Chris Meyer – Der Zoom-Killer

Er tötet dich.
Und alle schauen zu.

Video an, Mikrofon aus. Eine weitere Videokonferenz. Doch dann huscht ein Schatten über den Bildschirm. Du zoomst ran. Überall ist Blut. Ein Teilnehmer wird mit einem Messer angegriffen. Du hörst seine Schreie, siehst. wie er langsam und präzise vor laufender Kamera zu Tode gequält wird. Und das Schlimmste ist: Du darfst nicht wegschauen…
Profiler Tom Bachmann und sein Team vom BKA vernehmen mehrere traumatisierte Zeugen, die das Martyrium mitansehen mussten. Wieso braucht der Killer ein Publikum? Tom Bachmann muss sich mit seinen tiefsten Abgründen konfrontieren, um das perfide Spiel des Zoom-Killers zu durchschauen. (Klappentext)

Bei diesem coolen Cover ist mein Blick bei den letzten Besuchen in Buchhandlungen immer hängengeblieben. Doch auch der Klappentext klang super. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich das Buch im Zuge einer heute startenden Bloggeraktion als Rezensionsexemplar erhalten habe. Um schon mehr zu erfahren, schaut doch mal bei Stephi vorbei. Bei mir gibt es dann am Freitag mehr zu sehen (und gewinnen).

Das Buch geht direkt in die Vollen, denn es startet mit dem ersten Mord des Zoom-Killers. Es geht blutig und grausam zur Sache – und so wird es bleiben. Denn Chris Meyer beschreibt alles sehr genau. Zart besaitet darf man bei diesem Thriller nicht sein.
Doch mich hatte das Buch damit nicht abgeschreckt. Ich wollte wissen, warum jemand diese genau koordinierten Morde begeht und vor allem unter diesen Umständen. Kein Blutrausch, keine Forderungen – dafür Publikum.

Das Buch bleibt immer nah am Geschehen. So folgt man mal dem Mörder, mal Menschen aus Tom Bachmanns Umfeld, aber vor allem Tom. Er ist einer der fähigsten Profiler beim BKA und wird sofort auf diesen Fall angesetzt. Besonders, da er sich vor kurzem erst beim Blutkünstler bewiesen hatte.

„Der Blutkünstler“ ist der erste Band der Tom-Bachmann-Reihe. Ich hatte ihn nicht gelesen und habe auch so alles in dem Buch gut verstanden. Vor allem Toms Kindheit spielt in seinem Leben, aber auch in dem Buch eine große Rolle. Kennt man Teil 1, ist das definitiv von Vorteil. Aber auch so hat Chris Meyer es geschickt gemacht, dass sich auch Unwissende abgeholt fühlen können.

Tom an sich ist ein schwieriger Hauptcharakter. Geprägt durch seine grausame Kindheit ist er kühl, distanziert, unnahbar, empathielos und sehr direkt. Mich persönlich hat sein Charakter nicht angesprochen. Ich fand viele seiner Verhaltensweisen unangebracht und extrem unsympathisch. Da ich das Buch in einer Leserunde gelesen habe, weiß ich aber, dass andere das besonders und genial finden.

Doch trotzdem hatte ich Spaß, dem Verlauf des Buches zu folgen. Ich wollte immer tiefer einsteigen in den Fall, habe den Gedanken von Toms Team gespannt zugehört und versucht, Verbindungen zwischen den Morden zu ziehen. Vor allem waren auch die Erzählungen über andere Fälle und Serienmörder spannend. Das Team versuchte, das Verhalten des Zoom-Killers damit vergleichbar zu machen, scheiterte und näherte sich doch.
So interessant und spannend ich das Voranschreiten der Geschichte fand, so sehr ist hier für mich auch der größte Kritikpunkt, denn es lief alles sehr glatt. Immer ging es einen Schritt weiter, wurde ein neuer Zeuge gefunden, eine neue Spur tauchte auf. Sackgassen oder falsche Fährten suchte man vergeblich. Dafür, dass der Killer so sehr vorbereitet war und so präzise arbeitete, konnte sich ihm das Team verdammt schnell nähern.
Das Ende war dann logisch und gut, ich bin aber nicht der größte Fan der Auflösung.

Alles in allem mochte ich das Buch gern. Es war tatsächlich an manchen Stellen etwas störend, dass ich Teil 1 nicht kannte, aber dafür kann das Buch ja nichts.
Ich hatte Spaß, aber es gab definitiv auch Schwächen.


Chris Meyer – Der Zoom-Killer

‎Ullstein Taschenbuch, 30. Mai 2022
ISBN 3548063772
381 Seiten
Taschenbuch; 10,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Der Blutkünstler
2. Der Zoom-Killer

Kostenloses Rezensionsexemplar