Ich lese jetzt „Bad Influence“ von Stefanie Hasse

Als ich damals meine Artikel zu „Matching Night“ auf Instagram veröffentlicht habe, hat Stefanie Hasse kommentiert und mich auf ihr nächstes Buch aufmerksam gemacht. Ich war schon gespannt. Als nun bei der ersten Auflage der Name der Autorin auf dem Cover verlorenging, gab es ja doch recht viel Aufmerksamkeit und ich konnte einfach nicht widerstehen und habe mir das Buch ganz kurz nach Erscheinen gekauft.

Tara ist bei der Jungfernfahrt des neuen Luxusliners der Familie ihrer besten Freundin Lola mit dabei. Der Gästekreis ist nicht nur stark begrenzt, sondern besteht fast ausschließlich aus Influencern, die in der Woche an Board Werbung für das Schiff machen sollen. Doch plötzlich veröffentlicht jemand die dunkelsten Geheimnisse der Anwesenden…

Erster Satz:
„›Ich weiß, wo du heute im sechs Monaten sein wirst, Tara!‹

Sarah Crossan – Wer ist Edward Moon?

»Sie glauben, ich hätte jemanden verletzt. Hab ich aber nicht. Hörste? Weil, die werden dir ne Menge Lügen erzählen. Du musst die Wahrheit kennen.«

Joe hat seinen Bruder seit zehn Jahren nicht gesehen und das aus einem schlimmen Grund: Ed sitzt in der Todeszelle. Doch nun wurde Eds Hinrichtungsdatum festgelegt und Joe ist wild entschlossen, diese letzten Wochen mit seinem Bruder zu verbringen, egal, was andere Leute denken … (Klappentext)

Mit „Eins“ hatte sich Sarah Crossan schon dem speziellen Thema der einigen Zwillinge angenommen. Nun geht es für mich nicht weniger speziell weiter. Zum Thema Todeszelle kenne ich als fiktiven Stoff nur „The Green Mile“ in der Filmvariante, was mich nachhaltig geprägt hat. Nun also ein Jugendbuch zu dem Thema.

Ed sitzt seit zehn Jahren in der Todeszelle, verurteilt wegen Mordes. Er beteuert seine Unschuld, seine eh schon angeschlagene Familie ist daran zerbrochen. Die Mutter ist abgehauen und überließ seine beiden kleinen Geschwister sich selber bis die Tante die Mutterrolle übernommen hat, aber auch nie ganz ausfüllen konnte. Die Geschwister haben sich so durchs Leben geschlagen, bis Ed sein Hinrichtungsdatum erhält. Joe reist zu ihm – und sieht Ed nach all den Jahren zum ersten Mal wieder. Und die wichtigste Frage ist: Was kann man machen, damit Ed begnadigt wird?

In der Geschichte an sich passiert nicht viel. Joe ist in Wakeling, wo sich das Gefängnis befindet. Er sucht sich eine schäbige Wohnung für die nächsten Wochen, versucht ein wenig Geld zu verdienen und freundet sich mit den Angestellten und Gästen eines Diners an, um die Tage irgendwie zu überstehen. Unterbrochen werden die Einheitstage von den kurzen Besuchen bei Ed. In dem Bruchteil des Tages versucht Joe all das aufzuholen, was er die letzten zehn Jahre nicht geklärt hat. Er war so klein, als Ed ins Gefängnis kam, im Prinzip muss er seinen großen Bruder ganz neu kennenlernen. Und nebenbei versucht er mit Eds Anwalt, doch noch das Unmögliche möglich zu machen.
Doch es ging auch nicht darum, dass viel „passiert“. Es ging um die Geschichte der Familie im Allgemeinen und Eds Geschichte im Speziellen. Doch überall fließt auch viel Kritik und Meinung zum amerikanischen Rechtssystem mit in das Buch. Es war manchmal schwer zu lesen, denn auch wenn es Ed nicht gibt, gibt es ganz viele reale Menschen, die sein Schicksal teilen.

Ich fand das alles sehr interessant und spannend und habe bis zuletzt mitgefiebert, ob Joe aus dem Gefängnis kommt oder ob er hingerichtet wird.
Doch trotz all der Dramatik der Geschichte, die an jeder Ecke mitschwingt, konnte das Buch mich emotional nicht ganz einfangen.

