Ulla Scheler – Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen

Wie es sich anfühlte, ihn zu sehen? Als hätte ich einen Monat lang durch einen Strohhalm geatmet.

Ben ist seit Ewigkeiten Hannas bester Freund. Er ist anders. Wild, tollkühn, ein Graffiti-Künstler, ein Geschichtenerzähler. Und keiner versteht Hanna so wie er. Nach dem Abi packen die beiden Bens klappriges Auto voll und fahren zum Meer. An einen verwunschenen Strand, um den sich eine düstere Legende rankt. Sie erzählen sich Geschichten. Bauen Lagerfeuer. Kommen einander dort nahe wie nie zuvor. Und Hanna hofft, endlich hinter das Geheimnis zu kommen, das Ben oft so unberechenbar und verzweifelt werden lässt. Doch dann passiert etwas Schreckliches … (Klappentext)

Im Mai 2016 konnte ich dieses Buch kostenlos bei meiner ehemaligen Arbeit mitnehmen. Damals hörte ich regelmäßig hier und dort etwas von Ulla Scheler, doch nach zwei herausgebrachten Büchern war sie scheinbar plötzlich weg. Aber aus meinem Regal ist das Buch nie verschwunden, denn ich wollte es immer irgendwann noch lesen. Und im Urlaub war es nun soweit.

Hannah und Ben sind beste Freunde seit sie Kinder waren und auch wenn Ben schon immer ein Draufgänger war, wurde er vor drei Jahren, als sein Vater starb, noch einmal extremer. Unberechenbarer. Bis er einfach verschwand. Einen ganzen Monat. Und dann taucht er auf als wäre nie etwas gewesen. Auch wenn Hanna ihm das kaum verzeihen und schon gar nicht vergessen kann, macht sie sich kurzentschlossen auf, mit ihm ans Meer zu fahren. Ein letzter Sommer, bevor nach dem Abi der Ernst des Lebens beginnt. Und dort, in der Einöde, nähern sie sich an und entfernen sie sich gleichermaßen voneinander gleichermaßen, wie noch nie.

Es war schön, von dieser Freundschaft zu lesen. Dieses Vertrauen, diese Nähe, diese gemeinsamen Erinnerungen. Und doch schien da auch immer noch mehr zu schlummern, was sich beide aber kaum eingestehen wollen. Ich wollte unbedingt sehen, wie lange sie diese Spannung aufrecht erhalten können, bis sie sich ihre Gefühle endlich eingestehen müssen.
Doch diese Atmosphäre zwischen ihnen wird unterbrochen, als sie am Meer von einer grausamen Legende erfahren und ein Mädchen kennenlernen, das überzeugt ist, dass die Legende sich gerade wieder bewahrheitet. Mit Ben und Hanna als Hauptpersonen.

Die Idee mit der Legende war cool und spannend und es machte Spaß, die kleinen Hinweise, ob alles wahr oder eine Lüge ist, zu entdecken.
Und es ist gut, dass die Legende Schwung reinbringt, denn die erste Hälfte des Buches zog sich etwas mit der kleinen Blase, in der sich Hanna und Ben da in ihrem Zelt befinden. Auch wenn sie immer mal Meinungsverschiedenheiten haben, passiert nicht viel.

Insgesamt scheint die Beziehung zwischen den beiden – trotz der tiefen Freundschaft – mehr als kompliziert, fast schon toxisch. Das liegt vor allem an Ben, der nicht nur ein schwieriger Charakter ist, sondern auch Hanna oft auf extreme Weise wehtut.

Die Sprache von Ulla Scheler, die bei der Veröffentlichung des Buches gerade einmal 22 Jahre alt war, ist wahnsinnig schön und poetisch. Sie malt tolle Bilder mit ihren Worten und flicht auch immer wieder Wassermetaphern mit ein.

Es war eine Geschichte, die ich gern las. Die erste Hälfte war nur sehr gemächlich und die Emotionen, die an vielen Stellen deutlich vorhanden waren, kamen bei mir nicht so richtig an. Außerdem blieben einige wichtige Fragen offen, was ich nicht mag.

