lesen, was nun passiert, wenn man den einen Gegenstand mit den anderen verbindet. Man musste nicht überlegen oder sich anstrengen.

Ich fand die Art wirklich nicht schön. Ständig blätterte ich hin und her, verlor Spuren, wusste nicht, wonach ich suchen soll oder verstand nicht, worauf der Hinweis hinauswill.
Durch eine oder zwei Türen bin ich sogar durchgegangen, obwohl ich sie eigentlich noch nicht geöffnet hatte.
Im hinteren Teil gab es sogar verschiedene Möglichkeiten, wie ein aktuelles Gespräch mit Gästen des Hotels weitergeht. Nach manchen Entscheidungen konnte man sogar sterben. Erst fand ich das spannend, aber spätestens als ich das erste Mal starb, fand ich es lästig. Letztlich schließt man das Buch ja eh nicht und denkt: „Tja nun, dann erfahre ich wohl nie, was in dem Hotel los war.“, sondern geht zurück und entscheidet sich anders. Und wieder war das einfallslos, denn ich wusste ja nun, hinter welchem Buchstaben bei den Gesprächsweiterführungen der Tod wartete. Wenn ich mich an einer anderen Stelle wieder entscheiden konnte, wählte ich diesen Weg natürlich nicht. Und schon grenzte sich meine Entscheidungsvielfalt ein.

Das Buch ist eigentlich echt schön aufgemacht und die Story ist spannend.
Aber die Aufbereitung des Escape-Teils war für mich vollkommen verwirrend, uneindeutig und hinderlich. Ständig blätterte ich hin und her und blieb doch frustriert zurück.

Gauthier Wendling – Escape Book – Das Horror-Hotel
Originaltitel: Escape Book – Hôtel Mortel (Januar 2019)
Ullmann Medien GmbH, 12. August 2019
ISBN 374152395X
237 Seiten
Taschenbuch; 9,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Sherlock Holmes’ Rätseluniversum

Begleiten Sie den weltberühmten Privatdetektiv Sherlock Holmes auf Spurensuche und nutzen Sie Ihr Kombinationsgeschick zum Lösen kniffliger Fälle. Geschrieben von Holmes‘ Sidekick Dr. John Watson stellen Rätsel in vier Schwierigkeitskategorien sowohl Hobby- als auch Profi-Detektive auf die Probe. (Klappentext)

Da mir die Bücher der Crime-Mysteries-Serie von Ullmann Medien so sehr gefallen haben, habe ich mir mehr Bücher in diesem Stile gewünscht, die es bei dem Verlag (scheinbar) zu finden gibt.
Weihnachten schenkte mir mein Freund zwei Stück, eines davon habe ich nun gelesen.

„Gelesen“ ist aber eigentlich fast zu viel gesagt. Es gibt 113 Fälle, durch die man sich Seite um Seite durcharbeitet. Unterteilt sind sie dabei in vier verschiedene Schwierigkeitsstufen: „Für Einsteiger“, „Für Fortgeschrittene“, „Für Tüftler“ und „Für Meister“. Als klare Abgrenzung empfand ich es jedoch nicht. Für mich waren die meisten Rätsel schon auf einem sehr ähnlichen Schwierigkeitsniveau.

Ich begann recht motiviert, denn das Buch ist wirklich schön gestaltet und jedes Rätsel kann mit seiner Aufmachung punkten. Schöne Umrandungen, passende Zeichnungen – es macht allein schon Spaß, das Rätsel nur anzugucken.
Der Spaß verflog dann leider schnell beim Durchlesen. Die Rätsel sind alle in ein Gespräch zwischen Holmes (den ich hier unfassbar unsympathisch und großkotzig fand) und Watson. Ein bisschen Einleitung in eine Situation, ein wenig Geplänkel zwischen den beiden. Das mag ja ganz nett gedacht sein, aber letztlich wären viele Rätsel auch in wenigen Zeilen abzufrühstücken gewesen.

Es herrscht eine gewisse Varianz zwischen den Rätseln, aber es gibt eine deutliche Häufung bestimmter Rätselfragen: Fragen nach physikalischen Phänomenen, mathematische Rätsel und Fragen zu Verwandtschaftsverhältnissen und dem Alter von Personen.
Vor allem bei den mathematischen Rätseln und den Fragen zu den Personen (die letztlich auch nur mathematische Rätsel waren), fühlte ich mich häufig an Sachaufgaben in der Schule erinnert. Selbst die klassischen aufeinander zufahrenden Züge wurden bedient.

