Duden – Kleines Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache

Die deutsche Sprache ist sonderbar, abenteuerlich, komisch, manchmal skurril – und absolut liebenswert. Dieses Büchlein versammelt sie alle: Die Wortschönheiten, die Längenungetüme, die peniblen Regeln und die irren Ausnahmen. Folgen Sie uns in das Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache und lassen Sie sich verzaubern von den herrlichen Sonderbarkeiten, die unsere Sprache zum Leuchten bringen. (Klappentext)

Als ich die Anfrage bekam, ob ich dieses Büchlein als Rezensionsexemplar erhalten möchte, sagte ich sofort begeistert zu. Denn ich liebe Sprache. In der Schule hatte ich drei Fremdsprachen und sie waren mein Steckenpferd. Doch am besten war ich in Deutsch. Grammatik, Rechtschreibung, Fremdwörter – das alles ist für mich bis heute intuitiv. Und wie witzig und wunderschön kann unsere Sprache sein? Allein schon, dass umfahren und umfahren Gegenteile sind. Oder dass der Komparativ von alt zwar älter ist, aber eine ältere Person jünger als eine alte Person ist. Und haben wir nicht alle schon mal den Witz „Kacktusse!“ – „Das heißt Kakteen.“ – „Ich meinte dich!“ gehört oder erzählt? Und wie schön ist es, dass so wunderbare Wörter wie Weltschmerz oder Kindergarten in viele verschiedene Sprachen entlehnt wurden?

Ich habe mich also von vornherein auf das Buch gefreut, aber als ich es aufgeschlagen habe, war ich hin und weg. Es ist so unfassbar cool und modern gestaltet. Das Neon-Orange von außen wird überall aufgegriffen. Das, was auf den Seiten gesagt und erklärt wird, wird bildlich dargestellt und umgesetzt. Zitate aus Schillers Glocke sind in eine Glockenform eingepasst. Wenn inhaltsleere Autonamen aufgezeigt werden, bilden die Wörter ein großes Fragezeichen.
Jede neue Seite war eine Entdeckung. Allein das Angucken machte so viel Spaß.

Doch darüber hinaus wurde der Inhalt nicht vergessen. Die Dudenredaktion zeigt pointiert und interessant allerhand Wichtiges und Witziges in der deutschen Sprache, aber vergisst dabei auch nicht den Blick in die Welt.
Palindrome, Anagramme, Ellipsen, Lehnwörter, häufigste Buchstaben, SMS-Kürzel, Scheinamerikanismen… sie alle finden Einzug in dieses Kuriosenkabinett.
Ich habe Dinge wiedererkannt, Vergessenes aufgefrischt und Neues gelernt. Nicht selten habe ich dabei den angehenden Deutschlehrer neben mir auf der Couch angestupst und an meinem Wissen teilhaben lassen.

Ich kann dieses Buch definitiv jedem empfehlen, der sich mit dem Deutschen noch einmal befassen möchte, ein bisschen (unnützes?) Wissen erhalten will oder einfach Spaß an Sprachen hat.

Duden – Kleines Kuriositätenkabinett der deutschen Sprache
Bibliographisches Institut GmbH, 07. September 2020
ISBN 3411717866
127 Seiten
Gebunden; 10,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Julien Mindel – Escape Quest – Entkomme den Hexen von Salem

Das ist doch Hexerei!

Nach einer langen Reise triffst du in Salem ein. Schon seit deiner Kindheit bist du fasziniert von Mythen und Legenden über Hexen. Nun hältst du dich endlich in der Stadt auf, in der 1692 die berühmten Hexenprozesse stattfanden, und kannst dir die geschichtsträchtigen Stätten mit eigenen Augen ansehen. Und du willst alles wissen! Deine Neugierig ist grenzenlos – vielleicht sogar zu groß …

Stürze dich ins Abenteuer und versuche, das Geheimnis der Hexen zu lüften, indem du die Rätsel löst, die dir auf deinem Weg durch die unheimliche Stadt begegnen. (Klappentext)

In letzter Zeit habe ich bereits andere Escape-Bücher gelesen, doch dieses hier – das kann ich direkt am Anfang schon sagen – ist definitiv mein liebstes.

Je nach Geschmack entscheidet sich natürlich, ob der Leser – beziehungsweise Spieler – den Fokus eher auf die Geschichte oder die Rätsel legt. Doch es wird an beiden Fronten etwas geboten!

Ich landete mit einer Touristengruppe in Salem, doch der Guide lässt die Hexen seltsam beiseite und redet lieber über die wirtschaftlichen Aspekte der Stadt. Da das nicht das ist, was mich interessiert, trenne ich mich heimlich von der Gruppe und beschließe, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Ich lande im „Salem Witch Museum“, doch bald stelle ich fest, dass mich Wachmänner bemerkt haben – und die klingen nicht sehr diplomatisch. Also fliehe ich durch ein unterirdisches Keller- und Tunnelsystem zu den verschiedensten Orten der Stadt. Doch so richtig sicher bin ich nirgends. Immer tiefer gerate ich in Geheimnisse hinein, die ich besser nicht entdecken sollte…

Garniert ist das alles mit einer wunderschönen Aufmachung. Tolle Zeichnungen, die die Rätsel und Story unterstützen und aufwerten. Insgesamt hat das Buch innen eine alte Anmutung und schafft zusätzlich zu den dunklen Kellern, durch die man schleicht, Atmosphäre.

Der Aufbau des Escape Games ist denkbar einfach. Das Buch leitet einen zu einzelnen Rätseln und von dort aus wird man immer weiter geschickt, wenn man die Zahl im Rätsel entdeckt. Mal muss man sie nur erblicken, mal mehr oder weniger schwer herausfinden. Die Lösungszahl ist dabei die Seitenzahl, auf der es weitergeht. Überprüfen kann man sich selber, denn immer oben auf der neuen Seite steht, von wo man kommen müsste. Steht da eine andere Zahl, als die Seite, auf der sich das Rätsel befindet, muss man neu überlegen.