Ulla Scheler – Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen

Heyne fliegt, 8. August 2016
ISBN 3453270436
366 Seiten
Broschiert; 15,00 Euro

Ich lese jetzt „Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen“ von Ulla Scheler

In meinem Mallora-Urlaub hatte ich dieses Buch dabei, denn wo passt es besser hin als ans Meer? Angefangen habe ich es dort noch, aber das Auslesen habe ich nicht geschafft…

Hanna und Ben sind seit ihrer Kindheit beste Freunde. Nun nach dem Abi machen sie sich zusammen auf eine letzte Reise, bevor der Ernst des Lebens beginnt – und das auch noch in getrennten Städten. Doch das Zelten am Meer wird anders als sie dachten…

Erster Satz:
„Zu meinem achtzehnten Geburtstag schenkte mir mein bester Freund Ben eine Sachbeschädigung.“

Alessandro Baricco – Seide

Im Herbst 1861 bricht der südfranzösische Seidenhändler Hervé Joncour zu einer beschwerlichen Reise nach Japan auf, um Seidenraupen zu kaufen. Die Begegnung mit einer rätselhaften Schönheit erlaubt nur heimliche Blicke und eine kurze Botschaft – mehr ist es nicht, was Hervés Leidenschaft entfacht und ihn nun Jahr für Jahr wieder nach Japan treibt. Doch niemals wird er auch nur die Stimme dieses Mädchens hören. Erst viele Jahre später begreift er das Geschehen. (Klappentext)

Als ich meine Regale neu ordnete, fiel mir dieses Buch in die Hände. Zweite Reihe auf dem obersten Regalboden. Ich hatte es schon vergessen. Es ist auch kein Wunder, denn gelesen habe ich es 2009 oder 2010 – aber noch vor Start des Blogs. Ich hatte es nur 2011 mal erwähnt als Buch mit dem besten Schlusssatz in meinem Regal.

Hervé führt ein zufriedenes Leben mit seiner Frau in einer kleinen Stadt. Doch als er sich aufmacht, um in Japan Seidenraupen zu kaufen, nachdem alle europäischen Seidenraupeneier durch eine Krankheit unbrauchbar geworden sind, verändert sich sein Leben. Als er ein Auge auf eine unbekannte Frau in Japan wirft, ändert es sich ein weiteres Mal.

Das Buch ist poetisch und in seiner Art besonders. Die Hin- und Rückwege der Reise nach Japan werden mit den immer gleichen Wörtern beschrieben. Das Buch ist leise und sanft und bedächtig.
Dabei liest es sich sehr schnell – nur leider verfolgte ich das Geschehen nicht mit großem Interesse. Ich habe nur immer weiterlesen, weil es halt gut ging. Denn Seide spiegelt sich in vielen Dingen wider: Seidenraupen, Kleidung, Tücher – und auch in Bariccos Worten.
Dadurch dass das Buch so kurz ist, geht auch nicht viel über das reine Beschreiben der Geschichte – der Fahrten und Hervés Sehnsucht – hinaus. Man lernt kaum etwas über die japanische Kultur.

Das Buch war für mich wie ein Tanz. Ganz hübsch und ästhetisch anzusehen, aber wenn ich rausgehe, bin ich damit durch und meine Gedanken hängen nicht mehr dran.
„Seide“ fand ich insgesamt etwas nichtssagend und unspannend, aber eben auch auf eine Art besonders.

Alessandro Baricco – Seide

Originaltitel: Seta (1996)
Piper. Mai 2004 (erschien erstmals 1997 auf Deutsch)
ISBN 3492241077
132 Seiten
Taschenbuch; 8,00 Euro

August-Liste

Nachdem ich im Juni in Griechenland war, hat mich der August nochmal nach Mallorca geführt. Dank meiner Mutter als Reisebegleitung, die sich auch gern und viel mit meiner Tochter beschäftigt hat, konnte ich doch einiges im Urlaub lesen. Ich hatte mir auch vorgenommen, endlich nicht mehr den SuB so stark zu erhöhen. Hat sehr gut geklappt.

Gelesen:
Jennifer Donnelly – Belle und das endlose Buch
Chris Meyer – Der Zoom-Killer
Marissa Meyer – Wie Monde so silbern
Colleen Hoover – Layla
Neil Gaiman – Der Ozean am Ende der Straße

Gekauft:

Geschenkt:
Neil Gaiman – Der Ozean am Ende der Straße

Rezensionsexemplare:

Neil Gaiman – Der Ozean am Ende der Straße

Sussex, England. Ein Mann kehrt in seinen Heimatort zurück. Wie durch Magie zieht es ihn zu der Farm am Ende der Straße. Dort ist ihm damals ein bemerkenswertes Mädchen begegnet: Lettie Hempstock. Der Mann hat seit Jahrzehnten nicht mehr an sie gedacht. Doch nun, als er an dem Teich sitzt, der angeblich ein Ozean sein soll, kehren die Erinnerungen wieder zurück. Erinnerungen an eine Welt, in der Menschen nichts zu suchen haben. Und in der etwas Böses lauert, das seine Finger nach ihm ausstreckt … (Klappentext)

