Es ist sieben Minuten nach Mitternacht. Wie jede Nacht erwartet Conor den Albtraum, der ihn quält, seit seine Mutter unheilbar an Krebs erkrankt ist. Doch diesmal begegnet er einem uralten, wilden Wesen, das seine geheimsten Ängste zu kennen scheint. Und schon bald begreift Conor, dass es der einzige Freund ist, der ihm in der Not zur Seite steht. Denn er wird zerrissen von der einen Frage, die er nicht einmal zu denken wagt. Darf er seine Mutter, die er über alles liebt, loslassen? Oder muss er es sogar, um nicht selbst verloren zu sein? (Klappentext)
Vor fünf Jahren kam ich vollkommen fertig, aber auch tief beeindruckt aus der Pressevorführung der Verfilmung zu „Sieben Minuten nach Mitternacht“. Das Buch ist sofort auf meine Wunschliste gekommen, denn dass ich das auch in meinem Regal haben möchte, war gar keine Frage.
Ende letzten Jahres habe ich es dann endlich gekauft und auch direkt gelesen.
Die Idee zu dem Buch stammt von der Autorin Siobhan Dowd, die vor ihrem Tod ein detailliertes Exposé zu dem Buch angefertigt hat. Als Patrick Ness gebeten wurde, das Buch zu vervollständigen, konnte und wollte er es nicht in Dowds Ton machen, außerdem kamen noch eigene Ideen zu der Geschichte hinzu. Und so entstand etwas ganz Großartiges.
Conors Mutter ist schwer krank, doch nicht nur deswegen ist sein Leben schwer. Er wird Nacht um Nacht von einem schrecklichen Albtraum heimgesucht. Und in der Schule wird er von ein paar Mitschülern gemobbt, von den anderen ignoriert.
Und dann steht plötzlich ein Monster an seinem Fenster, das sich aus der alten Eibe vom Hügel gegenüber entwickelt hat. Es erzählt Conor drei Geschichten. Dann soll eine vierte folgen. Die wird Conor erzählen. Und es wird die Wahrheit sein.
Der Rahmen des Buches – Conors Leben mit allen Facetten vom schwierigen Verhältnis zu seinem Vater, über seine schwerkranke Mutter bis hin zum Mobbing in der Schule, bei dem er auch Gewalt erfährt – gibt an sich schon viel her. Conor ist kein Sympathieträger durch und durch, aber wer kann es ihm verübeln? Er musste viel zu früh erwachsen werden. Und er hat Angst. So schreckliche Angst.
Doch die Geschichten vom Monster bringen dann noch einen ganz anderen Drive herein, sind spannend, wendungs- und lehrreich.
Überhaupt ist das Monster natürlich DIE Besonderheit des Buches. Eine wundervolle Figur, bei der am Ende immer ein wenig die Frage bleibt: Ist sie real oder Conors Vorstellung entsprang.
Illustriert ist das Buch von Jim Kay, der auch die illustrierten Ausgaben von „Harry Potter“ gestaltet hat. Mal gibt es eine Doppeltseite, mal eine Seite, mal nur eine kleine Zeichnung. Auch sie sind düster, zum Teil schemenhaft und nicht immer ganz deutlich. Und damit passen sie fantastisch zur Geschichte.
„Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist ein unfassbar besonderes und bewegendes Buch. Es ist keine schöne Geschichte. Sie strotzt vor Krankheit, Tod, Gewalt, Trauer, Angst, Dunkelheit. Aber auch von Liebe, Hoffnung, Verzeihen, Zusammenhalt.
Ich habe das Buch geliebt.
Patrick Ness – Sieben Minuten nach Mitternacht
Originaltitel: A Monster Calls (September 2011)
Goldmann, 16. Januar 2017
ISBN 9783442485345
219 Seiten
Gebunden; 8,99 Euro