Was man von hier aus sehen kann

Luise (Luna Wedler) ist bei ihrer Großmutter Selma (Corinna Harfouch) in einem abgelegenen Dorf im Westerwald aufgewachsen. Selma hat eine besondere Gabe, denn sie kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Ort. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Das ganze Dorf hält sich bereit: letzte Vorbereitungen werden getroffen, Geheimnisse enthüllt, Geständnisse gemacht, Liebe erklärt… (Inhaltsangabe)

Nachdem ich das Hörbuch zu „Was man von hier aus sehen kann“ gehört hatte, freute ich mich sehr auf den Kinobesuch. Den zu organisieren war aber gar nicht so einfach, denn zeitlich passte der Film so gar nicht überein mit meinen Arbeits- und Lebenszeiten. Aber irgendwann hatte ich es geschafft.

Der Film ist extrem nah an seiner Vorlage, nur manche Dinge werden weggelassen. Vor allem die großen Zeitsprünge zum Ende des Buches werden hier komplett ignoriert. Der Zeitrahmen ist deutlich kompakter.

Ansonsten ist man wieder mit Luise im Westerwald und beobachtet das kleine Dorf, das vollkommen außer Rand und Band ist, als Selma wieder von einem Okapi träumt. Denn dann stirbt immer innerhalb von 24 Stunden jemand.

Ich fand die Besetzung wirklich toll. Luna Wedler war eine überzeugende Luise, Corinna Harfouch eine passende Selma. Und auch die anderen Bewohner waren quasi direkt aus meinem Kopfkino entstiegen.

Luise (Luna Wedler), der Optiker (Karl Markovics) und Großmutter Selma (Corinna Harfouch)

Das (Hör-)Buch fand ich total besonders, aber es konnte mich emotional nicht so packen. Beim Film habe ich dafür einmal angefangen zu weinen und dann eigentlich nie wieder aufgehört. Vor allem, weil ich so oft schon wusste, wohin manche Dinge nun führen, war ich extrem gerührt. Mich bewegte eigentlich immer irgendwas.
Und wenn ich nicht geweint habe, dann habe ich gelacht.

Am Ende konnte ich auch zu dem Film nur sagen, dass er irgendwie besonders ist. Dass das Dorf in seiner Abgeranztheit perfekt dargestellt war. Dass die Bilder alle zusammenpassten. Dass diese seltsame Stimmung super rübergebracht wurde. Dass bestimmte Überraschungen auf der Leinwand noch besser funktionierten als im Buch.
Das war ein wirklich toller Kinoabend, der sich sehr gelohnt hat.

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Maurice Der Kater

Ratten, überall Ratten! Sie schlummern in Brotkästen, tanzen auf Tischplatten und klauen Torten dreist unter den Augen der Bäcker… Was also braucht jede Stadt? Einen geschickten Rattenfänger! Auftritt Maurice – ein gewiefter sprechender Kater, der die perfekte Masche entdeckt hat, um sich eine goldene Nase zu verdienen. Gemeinsam mit dem naiven Menschenjungen und Flötenspieler Keith und einer kunterbunten Truppe schlauer sprechender Ratten zieht er von Dorf zu Dorf, um die Bewohner um ihr Geld zu erleichtern. Alles läuft wie am Schnürchen, bis das ungewöhnliche Team in dem entlegenen Dorf Bad Blintz ankommt und feststellen muss, dass ihr Plan diesmal nicht aufgeht. Doch Maurice wäre nicht Maurice, wenn er nicht mit jeder Menge List und Tricks versuchen würde, das düstere Geheimnis des kleinen Städtchens zu lüften… (Inhaltsangabe laut Presseinfo)

Seit dem 9. Februar 2023 ist „Maurice Der Kater“, nach der Buchvorlage von Terry Pratchett, im Kino. Ich durfte ihn schon einige Tage vorher auf der Premiere sehen. Ich nehme es an der Stelle schon einmal vorweg: Ich mochte den Film wirklich gern. Aber selbst wenn es nicht so gewesen wäre: Ich saß in einem Kinosaal mit Bastian Pastewka und Janin Ullmann – und das kann mir niemand mehr nehmen.

Maurice, Keith und ihre sprechenden Ratten ziehen von Dorf zu Dorf, um eine Rattenplage vorzuspielen, die Keith dann zum Glück direkt Dank seiner Flötenkünste beseitigen kann. Doch als sie in Bad Blintz ankommen, hängen überall bereits Kopfgeldplakate für Ratten und das Essen ist aus der ganzen Stadt verschwunden. Dieses Rätsel will der erstaunliche Maurice dringend lösen. Zur Hilfe eilt der Truppe Malizia, die den Film als Erzählerin auch eröffnete.

Es schwang direkt eine besondere Atmosphäre mit, als das rothaarige Mädchen inmitten all ihrer Bücher saß, eine Geschichte vorlas und mit dem Publikum redete. Ich erahnte schon, dass der Film so seine Besonderheiten haben wird.
Den Mittelpunkt bildet dabei ganz klar der rote, schlaue und gewiefte Kater Maurice, der ganz genau weiß, wie er das bekommt, was er will.

Tatsächlich wird die Geschichte in Bad Blintz auch recht düster, weswegen der Film erst ab 6 Jahren freigegeben ist, man darf aber gern auch noch ein paar Jahre mehr warten. Es gibt fiese Rattenjäger, eine Rattenhatz, bei der Ratten mit Hunden in einen Käfig gesperrt werden, einen unheimlichen Auftraggeber und noch einiges mehr.

Ein Lichtblick waren dabei aber immer die Ratten von Keith und Maurice, die nicht nur unfassbar toll und charakteristisch dargestellt waren, sondern die man mit ihren Eigenarten alle auch ins Herz schließen kann. Janin Ullmann spricht dabei die Ratte Nahrhaft, die naiv, tollpatschig und neugierig ist, aber auch etwas dümmlich. Der ein oder andere Lacher ging auf ihre Kosten.

Noch mehr zum Lachen hatte man aber eindeutig bei Maurice, den Bastian Pastewka vertonte. Allein in seiner Stimme schwingt schon so viel Witz und Charme mit, dass er mich damit auf seiner Seite hatte. Maurice‘ Art unterstrich das noch einmal mehr.