Nur sehr wenige Rätsel wichen von dieser Art ab und lieferten tatsächlich Mordfälle, die man lösen sollte (oder Bilderrätsel, die man knacken konnte). Problem: Nicht einen konnte ich lösen, weil es zu viel Spekulationsraum gab und meistens sogar erst in der Lösung Details genannt wurden, ohne die man eh nicht auf die richtige Antwort kommen konnte. Manche Lösungen waren dann auch so absurd, dass man auch mit mehr Details nicht darauf gekommen wäre.
Vor allem bei diesen Rätseln fiel mir auf, dass man das am besten zu zweit macht. Als Beispiel lässt sich ein Rätsel ganz gut aufzeigen: Man steht in einer Schlucht, die eine Sackgasse bildet. Vom Eingang her kommt ein Feuer auf einen zu. Ein paar Gegenstände hat man in der Tasche, unter anderem eine Pistole. Die Frage war nun, wie man es schaffen kann, nicht bei lebendigem Leib verbrannt zu werden. Ich dachte sofort: „Erschießen. Dann verbrennt man nicht.“ War natürlich falsch, man kommt da auch lebend raus. Aber die Lösung war für mich so klar, da knobelte ich erst gar nicht weiter dran herum. Hätte ich aber, wenn jemand anderes die Lösung kennen würde und mich dazu animiert hätte, anders zu denken.

Ich gebe es zu: Ich habe nur eine handvoll Rätsel ernsthaft versucht zu lösen. Bei den meisten habe ich direkt nach hinten geblättert und habe mir die Antwort durchgelesen. Ich hatte einfach keine Lust herumzuprobieren, wer wann doppelt so alt wie der andere sein wird, wenn er jetzt noch dreimal so alt ist. Ich wollte einfach nicht mit Zettel und Stift hier sitzen und abends Matheaufgaben lösen.
Aber das Buch schafft es sogar, zum Teil falsche Lösungen zu liefern.

Letztlich hatten die Rätsel auch sehr wenig mit Holmes zu tun. Natürlich wurde durch das Einbetten in Gespräche der Anschein erweckt, aber sie alle hätten auch ohne Holmes und Watson funktioniert.

Ich hatte wirklich überhaupt keinen Spaß an dem Buch. Ich ging einfach mit falschen Vorstellungen an die Sache ran. Ich wollte an Detektivfällen rumknobeln und nicht rechnen müssen.
Trotzdem war das Buch schön gemacht und wer Lust auf diese Art Rätsel hat, wird hier sicher mehr Freude haben.

Tim Dedopulos – Sherlock Holmes’ Rätseluniversum
Originaltitel: The Sherlock Holmes Puzzle Collection (Oktober 2011)
Ullmann Medien GmbH, 08. September 2017
ISBN 3741522570
224 Seiten
Broschiert; 9,99 Euro

Weitere Bücher dieser Art:
Jason Ward – Edgar Allan Poes Rätseluniversum
Jason Ward – Psycho-Rätsel

Björn Beermann – Mitra – Magische Verwandlungen

„Deine Welt ist verloren. Sie ist bereits tot. Kämpf nicht dagegen an.“ Die krächzende Stimme kam aus dem Riss. Mitra wurde von Panik ergriffen. Es schnürte ihr die Kehle zu.

Mitras magische Fähigkeiten erweitern sich und erstarken. Auch ihre Freundin Aggy entdeckt ganz neue Seiten an sich. Aber welche Seiten verbirgt Anton? Ist er der, der er zu sein vorgibt? Währenddessen spinnt das ursprüngliche Feuervolk seine Fäden im Hintergrund, um die anderen magischen Völker zu vernichten und die Macht an sich zu reißen. Gemeinsam stellt sich Mitra mit ihren Gefährten dem Feind entgegen. (Klappentext)

In meiner Rezension zum ersten Tel, Mitra – Magisches Erbe – hatte ich vier Kritikpunkte:
1. Ich wollte mehr mitfiebern, 2. Ich wollte mehr Spannung, 3. Ich wollte eine kleinere Schrift und kleinere Zeilenabstände und 4. Ich wollte längere Kapitel haben.
Zwei der vier Punkte wurden in dem zweiten Teil umgesetzt. Leider die falschen.

