Oktober-Liste

Ein arbeitssamer und motivationsloser Monat geht für mich zu Ende.
Das hat sich auch mal wieder auf die Leseliste niedergeschlagen:

Gelesen:
Sebastian Fitzek – Der erste letzte Tag
Sarah Crossan – Eins

Gekauft:
Sebastian Fitzek – Playlist

Rezensionsexemplare:

Thorsten Steffens – Klugscheißer Supreme

Ich lese jetzt „Klugscheißer Supreme“ von Thorsten Steffens

Ich freue mich so sehr. Mit Teil 1 – „Klugscheißer Royale“ – und Teil 2 – „Klugscheißer Deluxe“ – hatte ich wirklich viel Spaß. Darum bin ich sehr dankbar, dass mir Thorsten auch den dritten Teil um Timo Seidel als Rezensionsexemplar zukommenlassen hat.

Nachdem Timo erst über Umwege Lehrer wurde und sich dann nachträglich noch für ein Lehramtsstudium entschieden hat, geht es nun für ihn ins Referendariat. Und ich kann es kaum erwarten, ihn dort zu begleiten.

Erster Satz:
„Die Jahresversammlung der Interessengemeinschaft selbst diagnostizierter Besserwisser (ISDB) entschied sich mehrheitlich dafür, den Begriff Alleswissologe künftig als politisch korrekte Eigenbezeichung zu führen.“

Sarah Crossan – Eins

Zwei Leben. Zwei Schwestern. Eine Entscheidung.

Ich habe so
verdammt lange gebraucht,
alle davon zu überzeugen,
dass ich ein Individuum bin,
dass Tippi meine Zwillingsschwester ist,
wir nicht ein und dieselbe Person sind,
dass ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe,
wie es wäre, wenn
wir nicht zusammen wären,
dass, sie zu verlieren, wäre,
als ob ich auf einem Scheiterhaufen läge
und darauf wartete,
dass mich die Flammen verschlingen. (Klappentext)

Tippi und Grace sind nicht nur Zwillinge, sie sind siamesische Zwillinge. Sie teilen sich zwei Beine, haben aber ab der Hüfte aufwärts zwei vollständige Oberkörper. Sie werden weder körperlich noch geistig jemandem so nah sein, wie sich gegenseitig. Sie sind zwei und doch eins.

Sarah Crossan hat hier über ein Thema geschrieben, dem man so nur selten – wenn überhaupt – in Büchern begegnet. Und gerade weil das Thema siamesische Zwillinge, vor allem auch für einen Autoren, der damit im persönlichen Umfeld keinen Kontakt hat, ziemlich sensibel ist, war ich auf die Umsetzung gespannt.

Zuerst fällt dabei die Art des Buches auf, denn die Kapitel sind alle in eine Gedichtform gegossen.
Ich mag das im Prinzip ganz gern, ist es doch immer etwas Besonderes, das ich bisher nur in wenigen Romanen so gelesen habe. Doch andererseits passt auf eine Seite so deutlich weniger Text – und so poetisch fand ich den Inhalt dann auch nicht, dass es diese Form rechtfertigen würde. Da aber auch andere Bücher der Autorin in dieser Art gesetzt sind, ist es wohl einfach ihr Stil.

Erzählerin des Buches ist Grace. Sie ist die nachdenkliche, zurückhaltende, gefühlvolle Schwester. Tippi scheint das genaue Gegenteil von ihr zu sein und so passen die beiden perfekt zusammen. Sie ergänzen sich. Und sie lieben sich.
Beide waren tolle Mädchen, von denen ich wirklich gern gelesen habe.
Obwohl, ich muss es gestehen, ich hätte gern noch mehr von dem Alltag als siamesischer Zwilling gelesen. Zwischendurch beschweren sich beide, dass die Menschen ihnen immer dieselben Fragen stellen. Und wie gern hätte ich auch genau diese Fragen gestellt.
Die anderen Personen des Buches blieben dafür recht farblos.