Besonders ist ja auch, dass der britische Schriftsteller Terry Pratchett sich an dem deutschen Stoff „Der Rattenfänger von Hameln“ bediente und auch seine Geschichte in Deutschland spielen ließ. Die Gebäude, die Natur – alles war so durchdacht und liebevoll dargestellt.
Ich freue mich so sehr, dass ich im Anschluss an den Film die Fragerunde erleben konnte, in dem so viele Menschen, die an dem Film mitgewirkt haben, Entstehung und Hintergründe mit dem Publikum teilten. Mein Blick auf die Figuren und Gebäude ist damit ein anderer.

Als hätte ich nicht so schon genug Spaß mit dem Film gehabt, ging er mir am Ende sogar nochmal ziemlich ans Herz.
Ich finde, „Maurice Der Kater“ ist ein durchweg gelungener Film, auf den jeder, der an ihm mitgearbeitet hat, super stolz sein kann. Das Publikum wird mit Kater Maurice, seinem Freund Keith und all den anderen Figuren viel Freude haben.

Der Räuber Hotzenplotz

Die Kaffeemühle der geliebten Großmutter (Hedi Kriegeskotte) wurde gestohlen! Kasperl und sein Freund Seppel machen sich umgehend auf, um den gerissenen Räuber Hotzenplotz (Nicholas Ofczarek) zu fangen. Unglücklicherweise geraten sie dabei in die Hände des Räubers sowie des bösen Zauberers Petrosilius Zwackelmann (August Diehl), bei dem sie die wunderschöne Fee Amaryllis (Luna Wedler) entdecken, die es nun ebenfalls zu befreien gilt. Der ermittelnde Polizist Dimpfelmoser (Olli Dittrich) sowie die Hellseherin Schlotterbeck (Christiane Paul) mit ihrem zum Krokodil mutierten Dackel Wasti sorgen für weiteres Durcheinander. Werden es die beiden Freunde schaffen, dem Räuber Hotzenplotz das Handwerk zu legen? (Presseinfo)

Nachdem ich vor kurzem so ein tolles Goodie-Paket erhalten habe, ein Gewinnspiel veranstalten durfte und dann auch danach das Buch gelesen habe, war ich nun im Kino bei „Der Räuber Hotzenplotz“. Und es sollte ein ganz besonderer Film werden, denn es war der erste Kino-Besuch meiner Tochter. Er ist also ein kleiner Meilenstein und ein Teil ihrer Geschichte, den sie ihr Leben lang mit sich trägt.

Ich mochte das Buch gern und begann mein Fazit mit: „Ich finde, ‚Der Räuber Hotzenplotz‘ ist eine schöne Abenteuergeschichte mit viel Witz und Charme und zwei tollen Protagonisten.“ Doch es gab zwei Dinge, die ich deutlich nicht mochte: Erstens, die generelle Bosheit des Räubers und des Zauberers und zweitens eine ganz bestimmte Textstelle. Ich war also gespannt, wie es umgesetzt wurde.

Gleich zu Beginn überzeugten mich schon die beiden Schauspieler von Kasperl und Seppel, Hans Marquart und Benedikt Jenke, die ich genauso sympathisch und niedlich fand wie im Buch.
Die Geschichte an sich hält sich ziemlich genau an die Buchvorlage, bringt mit Witwe Schlotterbeck jedoch einen Charakter mit hinein, der in der Räuber-Reihe erst später auftaucht.

Die Geschichte bleibt eine tolle, spannende Abenteuergeschichte für Kinder, die uns in Wälder, Höhlen und verwunschene Zauberschlösser bringt, um Großmutters Kaffeemühle wiederzufinden.

Doch für mich stellte sich vor allem eine große Frage: Wie werden die beiden fiesen Männer dargestellt? Und ich war extrem froh, denn die Antwort ist: Ganz anders als im Buch.
Der Räuber Hotzenplotz, gespielt von Nicholas Ofczarek, ist eigentlich ein netter und fürsorglicher Mann, der halt tut, was Räuber tun, weil er einer ist. Und Zauberer Zwackelmann sorgte bei mir sogar für Lacher. Ich mochte den Einschlag, den August Diehl dem Zauberer verlieh mit genervtem Stöhnen und Augenrollen – und eben nicht mit fiesen Worten.

Meine Tochter wird in zwei Monaten vier Jahre alt und für sie war der Film durchaus schon geeignet. Sie kannte die Charaktere des Films bereits aus dem Trailer und wollte ihn in den letzten Tagen auch immer wieder sehen. Trotzdem war es ihr kurz unheimlich, als der große, schmutzige Räuber mit Schlapphut und sieben Messern am Gürtel auf dieser riesigen Leinwand auftauchte. Das verging aber schnell.

Insgesamt bin ich also dieses Mal nicht nur von der Geschichte und den beiden Jungs überzeugt, sondern auch von dem ganzen Rest. Ganz klare Empfehlung für einen Kinobesuch mit Kindern.

Der Russe ist einer, der Birken liebt

Da ich ganz frisch das Buch rezensiert habe, soll es in diesem Artikel gar nicht mehr allzu sehr um den Inhalt gehen, denn der ist weitestgehend identisch, sondern meine Meinung zu Pola Becks Umsetzung des Stoffes von Olga Grjasnowa.

Mascha (Aylin Tezel) ist wild und laut, kompromisslos und schlagfertig, doch im Grunde ihres Herzens orientierungslos. Die angehende Dolmetscherin ist Kosmopolitin, spricht fünf Sprachen fließend, nur über ihre eigene Geschichte, die Geflüchtete in ihr, spricht sie nie. Ihr Freundeskreis ist multikulturell, feiert ordentlich und kontert den allgegenwärtigen Alltagsrassismus mit böser Ironie. Mascha liebt ohne Rücksicht auf Verluste – ihre Sprachen, ihre Freunde und vor allem Elias. Gerade erst ist Mascha mit ihrem Freund zusammengezogen, als dieser durch eine zunächst harmlose Sportverletzung zum Pflegefall wird. Immer mehr gerät Maschas Leben aus den Fugen. Elias‘ unerwarteter Tod stürzt sie in eine Krise. Sie tritt die Flucht nach vorne an und setzt sich, mit nichts als ihrem Pass, in ein Flugzeug Richtung Israel. Dort tut sie das, was sie am besten kann: sie stürzt sich mit voller Wucht in ein neues Leben, findet eine neue Liebe und muss schließlich erkennen, dass man nicht für immer vor sich davonrennen kann. (Inhalt laut Pressenotiz)

Die ersten fünf bis zehn Minuten war ich recht verwundert, denn die ersten Szenen gab es so alle nicht im Buch, manche Dinge in Maschas Leben wurden stark geändert.
Doch dann erkannte ich immer mehr wieder, sowohl in den Bildern und Situationen als auch Dialogen.