Geschrieben ist die Geschichte in Gedichtform, jedes Gedicht ist ein Kapitel von ein bis zwei Seiten, selten mehr. Dadurch fliegt man quasi durch die Seiten, kommt spielend leicht voran. Aber natürlich bedeutet das auch, dass man eigentlich keine 357 Seiten liest.

Ich bin sehr froh, das Buch gelesen zu haben. Vor allem die Rechts-Aspekte haben mich immer wieder beklommen zurückgelassen. Trotzdem fehlte es mir, dass ich die Figuren in mein Herz geschlossen habe. Auch wenn man die Vergangenheit der Familie Moon ausführlich erfährt und sich auch ein gutes Bild der Brüder machen kann, blieben sie mir ein bisschen egal.

Sarah Crossan – Wer ist Edward Moon?
Originaltitel: Moonrise (September 2017)
‎mixtvision, 1. Dezember 2020
ISBN 3958541739
357 Seiten
Taschenbuch; 10,00 Euro

Ich lese jetzt „Wer ist Edward Moon?“ von Sarah Crossan

Nachdem ich mit „Eins“ von Sarah Crossan im letzten Jahr viel Spaß hatte, wanderten ihre anderen Bücher latent auf meine Wunschliste. Nichts, was ich für einen Vollpreis kaufen würde, aber wenn ich ich sie irgendwo günstiger finde, hätte ich zugeschlagen. Und so war es dann als ich „Wer ist Edward Moon?“ bei Arvelle fand.

Joes Bruder Ed sitzt im Todestrakt. Nun wurde ihm sein Hinrichtungsdatum übermittelt – dabei schwört er doch, dass er unschuldig ist. Joes reist zu ihm, um ihm in der letzten Zeit seines jungen Lebens zu unterstützen. Und dabei alles zu tun, damit Ed doch noch freikommt.

Erster Satz:
„Das grüne Telefon an der Wand im Flur klingelte fast nie.“

Colleen Hoover – Für immer ein Teil von dir

Fünf Jahre nach dem tragischen Verlust ihrer großen Liebe Scott kehrt Kenna an den Ort des Geschehens zurück. Ihr einziger Wunsch: endlich ihre vierjährige Tochter, die bei Scotts Eltern lebt, in die Arme zu schließen. Gleich am ersten Abend trifft sie auf Ledger, den ersten Mann, zu dem sie sich seit Scotts Tod hingezogen fühlt – und er sich umgekehrt auch zu ihr. Doch Kenna erkennt schnell: Ledger ist der eine Mann, von dem sie sich fernhalten sollte. Der eine, der der Schlüssel zu ihrem Lebensglück oder ihrem Unglück sein könnte… (Klappentext)

Schon eine Weile habe ich auf den Social-Media-Kanälen von Colleen Hoover die Veröffentlichung von ihrem neuen Buch „Reminders of Him“ verfolgt. Umso glücklicher war, dass die deutsche Übersetzung nur wenige Tage auf sich warten ließ.

Kenna kehrt nach Jahren im Gefängnis zurück in die Stadt, in der ihre große Liebe gestorben ist, denn dort befindet sich das Einzige, was Scott ihr hinterlassen hat: ihre gemeinsame Tochter Diem. Doch leider lebt das Mädchen bei Menschen, die Kenna hassen. Scotts Eltern konnten Kenna die Verbindung zum Tod ihres Sohnes nie verzeihen. Doch Kenna will kämpfen, Geld verdienen, sich ein Leben aufbauen und dann endlich ihre Tochter wieder in den Arm schließen. Doch dann trifft sie Ledger und ihr sorgsam zurechtgelegter Plan bekommt unvorhergesehene Hürden.

Colleen Hoover schafft es jedes Mal, mich mit ihren Geschichten in den Bann zu ziehen. Der Kindesentzug traf mich aber auf eine ganz speziellen Ebene. Es ist nicht so, dass man das nicht nachvollziehen könnte, wenn man keine Mutter ist. Aber als Mutter hat mich Kennas Schmerz und Sehnsucht besonders getroffen. Ich habe auf jeder Seite mitgefiebert und so sehr gehofft, dass sie sich Diem Schritt für Schritt annähern kann.
Doch auch die Verbindung zu Ledger hatte viel Konfliktpotenzial und war deswegen extrem spannend und auch spannungsgeladen. Die Chemie der beiden war hervorragend – und doch so ganz anders als man es zwei Figuren wünscht.

