Emily Houghton – Bevor ich dich sah

Nur wenn du verwundbar bist, wird dich die Liebe finden

Seit sie mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, spricht Alice mit niemandem, vermeidet den Blick in den Spiegel und hält den Vorhang, der ihr Bett von Ret der Station trennt, fest verschlossen. Als sie eines nachts jedoch hört, wie ihr immer gut gelaunter Zimmernachbar Alfred von Albträumen gequält wird, stellt sie fest, dass sie nicht die Einzige ist, die mit ihrem Schicksal hadert. Von nun an teilen sie Nacht für Nacht ihre Ängste und Sorgen miteinander. Und ihnen wird klar, dass es in Ordnung ist, wenn das Leben mal nicht in Ordnung ist. Dass die unsichtbaren Verletzungen oft mehr weh tun als die sichtbaren. . Und dass man sich in einen Menschen verlieben kann, ohne ihn je gesehen zu haben. (Klappentext)

Die Geschichte von Alfie und Alice ist eine Geschichte voller traumatischer Vergangenheiten und Erlebnisse. Sie waren zwei Ertrinkende, die sich in Krankenhausbetten gegenseitig zu retten versuchten. Als ich den Klappentext las, war ich sofort auf die Geschichte gespannt. Ich hatte schon vor Augen, wie es wohl werden wird und erwartete ganz große Gefühle.

Das erste Drittel des Buches las sich recht flott. Alice war mir zwar unfassbar unsympathisch durch ihre bissige, egomanische und distanzierte Art, aber hier war ja Platz für Entwicklungen.
Doch umso weiter das Buch voranschritt, umso mehr ließ meine Motivation, weiterzulesen, nach. Das Buch spielt fast ausschließlich in dem Krankenzimmer und obwohl es mehrere Patienten in dem Raum gab, schienen die Welten so sehr getrennt zu sein. Die anderen kommen nur selten zu Wort, als würde man nicht 24/7 miteinander Zeit verbringen. Alice und Alfie standen im extremen Fokus – und so richtig gab das die Geschichte für mich nicht her.
So dramatisch die aktuelle Gesundheitssituation der beiden auch sein mag, die jeweilige Geschichte dazu war schnell auserzählt. Und ja, sie beide hatten traurige und schlimme Dinge in der Vergangenheit erlebt. Aber so richtig mitfühlen konnte ich nicht. Im Gegenteil: Immer wieder erwischte ich mich bei dem Gedanken, dass ich das alles viel zu sehr aufgebauscht empfand.

Vor allem das zweite Drittel war für mich dann extrem zäh. Gefühlt ging die Geschichte nicht voran. Leider konnte „Bevor ich dich sah“ hier für mich auch weder an Spannung, noch an Dramatik oder Emotionalität gewinnen. Das lag vor allem auch weiterhin an Alice, die bei mir keine Sympathien gewinnen konnte. Ich habe Alfies Faszination ihr gegenüber absolut nicht nachvollziehen können.
Insgesamt war die Geschichte auch einfach sehr vorhersehbar.

Darüber hinaus empfand ich die Schreibart häufig als unangenehm. Hölzern, gestelzt. Ich habe beim Lesen wirklich ab und zu den Kopf geschüttelt und dachte: „Das geht gar nicht, wie das geschrieben ist.“

Alice und Alfie sind aus verschiedenen Gründen ans Bett gefesselt – der Kosmos des Buches ist ein sehr kleiner. Ich fand Alfie zwar nett, aber auch sehr gekünstelt, Alice war mir zu bissig.
Ich fand aber nicht alles nur schlecht. Die Idee fand ich wirklich cool und letztlich bin ich ja doch – wenn auch langsam – am Ball geblieben.
Wenn man sich Rezensionen von anderen Lesern durchliest, wird das Buch aber auch sehr begeistert aufgenommen. Es schafft, Leser zu bewegen und mit Alfie und Alice mitfühlen zu lassen.
Leider passen das Buch und ich wohl einfach nicht zusammen.

Emily Houghton – Bevor ich dich sah
Originaltitel: Before I saw You (Februar 2021)
‎Heyne Verlag, 12. Juli 2021
ISBN 345342543X
430 Seiten
Broschiert; 14,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

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