Der Film springt recht wirr hin und her und lässt die Chronolgie des Buches links liegen. Ich hatte gehofft, dass es nur im Einstieg so ist, doch den ganzen Film über blieb es so. Nicht selten dachte ich: „Hätte ich das Buch nicht gelesen, würde ich das jetzt überhaupt nicht verstehen.“ Und auch meine Freundin, mit der ich im Kino war, spiegelte mir das wider. Nach dem Filmende habe ich manche Dinge erstmal in Zusammenhang gebracht und Hintergründe erklärt. Ohne die Hintergründe wirkten manche Handlungen einfach unsinnig.
Mir gefiel die Art so nicht. Ich fand auch nicht, dass der – meiner Meinung nach – recht unspannende Stoff so spannender gestaltet wird. Es war nur verwirrender.

Aylin Tezel als Mascha, Slavko Popadic als Elias und all die anderen haben dafür im Rahmen der Geschichte einen tollen Job gemacht. Sie haben mir alle die Gefühle gegeben, die die Figuren mir auch im Buch vermittelt haben. Mascha war verloren, kühl, verzweifelt. Elias wollte so gern mehr über seine Freundin wissen und Cem liebte seine beste Freundin uneingeschränkt.

Die Schauplätze waren auch cool. Doch Israel wirkte im Film viel mehr wie eine heimelige Partystadt. Die Gefahren, die das Buch immer wieder betonte, wurden hier vollkommen übergangen. Insgesamt legte der Film den Fokus nicht so sehr auf Religion, Rassismus und Ethnie, wie es das Buch tat.

„Der Russe ist einer, der Birken liebt“ war nicht schlecht. Ich hatte eine gute Kinozeit. Aber ich denke, meine war besser als die meiner Freundin, weil ich durch das Buch mehr verstanden hatte. Ansonsten wäre ich doch recht aufgeschmissen gewesen.

Der Russe ist einer, der Birken liebt
Filmverleih: Port-Au-Prince Pictures
Lauflänge: 105 Minuten
FSK 12

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David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück

© 2020 eOne Germany

Vom verarmten Waisenkind zum gefeierten, strahlenden Schriftsteller – und dazwischen jede Menge spannende, skurrile, lustige und bewegende Ereignisse: Charles Dickens‘ berühmte, halbbiografische Geschichte wird in „David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“ mit viel frischem Wind, Humor und einer großartigen Besetzung neu aufgelegt.

Ab dem 24. September 2020 könnt ihr diesen Film im Kino sehen.

David lebt mit seiner Mutter friedlich im viktorianischen England – auch dank der herzensguten Haushälterin Peggotty erlebt er wundervolle Jahre. Bis seine Mutter den kalten und grausamen Mr. Murdstone heiratet. Der Junge wird nach London geschickt, um dort in einer Flaschenfabrik harte Arbeit zu verrichten. Hier wird er seine nächsten Jahre verbringen, bis er nach einem Schicksalsschlag zu seiner Tante Betsey flieht. Und das sollte nicht die einzige Station auf seinem Weg zum gefeierten Schriftsteller bleiben…

David Copperfield (Dev Patel) gibt
sich alle Mühe, die Übersicht zu
behalten.
© 2020 eOne Germany

„David Copperfield“ war der achte Roman von Charles Dickens und erschien 1850. Es gab schon ein paar Filmadaptionen, doch die konzentrierten sich auf die Dramen und den Plot. Der Regisseur Armando Iannucci wollte es nun anders machen und rückte die komischen Highlights des Buches in den Vordergrund.

Das funktionierte für mich wunderbar. Denn sind wir ehrlich: Die Geschichte an sich, die Lebensstationen von David mit allen positiven und negativen Entwicklungen, war für mich nicht das Spannendste. Ich blieb nicht am Ball, um zu erfahren, wie es mit David weitergeht. Ich blieb am Ball, um die Figuren weiter kennenzulernen und mich von der nächsten skurrilen Situation erheitern zu lassen.

Tante Betsey (Tilda Swinton)
versucht, ungebetene Gäste von
ihrem Grundstück zu verscheuchen.
© 2020 eOne Germany

Iannucci schaffte es, eine Reihe an hochkarätigen Schauspielern für den Film zu gewinnen. Dev Patel („Slumdog Millionär“, „Lion – Der lange Weg nach Hause“), Tilda Swinton („Snowpiercer“, „Grand Budapest Hotel”) und Hugh Laurie („Dr. House“) sind auf den ersten Blick sicher die bekanntesten, doch auch alle anderen schaffen es zu überzeugen: Aneurin Barnard („Dunkirk“), Gwendoline Christie („Game of Thrones“) und Ben Wishaw (Jean-Baptiste Grenouille in „Das Parfum“) als Uriah Heep. Vor allem letztere Figur begegnet einem immer wieder. Egal ob im Namen der Hardrock-Band Uriah Heep oder beim Buch „Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep“ von H. G. Parry.
Doch nicht nur die Schauspieler an sich überzeugen, sondern auch die Figuren. Sie sind alle eigen, besonders und auf angenehme Art verschroben. Iannucci, der auch für das Drehbuch verantwortlich war, lässt sie dabei nie ins Lächerliche rutschen, sondern lässt sie in all ihrer Überspitzheit liebenswert bleiben. Und die Unsympathen brauchen keine Waffen oder Extreme – Blicke, Gesten und Worte reichen.

Mr. Micawber (Peter Capaldi)
unterrichtet an David Copperfields
Universität.
© 2020 eOne Germany

Sie alle schaffen es in Kombination mit dem Szenenbild eine ganz besondere Atmosphäre zu kreieren. Dabei sind die schöne Landschaft und die Straßen des viktorianischen Englands schon fast ein Selbstläufer, der garniert wurde mit Besonderheiten wie das umgedrehte Schiffshaus am Strand von Yarmouth oder die opulente Eliteschule.
Ergänzt wurde das alles durch wundervolle Effekte, die mir immer mal wieder das Gefühl gaben, ich würde ein Theaterstück sehen. Bildgewordene Gedanken erscheinen auf nebenbei aufgehängten Tüchern, einfallende Wände zeigen Geschehnisse in einem anderen Land. So etwas wie bei „David Copperfield“ habe ich noch nie gesehen.

