Wie war das eigentlich, als der Weihnachtsmann noch ein Junge war?
Er hieß Nikolas, wuchs in großer Armut mitten in Finnland auf, und dies ist seine wirklich wahre Geschichte…
Der elfjährige Nikolas begibt sich auf eine gefährliche Reise an den Nordpol, um seinen Vater zu suchen. Und er gerät mitten hinein in eine magische Welt, bevölkert mit Wichteln, Elfen, Trollen – und natürlich Rentieren. (Klappentext)
Das Buch „Ein Junge namens Weihnacht“ ist 2016 erstmals auf Deutsch veröffentlicht worden. Diesen Winter kam die Verfilmung in die Kinos, weswegen es eine Neuauflage als „Buch zum Film“ gibt, die ich als Rezensionsexemplar erhalten habe. Und ich konnte es kaum erwarten, das Buch zu lesen, denn auch wenn ich dieses Jahr nur ein weiteres Buch von ihm gelesen habe, ist Matt Haig für mich die Entdeckung des Jahres. Nächstes Jahr folgen definitiv weitere Bücher von ihm.
Nikolas lebt einsam und abgeschieden – und vor allem sehr arm – mit seinem Vater in einer Hütte irgendwo in Finnland. Doch großer Reichtum steht bevor. Dafür muss der Vater nur dem König beweisen, dass es Wichtel wirklich gibt. Also zieht er mit ein paar Männern los, um den Ort Wichtelgrund zu suchen, und kommt nicht mehr zurück. Nachdem Nikolas Monate mit seiner fiesen Tante zuhause ausgehalten hat, macht er sich auf die Reise, um seinen Vater zu finden. Dabei begleitet ihn nicht nur die zahme Maus Miika, sondern er begegnet allerlei wundersamen Wesen und erlebt viele Gefahren, um dort anzukommen, wo er sein soll.
Ich dachte, das Buch wäre ein Kinderbuch, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Klar, es gibt diese einfache, humorvolle, lockere Sprache, einen Jungen als Hauptfigur, Elfen, Wichtel und Trolle und vor allem die tollen Illustrationen von Chris Mould, aber es gibt auch vieles, was ich kleinen Kindern nicht vorlesen würde. Nikolas Mutter ist tragisch ums Leben gekommen, sein Vater verlässt ihn, seine Tante ist grausam, Köpfe explodieren, mit Glück kommen Menschen ins Gefängnis, mit Pech sterben sie, Kinder werden entführt… Mit lockeren Worten werden harte Tatsachen ausgesprochen.
Für mich war das ok und machte auch den Reiz und die Spannung aus. Aber das sollte man vielleicht wissen, wenn man das seinem Vierjährigen als Gute-Nacht-Geschichte vorlesen will.
Nikolas ist eine Figur, die ich gern begleitet habe. Er ist lieb und klug und im angenehmen Rahmen bemitleidenswert. Nur leider stößt er im Laufe der Geschichte auf wahnsinnig viele Menschen – und Elfen, Trolle, Tiere und Wichtel -, die ihm nichts Gutes wollen. Nie ist er sicher und deswegen gibt es allerhand Wendungen und Überraschungen.
Die Idee dahinter fand ich vor allem aber super. So viele Eigenheiten des Weihnachtsmanns wurden logisch erklärt und ich mochte, wie Haig das alles Eingewoben hat. Ab und zu blitzte der Gedanke: „Ach so war das…“ bei mir auf, bis ich mich wieder daran erinnerte, dass alles Fiktion ist.
Ich mochte das Buch, die Idee und zumindest Nicolas sehr. Nur diese ständige Bosheit hat mich irgendwie irritiert und nahm manchmal etwas von dem Wunder und Zauber des Buchs.
Matt Haig – Ein Junge namens Weihnacht
Originaltitel: A Boy Called Christmas (November 2015)
dtv, 17. September 2021 (Deutsche Erstausgabe: 14. Oktober 2016)
ISBN 3423086734
268 Seiten
Taschenbuch; 11,00 Euro
Kostenloses Rezensionsexemplar