Damit ist man schon beim zweiten großen Punkt des Buches: die Rätsel.
Vielfältig sind sie und mal einfach, mal kniffelig. Man muss rechnen, logisch denken, Codes knacken, scharf gucken, um die Ecke denken, Elemente einsetzen, die man aus der Buchklappe herauslösen kann, kombinieren und noch einiges mehr.
Ich freute mich bei jedem Umblättern aufs Neue. Es war so variabel und die verschiedenen Schwierigkeitsgrade motivierten und forderten heraus.
Bei zwei, drei Rätseln steckte ich richtig fest. Da verstand ich nicht so wirklich, was ich tun, zusammenrechen oder lösen muss.
Das Buch bietet an der Stelle aber zwei Möglichkeiten: Zum einen ist am Ende des Buches ein versiegelter Umschlag mit Hinweisen zu finden. Zum anderen kann man aber auch – entgegen der Anweisungen des Buches – einfach mal durch das Buch blättern und am oberen Rand die Seitenzahl suchen, auf der das vertrackte Rätsel gerade ist – sprich, von welcher Seitenzahl man kommen muss, um auf der neuen Seite weitermachen zu dürfen.

Ich hatte wirklich Spaß mit dem Buch. Ein toll durchdachtes Escape-Game-Buch, das mit einer spannenden Hexen-Story und verschiedenen Rätseln punkten kann. Nur, weil zwei, drei Rätsel für mich nicht funktionierten (was natürlich auch an mir gelegen haben kann und anderen Lesern wäre klar, was zu tun ist), gibt es einen halben Stern Abzug.
Ansonsten: Wenn man ein gutes Escape-Buch sucht, ist man mit diesem hier wirklich gut beraten.

Julien Mindel – Escape Quest – Entkomme den Hexen von Salem
Originaltitel: Seul dans Salem (März 2019)
Ullmann Medien GmbH, 27. April 2020
ISBN 3741524557
96 Seiten
Broschiert; 9,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

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Jason Ward – Psycho-Rätsel

Durchleben Sie erneut die Spannung und Dramatik von Hitchcocks größten Werken mit über 100 Denksportaufgaben! Die rätselhaften Mordfälle, kniffligen Logikprobleme und unerwarteten Scherzfragen in diesem Buch sind von Szenen und Figuren inspiriert, die Hitchcock-Fans auf der ganzen Welt lieben. (Klappentext)

Hört man den Namen „Alfred Hitchcock“, denken die meisten Leute wahrscheinlich an „Psycho“ oder „Die Vögel“, doch es gibt noch so viel mehr. In diesem Buch lernt man auch viele seiner anderen Filme, unter anderem „Bei Anruf Mord“, „Das Fenster zum Hof“, „Der Mieter“ oder „Der unsichtbare Dritte“, kennen.
Die Grundstory dieser Filme wird verknappt erzählt und in verschiedene Rätsel unterteilt. Die Geschichten fand ich wirklich spannend. Der ein oder andere Hitchcock ist dabei definitiv auf meine Watch-List gewandert, denn – ich gebe es zu – bisher habe ich noch keinen seiner Filme gesehen.

Der Meister der Spannung wird in „Psycho-Rätsel“ jedoch auch auf weitere Arten gewürdigt. An verschiedenen Stellen gibt es ein Quiz zu den Filmen oder Erklärungen zu wichtigen Elementen dieser, wie zu MacGuffins.

Doch letztlich geht es um die Rätsel. Mal steht es nach wenigen Zeilen der Story, mal nach einer Seite. So oder so geht es Schlag auf Schlag mit den Rätseln, die immer recht passend in das Filmgeschehen eingebaut waren.
Dieses Buch ist für mich das dritte seiner Art und das innerhalb weniger Wochen. Daher ist es schwer für mich, die Rätsel nicht im Vergleich zu den anderen zu sehen.
Ich fand die Rätsel in ihrer Bandbreite deutlich eingeschränkt. Mathe-Rätsel überwogen bei weitem und die waren auch auf einem gehobeneren Niveau. Mit ein bisschen Dreisatz und Prozentrechnung kam man nicht weit. Zum Teil mussten Gleichungen mit mehreren Variablen gelöst werden.
Bei den restlichen Rätseln häufte sich vor allem die Art, bei der man Personen ihren Berufen, Ehepartnern, Tanzpartnern etc. zuordnen musste.
Ich hatte, auch aufgrund des Buchtitels, gehofft, dass die Rätsel ein bisschen mehr „Psycho“ sind oder „echte“ Rätsel aus den Filmen aufgreifen.

Das Buch ist durchgängig im Comicstil gestaltet. Die Bilder passten immer sehr gut zu den Rätseln, aber meiner Meinung nach nicht so recht zu Hitchcock. Da hätte ich eher düstere Bilder erwartet.

Insgesamt hatte ich Spaß daran, die Geschichten zu lesen und ein bisschen in die Filmwelt von Alfred Hitchcock einzutauchen. Doch mit den Rätseln wurde ich nicht so recht warm. Gerade bei Rätseln zu Filmen hätte ich mir weniger Mathe gewünscht.