Ich bin ein bisschen verliebt in die Bilder, die der Film mir zeigte und die Figuren, die er mich kennenlernen ließ. Ich lachte über den verschrobenen Mr. Dick (Hugh Laurie), wünschte Mr. Micawber, dass er sich auch dieses Mal wieder aufrappelt, und schloss Peggotty ganz fest ins Herz.
Doch bei der Geschichte dahinter fehlte es mir an Spannung. Charles Dickens verarbeitete in seinem Buch viele seiner eigenen Erlebnisse und so traurig vieles davon war, sie rissen mich nicht mit. Ich wurde von der Tragik weder bewegt noch berührt. Es waren einzelne Gespräche und Szenen, die mir Spaß brachten.


[Beendet Gewinnspiel:
[
Butter bei die Fische: Bei dem Namen David Copperfield kam mir bisher immer der Magier in den Kopf und bei Charles Dickens dachte ich an die Weihnachtsgeschichte. Doch dieser Film änderte alles und mein Horizont hat sich ein ganzes Stück erweitert.
Damit es euch auch so geht, darf ich ein Exemplar des Buches verlosen.

Schreib mir dazu einfach in die Kommentare, ob du bisher im Team „Copperfield? Is‘ das nicht der Magier… hier, der mit Claudia Schiffer?!“ oder „Hmm, ja, hat Dickens geschrieben, nich?“ warst und schon bist du im Lostopf.

Schau auch gern bei Zacksmovie vorbei, um die Chance auf passende Kinotickets zu erhalten.

Ausgelost wird am Sonntag, den 20. September 2020, 12 Uhr per Zufallsgenerator. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird per E-Mail und in diesem Beitrag benachrichtigt.

Gewinner:
Zur Transparenz: Zwischendurch wurde ein Kommentar auf einen bestehenden Kommentar abgegeben, weswegen die Kommentare 2-27 jeweils um einen verschoben sind. Im Backend habe ich nach den Einstellungszeiten der Kommentare gezählt. Letztlich war diese Verschiebung jedoch nicht relevant, denn gewonnen hat der Kommentar mit der Nummer 52. Herzlichen Glückwunsch, Helmut!

Ich wünsche allen Teilnehmern viel Glück!

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wenn du unter 18 Jahren bist, brauche ich die Einverständniserklärung deiner Eltern. Keine Barauszahlung, keine Gewähr. Rein zum Zweck des Gewinnversands wird eure Adresse an Dritte weitergegeben.

Amelie rennt

©farbfilm home entertainment

Amelie ist 13, eine waschechte Großstadtgöre und womöglich das sturste Mädchen in ganz Berlin. Amelie lässt sich von niemanden etwas sagen, schon gar nicht von ihren Eltern, die sie nach einem lebensbedrohlichen Asthmaanfall in eine spezielle Klinik nach Südtirol verfrachten. Genau das, was Amelie nicht will. Anstatt sich helfen zu lassen, reißt sie aus. Sie flüchtet dorthin, wo sie garantiert niemand vermutet: Bergauf. Mitten in den Alpen trifft sie auf einen geheimnisvollen 15-Jährigen mit dem sonderbaren Namen Bart. Als der ungebetene Begleiter ihr das Leben rettet, stellt Amelie fest, dass Bart viel interessanter ist, als anfangs gedacht. Gemeinsam begeben sich die beiden auf eine abenteuerliche Reise, bei der es um hoffnungsvolle Wunder und echte Freundschaft geht. (Kurzinhalt laut Presseheft)

Nachdem ich angefragt wurde, ob ich die kürzlich für den Deutschen Filmpreis nominierte Coming-of-Age -Geschichte vorab zur DVD- und BluRay-Veröffentlichung sehen möchte, sagte ich schnell ja. Ich sehe (und lese) selten solche Storys. Und wenn es nun sogar die Nominierung gibt, erwartete ich eine Perle.

Als ich den Klappentext las, erwartete ich ein wenig eine Art Heidi-Geschichte. So viele Elemente schienen übernommen zu sein. Doch so war der Film letztendlich nicht.

Regisseur Tobias Wiemann („Großstadtklein“) schuf einen Film, der sich für mich vordergründig erst einmal schön anschauen ließ. Die Berge mit all ihren Besonderheiten boten eine genauso tolle Kulisse wie das wuselige Berlin, in dem die Geschichte startete. Doch man konnte ihn nicht nur oberflächlich schön ansehen, sondern die Geschichte war auch noch tiefgründig. Es geht um so viel mehr, als das, was der Klappentext vermittelt. Trennung der Eltern, das Erwachsenwerden, sich selber erkennen, andere Gegenden erkunden, Freundschaften aufbauen. Das meiste davon machte Amelie in Südtirol in der Klinik, denn sie musste – ganz entgegen ihres Willens – ihre Stadt und ihre Freunde verlassen und sich dem stellen, das sie am liebsten ignorieren würde: ihrer Krankheit.

Asthma ist eines der zentralen Themen des Films – der Auslöser für alles im Prinzip. Ihm wird deswegen auch viel Raum im Film gegeben. Symptome, Einschränkungen, Therapiemaßnahmen, Tests. Der Film deckt vieles ab, informiert, zeigt die Probleme der Jugendlichen damit auf. Denn Asthma ist eine Angriffsfläche von Amelie. Meistens greift sie sich diesbezüglich jedoch selber an.

Genau dieses Verhalten legt Amelie häufig an den Tag. Angriff ist bei ihr die beste Verteidigung. Egal, ob sie sich gegen fiese Jungs, ihre Eltern oder die nervige Zimmernachbarin in der Klinik wehren will.
Dem Zuschauer – respektive mir – hat es diese Art nicht immer leicht gemacht. Amelie ist einfach keine grundsympathische Person. Beschrieben wird sie als stur. Ja, das ist sie. Ich fand sie aber auch ungerecht und gemein. Zu allen irgendwie. Zumindest anfangs.
Keine Frage, die junge Schauspielerin Mia Kasalo hat ihre Sache dabei wirklich gut und überzeugend gemacht. Aber ich mochte eben nicht, was dargestellt werden sollte.

Der 15-jährige Bart war da schon deutlich sympathischer. Glaube ich zumindest, denn ich muss gestehen, dass ich ihn einfach nicht verstanden habe. Nie. Ich konnte seinen Dialekt nicht verstehen. Wenn es hoch kommt, habe ich 20 Prozent seiner Redeanteile verstanden. Und da war dann vieles noch zusammengereimt.