Schon die Ausgangsgeschichte um Diem zeigt, dass das Buch keine flache Lovestory ist, sondern tiefergreifende Themen anspricht. Doch es geht nicht „nur“ um den Verlust eines Kindes – für Kenna, aber auch Scotts Eltern – es geht auch um Tod, Trauerverarbeitung, Verzeihen, Schuld und die Frage „Wann bin ich ein schlechter Mensch?“

Kenna war dafür eine fantastische Hauptfigur. Sie hat falsche Entscheidungen in ihrem Leben getroffen und damit so viele Leben zerstört. Und doch steht sie, nachdem sie ihre Schuld vor dem Gesetz beglichen hat, immer noch da und kann kämpfen. Neben ihrem Kampfeswillen ist aber auch all der Schmerz und all die Liebe.
Kennas Sicht wechselt sich ab mit der von Ledger und auch seine Teile habe ich extrem gern gelesen. Seine Gedanken und Gefühle waren größtenteils so ganz anders als ihre und der Gegensatz faszinierte mich.

Wenn ich das Buch Revue passieren lasse, ist es gar nicht so, dass es viel Handlung gab. Es gab nur wenig Orte, hauptsächlich Kennas Wohnung und Ledgers Bar und es passierte einfach auch nicht viel Aufregendes. Der Fokus des Buches liegt auf der persönlichen Entwicklung, Kennas Weg zu ihrer Tochter, die Suche nach Akzeptanz und Annäherungen zwischen verschiedenen Personen.

Ich konnte wirklich mitfühlen und vergoss einige Tränen. Es war spannend, aufregend, emotional. Für mich hatte das Buch keine Schwachstellen. 5 Sterne.

Colleen Hoover – Für immer ein Teil von dir
Originaltitel: Reminders of Him (Januar 2022)
dtv Verlagsgesellschaft, 2. Februar 2022
ISBN 342326330X
395 Seiten
Broschiert; 15,95 Euro

Weitere Bücher der Autorin (klicke für die Rezension):

Ich lese jetzt „Für immer ein Teil von dir“ von Colleen Hoover

Von dem Geburtstagsgutschein meiner Arbeitskollegen habe ich einige Vorbestellungen gemacht, was ich sonst nie tue. Unter anderem musste natürlich das neue Buch von Colleen Hoover mit – und ebenso natürlich musste ich es sofort beginnen.

Kenna kommt nach Jahren im Gefängnis in die Stadt, in der ihr alles genommen wurde. Ihre Liebe, ihre Unschuld und vor allem ihr Kind. Nun muss sie kämpfen – und zwar um so viel mehr als nur das Ansehen der alten Bekannten.

Erster Satz:
„Am Straßenrand steht ein kleines Holzkreuz mit dem Datum seines Todestages.“

Januar-Liste

Der Januar ist für mich wahnsinnig schnell vergangen. Und natürlich begann er wieder mit neuen Lesezielen und -plänen. Vor allem aber habe ich festgestellt: Ich habe wieder so richtig Bock zu lesen. Ich sehe meinen SuB an und kann es kaum erwarten, in all die Bücher abzutauchen. Im Januar sind es schon einmal fünf geworden:

Gelesen:
Marie Graßhoff – Hard Liquor
Patrick Ness – Sieben Minuten nach Mitternacht
Daniel Jones & Miya Lee – tiny love stories
Jennifer Lynn Barnes – The Inheritance Games
Tobias Goldfarb – Niemandsstadt

Gekauft:
Marie Graßhoff – Cyber Trips
Marissa Meyer – Wie Monde so silbern
Jennifer Alice Jager – Chroniken der Dämmerung – Midnight Soul
Bianca Iosivoni – The Last Goddes – A Fate Darker Than Love
Bianca Iosivoni – The Last Goddes – A Kiss Stronger Than Death