Jason Ward – Psycho-Rätsel – Inspiriert von der Welt Alfred Hitchcocks

Originaltitel: Psycho Puzzles: Thrilling puzzles inspired by the world of Alfred Hitchcock (Dezember 2019)
Ullmann Medien GmbH, 09. März 2020
ISBN 3741524220
224 Seiten
Broschiert; 9,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

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Gauthier Wendling – Escape Book – Das Horror-Hotel

Chicago, 1893. Im Umfeld eines seltsamen Hotels sind auf mysteriöse Weise mehrere Menschen verschwunden. Die Gänge in diesem Haus sind verwinkelt und es gibt Türen, die zu nackten Ziegelwänden führen… Die berühmte Krimiautorin Ariana Wire beschließt, in diesem Labyrinth des Schreckens Nachforschungen anzustellen. Doch die Dinge entwickeln sich nicht wie vorgesehen – ganz und gar nicht! Auch der Mörder streift zwischen den Mauern des Hotels herum, und er hat einen schrecklichen Plan…

Kombinationen, verborgene Dokumente, unerwartete Verbündete: Um den Fallen zu entkommen, müssen Sie logisch denken und Ihre gute Beobachtungsgabe unter Beweis stellen. Wer wird gewinnen: der Täter oder die beherzte Frau? (Klappentext)

Nachdem ich mit meinem ersten Escape Book so viel Spaß hatte, schlug ich direkt im Anschluss das nächste auf.
Die Story klang für mich sehr atmosphärisch und spannend. Ich konnte es kaum erwarten, mich auf den Weg aus dem Horror-Hotel zu machen.

Es beginnt mit einem Sammelsurium von Zeitungsausschnitten, aus denen sich ein schreckliches Bild ergibt. Immer mehr Frauen verschwinden in Chicago. Ariana Wire will der Sache auf die Spur gehen, denn vor allem der Fall um die junge Kathy Miller lässt sie nicht los. Durch ihre Erfahrung als Krimiautorin glaubt sie an ihre detektivischen Fähigkeiten. Doch ihre Selbstsicherheit schwindet, als sie ohne Erinnerungen in einer verschlossenen Kiste erwacht.

Dieses Buch hat wirkliche eine Geschichte mit verschiedenen Figuren und Hintergrund-Storys. Und die fand ich wirklich gut. Es machte Spaß, voranzukommen und immer mehr zu entdecken und dem Mörder auf die Spur zu kommen.
Das größte Problem: Das Entdecken wurde einem wirklich nicht leicht gemacht.

Jedes Kapitel endete an einem Strich und darunter befanden sich jeweils die römischen Ziffern von I bis III. Hier standen Fortführungen der Geschichte, Räume öffneten sich hier oder man erfuhr noch ein paar mehr Details.
Um diese Ziffern zu entdecken, musste man sich durch die Aufzeichnungen des Notizbuchs im hinteren Teil des Buches wühlen, Bilder genau studieren, gefundene Gegenstände kombinieren und anderen Fährten folgen.
Es war mühsam. Wirklich. Bis zum Schluss habe ich nicht alle Ziffern gefunden, nicht jeden versteckten Hinweis entschlüsselt. Nicht selten war ich vollkommen aufgeschmissen und wusste nicht, wie und wo ich weitermachen soll. Ich las dann hinten bei der Hilfestellung nach – und war kein Stück schlauer.

Manche Rätsel hatte ich komplett übersehen, was für das Weiterkommen erstmal kein Problem war. Doch dann hatte ich plötzlich wie selbstverständlich Gegenstände, die ich nie gefunden hatte.
Mit manchen Hinweisen konnte ich nichts anfangen und blätterte durch das gesamte Buch von vorn bis hinten, bis ich irgendwo gefettet las, dass ich von dort in den nächsten Raum komme. Von allein hätte ich an dieser Stelle nie gelesen.

Es gab auch keine zwingend vorgegebene Reihenfolge. Man stand zum Beispiel in einem Flur, von dem fünf Räume abgingen und man konnte sich aussuchen, bei welchen man startet. Ich habe allein der Übersicht halber chronologisch gelesen und bin nicht in den Kapiteln gesprungen. Beziehungsweise ich wollte es nicht, aber ich musste es tun, weil ich immer wieder Dinge übersehen hatte.
Und „übersehen“ ist hier auch ein passendes Wort, denn Rätsel musste man nicht lösen. Man musste nur auf Teufel komm raus versuchen, irgendwo die richtigen römischen Ziffern zu finden.

Wenn man über die fehlenden Knobeleien hinwegsehen kann – was ich konnte -, ist die Sache mit den römischen Ziffern eigentlich ganz cool, aber auch einfach nicht durchdacht. Das Buch besteht aus 30 Kapiteln und man hätte so echt durcheinander die „Lösungen“ beziehungsweise „Fortführungen“ streuen können. So war es aber nicht. Eigentlich stand fast immer in dem aktuellen Kapitel (oder ein, zwei davor oder dahinter) die richtige Weiterführung. Und dann auch häufig so, dass man, wenn beispielsweise I eine falsche Fährte war, einfach II lesen musste, um weiterzukommen.
Diese Lieblosigkeit gab es auch bei der Kombinationstabelle. Direkt untereinander standen die Möglichkeiten und dahinter direkt, was passiert. Da konnte man also schlicht drei, vier Zeilen hintereinander lesen, was nun passiert, wenn man den einen Gegenstand mit den anderen verbindet. Man musste nicht überlegen oder sich anstrengen.

Ich fand die Art wirklich nicht schön. Ständig blätterte ich hin und her, verlor Spuren, wusste nicht, wonach ich suchen soll oder verstand nicht, worauf der Hinweis hinauswill.
Durch eine oder zwei Türen bin ich sogar durchgegangen, obwohl ich sie eigentlich noch nicht geöffnet hatte.
Im hinteren Teil gab es sogar verschiedene Möglichkeiten, wie ein aktuelles Gespräch mit Gästen des Hotels weitergeht. Nach manchen Entscheidungen konnte man sogar sterben. Erst fand ich das spannend, aber spätestens als ich das erste Mal starb, fand ich es lästig. Letztlich schließt man das Buch ja eh nicht und denkt: „Tja nun, dann erfahre ich wohl nie, was in dem Hotel los war.“, sondern geht zurück und entscheidet sich anders. Und wieder war das einfallslos, denn ich wusste ja nun, hinter welchem Buchstaben bei den Gesprächsweiterführungen der Tod wartete. Wenn ich mich an einer anderen Stelle wieder entscheiden konnte, wählte ich diesen Weg natürlich nicht. Und schon grenzte sich meine Entscheidungsvielfalt ein.