Und dieser Faktor – der Faktor Mensch – hat mir den Filmspaß verleidet. Der Film war so hübsch anzusehen und die Geschichte doch auch einigermaßen tiefgründig. Aber dann fand ich die Hauptperson unsympathisch und den Gegenpart habe ich nicht verstanden. Schade.

Wenn ich schon einer der wichtigsten Personen nicht folgen konnte, so konnte ich es bei der Musik. Und da lauschte ich besonders. Tolle, idyllische Klänge, die perfekt zu den schönen Bergen passten.

Ich bin also zwiegespalten. Im wahrsten Sinne des Wortes: Geschichte schön, (Haupt)Figuren eher nicht.

Amelie rennt
Filmverleih: farbfilm home entertainment
Lauflänge: 93 Minuten
FSK 6
Ab dem 20. April 2018 auf DVD und Blu-Ray

Kostenloses Rezensionsexemplar

Das Pubertier

©Constantin Film

Gerade war sie doch noch so lieb, so niedlich. Doch kurz vor ihrem 14. Geburtstag mutiert Papas kleine Prinzessin plötzlich zum bockigen Pubertier. Der Journalist Hannes Wenger (JAN JOSEF LIEFERS) nimmt sich eine Auszeit, um seine Tochter Carla (HARRIET HERBIG-MATTEN) in dieser schwierigen Lebensphase zu erziehen und von Alkohol, Jungs und anderen Verlockungen fernzuhalten. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn seine Frau Sara (HEIKE MAKATSCH) geht wieder arbeiten und Hannes ist als Vater maßlos überfordert. Ob Party, Zeltlager oder Carlas erstes Mal: Hannes tritt zielsicher in jedes Fettnäpfchen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass auch andere Jugendliche peinliche Väter haben: Hannes’ bester Freund, der taffe Kriegsreporter Holger (DETLEV BUCK), lässt sich lieber im Nahen Osten beschießen als sich daheim von seinem grunzenden Pubertier in den Wahnsinn treiben zu lassen.
(Kurzinhalt laut Presseheft)

Mein Freund wurde zu der Pressevorführung von „Das Pubertier“ eingeladen und durfte mich dankenswerterweise mitnehmen. Der Film ist die Adaption des gleichnamigen Buches von Jan Weiler. Auf ihn bin ich vor fast 10 Jahren das erste Mal aufmerksam geworden, als ich ab und zu seine Stern-Kolumne „Mein Leben als Mensch“ las. Ich fand sie jedes Mal ziemlich lustig. Aktiv verfolgt habe ich seine Karriere nach dem Ende der Kolumne nicht, aber ab und zu lief er mir doch wieder über den Weg. Sei es mit dem Roman (beziehungsweise dem Film) „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ oder eben „Das Pubertier“.
Vor allem gespannt war ich, weil ich meist kein großer Fan von deutschen Filmen bin.
Ich ging also sehr neugierig ins Kino, ob mir dieser Film Spaß bereiten wird. Gefühlt bin ich nämlich nicht mehr in der einen Zielgruppe, da ich die Pubertät schon einige Jahre hinter mir habe, und in der anderen noch nicht drin, weil ich noch kein Kind habe.

©Constantin Film

Familie Wenger hat zwei Kinder. Während der Sohn noch in kindlich-vorpubertären Bahnen unterwegs ist, steuert die 13-jährige Carla mitten in die schwierige Phase hinein. Die Phase, in der Jungs und aufreizende Klamotten interessant und die Eltern total uncool werden. Plötzlich hängen keine Pferdeposter mehr an der Wand, sondern Stars und Vater Hannes kommt damit nur sehr schwer klar. Wo ist denn plötzlich seine kleine Prinzessin, die noch Gute-Nacht-Lieder von ihm hören wollte und ihn nicht fragte, ob es Bier auf der Party geben darf? Vor allem seit seine Frau wieder arbeiten geht, muss er sich mehr um die Kinder kümmern. Da hilft es auch nicht, dass andere Familien mit noch komplizierteren Kindern gestraft sind.

Das Genre von „Das Pubertier“, bei dem Leander Haußmann Regie führte, lässt sich ziemlich deutlich als „Familienkomödie“ beschreiben und das füllt der Film auch sehr gut aus. Die Mischung ist für mein Empfinden gut gelungen, die Waage neigt sich jedoch verdächtig zur Familienfilm-Seite. Die kleinen und großen Dramen des Alltags – auch zwischen Erwachsenen – kommen zur Sprache. Vieles wird dabei emotional und sanft gezeigt, manches aber auch mit einem Augenzwinkern.
Es ist auf jeden Fall keine reine Komödie, in der es krampfhaft um Lacher geht. Nichtsdestotrotz gibt es sie, keine Frage. Sie ergeben sich aber eher aus einer Situation, aus einem Gespräch heraus. Sehr wahrscheinlich aus dem nächsten Fehltritt vom Vater und dem daraus resultierenden Unverständnis der Tochter.

©Constantin Film

Jan Josef Liefers mochte ich in dieser Konstellation sehr gern. Sowohl als Off-Sprecher als auch als Familienvater hörte und sah ich ihm gern zu. Authentisch und sympathisch kam er rüber. Genauso gern mochte ich Heike Makatsch als Mutter. Die beiden stellten ein tolles Paar da.
Probleme hatte ich jedoch ab und zu mit den Kinderdarstellern. Und von denen gab es einige.
Es ist nicht so, dass sie mir unsympathisch waren. Ich fand ihre Spielweise nur häufig hölzern oder – als direktes Gegenteil – zu aufgesetzt, zu theatralisch. Manches Mal wirkte es, als wären sie Theaterschauspieler und keine Filmdarsteller. Zusätzlich waren mir manche Wutausbrüche einfach zu drüber. So hätte ich mit meinen Eltern nicht reden dürfen und habe ich auch nicht. Und darum glaube ich, dass dieses Klischee „Pubertät“ hier zwar lustig, aber durchaus nicht immer realistisch dargestellt wurde.

Musikalisch lässt mich „Das Pubertier“ ganz klar zweigeteilt zurück. Wenn es melodische Untermalung gab, war die so unauffällig, dass ich sie nicht bemerkt habe. Dafür gab es häufig Songs, die wirklich Teil der Handlung waren und davon hat mir jeder einzelne Spaß gemacht.