An sich passiert im Buch gar nicht allzu viel. Die beiden kommen auf eine neue Schule und müssen sich zwischen all den Fremden mit ihren immer gleichen Blicken zurechtfinden. Dabei helfen ihnen schnell Yasmeen und Jon, zwei Außenseiter, die sich nicht von der Besonderheit abschrecken lassen.
Doch dann beginnen Probleme. Gesundheitliche, emotionale… und alles wird eine Achterbahnfahrt.

Mich störte es nicht, dass die Geschichte recht wenig hergab. Es gab so viel anderes, auf das ich mich konzentrierte. Vor allem der Aufbau der Kapitel und die Besonderheit der siamesischen Zwillinge nahmen meinen Fokus ein.
Dazu gab es – auch dank der Leserunde, in der wir uns immer austauschten – zwischen den Zeilen auch viele philosophische Themen. Wir diskutierten zum Beispiel über die Fragen: Was ist Liebe? Was ist das Selbst? Wann verliebt man sich?

Am Ende blieben noch ein paar Fragen offen, was ich schade fand. Vor allem, da es theoretisch recht schnell hätte erklärt bzw. geklärt werden können.
Auch wenn ich ein paar Kritikpunkte habe, fand ich das Buch trotzdem sehr interessant und lesenswert.

Sarah Crossan – Eins
Originaltitel: One (Juni 2016)
‎mixtvision, 12. Februar 2018
ISBN 3958541186
423 Seiten
Broschiert; 13,90 Euro

Ich lese jetzt „Eins“ von Sarah Crossan

Von diesem Buch hatte ich nie gehört – bis eine Freundin es sich kaufte, weil es so lange auf ihrer Wunschliste stand – und ich dann auch fasziniert war. Also habe ich es auch gekauft und wir lesen es in einer Leserunde.

Tippi und Grace sind siamesische Zwillinge. Sie sind an der Hüfte zusammengewachsen und müssen ihr Leben gemeinsam bestreiten. Egal, welche Hürde auf sie wartet.

Erster Satz:
„Hier.“

Sebastian Fitzek – Der erste letzte Tag

Ein ungleiches Paar
Eine schicksalhafte Mitfahrgelegenheit
Ein Selbstversuch der besonderen Art

Was geschieht, wenn zwei Menschen einen Tag verbringen, als wäre es ihr letzter?

Ein Roadtrip voller Komik, Dramatik und unvorhersehbarer Abzweigungen von Deutschlands Bestsellerautor Nr. 1 Sebastian Fitzek – mit zwei skurrilen, ans Herz gehenden Hauptfiguren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. (Klappentext)

Sebastian Fitzek gehört zu meinen liebsten Autoren. Selbst die Thriller, die mich nicht so abholen konnten, habe ich super schnell gelesen und ich blieb trotzdem ziemlich zufrieden zurück. Und auch wenn mich sein Ratgeber „Fische, die auf Bäume klettern“ nicht interessierte, freute ich mich sehr auf seinen ersten humoristischen Roman.

Schneechaos in Deutschland und Livius kann nicht, wie geplant, von München nach Berlin fliegen. Doch er ist nicht der einzige, der nun einen Mietwagen benötigt. Und so bekommt er den letzten Wagen – und teilt ihn sich mit der wilden, exzentrischen Lea. Sie schlägt Livius ein außergewöhnliches Experiment vor: Die lange Fahrt wollen sie nutzen, um den Tag zu leben als wäre es ihr letzter. Und so beginnt eine Reise, die beide wohl nicht mehr vergessen werden.

Livius ist Lehrer und scheint spießiger und älter als er wirklich ist, Lea wirkt ein wenig wahnwitzig mit ihrem großen Selbstbewusstsein und ihrer Schlagfertigkeit – und es wäre kein echter Fitzek, wenn nicht beide vom Schicksal schon hier und da eins übergebraten bekommen hätten. Sie könnten kaum unterschiedlicher sein und ergänzen sich zusammen perfekt. Sie stolpern von einer seltsamen Begebenheit in die Nächste, immer gelenkt von Leas kruden Einfällen.

Doch der Weg ist nicht nur Abenteuer. Vor allem Lea schafft es immer wieder, Situationen und Livius‘ Handlungen philosophisch zu betrachten und einzuordnen. Es entstehen Gespräche und Diskussionen zwischen den beiden, bei denen auch der Leser immer wieder sein eigenes Denken in Frage stellen kann.

