Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gefüllt mit all den Leben, die du hättest führen können.
Alles, was du jemals bereut hast, könntest du ungeschehen machen.
Genau dort findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort zwischen Raum und Zeit, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, hat sie plötzlich die Möglichkeit, all das zu ändern, was sie aus der Bahn geworfen hat. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist? (Klappentext)
Ich war so gespannt auf dieses Buch, dass ich es direkt nach Erscheinen gekauft habe. Und dann lag es leider doch viel zu lange auf dem SuB. Endlich habe ich es in kürzester Zeit gelesen.
Als Nora stirbt, landet sie in der Mitternachtsbibliothek und ein Blick ins Buch des Bereuens eröffnet ihr eine Welt voller Möglichkeiten. Sie darf sich entscheiden, alles, was sie bereut, ungeschehen zu machen. Sie darf jeweils eines der unendlichen Bücher ihres Lebens lesen, in dem sie sich anders entschieden hat. Bei etwas oder jemandem geblieben ist, Dinge anders gemacht und durchgezogen hat. Und eines ist klar: Da findet sich doch ganz sicher das Leben, das sie endlich glücklich macht…
Ich liebe diese Idee. Denn trotz der Moralkeule, die ziemlich schnell mitschwingt, fand ich das Buch sehr heilsam. Ich bin mir sicher, dass bei vielen ein „Was wäre wenn“ ab und zu ins Gedankenkarussel einsteigt und ein paar Runden dreht. Dem widmet sich Matt Haig in „Die Mitternachtsbibliothek“ und bringt auch den Leser dazu, sich zu fragen, ob es wirklich heute alles so viel besser wäre, hätte man sich anders entschieden.
Mit Nora bin ich nicht so richtig warm geworden, aber das musste ich auch gar nicht. Mich interessierte weniger ihr Innenleben als vielmehr die verschiedenen Varianten ihres Lebens. Schade fand ich dabei nur, dass es von Anfang an klar war, welche einschneidenden Entscheidungen sie rückgängig machen wird. Ich hätte Lust gehabt, noch ein paar mehr „kreative“ Leben zu lesen, in denen ganz kleine Änderungen spannende Ergebnisse gebracht hätten. Für die Moral des Buches waren aber natürlich die großen Entscheidungen wichtig. Die Dinge, die auch die Leser bereuen würden.
Ja, ich fand das Buch wirklich toll, leicht zu lesen und einfach schön. Ich wäre nur gern noch ein wenig mehr überrascht worden. Die großen Wendepunkte Noras Lebens waren sehr schnell klar und die Moral war auch extrem schnell deutlich. Aber ansonsten wird es ziemlich sicher zu meinen liebsten Büchern 2022 gehören.
Matt Haig – Die Mitternachtsbibliothek
Originaltitel: The Midnight Library (September 2020)
Droemer, 1. Februar 2021
ISBN 3426282569
318 Seiten
Gebunden; 20,00 Euro
Apr 25, 2022 @ 21:15:40
Das liegt auch noch auf meinem SuB 🙂 Ich muss es wohl bald mal lesen!
LG, Tala
Mai 02, 2022 @ 14:47:48
Oh ja, mach das! Es liest sich auch super schnell durch die ganze Abwechslung. 🙂
Liebe Grüße, Julia