Und am Ende bleibt ja wie so oft die große Frage: War es denn nun spannend?
Die Beantwortung fällt da komplex aus.
Es war nun einmal kein klassischer Spannungsfilm, sondern ein lustiger Familienfilm. Aber es fehlte auch ein Ziel, auf das man hinschaut, das mir oft wichtig ist. Jemanden einfach so im Alltag zu begleiten, ohne zu wissen, wo das hinführt, langweilt mich häufig.
Aber hier war ich nicht gelangweilt. Schnell vergingen die anderthalb Stunden. Ich lachte und blieb interessiert am Ball.

©Constantin Film

Ich mochte „Das Pubertier“ gern, auch wenn es ganz sicher nicht die größte Filmkunst ist.
Die 90 Minuten vergehen lockerleicht mit einigen Lachern und auch einigem Kopfschütteln.
Wir sind sicher alle überzeugt, dass wir so nicht waren als Jugendlicher, aber vielleicht nehmen wir unsere Eltern nach dem Film ja doch mal in dem Arm und danken ihnen, dass sie uns trotzdem lieb haben und hatten. Vielleicht täuscht die Selbstwahrnehmung ja doch.
Dieser Film, der mir wirklich Spaß machte, aber eben nicht mein Lieblingsfilm werden wird, bekommt .

Wenn ihr euch jetzt selber davon überzeugen wollt, wie ihr den Film finden könntet, schaut euch doch gern den Trailer an:

Das Pubertier
Filmverleih: Constantin Film
Lauflänge: 91 Minuten
FSK 6
Ab dem 6. Juli 2017 in den deutschen Kinos

„Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper“

„Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper“ – ab dem 11. Mai 2017 im Kino!

Der verwaiste Spatz Richard wird liebevoll von einer Storchenfamilie aufgezogen. Ihm würde nicht im Traum einfallen, dass er selbst kein Storch ist. Als sich seine Eltern und sein Bruder im Herbst für den langen Flug ins warme Afrika rüsten, offenbaren sie ihm die Wahrheit: Ein kleiner Spatz ist nicht geschaffen für eine Reise wie diese und sie müssen ihn schweren Herzens zurücklassen. Für Richard ist das kein Grund, den Kopf in die Federn zu stecken. Auf eigene Faust macht er sich auf den Weg nach Afrika, um allen zu beweisen, dass er doch einer von ihnen ist! Zum Glück kommen ihm dabei Olga, die zu groß geratene Zwergeule und ihr imaginärer Freund Oleg zu Hilfe. Als sie Kiki, einen selbstverliebten Karaoke-Wellensittich mit Höhenangst, aus seinem Käfig befreien, beginnt ein turbulentes Abenteuer, das die drei Überflieger über sich hinauswachsen lässt! (Inhalt laut Presseheft)

Der kleine Waisen-Spatz Richard wird von Storchenmutter Aurora gefunden und sofort ins Herz geschlossen. Sie nimmt ihn in ihrer Familie auf und mit Zieh-Papa Claudius und seinem neuen Bruder Max wächst Richard wie ein richtiger Storch auf. Zumindest so gut es geht. Doch als sich die Störche für den langen Flug nach Afrika bereitmachen, eröffnen sie dem Spatz, dass er nicht mitkommen kann. Spatzen sind nun einmal keine Zugvögel.
So bleibt er verängstigt und allein zurück und will doch nur eines: seiner Familie folgen.
Für dieses Unternehmen findet er noch ein paar schräge Vögel, die sich mit Richard zusammen ins Abenteuer stürzen.

Gefühlt hat man diese Art von Geschichte in den Grundzügen schon häufiger gesehen und manche Klischees wiederholen sich. Sei es bei „Tarzan“ oder beim „Dschungelbuch„: Immer wieder finden sich herzensgute Tiermütter, die ihren mürrischen Mann davon überzeugen, ein artfremdes Wesen aufzunehmen und es wie ihr eigenes Kind zu erziehen. Doch an irgendeiner Stelle stoßen sie an Grenzen, die die Arten nicht überwinden können. So läuft es auch bei „Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper“. Doch neben diesen großen Parallelen zu anderen Geschichten, bietet dieser Film allerhand Neues.

Die Geschichte ist etwas fürs Herz, macht Spaß und ist ganz nebenbei lehrreich. Kinder können spielerisch Wissenwertes über verschiedene Vogelarten lernen und auch Erwachsene werden definitiv an diesem Film viel Freude haben.
Dieses Roadmovie bietet nämlich eine wirklich spannende Geschichte. Ich zumindest habe mich wirklich gefragt, ob Richard es schaffen wird, den langen Weg von Norddeutschland bis Afrika zu überwinden. Zusätzlich findet sich der kleine Spatz Intrigen, Gefahren und Anstrengungen gegenüber. „Überflieger“ ist also keinesfalls eintönig oder geradlinig. Nebenbei bekommt man viele verschiedene Locations zu sehen, was auch Abwechslung bietet.
Als Richard dann noch die zu groß geratene Zwergeule Olga mit ihrem imaginären Freund Oleg und den Karaoke-Wellensittich Kiki kennenlernt, wird das Ganze zusätzlich ziemlich lustig.

Es zeigt sich also, dass der Film vielfäktig ist. Es geht um Familie, Freundschaft und Mut. Und vor allem auch darum, dass man im Prinzip alles sein kann, was man möchte. Man muss sich nur trauen und diese Reise zu sich selbst antreten.

Der Animationsstil wird von Regisseur Toby Genkel „cartooniger Realismus“ genannt und das trifft es perfekt. Einerseits ziemlich naturgetreu und andererseits poppig-bunt kommen die Vögel daher. Sie sind wirklich schön anzusehen. Doch auch die Naturbilder bieten viel fürs Auge.
Jemand, der mit mir in der Pressevorführung war, kennt den Drehbuchautoren und Co-Regisseur Reza Memari persönlich und erzählte, dass die Vögel in mehreren Versionen Kindern vorgelegt wurden, die dann über das Aussehen abstimmen konnten. Man war mit der Gestaltung also ganz nah an der Zielgruppe dran. Ich finde das eine tolle Idee und das Ergebnis spricht auch für dieses Vorgehen.

Die Rolle der Musik in diesem Film ist zweigeteilt. Zum einen gibt es die klassische Filmmusik, die mir nicht im Ohr geblieben ist. Hintergrundgeräusche, die die Szenen halt unterstreichen. Doch dann gibt es auch die Gesangseinlagen von Kiki und anderen Vögeln, die wirklich Spaß machen.
Am allermeisten hat mich jedoch der Song des Abspannes begeistert. Zuhause habe ich direkt das Interet durchsucht, ob man ihn schon irgendwo hören und kaufen kann. Leider habe ich ihn nicht gefunden.