Das Buch ist eigentlich echt schön aufgemacht und die Story ist spannend.
Aber die Aufbereitung des Escape-Teils war für mich vollkommen verwirrend, uneindeutig und hinderlich. Ständig blätterte ich hin und her und blieb doch frustriert zurück.

Gauthier Wendling – Escape Book – Das Horror-Hotel
Originaltitel: Escape Book – Hôtel Mortel (Januar 2019)
Ullmann Medien GmbH, 12. August 2019
ISBN 374152395X
237 Seiten
Taschenbuch; 9,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Nicolas Trenti – Pocket Escape Book – Das Mega Game

Ihr bester Freund Tom ist seit 24 Stunden verschwunden. Zuvor hatte er Ihnen einige sehr seltsame SMS geschrieben. In seinem Zimmer leuchtet noch die alte Konsole, die er auf dem Dachboden gefunden hat… liegt vielleicht in den Retro-Videogames der Schlüssel zu dieser seltsamen Geschichte?
Sind Sie bereit, direkt ins Herz des Mega-Game zu tauchen, um Ihren Freund wiederzufinden?
Ihnen bleiben nur 60 Minuten, um die Lösung zu finden und zu entkommen! (Klappentext)

Leider war ich noch nie in einem Exit Room, dafür habe ich schon in Form von Gesellschaftsspielen ein paar Escape Games gespielt – und wirklich viel Spaß gehabt. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich nun ein Escape Book als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Die Story ist recht simpel gehalten, aber doch ein guter Aufhänger für eine Flucht. Man wurde nicht nur in eine alte Spielekonsole gesogen, sondern hofft auch noch, hier seinen besten Freund zu finden.
Vier Räume gilt es zu entschlüsseln, zum Teil in der Realität und zum Teil in der Konsole. Als Zeitrahmen sind 60 Minuten angesetzt.

„Das Mega Game“ war mein erstes Escape-Buch und deswegen war ich noch mit keiner anderen Art des Suchens und Entschlüsselns der Hinweise vertraut. Wie es hier vonstattengeht, gefiel mir aber sehr. Man beginnt auf einer Übersichtsseite, auf der man den Raum anschauen kann. Nach einer kleinen textlichen Einführung kann man nun mit den Gegenständen im Zimmer interagieren. Wie es mit dieser Interaktion weitergeht, findet man in einer großen Tabelle. Durch die Kreuzung der Zeilen und Spalten findet man einen Code und am Ende des Buches gibt es einen Abschnitt zu ebenjenem Code.
Hier finden sich weitere Texte und Rätsel, die zu neuen Codes führen.

Die Rätsel waren recht leicht und nur zweimal reichte scharf hinschauen nicht, sondern wir mussten ein paar Sekunden überlegen.
„Wir“ ist ein gutes Stichwort, denn ich las oder spielte das Buch zusammen mit meinem Freund.
Er hatte parallel die Website zu der Geschichte geöffnet, die einem den Countdown anzeigt und in der man zeitgleich die Gegenstände einfacher kombinieren kann und schneller liest, was sich hinter dem entdeckten Code versteckt.
Durch das laute Vorlesen der Textpassagen und das gemeinsame Entschlüsseln der Rätsel haben wir die 60 Minuten um sechs Minuten überschritten.
Trotzdem gefiel es mir sehr, dass man das Escape-Buch auch gemeinsam durchspielen kann.
Was dabei ebenfalls schön ist: Man muss nichts ausschneiden, anmalen, aufreißen. Man zerstört das Buch im Laufe des Spiels nicht, sondern kann es irgendwann noch einmal spielen oder auch weitergeben.

Mir persönlich hat das Buch wirklich Spaß gemacht. Eine Stunde knobeln, lesen und Codes entdecken. Insgesamt waren die Rätsel sehr einfach, aber für Kinder oder Einsteiger ist das eine tolle Möglichkeit, sich in die Welt der Escape-Games einführen zu lassen, ohne gleich frustriert zu werden.

Nicolas Trenti – Pocket Escape Book – Das Mega Game
Originaltitel: Escape game de poche – Perdu dans Mega Game (März 2019)
Ullmann Medien GmbH, 09. März 2020
ISBN 3741524581
127 Seiten
Broschiert; 5,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Jason Ward – Edgar Allan Poes Rätseluniversum

Tauchen Sie ein in die bizarre Welt von Edgar Allan Poe und werden Sie Teil seiner schaurigen Geschichten… 80 knifflige Rätsel, inspiriert von den bekanntesten Werken des Virtuosen des Grauens, garantieren ein unheimliches Rätselvergnügen. (Klappentext)

Weihnachten habe ich dieses Buch von meinem Freund geschenkt bekommen und nachdem ich das Rätseluniversum von Sherlock Holmes besucht hatte, zog ich direkt dieses Buch aus dem Regal.

Auch wenn mir der Name Edgar Allan Poe und seine Bedeutung in der Schauerliteratur natürlich bewusst ist, habe ich noch nie etwas von ihm gelesen. Umso mehr freute ich mich darauf, nicht nur stumpf Rätsel zu lesen, sondern Rätsel, die in seine Geschichten eingebettet wurden. Dabei bleibt das Grundgerüst stehen und nur hier und da gibt es Veränderungen, damit eine Rätselfrage hineinpasst.