Ich hatte nun also ein deutlich besser formatiertes Buch vor mir, aber die Geschichte konnte mich deutlich weniger packen als beim ersten Teil.

Mitra ist sich sicher: Obwohl die große Schlacht mit ihren vielen Opfern auf der Hexenseite vorbei ist, ist der Feind noch nicht besiegt. Doch sie muss nicht nur ihre Familie, die Hexen-Wächterinnen und den Rat der Völker von der Gefahr überzeugen. Sie muss auch damit klarkommen, dass sie als Naturverbundene nun immer mehr Kräfte bekommt. Zusätzlich hat man als Bald-Siebzehnjährige noch ganz irdische Probleme – mit dem Freund, der besten Freundin und dem Vater. Irgendwie muss Mitra es schaffen, all diese Baustellen unter einen Hut zu bekommen.

Ich hatte dieses Mal leider so allerlei Probleme mit dem Buch und ich weiß gar nicht, welches das größte ist.
Zum einen fühlt sich die zweite Geschichte an wie ein großes Zwischenstück. Eine bloße Verbindung zwischen der (wirklich guten) Einführung in die Figuren, Welt und Geschichte des ersten Teils und des großen Finales, das im dritten Teil folgen wird.
Die Entwicklungen scheinen deswegen marginal zu sein. Es gibt auch keine zentrale Geschichte in diesem Teil. Alles geht ein wenig weiter, die Beziehungen der Figuren verändern sich minimal, aber alles in allem scheint am Ende des Buches alles zu sein, wie es am Anfang war.

Im ersten Teil fand ich Mitra noch unnahbar. Dieses Mal fand ich sie unsympathisch und nervig. Alles passierte in einer riesigen Dramatik-Blase. Jeden noch so nebensächlichen Satz überdramatisierte sie. Ihre Gedanken zu den Dingen waren immer drüber, ihr Tick, immerzu und ständig mit den Nägeln zu schnippsen, sogar fast unerträglich beim Lesen.
Die anderen Figuren fanden so sehr im Hintergrund statt, dass ich zu ihnen nicht mal eine Beziehung aufbauen konnte.

Mir fehlte also eine Geschichte und Spannung und die Hauptperson mochte ich nicht (mehr). Das ist schon unangenehm beim Lesen, aber leider stieß mir dieses Mal die Sprache auch noch negativ auf:
In einer wirklich schockierenden Situation sagt die sechzehnjährige Mitra: „Wir dürfen den Kopf nicht verlieren.“ (S. 84) und klingt damit ähnlich altbacken wie der Erzähler, wenn er sagt: „Fürwahr eine sehr schwierige Persönlichkeit.“ (S. 97). Doch es gab auch hölzerne Beschreibungen wie: „Für Minerva schien damit der Worte genug gesprochen zu sein […].“ (S. 108), „Das alles […] dauerte höchstens einen Augenschlag.“ (S. 137), „Mitra und Anton folgten ihr auf dem Fuße.“ (S. 287) oder „[…] versuchte Anton bei Mitra und Minerva für Verständnis zu werben.“

Es tut mir wirklich leid. Vor allem, nachdem ich den ersten Teil so gern mochte, wurde ich von dem Buch enttäuscht. Zwei Monate habe ich gebraucht, um dieses nicht einmal 300-Seiten-starke Buch zu lesen. Ich bin nicht mit ihm warmgeworden. Mitra war mir plötzlich sehr unsympathisch mit ihrer überdramatisierenden Art, es passierte nichts, was spannend war und überhaupt fühlte es sich an, als wäre kaum etwas passiert. Durch meine zusätzlichen Probleme mit dem Schreibstil gibt es .

Björn Beermann – Mitra – Magische Verwandlungen
Tredition, 26. Juni 2019
ISBN 3749701466
294 Seiten
Taschenbuch; 13,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Reihenfolge der Bücher:
1. Mitra – Magisches Erbe
2. Mitra – Magische Verwandlungen

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