Zum film gibt es mittlerweile sogar Bücher. Zum einen „Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper: Das Buch zum Film“, das die Geschichte zum Nachlesen bietet und viele Filmfotos enthält. Zum anderen gibt es „Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper: Richards abenteuerliche Reise“, das kurze Abenteuer aus dem Filmkosmos und zahlreiche Abbildungen aus dem Film enthält.

Reza Memari hat sogar schon verraten, dass er an der Fortsetzung zu „Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper“ arbeitet und ich kann vollommen verstehen, dass er Richard noch nicht loslassen kann!
Mir hat der Film wahnsinnig gut gefallen und er ist definitiv als Familienfilm geeignet. Innerhalb der Geschichte nervten mich nur die wiederkehrenden Tauben, die durch die Stromleitungen online waren, und ich fand es schade, dass gerade in der anfänglichen Familienkonstellation typische Klischees, die man schon in einigen anderen Zeichentrickfilmen sah, aufgegriffen wurden.
Insgesamt kann ich den Film aber allen empfehlen. Auch als Erwachsene hatte ich viel Spaß und wurde berührt.



Überflieger – Kleine Vögel, großes Geklapper

Originaltitel: Richard the Stork (2017)
Filmverleih: Wild Bunch Germany
Lauflänge: 84 Minuten
Ab dem 11. Mai 2017 in den deutschen Kinos

Sieben Minuten nach Mitternacht

„Sieben Minuten nach Mitternacht“ – ab dem 4. Mai 2017 im Kino!

© STUDIOCANAL

Das Leben des jungen Conor (Lewis MacDougall) ist alles andere als sorglos: Seine Mutter (Felicity Jones) ist ständig krank, er muss deshalb bei seiner strengen Großmutter (Sigourney Weaver) wohnen, und in der Schule verprügeln ihn die großen Jungs. Kein Wunder, dass er jede Nacht Albträume bekommt. Doch dann wird alles anders: Als er wieder einmal schweißgebadet – um punkt sieben Minuten nach Mitternacht – aufwacht, hat sich der alte Baum vor seinem Fenster in ein riesiges Monster verwandelt und spricht zu ihm. Ist das noch der Traum – oder ist es Realität? Das weise Monster beginnt, ihm Geschichten zu erzählen. Fortan kommt sein ungewöhnlicher Freund jede Nacht und seine Erzählungen führen Conor auf den Weg zu einer überwältigenden Wahrheit… (Inhaltsangabe laut Presseheft)

Jahrelang stand das Buch „Sieben Minuten nach Mitternacht“ von Patrick Ness auf meiner Wunschliste. Deswegen sagte ich sofort zu, als ich von STUDIOCANAL gefragt wurde, ob ich zur Pressevorführung der Verfilmung gehen möchte.

Conor (Lewis MacDougall) vor dem Monster ( gesprochen von Liam Neeson)
© STUDIOCANAL

Die Geschichte zog mich sofort in ihren Bann.
Ich erwartete einen Fokus auf die Geschichte um das Monster, doch so war es gar nicht unbedingt. Denn bis man bei dem Monster angekommen ist, steckt der Zuschauer schon tief in der Story um die Familie. Conors Mutter ist schwerkrank, sein Vater hat die Familie verlassen und das Verhältnis zur strengen Großmutter ist schwierig. Der 13-jährige muss der Mann im Haus sein – und gleichzeitig die Frau, denn den Haushalt muss er ohne die Hilfe seiner Mutter erledigen.
Und schon dieser Erzählstrang um die kleine Familie geht unglaublich ans Herz.
Doch als das Monster auf den Plan tritt beziehungsweise an Conors Fenster, wird ein zweiter, nicht minder spannender Strang eröffnet. Denn durch seine Geschichten lehrt es nicht nur Conor einige Lebensweisheiten.

Mit der Spannung war es so eine Sache bei dem Film. Eigentlich erfasst der aufmerksame Zuschauer nämlich schnell die Lage. Er weiß, wie es um die Mutter steht und auch, was es mit dem Monster auf sich hat. Somit können die beiden großen Fragen des Films wenig überraschen, was auch etwas Spannung aus der Geschichte nimmt.
Das ist aber gar nicht schlimm, denn der Film bietet so viel mehr. Und das ist nicht nur, aber vor allem: Emotionen.
Dabei spielt nicht nur die rührende Geschichte der Familie O‘Malley eine Rolle. Auch die Geschichten und Moralen des Monsters haben hier viel Bedeutung.
Letztendlich saß ich die letzten 15 Minuten haltlos in meinem Kinosessel und konnte nicht mehr aufhören zu weinen.

Aber der Film hätte da noch so viel Potential haben können, wenn die Schauspieler es nicht hätten transportieren können, wäre das alles nichts gewesen. Aber so war es ja zum Glück nicht.
Grundsätzlich spielen nur sehr wenige Personen im Film mit und davon macht jeder seine Sache ausgezeichnet.

Connor im Alter von 5 Jahren (Max Golds) und seine Mutter Lizzie (Felicity Jones)
© STUDIOCANAL

Vor allem der 14-jährige Lewis MacDougall stach heraus. Er spielte die Emotionen und die Dramatik so unfassbar glaubwürdig, als würde sein tatsächlich sein Leben von allem anhängen.
Und Felicity Jones nahm ich die liebende und kranke Mutter auch so sehr ab, dass ich Schwierigkeiten hatte, ihr dann in „Rogue One: A Star Wars Story“ die draufgängerische Kämpfern abzunehmen oder in ihr die Wissenschaftlerin in der neuen Verfilmung eines Dan-Brown-Buchs, „Inferno“, zu sehen.

© STUDIOCANAL

Eine Besonderheit ist natürlich das (meistens, aber nicht immer animierte) Monster, das von Liam Neeson gesprochen wird. Es sieht durch seine Baumähnlichkeit ungewöhnlich aus und wirkt dadurch, dass es ein echtes animatronisches Monster am Set gab, das einzelne bewegliche Teile besaß, besonders realistisch aus. Die raue Stimme schwankt zwischen gruselig und gemütlich und die Geschichten lockern den Film durch ihre andere Optik immer mal auf. Es ist nicht so sehr das Zentrum des Films, wie ich vorher dachte, doch immer, wenn es da war, war es ein neues kleines Highlight für mich.