Die Geschichten an sich fand ich nicht wirklich spannend. Sie waren immer von einem namenlosen Erzähler geschildert und handeln von verschiedensten unheimlichen Begebenheiten. Doch gruselig fand ich nicht eine. Dafür kann das Buch aber grundsätzlich recht wenig, denn es wurde sich eng an die Ursprungsgeschichten gehalten.
An den Rätseln hatte ich trotzdem Spaß. Sie waren nur leider nicht allzu vielfältig. Häufig musste man Rätsel des gleichen Typs lösen. Gerade anfangs rätselte ich noch richtig mit und hatte Papier und Stift im Anschlag. Umso weiter das Buch vorangeschritten war, umso eher blätterte ich direkt zur Lösung. Dies lag vor allem auch daran, dass es mein viertes Buch der Ullmann Medien am Stück war und einige Rätsel habe ich nun schon in mehreren Büchern gelesen.

Einen weiteren Kritikpunkt habe ich, der schraubt aber nur gering an der letztlichen Bewertung.
Das Buch ist in sieben Kapitel unterteilt, die die jeweiligen Geschichten darstellen. Das dachte ich zumindest. Es dauerte etwas, bis ich auf den kleinen Sarg am Ende jeder Seite achtete, der angab, in welcher Geschichte man sich befindet. Für mich ergibt es einfach keinen Sinn, warum in dem Kapitel sich nur jeweils die erste Hälfte an die namengebende Geschichte orientiert und es dann ohne Trennung (quasi eine neue Kapitelseite) nahtlos in eine andere Geschichte übergeht. Die Grenze war nicht immer deutlich.

Ich kann trotzdem ganz allgemein sagen, dass ich das Buch sehr mochte. Die Gestaltung war wieder wunderschön und jede Seite war ein Ereignis. Die Idee, sich an Poes Geschichten zu orientieren war klasse und die Rätsel wären sicher auch spannender gewesen, wenn man sie nicht schon in verschiedenen Büchern gelesen hätte.

Jason Ward – Edgar Allan Poes Rätseluniversum
Originaltitel: Edgar Allan Poe’s Puzzles From Beyond the Grave (August 2018)
Ullmann Medien GmbH, 24. September 2018
ISBN 3741523267
207 Seiten
Broschiert; 9,99 Euro

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Sherlock Holmes’ Rätseluniversum

Begleiten Sie den weltberühmten Privatdetektiv Sherlock Holmes auf Spurensuche und nutzen Sie Ihr Kombinationsgeschick zum Lösen kniffliger Fälle. Geschrieben von Holmes‘ Sidekick Dr. John Watson stellen Rätsel in vier Schwierigkeitskategorien sowohl Hobby- als auch Profi-Detektive auf die Probe. (Klappentext)

Da mir die Bücher der Crime-Mysteries-Serie von Ullmann Medien so sehr gefallen haben, habe ich mir mehr Bücher in diesem Stile gewünscht, die es bei dem Verlag (scheinbar) zu finden gibt.
Weihnachten schenkte mir mein Freund zwei Stück, eines davon habe ich nun gelesen.

„Gelesen“ ist aber eigentlich fast zu viel gesagt. Es gibt 113 Fälle, durch die man sich Seite um Seite durcharbeitet. Unterteilt sind sie dabei in vier verschiedene Schwierigkeitsstufen: „Für Einsteiger“, „Für Fortgeschrittene“, „Für Tüftler“ und „Für Meister“. Als klare Abgrenzung empfand ich es jedoch nicht. Für mich waren die meisten Rätsel schon auf einem sehr ähnlichen Schwierigkeitsniveau.

Ich begann recht motiviert, denn das Buch ist wirklich schön gestaltet und jedes Rätsel kann mit seiner Aufmachung punkten. Schöne Umrandungen, passende Zeichnungen – es macht allein schon Spaß, das Rätsel nur anzugucken.
Der Spaß verflog dann leider schnell beim Durchlesen. Die Rätsel sind alle in ein Gespräch zwischen Holmes (den ich hier unfassbar unsympathisch und großkotzig fand) und Watson. Ein bisschen Einleitung in eine Situation, ein wenig Geplänkel zwischen den beiden. Das mag ja ganz nett gedacht sein, aber letztlich wären viele Rätsel auch in wenigen Zeilen abzufrühstücken gewesen.

Es herrscht eine gewisse Varianz zwischen den Rätseln, aber es gibt eine deutliche Häufung bestimmter Rätselfragen: Fragen nach physikalischen Phänomenen, mathematische Rätsel und Fragen zu Verwandtschaftsverhältnissen und dem Alter von Personen.
Vor allem bei den mathematischen Rätseln und den Fragen zu den Personen (die letztlich auch nur mathematische Rätsel waren), fühlte ich mich häufig an Sachaufgaben in der Schule erinnert. Selbst die klassischen aufeinander zufahrenden Züge wurden bedient.

Nur sehr wenige Rätsel wichen von dieser Art ab und lieferten tatsächlich Mordfälle, die man lösen sollte (oder Bilderrätsel, die man knacken konnte). Problem: Nicht einen konnte ich lösen, weil es zu viel Spekulationsraum gab und meistens sogar erst in der Lösung Details genannt wurden, ohne die man eh nicht auf die richtige Antwort kommen konnte. Manche Lösungen waren dann auch so absurd, dass man auch mit mehr Details nicht darauf gekommen wäre.
Vor allem bei diesen Rätseln fiel mir auf, dass man das am besten zu zweit macht. Als Beispiel lässt sich ein Rätsel ganz gut aufzeigen: Man steht in einer Schlucht, die eine Sackgasse bildet. Vom Eingang her kommt ein Feuer auf einen zu. Ein paar Gegenstände hat man in der Tasche, unter anderem eine Pistole. Die Frage war nun, wie man es schaffen kann, nicht bei lebendigem Leib verbrannt zu werden. Ich dachte sofort: „Erschießen. Dann verbrennt man nicht.“ War natürlich falsch, man kommt da auch lebend raus. Aber die Lösung war für mich so klar, da knobelte ich erst gar nicht weiter dran herum. Hätte ich aber, wenn jemand anderes die Lösung kennen würde und mich dazu animiert hätte, anders zu denken.