Mit dem Namen Neil Gaiman verband ich nur ein vages Gefühl. Ein bisschen düster, atmosphärisch, fantastisch. Und doch zog mich dieses Buch in der Flughafenbuchhandlung magisch an. Vielleicht hatte da ja Lettie ihre Finger im Spiel…

Ein Mann kommt von einer Beerdigung, doch anstatt weiterhin mit seiner Familie zusammenzusitzen, fährt er ziellos umher – und landet beim Haus am Ende der Landstraße. Das Haus, in dem seine Freundin Lettie früher wohnte. Ihre Mutter ist so freundlich, ihn zum Teich hinter dem Haus gehen zu lassen. Und als er da so sitzt, fällt ihm alles wieder ein. Wie das war, als der Opalschürfer Untermieter bei seinen Eltern wurde und wie er sein Ende fand und was dieses Ende alles in Gang setzte. Dinge, die die Vorstellungskraft eines damals Siebenjährigen weit übertreffen. Dinge, die jedermanns Vorstellungskraft weit übertreffen.

Dieses Buch ist sehr besonders. Es fängt schon damit an, dass der Mann in dem Buch nie einen Namen bekommt. Und man auch nichts über sein heutiges Leben erfährt. Es geht einzig und allein um ein paar entscheidende Wochen in seiner Kindheit. Als in seinem Dorf plötzlich so viel passiert und nur Letties Familie helfen kann.

Ich war auch gar kein großer Fan des Mannes. Er war nicht unsympathisch, weder als Erwachsener noch als Kind, doch eben auch nicht so richtig sympathisch. Für mich lebte das Buch von Lettie, ihrer Mutter, Großmutter und der Magie, die diese drei Frauen umgibt. Am liebsten hätte ich noch so viel mehr über sie erfahren, aus ihrer Vergangenheit, von ihrer Zukunft.
Doch auch die Vorkommnisse, von denen man liest, sind ungewöhnlich, unvorstellbar, bringen ein unwohles Gefühl und lassen nicht los.

Ich wollte immer weiter lesen – und gucken. Denn nachdem das Buch 2014 erstmals auf Deutsch erschienen ist, kam 2021 eine illustrierte Ausgabe heraus. Elise Hurst hat mit über 100 Tuschezeichnungen der Geschichte ein Gesicht gegeben.

Es ist wahnsinnig schwer, über das Buch zu reden, ohne zu spoilern. Es lebt neben der Geschichte, die interessant und besonders ist, auch sehr von der düsteren, nebligen Atmosphäre und den Figuren. Vor allem von den Frauen der Familie Hempstock, die mich alle berührt und amüsiert haben und die ich deswegen sehr in mein Herz geschlossen habe.

Es war wirklich schön, dieses Buch zu lesen. Diese andere Welt zu kennenzulernen. Diese übernatürlichen Phänomene zu entdecken. Diese speziellen Ideen zu erfahren.
Mir fehlte jedoch etwas Spannung und ich bin kein großer Fan des Endes. Und auch emotional wurde ich nur bedingt abgeholt.
Ich bin trotzdem sehr froh, das Buch in meinem Regal zu haben, denn es ist ein kleiner Schatz.

Neil Gaiman – Der Ozean am Ende der Straße
Originaltitel: The Ocean at the End of the Lane (Juni 2013)
Eichborn, 30. April 2021 (erschien erstmals 2014 auf Deutsch)
ISBN 3847900714
336 Seiten
Gebunden; 24,00 Euro

Ich lese jetzt „Der Ozean am Ende der Straße“ von Neil Gaiman

Ende August bin ich mit meiner Mutter und meiner Tochter nach Mallorca geflogen. In der Wartezeit habe ich einmal kurz meinen Blick durch die Buchhandlung am Flughafen schweifen lassen und „Der Ozean am Ende der Straße“ zog meinen mich magisch an. Ich schlug das Buch auf und war direkt verliebt in all die Tuschezeichnungen, die die Story visualisieren. Also machte ich ein Foto vom Buch, um es mir zu merken. Doch da schnappte meine Mutter es sich schon, trug es zur Kasse und schenkte es mir…

Der Name Neil Gaiman war mir bekannt, auch wenn ich noch nichts von ihm gelesen habe. Immerhin die Filmadaption zu „Coraline“ und ein paar Folgen der Serienadaption zu „American Gods“ habe ich gesehen. Ich verbinde seinen Namen trotz meiner groben Unwissenheit mit fantastischen Geschichten und bin deswegen sehr auf dieses Buch gespannt, das einen Mann zurück in seine Kindheit führt, wo er ungewöhnliche Dinge erlebt hat.