Es geht also um mehr als um eine lustige Tour durch Deutschland. Doch ehrlicherweise fand ich das Buch zäh. Klar, es ließ sich leicht lesen, wie Fitzek das immer schafft. Aber ich legte das Buch häufig nach wenigen Seiten zur Seite, weil ich nichts so richtig spannend fand, nicht den Fortgang der Geschichte herbeigesehnt habe.
Selbst die vielen verschiedenen Begebenheiten und Überraschende konnte mich dabei nicht packen. Ich hatte all das irgendwie hingenommen.

Schwierig fand ich die ganzen „lustigen“ Vergleiche. Immer wieder bemühte Fitzek eine absurde Parallele, um das Beschriebene nochmal besser visualisieren zu können. Zwischendurch fand ich das aber deutlich zu oft. Das ist jedoch nicht das erste Humor-Buch, bei dem ich das bemerkt habe. Als müsste der Witz mit dem Holzhammer in jede Zeile geschrieben werden. Dafür habe ich aber zweimal wirklich laut lachen müssen. Das war gut.
Außerdem spricht Livius regelmäßig zum Leser – siezt ihn auch noch – da bin ich kein Fan.

Insgesamt war mir Livius zu steif, zu ernst, zu distanziert. Auch wenn er sich notgedrungen auf alles eingelassen hat und damit ja schon gar nicht so spießig sein kann, wurde ich nicht so recht warm mit ihm.

Ich würde gar nicht sagen, dass ich enttäuscht bin. Es war eben mal ein ganz anderer Fitzek, was total ok war. Auch wenn weder die Idee noch die Umsetzung wirklich neu waren, kann man das Buch ganz gut lesen. Vielleicht war es für mich einfach nicht die richtige Zeit. Selbst die emotionalen Momente konnten mich nicht so recht kriegen. Da das Buch aber auf keinen Fall schlecht war, bekommt es von mir.

Sebastian Fitzek – Der erste letzte Tag
Droemer, 28. April 2021
ISBN 3426283867
271 Seiten
Broschiert; 16,00 Euro

September-Liste

Der September ist unfassbar schnell vergangen. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, endlich die Lücke zu meinem Leseziel zu schließen, doch dann waren schon keine Tage mehr übrig.
Dafür habe ich es geschafft, nicht mehr so viele Bücher zu kaufen. Die Tendenz will ich bis zum Ende des Jahres nun ganz klar beibehalten.

Gelesen:
Stefanie Hasse – Matching Night – Küsst du den Feind?
Stefanie Hasse – Matching Night – Liebst du den Verräter?
Bov Bjerg – Deadline
Alexander Hartung – Nichts als Staub
Stefan Zweig – Schachnovelle

Gekauft:
Serena Valentino – Das Herz so kalt
Susanne Finken – Lakritz in Lappland
Adriana Mather – Killing November
Monika Peetz – Das Herz der Zeit – Die unsichtbare Stadt
Monika Peetz – Das Herz der Zeit – Die Nacht der Eulen
Sara Holland – Everless – Zeit der Liebe

Geschenkt:
André Marx – Die drei ??? – Das Geheimnis des Bauchredner

Rezensionsexemplare:
Paula Hawkins – Wer das Feuer entfacht
Stefan Zweig – Schachnovelle

Aussortiert:
Frau Freitag – Voll streng, Frau Freitag
Frau Freitag – Echt easy, Frau Freitag
Frau Freitag – Chill mal, Frau Freitag
Anne Hertz – Trostpflaster
Donato Carrisi – Der Seelensammler
Claire Kendal – Du bist mein Tod
Bertina Henrichs – That’s all right, Mama
Herman Koch – Sommerhaus mit Swimmingpool
Arne Blum – Rampensau
Arne Blum – Saubande

Ich lese jetzt „Der erste letzte Tag“ von Sebastian Fitzek

Sebastian Fitzek zählt ohne Zweifel zu meinen liebsten Autoren. Selbst wenn mich mal eine Story nicht abholt, schafft er es immer mit seiner Art zu schreiben. Ich lese seine Bücher wahnsinnig schnell und das gibt mir immer wieder ein gutes Gefühl.
Daher habe ich mich sehr gefreut, als mein Freund mir das Buch zum Muttertag schenkte.