Ich gebe es zu: Ich habe nur eine handvoll Rätsel ernsthaft versucht zu lösen. Bei den meisten habe ich direkt nach hinten geblättert und habe mir die Antwort durchgelesen. Ich hatte einfach keine Lust herumzuprobieren, wer wann doppelt so alt wie der andere sein wird, wenn er jetzt noch dreimal so alt ist. Ich wollte einfach nicht mit Zettel und Stift hier sitzen und abends Matheaufgaben lösen.
Aber das Buch schafft es sogar, zum Teil falsche Lösungen zu liefern.

Letztlich hatten die Rätsel auch sehr wenig mit Holmes zu tun. Natürlich wurde durch das Einbetten in Gespräche der Anschein erweckt, aber sie alle hätten auch ohne Holmes und Watson funktioniert.

Ich hatte wirklich überhaupt keinen Spaß an dem Buch. Ich ging einfach mit falschen Vorstellungen an die Sache ran. Ich wollte an Detektivfällen rumknobeln und nicht rechnen müssen.
Trotzdem war das Buch schön gemacht und wer Lust auf diese Art Rätsel hat, wird hier sicher mehr Freude haben.

Tim Dedopulos – Sherlock Holmes’ Rätseluniversum
Originaltitel: The Sherlock Holmes Puzzle Collection (Oktober 2011)
Ullmann Medien GmbH, 08. September 2017
ISBN 3741522570
224 Seiten
Broschiert; 9,99 Euro

Weitere Bücher dieser Art:
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Jason Ward – Psycho-Rätsel

Jan Dosenwerfer – Der Ball ist nicht aus Kuchen

Das Kind war geplant, das Buch ist passiert

Jan Dosenwerfer stammt aus Preußen und wohnt heute in Wien. Er ist im Brotberuf Bäcker und im Nebenerwerb Humorist. Seit 2016 ist er Vater eines Sohnes und schreibt auf, was der so macht und von sich gibt. Und das ist größtenteils sehr lustig.

1.4.2016
Babys stehen gerne möglichst früh auf, damit sie rechtzeitig mit ihrem Tagwerk (Herumliegen) beginnen können.

31.8.2018
Sohn (zeigt traurig auf den Ball am Boden): „Ball nicht aus Kuchen…“

17.9.2019
Der Sohn (nachdem er eine Ribisel gegessen hat): „Oh, sauer! Aber das macht nix, es ist nur schlimm.“ (Klappentext)

Wie ich an der einen oder anderen Stelle schon erwähnt habe: Ich bin Anfang diesen Jahres Mutter geworden. Umso mehr man sich in Social Media mit dem Thema (Klein-)Kinder beschäftigt, umso mehr unfassbar komische Geschichten liest man. Witzige Antworten, unglaubliche Taten, niedlich-naive Fragen – Kinder können so viel Lustiges bieten.
Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich für ein Rezensionsexemplar von „Der Ball ist nicht aus Kuchen“ angefragt wurde. Ich hatte meine Lachmuskeln schon mal aufgewärmt.

Für dieses kurze Büchlein habe ich ungefähr 30 Minuten gebraucht. Gelacht habe ich leider nicht eine Sekunde.
Es ist so schade. Als junge Mutter zähle ich sicher zur angepeilten Zielgruppe und ich fand es richtig schlecht. Es gibt wahnsinnig viel, was Jan Dosenwerfer meiner Meinung nach falsch gemacht hat.

Es gibt keinerlei Einleitung. Wer bist du? Was kannst du? Warum sollte ich mich für dich und dein Kind interessieren? Auf nichts davon bekommt der Leser eine Antwort.
Es fehlt auch vollkommen an der Emotionalität. Als fünften Eintrag findet man plötzlich:

5.3.2016
36 Stunden hat’s gedauert, aber jetzt ist er da, der Bastian!

Nun gibt es also nicht nur einen Mann, zu dem ich keine Verbindung habe, sondern auch ein Kind.
Die Einträge klingen meist, als wären sie schlicht aus Twitter-Einträgen von Jan Dosenwerfer zusammengezimmert:

6.12.2016
Wenn man schaut, ob das Baby eh noch atmet und es einem leicht gemacht wird, weil es schnarcht…

Schreibfehler sind in diesen „Tweets“ inklusive. Viele Schreibfehler. Zusätzlich gehört „bissi“ anstelle von „bisschen“ und „<3“ für mich in kein Buch, das sich mitteilen will und keinen fiktiven Chat abdruckt. Und vor allem ist es unfassbar uncool, wenn „ein“ durch die Ziffer ersetzt wird („Gut, kaufst sie ihm halt auch wenn’s 1 Dreck ist […]“ (fehlendes Komma geht nicht auf m1 Kappe).

Ab und zu sollen die Tweets durch eine Zeichnung des Geschriebenen aufgelockert werden. Ungünstig nur, wenn der Eintrag nichts aussagt („Immer wieder gut, wenn Kinder sich verstecken…“), man für das dazugehörige Bild aber erst umblättern muss.