Erster Satz:
„Es war nur ein Ententeich, ein Stück weit unterhalb des Bauernhofs.“

Colleen Hoover – Layla

Auf der Hochzeit von Laylas Schwester lernen sie sich kennen und lieben: Leeds, der seinen Lebensunterhalt als Musiker verdient, und Layla. Es ist eine Amour fou – bis zu dem Tag, an dem Leeds‘ eifersüchtige Ex-Freundin versucht, Layla zu erschießen. Danach ist Layla nicht mehr sie selbst. Um die Beziehung zu retten und Layla zu stabilisieren, mietet Leeds das Haus, in dem sie sich kennengelernt haben. Doch dort scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Laylas Zustand verschlechtert sich zusehends – so sehr, dass Leeds zu außergewöhnlichen Mitteln greifen muss, damit ihr beider Leben nicht völlig außer Kontrolle gerät… (Text der Titelklappe)

Ich hatte noch nie so viel Angst davor, ein Hoover-Buch zu lesen, wie bei „Layla“. Es hagelte nämlich noch nie so viele schlechte Bewertungen, die ich links und rechts immer wieder mitbekommen habe. Selbst eingefleischte Hoover-Fans waren enttäuscht. Egal ob die paranormale Thematik, die flachen Dialoge, kitschige Handlung, schlecht ausgearbeiteten Figuren – ich habe so viel Negatives gelesen. Meine Erwartungen waren also sehr, sehr gering.

Normalerweise finde ich es vollkommen unauthentisch, wenn es direkt Liebe auf den ersten Blick ist, doch bei Leeds und Layla fand ich es super. Denn ich fand vor allem Layla toll. Sie war so anders, besonders, cool, witzig, schlau… ich habe verstanden, was Leeds an ihr findet.
Da das Buch komplett aus Leeds‘ Sicht geschrieben ist, bekommt man nicht mit, was Layla so sehr an Leeds ansprach, aber er ist Musiker, sieht gut aus und war direkt verrückt nach ihr. Es scheint super gepasst zu haben. Wie gern wäre ich in ihrer perfekten kleinen Welt geblieben, wie hart war der Aufprall in der harten Realität nach Laylas Verletzung. Die Geschichte und die Liebe hatten so sehr an Leichtigkeit verloren und wurden so schwer. Bis Leeds Leichtigkeit an einer Stelle findet, die er nicht erwartet hat.

Ich habe das Buch – wie eigentlich jedes Hoover-Buch – wieder super schnell durchgelesen. Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht, wie wir zu dem grausamen Start des Buches kommen. Alles ist in einer großen Rückblende erzählt, in der Leeds Layla geknebelt und gefesselt im Schlafzimmer eingeschlossen hat. Wie konnte das den beiden nur passieren?

Die paranormalen Elemente habe ich ebenfalls geliebt. Ich habe schon als Kind Geschichten dieser Art verschlungen. Sie werden immer eine Teil meines Herzens behalten.

Nach der Lektüre habe ich versucht, die Kritikpunkte der anderen abzuklopfen und mit meiner Erfahrung abzugleichen:
Paranormale Thematik? Wie gesagt: Genau mein Ding.
Flache Dialoge? Sind mir nicht aufgefallen.
Kitschige Handlung? Na ja, ist halt eine Lovestory von Hoover. Durch die Düsterheit und Schwere kam bei mir aber kein Kitsch-Gefühl auf.
Schlecht ausgearbeitete Figuren? Empfand ich nicht so.

Nein, ich kann nicht meckern. Ich spreche anderen ihre Enttäuschung auf keinen Fall ab, aber bei mir war es einfach nicht so. Ich wurde emotional nicht so sehr mitgenommen wie bei manch anderen Büchern der Autorin, fieberte aber doch sehr mit. Ich hab das Buch wirklich sehr, sehr gern gelesen.

Colleen Hoover – Layla
Originaltitel: Layla (Dezember 2020)
dtv Verlagsgesellschaft, 20. Oktober 2021
ISBN 3423263083
380 Seiten
Broschiert; 14,95 Euro (Hab ich mit der ersten Auflage bezahlt, kostet mittlereile aber 15,95 Euro)

Weitere Bücher der Autorin (klicke für die Rezension):