Hanna Bervoets – Flauschig

»Mach dir keine Sorgen, alles bessert sich im Laufe der Zeit. Doch natürlich wird alles auch wieder mal schlechter. Aber in den Momenten bin ich für dich da, verstehst du?«

Solchen Trost spendet der kleine flauschige Ball, die neueste Errungenschaft im Kreis um die Designerin Florence. Jeder hat einen, keiner gibt ihn mehr her. Denn sie lieben ihr weißes, blaues oder rosarotes flauschiges Bällchen, und sie wissen, es versteht sie wie keiner sonst… (Klappentext)

Als ich den Klappentext gelesen habe, war ich direkt fasziniert, denn ich ahnte nicht, in welche Richtung die Geschichte weitergehen wird. Ist es etwas Nettes zum Wohlfühlen? Will das Bällchen nur das Beste der Menschen? Oder geht es in Richtung Überwachung und Abhängigkeit?
Mit dem ersten Kapitel hat mich das Buch dann auch sofort bekommen. Das Bällchen spricht zum Leser und – ganz im Stile eines Horoskops – scheint es den Leser auch wirklich zu kennen. Das hat mir richtig gut gefallen.

Danach liest man aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, auch wenn der Kosmos des Buches nicht allzu viele Personen umfasst.
Eine richtige Geschichte entspannt sich weniger, viele Themen kreisen um sich selber und kommen nicht wirklich weiter. Trotzdem blieb ich gespannt am Ball, denn ich hoffte immer noch auf bestimmte Entwicklungen und wartete gespannt.

Immer wieder werden die Geschichten der Personen – Florence, Maisie, Diek und Stephan – unterbrochen und das Bällchen spricht zum Leser. Seine Ergüsse sind immer recht philosophisch und haben mir gut gefallen, denn sie haben mich zum Teil wirklich zum Nachdenken gebracht. Sie beschäftigen sich mehrheitlich mit Liebe, Sehnsüchten und Glück.
Was ich problematisch fand: Damit es passt, musste sich die Autorin eine Zielgruppe für das Buch überlegen, damit sich der Leser auch wirklich angesprochen fühlt. Und diese Zielgruppe wurde festgelegt als kinderlose, leicht melancholische Single-Frau. Damit redete das Bällchen häufig an meiner Lebensrealität vorbei. Und wäre ich ein Mann, fände ich das vielleicht auch doof, immer als „Liebes“ angesprochen zu werden.

Die vier Personen sind alle totale Normalos, was mal ziemlich erfrischend war. Aber sie alle haben auch mehr oder weniger große Probleme und sind recht unglücklich mit ihrem Leben. Das machte es schwer, sich mit ihnen zu identifizieren. Am ehesten mochte ich und interessierte mich hier noch Maisie, die die Ex-Freundin von Florence, die Erfinderin des Bällchens, ist.

Sprachlich machte das Buch es mir anfangs nicht leicht. Die ersten 40, 50 Seiten fand ich sehr holprig und musste den ein oder anderen Schachtelsatz auch mehrfach lesen. Doch dann wurde es immer besser und ich wurde nicht mehr so aus dem Lesefluss gerissen.

Trotz fehlender Spannung und um sich kreisende Gedanken las ich das Buch wirklich ganz gern, vor allem auch, weil die Idee mit dem Bällchen neu war. Ich rätselte permanent, warum und wie Florence es gemacht hat. Welchen Zweck sie verfolgt und ich wollte auch wissen, ob die Figuren doch noch glücklich werden. Ob endlich mal ein Date von Diek ein gutes Ende nimmt, Stephan sich von seiner scheinbar zerrütteten Ehe lösen kann und Florence und Maisie noch einmal aufeinandertreffen.

Doch mit dem Ende hat mich das Buch dann verloren. Es fehlten an allen Ecken und Enden Erklärungen und Klärungen. Manche Geschichten hörten einfach abrupt auf. Ich verstehe wirklich nicht, was sich die Autorin dabei gedacht hat. Als hätte sie selber nicht gewusst, wie das alles funktionieren soll und hätte dann aufgegeben, eine Lösung zu suchen.
Ich hatte auf tolle Wendungen und feuerwerksartige Auflösungen gehofft und blieb total enttäuscht zurück.
Nur weil ich den Weg bis dahin ganz gut fand, gibt es .

Hanna Bervoets – Flauschig

Originaltitel: Fuzzie (April 2017)
‎btb Verlag, 12. Juli 2021
ISBN 3442770483
318 Seiten
Broschiert; 12,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

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