Geschenkt:
Jennifer Lynn Barnes – The Inheritance Games
Hedvig Montgomery – Die Hedvig-Formel für eine glückliche Familie
Colleen Hoover – Für immer ein Teil von dir

Rezensionsexemplare:
Daniel Jones & Miya Lee – tiny love stories

Aussortiert:
Lorraine Fouchet – Ein geschenkter Anfang
Wolfgang Herrndorf – Sand
Anna Gavalda – Alles Glück kommt nie
Laura Barnett – Drei mal wir
Delphine de Vigan – Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin

Tobias Goldfarb – Niemandsstadt

In der Niemandsstadt gibt es alles, was man sich in der Wirklichkeit erträumt. Drachen ziehen durch die Wolken, Statuen zwinkern einem freundlich zu. Gleich drei Sonnen wärmen Gesicht und Rücken. Räume entstehen immer dann, wenn man sie braucht. Hier fühlt sich Josefine wohl. Doch diese Stadt, ihre Geschöpfe und ihr Zauber sind in Gefahr. Bedroht von spionierenden Crowbots, von Magie raubenden Maschinen, von einer weiten, weißen Leere.
Ausgerechnet Josefine soll eingreifen – aber wie bekämpft man einen Gegner, der nicht existiert? (Klappentext)

Das Buch besteht aus wahnsinnig vielen Kapiteln, denn die meisten sind nur zwischen zwei und drei Seiten lang. Wenn sie lang sind, haben sie sechs Seiten. So konnte ich mich also richtig reinstürzen in die Geschichte und Josefine und die Niemandsstadt kennenlernen. Die Stadt, die sie meistens in ihren Träumen betritt, sie aber auch sehen kann, wenn sie es am Tage schafft, ganz gedankenleer zu sein. Und wie aufregend diese Stadt ist! Es gibt Feen, Trolle, Drachen und kleine Dämonen. Es ist ein Abbild ihrer Heimatstadt Berlin, aber kein exaktes. Häuser verschwinden und tauchen woanders wieder auf. Innenräume sind anders als in der Realität. Statuen leben.
Doch die Stadt wird angegriffen und danach bleiben weiße Flecken zurück.

Als Josefine nach einem Unfall im Koma liegt, kann sie versuchen, der Niemandsstadt so richtig zu helfen. Doch wer hilft ihr im Hier? Da kommt ihre beste Freundin Eli ins Spiel, der sofort klar ist, dass Josefine nicht einfach nur im Koma liegt, sondern irgendwo anders ist. Jetzt muss sie nur herausfinden, wo das ist und wie sie dahinkommt.

Ich fand den Anfang so schön und so vielversprechend, doch an diesem Moment kippte langsam die Stimmung. Ich habe nicht verstanden, warum Eli sich in ihrer Sache so sicher war, wo Josefine doch nie wirklich mit ihr über die Niemandsstadt gesprochen hat. Es gab nur einen kleinen Vorfall, der darauf hindeuten konnte, dass Josefine mehr weiß als andere Menschen, aber Elis Schlussfolgerungen waren recht unauthentisch.

Umso länger das Buch voranschritt, umso anstrengender wurde es für mich zu lesen. Nicht, weil das Buch schlecht geschrieben wäre oder ich nicht vorankam. Aber gefühlt passierte so wenig und dann wurde eine riesige Technikkomponente reingebracht, die dem Buch die Lockerheit und Fantasie für mich nahm.
Vor allem fehlte mir die Spannung, weil sehr schnell klar war, was in der Stadt passierte. Auch wenn die Frage nach einer Lösung noch im Raum stand, hatte die für mich nicht genug Zugkraft.

Die Idee des Buches fand ich eigentlich wirklich ganz cool. Aber so richtig neu war sie nicht. Zwischendrin fühlte ich mich an einige Filme erinnert: „I, Robot“, „The 13th Floor“, „Inception“ sind nur ein paar davon.
Ich hatte also grundsätzlich meinen Spaß, blieb aber bei weitem nicht so begeistert zurück, wie ich anfing.

Tobias Goldfarb – Niemandsstadt
‎Thienemann Verlag, 14. Februar 2020
ISBN 3522202678
366 Seiten
Gebunden; 15,00 Euro