Ich hatte hohe Erwartungen an „Sieben Minuten nach Mitternacht“ und die wurden noch übertroffen. Die Grundgeschichte ist nicht sehr ausgefallen oder komplex, aber sie geht ans Herz. Ich war so gerührt von dem Film, das wirkte noch ein paar Tage nach. Das lag vor allem an der authentischen Spielweise der Schauspieler und natürlich an dem Monster, das dem Film einen ganz besonderen Zauber verlieh. Ich kann den Film jedem ans Herz legen, der Geschichten für ebenjenes mag!

Sieben Minuten nach Mitternacht
Originaltitel: A Monster Calls (2016)
Filmverleih: STUDIOCANAL
Lauflänge: 108 Minuten
FSK: 6
Ab dem 4. Mai 2017 in den deutschen Kinos

Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand

©CONCORDE FILMVERLEIH

Ab dem 16. März 2017 in den deutschen Kinos!

Allan Karlsson (Robert Gustafsson) und sein Kumpel Julius Jonsson (Iwar Wiklander) haben sich gut in ihrem Leben auf Bali eingerichtet. Inzwischen bringt Allan es auf stattliche 101 Lebensjahre. Das Entspannen und Schlürfen der einheimischen Erfrischungsgetränke auf der traumhaften Insel kann aber auf Dauer selbst der größten Faulenzer nicht lange aushalten. So begibt sich der rastlose Rentner auf ein neues Abenteuer, bei dem er auf rachsüchtige Gangster, die CIA und alte Bekannte aus Russland trifft. (Inhaltsangabe laut Presseheft)

Ich wurde zu der Pressevorführung des Nachfolgers von „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ eingeladen und sagte sofort zu. So bestand endlich mal ein Grund, sich mit diesem unfassbar gehypten Buch von vor ein paar Jahren auseinanderzusetzen. In meinem Fall tat ich es schnell mit der DVD zum ersten Teil, bevor ich nun den zweiten im Kino sah.

Wenn man die Filme nicht so kurz hintereinander sieht wie ich (oder den ersten Teil vielleicht überhaupt nicht gesehen hat), ist das auch kein Problem. Im Intro bekommt man über Zeitungsausschnitte einen kurzen Abriss über die Handlungen und Personen des ersten Films und kommt so schnell und einfach wieder in die Thematik rein.

„Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ spielt ziemlich genau ein Jahr nach Ende des Vorgängers. Die Truppe um Allan befindet sich immer noch auf Bali und hat es sich mit dem Geld ziemlich gutgehen lassen.
Doch als Allan ein Relikt aus seiner Vergangenheit findet und es seinen Freunden gibt, ist allen sofort klar: Das muss es heutzutage wieder geben! Nicht auszudenken, dass der nun Einhunderteinjährige das letzte Exemplar hatte.
Um das zu realisieren, müssen sie Bali verlassen. Doch Allan wäre nicht Allan, wenn die Reise zurück in die Heimat nicht zu einem verrückten und unvorhergesehenen Roadmovie werden würde.

Anders als im ersten Teil gibt es hier einen konkreten Aufhänger. Ein konkretes Ziel, das verfolgt wird. Es macht den Film nicht so vielfältig, tat ihm aber gerade deswegen sehr gut. Die Figuren und der Zuschauer kann sich ganz und gar auf die eine Sache konzentrieren und auch die Rückblenden in Allans Vergangenheit waren immer mit diesem Thema verknüpft. Das heißt jedoch nicht, dass die Geschichte geradlinig und problemlos verlaufen würde. Ganz im Gegenteil. Immer wieder gibt es rechts und links kleine Themen, die den Film trotz allem nicht eintönig werden lassen.
Durch die ständig über allem schwebende Frage „Schaffen sie es, ihr Vorhaben umzusetzen?“ kam sogar ein wenig Spannung auf.

Damit wechselte auch das Motiv der Filme. Vom Gejagten im ersten Teil wird Allan – und mit ihm auch seine ganze Clique – zum Jäger.

©CONCORDE FILMVERLEIH

Der Cast besteht zu großen Teilen aus den alten Schauspielern. Von Allan über die Polizeibeamten bis hin zur Altenpflegerin. Das wird den Fans des ersten Teils sicher ein Lächeln ins Gesicht zaubern können.

Der Film bietet noch etwas, was er im ersten Teil schon bot: Humor. Wenn man mit dem trockenen und situationskomischen Humor des ersten Teil etwas anfangen konnte, wird man auch mit dem zweiten Teil voll auf seine Kosten kommen. Ich musste auf jeden Fall lachen.

Und für den wundervollen Dreiklang blieb nicht nur Cast und Humor gleich, sondern auch die Musik. Da mir die Musik aus dem Vorgänger noch so frisch im Ohr war, würde ich glatt behaupten, dass es zum Teil die gleichen Stücke waren. Zumindest, was die instrumentale Untermalung angeht. Und wenn nicht identisch, dann sehr, sehr ähnlich. Hinzu kamen noch einige richtige Songs, die immer passend in die Handlung eingebaut waren.

Um auch der größte Unterschied soll nicht unerwähnt bleiben: Während „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ noch eine Romanverfilmung war, ist es sein Nachfolger nicht. Es ist also eine reine filmische Weiterführung des Themas, was eigentlich ziemlich ungewöhnlich ist.

Es zeigt sich also: Der Film hält an vielem fest, was im ersten Teil gut funktioniert hat, komprimiert aber zusätzlich die vielen Handlungsstränge auf einen Großen zusammen.
Im ersten Teil musste ich mich an die Figuren und die ganze Art des Filmes noch etwas gewöhnen, hier war ich nun mehr „drin“, weswegen mir insgesamt dieser Film besser gefallen hat. Wer auf eine Weiterentwicklung und eine vielfältige Story hofft, wird vielleicht nicht so fündig, aber wer Allan mochte, wird mit „Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand“ sicher auch viel Spaß haben.

Ein paar weiterführende Infos findet ihr auf der Facebook-Fanpage des Films und im Trailer:

Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand
Originaltitel: Hundraettåringen som smet från notan och försvann (2016)
Filmverleih: Concorde Filmverleih
Lauflänge: 108 Minuten
FSK 12

Reihenfolge:
1. Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (Originaltitel: Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann)
2. Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand (Originaltitel: Hundraettåringen som smet från notan och försvann)

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