Mit Lesung 4 von 6 geht es langsam aber sicher auf die Zielgerade der LiteraTour Nord 2016/17 zu.
Dieses Mal las Kathrin Röggla aus ihrem Buch „Nachtsendung. Unheimliche Geschichten“:
Ein Konferenzteilnehmer verschwindet. Eine Ferieninsel stirbt aus. Die täglichen Bilder unserer Wirklichkeit gleichen Horrorszenen, ein genauerer Blick entlarvt Risse, tote Winkel. In diesen Geschichten geht es um politische Reden, den wutbürgerlichen Aktivismus und den Absturz des Mittelstandes ebenso wie um das Familientreffen in der deutschen Provinz. Scharfsinnig und hellsichtig entwirft Kathrin Röggla politische, soziale und private Szenarien, die sich zu einem Nachtbild unserer Gegenwart zusammensetzen. (Inhalt laut Programmheft der LiteraTour Nord)
Für gruselige oder wie in diesem Fall „unheimliche“ Geschichten bin ich ja immer zu haben. Darum freute ich mich auf diese Lesung, auch wenn mich der politische und soziale Einschlag der Geschichten nicht so sehr interessierte. Aber kann ja trotzdem gut werden…
Kann. Wurde aber nicht.
Es fing leider schon damit an, dass ich nach ein paar Minuten zu meiner Kommilitonin sagte: „Liegt es an mir oder ist die Autorin wirklich unsympathisch?“. Ihr war sie tatsächlich nicht unsympathisch. Aber Frau Röggla, die Nachtsendungen und ich hatten einfach keinen Draht zueinander.
Insgesamt trat sie mir einfach zu herb und zu forsch auf. Ständig unterbrach sie den Moderator und zog weiter ihre Spur durch.
Und als hätte es mir die Lesung nicht so schon schwer gemacht, da kam die erste Lesestelle. Und diese Stelle war langweilig. Pur und komplett langweilig. Es war nicht spannend, nicht gruselig, nicht unheimlich, nicht mal interessant. Es war einfach schrecklich. Es ging um eine Frau, die im Taxi zu einem Flughafen gebracht werden soll und sich die ganze Zeit wundert, warum die Straße nicht wie eine Zubringerstraße aussieht.
Da das Buch viele Kurzgeschichten enthält, die in einem ganz groben Rahmen zusammenhängen, wurde eine komplette Geschichte gelesen.
Die zweite Geschichte war dann schon interessanter. Eine Büroangestellte verliert die Tage. Erst fehlt ihr der komplette Donnerstag, dann werden es immer mehr Tage, doch schlimm ist: Ihre Kollegen sagen ihr, was sie an den Tagen, an die sie sich nicht erinnert, gemacht hat. Und so wie es klingt, ist sie an den Tagen an eine ganz andere…
Doch als es wirklich anfing spannend zu werden, da war die Geschichte zu Ende.
Das Gruselige der Geschichten kommt immer erst, nachdem Frau Röggla sie beendet hat. Aber ich weigere mich, ihre mittelmäßigen Anfänge gruselig weiterzudenken. Warum soll ich denken, dass die Leute dann umgebracht werden oder sterben? So ist es angedacht, aber entweder schreibt sie es oder ich denke mir das nicht. So ist das!
Was mich zusätzlich störte, war die Art des Vorlesens. Die Geschichten sollen unheimlich sein, aber Kathrin Röggla las ganz im Stil von Teresa Präauer: Laut, drückend und ein bisschen wie eine Performance. Vollkommen unpassend für ihr Buch. Wo die Geschichten schon nicht gruselig waren, hätte ihre Stimme das ja trotzdem transportieren können.
Mit der dritten Geschichte gab es wieder so einen Einbruch in der Spannung, dass ich nach ein paar Minuten komplett abschaltete und lieber daran dachte, was so auf meiner To-do-Liste steht.
Um meinen Zug zu bekommen, musste ich dann die letzten paar Seiten der letzten Geschichte, deren Inhalt ich schon komplett vergessen habe, schwänzen. Es tat mir nicht weh. Zugehört hatte ich eh nicht mehr.
Als wir im nächsten Seminar über die Lesung sprachen, war das Feedback von uns allen einstimmig: Es war eine wirklich schlechte Lesung. Und das lag nicht nur daran, dass auch die anderen mit der Art von Frau Röggla nicht viel anfangen konnten, sondern eine Kommilitonin sagte: „Ich musste mich wirklich anstrengen, um nicht einzuschlafen!“. Wir, die das Buch vorher nicht gelesen hatten, fanden die Geschichten einfach nur langweilig. Und die Leute, die das Buch komplett gelesen haben, erzählten, dass es wohl Geschichten im Buch gibt, die besser sind als die vorgetragenen, aber auch nicht viel. Begeistert war keiner.
Die Lesung war also so gar kein Erfolg und ihre Bücher interessieren mich auch nicht.