Marie Graßhoff – Hard Liquor

Tycho ist als Nachfahrin alter Götter übermenschlich stark. Besonders, wenn sie Alkohol trinkt. Nicht schlecht, um sich als Barkeeperin in New York gegen zwielichtige Typen zu behaupten. Doch auch nicht ohne Schattenseiten. Damit niemand jemals hinter ihr Geheimnis kommt, muss sie selbst ihren besten Freund Logan auf Abstand halten. Dann taucht auf einmal die attraktive Grayson in ihrem Leben auf, und Tycho hat zum ersten Mal das Gefühl, sich jemanden öffnen zu können. Aber Grayson hat ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt. Und als kurz darauf eine Sekte hinter Tycho her ist, um ihre Kräfte für sich zu beanspruchen, weiß sie nicht, wem sie trauen kann… (Klappentext)

Nachdem ich zum einen letztes Jahr mit „Der dunkle Schwarm“ viel Spaß hatte und zum anderen Marie Graßhoff wahnsinnig sympathisch finde, habe ich mich sehr gefreut, dass ich „Hard Liquor“ als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Die Geschichte ist wirklich etwas Besonderes – leider verrät der Klappentext dabei schon viel zu viel.
Tycho ist eine junge Studentin, die schon viel in ihrem Leben durch hat. Nachdem ihre Eltern – und wenig später auch ihre Großmutter – gestorben ist, hat sie niemanden mehr bis auf ihren besten Freund Logan und seine Familie, die zum Glück wie eine zweite Familie für sie wurden.
Doch immer, wenn sie Alkohol trinkt, wird die Dunkelheit in ihr übermächtig, ebenso wie ihre Kräfte. Dann zieht sie als Maskierte durch die Gassen von New York und schlägt Menschen, die ihr komisch kommen, krankenhausreif.
Bis sie selber überwältigt und verschleppt wird.

Tycho und die Grundidee des Buches sind die beiden großen Stärken des Buches. Die Studentin ist ein Charakter mit Ecken und Kanten, vor allem aber starken Problemen. Doch wirklich helfen kann ihr niemand, denn sie kann sich immer nur bis zu einem Punkt öffnen. Wer sie ist und was sie kann, muss sie für sich behalten. Das macht einsam. Schmerz, Gewalt und Alkohol heißt sie dafür immer wieder herzlich willkommen.

In dem Buch kommen nach und nach viele Menschen vor: Logan und seine Familie, Kommilitonen von Logan und Tycho, Kollegen – und vor allem Mitglieder verschiedener Organisationen. Jeder an sich ist besonders, speziell und vielschichtig. Manche habe ich sofort ins Herz geschlossen, es gab niemandem mit dem ich nicht auf die ein oder andere Weise warm wurde.

Doch leider konnte mich das Buch trotzdem nicht so richtig abholen.
Immer, wenn ich gelesen habe, hat es Spaß gemacht und ich bin schnell vorangekommen, aber wenn ich das Buch beiseitegelegt habe, konnte ich es problemlos tagelang nicht beachten. Es zog mich nicht zu der Geschichte. Das lag vor allem daran, dass sich bei mir einfach keine Spannung einstellen wollte. Und ohne fehlende Spannung, fielen mir nach und nach immer mehr Schwächen auf:
Die immer gleichen Formulierungen, bei denen jemand „ächzte“ oder mit dem Kopf „ruckte“. Viele Situationen, in denen irgendwo rumgesessen und geredet wurde. Das Fehlen von Extremsituationen um Tycho, in denen sie ihre Kräfte mal so richtig entfesselt hat. Später auch unlogische und unauthentische Wendungen. Eine Masse an offenen Fragen.

Ich höre so viele Begeisterte Stimmen. So viele lieben das Buch. Und ich würde das auch so gern fühlen. Allein schon, weil ich Marie Graßhoff so toll finde und ihre Ideen liebe. Aber „Hard Liquor“ und ich haben einfach nicht so recht zusammengefunden.

Marie Graßhoff – Hard Liquor
‎Bastei Lübbe, 17. Dezember 2021
ISBN 3404185102
525 Seiten
Taschenbuch; 15,00 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Hard Liquor
2. Spicy Noodles

Kostenloses Rezensionsexemplar