Das wären ja alles noch kleine Schönheitsfehler, wenn ich gelacht hätte. Aber wie schon gesagt: Das habe ich nicht. Das konnte ich nicht. Testweise habe ich meinem Freund (sprich: dem Vater meines Babys) einige Einträge vorgelesen. Er guckte mich nur latent erschüttert an.

Die restlichen Einträge sind repetitiv, nicht lustig, nicht niedlich, nicht interessant („Der Sohn hustet immer mit gerollter und leicht rausgestreckter Zunge.“), gewollt cool („Jetzt steht er neben dem Bett und ist heftig am Snacken. Wie hart kann man sich gönnen?“), aufeinanderfolgende Einträge beginnen identisch, ohne Sinn („Sohn: Wo ist das Messer?“) und vollkommen irrelevant:

13.1.2019
Ich: Was willst du zum Abendessen?
Sohn: Dinosuppe mit Schokolade!
(Er meint damit Grießkoch mit Kakaopulver.)

Ich verstehe es ja… Meine Tochter kann noch nicht reden, sie hat also nur Mimik und Gestik und ich lache manchmal so sehr, weil sie so lustige und niedliche Dinge macht. Und manchmal muss ich es einfach in ein Erinnerungsbuch schreiben. Aber meistens muss man erstens dabei gewesen sein und zweitens braucht man die (emotionale) Verbindung zum Kind, um die Dinge so unfassbar süß und lustig zu finden. Das war ich bei Bastian nicht. Das habe ich zu Bastian nicht.
Für die Dosenwerfers sind die Einträge in ein paar Jahren bestimmt Gold wert. Für den Leser ist dies ein vollkommen unnötiges Buch, das keinerlei Mehrwert bringt.

Jan Dosenwerfer – Der Ball ist nicht aus Kuchen – Die ersten 3 Jahre mit Kind
Holzbaum Verlag, 01. November 2019
ISBN 3902980842
108 Seiten
Taschenbuch; 10,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Nicole Schäufler – Schwanger im Herbst

In diesem Herbst bist du schwanger – wie wunderbar!
Denn gerade jetzt wachsen auch bei Mutter Natur lauter Kinder heran: Kleine Kerne in Äpfeln und Birnen, kleine Samen in Holunder und Astern. Überall reift es in „schwangeren“ Früchten!
Dieses Buch reist mit dir durch den Herbst. Es erzählt dir in Bildern, Gedichten, Liedern und Texten von der Jahreszeit und ihren Frauengestalten. Und du wirst sehen: Der Herbst liebt alle werdenden Mütter. (Klappentext)

Meine Tochter wird bald sechs Monate. Da war es eine schöne Überraschung, als ich dieses Buch plötzlich in meinem Briefkasten fand. Es versetzte mich zurück ins letzte Jahr, in den letzten Herbst als der heiße Sommer abklang und mein Bauch immer größer wurde. Was für eine aufregende Zeit das war mit den ersten zarten Stupsern und den ersten angebotenen Plätzen in der U-Bahn.

Dieses Buch verbindet nun diese besondere Zeit einer Frau mit der besonderen Zeit der Natur. Auf 103 Seiten werden Märchen-Auszüge, Gedichte, Rezepte, Lieder und andere Texte gezeigt. Kinder, Schwangerschaft, Herbsteigenheiten – alles findet darin seinen Platz. Auch ein paar Info-Texte mit interessanten Fakten sind zu finden. Immer wieder werden sie von tollen Illustrationen unterbrochen.

Von Volksweisen über Goethe bis zu Birnenkompott ist alles dabei. Manches war mir bekannt, vieles aber nicht. Die Rezepte sind alle machbar.
Es machte Spaß, chronologisch mit dem Buch den Herbst nachzuzeichnen und etwas über seine herausstechenden Tage in Verbindung zur Schwangerschaft zu erfahren.

Der Fokus lag aber insgesamt schon eher auf dem Herbst an sich als auf der Schwangerschaft. Falls man Infos zur Entwicklung des Babys erfahren will, ist man mit dem Buch schlecht beraten – was auch verständlich ist, denn im Herbst ist jede Frau anders weit.

Hätte ich mir das Buch im letzten Jahr selber gekauft? Nein. Aber Schwangere sind auch weniger die Zielgruppe, was schon daran zu erkennen ist, dass man am Anfang eintragen kann, wem man dieses Buch schenkt. Und als Geschenke-Buch eignet es sich wirklich. Die Schwangerschaft wird auf eine schöne Art gewürdigt – obwohl der Fokus, wie bereits gesagt, deutlicher auf der Jahreszeit liegt.

Aus der Reihe gibt es mittlerweile auch „Schwanger im Advent“, „Mama im Advent“ oder ein Buch über das wichtige Thema Fehlgeburt: „Gestern war ich noch schwanger“.

Nicole Schäufler – Schwanger im Herbst
edition riedenburg, 23. Mai 2019
ISBN 3990820265
103 Seiten
Taschenbuch; 19,90 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Hendrik Groen – Eierlikörtage – Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 83 1/4 Jahre

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Hendrik Groen mag alt sein (83 1/4, um genau zu sein), aber er ist noch lange nicht tot. Zugegeben, seine täglichen Spaziergänge werden kürzer, weil die Beine nicht mehr recht wollen, und er muss regelmäßig zum Arzt. Aber deshalb nur noch Kaffee trinken, die Geranien anstarren und auf das Ende warten? Kommt nicht in Frage. Ganz im Gegenteil. 83,25 Jahre lang hat Hendrik immer nur Ja und Amen gesagt. Doch in diesem Jahr wird er ein Tagebuch führen und darin endlich alles rauslassen. Das ist richtig lustig und zugleich so herzzerreißend, dass wir Hendrik am Ende dieses Jahres nicht mehr aus unserem Leben lassen wollen. (Klappentext)

Kurz nachdem meine Großmutter im Sommer ganz überraschend starb, bekam ich von Piper die Anfrage, ob ich „Eierlikörtage“ lesen möchte. So seltsam es klingt, es hatte für mich noch einmal etwas von „Oma nah sein“, wenn ich ein Buch von jemandem in ihrem Alter lese.

Hendrik wohnt in einem Altersheim in Amsterdam und dort gibt es nicht mehr viel zu erleben. Die größten Dramen sind die Zickereien am Kaffeetisch. Auch mal die toten Fische im Aquarium. Aber so etwas Besonderes gibt es selten. Hauptsächlich gibt es Probleme zwischen den Bewohnern. Das Problem ist nur: Hendrik Groen hat es nicht so Senioren. Er mag nicht wie sie riechen, wie sie schlurfen beim Gehen, wie schamlos sie im Laufe des Lebens geworden sind und erst Recht nicht das Gejammer über Krankheiten.
Zum Glück hat er ein paar verbündete Bewohner, die auf seiner Seite sind. Und so gründen sie den Alt-aber-nicht-tot-Club und machen ihren Alltag noch einmal bunt in dem Einheitsgrau der Altersheimwände.

Schon auf den ersten Seiten musste ich laut und herzlich lachen. So, wie ich lange nicht bei Büchern lachen musste. Hendrik schreibt selbstironisch und schafft es, düstere Themen mit einem trockenen und lockeren Spruch fröhlich zu machen.
Und düstere Themen gibt es im Buch viele. Es geht eben hauptsächlich um Dinge, die alte Leute beschäftigen: Krankheit, der eigene Tod und der der anderen, Sterbehilfe, Gehhilfe, Lebenshilfe. Man macht sich plötzlich Gedanken, mit welchen Hilfsmitteln man im Alter wieder mobil werden kann und welche Probleme schon Busfahren mit sich bringen kann.
Und trotzdem werden auch die schönen Seiten des Lebens nicht vernachlässigt.
Man kann sagen: Hendrik Groen zeigt uns, dass alt werden nicht schön ist, man es sich aber schön machen kann.

Wie der Klappentext schon verspricht, schließt man Hendrik schnell ins Herz. Er ist lieb, herzlich, hilfsbereit, hat Manieren und versucht so wenig wie möglich zu jammern. Sein trockener Humor macht es einem dann noch leichter, ihn zu mögen. Und auch die anderen Bewohner und vor allem die anderen Mitglieder des Clubs bekommen viel Aufmerksamkeit. Ich konnte verstehen, warum ausgerechnet diese paar Leute Hendriks Freunde waren.

eierlikoertageGanz in Tagebuch-Manier war das Buch leicht zu lesen und die Sprache angenehm alltäglich. Da man ein ganzes Jahr, vom 01. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2013, mit Hendrik verbringt, sind die einzelnen Abschnitte zum Teil sehr kurz. An manchen Tagen schrieb er nur ein paar Zeilen, an manchen füllte er zwei Seiten. Dabei wechseln die Themen zwischen sehr persönlichen Ansichten über Beschreibungen der Geschehnissen im Altersheim bis hin zu ganz allgemeinen Dingen, beispielsweise was die Politik für die alten Leute tut.
Das Spektrum war also weit gefächert.

Das einzige Manko des Buches: Es war nicht wirklich spannend. Ich war gern bei Hendrik, ja, aber es waren eben hauptsächlich alltägliche Beschreibungen. Man wurde nicht gezwungen weiterzulesen. Auch wenn es natürlich Dramatik im Buch gab, passierte selten etwas mit lang angekündigtem Spannungsbogen. Vieles kam eher überraschend und man erfuhr viel über die daraus resultierenden Konsequenzen. Wie es eben im wahren Leben oft so ist.
Aber so führte es eben dazu, dass ich ein paar Seiten – und damit ein paar Tage von Hendrik – las und dann auch für ein paar Tage gar nicht das Buch zur Hand nahm.

Vieles im Buch konnte mich jedoch rühren und mich fast zum Weinen bringen. Aber eben nur fast.

„Eierlikörtage – Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 83 1/4 Jahre“ beinhaltet also weder eine rasend spannende Geschichte, noch eine große Liebesgeschichte oder gar Krimielemente. Aber es ist ein Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, um ein wenig bei Hendrik zu sein. Es ist gemütlich und rührend. Von mir bekommt es deswegen 4 Sterne.

Ich konnte es mir dann natürlich auch nicht nehmen lassen und recherchierte, ob es Hendrik Groen, den 83 1/4-jährigen wirklich gibt, der sein Tagebuch zuerst auf der Website des „Torpedo Magazines“ veröffentlichte, wie es das Buch sagt.
Das niederländische Wikipedia, das seine Informationen von einer niederländischen Nachrichten-Seite hat, sagt, dass es Hendrik leider nicht gibt. Es ist ein Synonym des Amsterdamers Bibliothekar Peter de Smet. Schade eigentlich. Es wäre ein ganzes Stück schöner, wenn es ein reales Tagebuch wäre, finde ich.

Hendrik Groen – Eierlikörtage – Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 83 1/4 Jahre
Originaltitel: Pogingen iets van het leven te maken: Het geheime leven van Hendrik Groen, 83 1/4 jaar (Juni 2014)
Piper, 01. August 2016
ISBN 3492058086
414 Seiten
Gebunden; 22,00 Euro

Reihenfolge:
1. Eierlikörtage – Das geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 83 1/4 Jahre (Originaltitel: Pogingen iets van het leven te maken: Het geheime leven van Hendrik Groen, 83 1/4 jaar)
2. Tanztee – Das neue geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 85 Jahre (Originaltitel: Zolang er Leven is. Het geheime dagboek van Hendrik Groen, 85 jaar)

Kostenloses Rezensionsexemplar

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