Es geht um Livius und Lea, deren Flug von München nach Berlin gestrichen wird und die sich dann zusammenschließen, um sich in einem wilden Roadtrip wiederzufinden. Und dann kommt Lea eine Idee: Was wäre, wenn sie all die Dinge machen, die man machen möchte, wenn heute sein letzte Tag wäre?

Erster Satz:
„Nehmen wir einmal an, die Welt wird nicht gerade von einer Pandemie gebeutelt, und Sie sitzen in einem Flugzeug, zehn Reihen hinter der Tragfläche, obwohl Sie extra um einen Platz ganz vorne gebeten haben (weil dort die Luft besser ist und es weniger wackelt).“

Stefan Zweig – Schachnovelle

Stefan Zweigs Novelle lotet auf engstem Raum die Abgründe der menschlichen Seele aus. Von der Gestapo verhaftet und in ein Hotelzimmer gesperrt, flüchtet Dr. B. in die abstrakte Welt des Schachspiels, um sich so seine geistige Widerstandskraft zu bewahren.
Auf einem Passagierdampfer nach Buenos Aires begegnet Dr. B. zufällig dem Schachweltmeister Mirko Czentovic. Ein atemberaubender Kampf beginnt, bei dem der eigentliche Gegner nicht gegenüber am Brett, sondern tief in der eigenen Seele sitzt. (Klappentext)

Seit dem 23. Oktober ist „Schachnovelle“ im Kino. Im Zuge dessen habe ich das Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

Mit mir und Klassikern ist es immer so ein Ding. Meistens werde ich enttäuscht. Doch ich bin trotzdem ganz gespannt – vor allem durch Vorwissen zur Geschichte, das ich in einem Uni-Seminar zum Thema „Spiele in der Literatur“ gesammelt habe – gestartet und hab alles auf mich zukommenlassen.

Die Geschichte ist im Prinzip zweigeteilt.
Zum einen geht es um die Erlebnisse des namenlosen Ich-Erzählers, der auf einem Passagierdampfer nach Buenos Aires den Schachweltmeister Czentovic sieht und versucht, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das geht natürlich nur auf eine Art und Weise: Er und weitere Männer auf dem Schiff fordern den Weltmeister zu einem Schachduell heraus. Überraschende Unterstützung bekommen sie dabei von Dr. B.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Geschichte des Doktors, wie er versuchte, Geld der Kirche zu retten, damit es nicht den Nazis in die Hände fällt. Wie er festgenommen und weggesperrt wird. Wie er in einem fast leeren Raum monatelang erst sein Zeitgefühl und dann seinen Verstand verliert.

Schon auf der ersten Seite sprach mich die lockere und moderne Sprache so sehr an, dass ich das Buch kaum zur Seite legte. Ich sog alles in mich auf. Die Atmosphäre auf dem Schiff genau wie die kurz angerissene Lebensgeschichte des Schachweltmeisters. Doch vollkommen drin war ich dann als Dr. B. die Bildfläche betrat.
Vollkommen bedrückend schaffte es Zweig den geistigen Zerfall zu beschreiben. Es war so beklemmend mit B. in dem Zimmer zu sitzen, während er keine frische Luft bekam und nur jemand mit ihm redete, um sein Wissen um das Geld aus ihm herauszuquetschen.

Die Novelle beschränkt sich ausschließlich auf die kleinen Ausschnitte der jeweiligen Leben und bietet trotzdem für die beiden wichtigsten Personen, Czentovic und Dr. B., genug Hintergrund, um ein sehr gutes Bild von ihnen zu bekommen.

Ich hatte trotz der speziellen Story wirklich Spaß mit dem Buch. Es war total interessant, einerseits B.s geistigen Verfall und anderseits seinen aufkommenden Wahn zu beobachten und auch ein wenig die Liebe zu diesem königlichen Spiel zu spüren.

Stefan Zweig – Schachnovelle
Fischer, 01. November 2009 (Erstveröffentlichung 1942)
ISBN 3596902258
104 Seiten
Taschenbuch; 10,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar