R. L. Stine – Fear Street – Schule der Albträume

stine_schule-der-albtraeume„Schule der Albträume“ enthält die beiden Einzelnbände „Schulschluss – Diese Klasse wird deine letzte sein“ und „Prüfungsangst – Nur ein kleiner Betrug“.

Lily hasst ihren neuen Lehrer wie die Pest. Zum Dank für seine schlechten Noten würde sie ihn am liebsten erwürgen. Eines Morgens wird ihr Rachetraum zur fürchterlichen Realität: Mr Reiner liegt leblos neben dem Pult.
Auch für Terry ist Schule die reinste Hölle, denn sie wird von einem Mitschüler erpresst. als dieser eines Tages unter mysteriösen Umständen stirbt, fällt der Verdacht natürlich als Erstes auf sie… (Klappentext)

Stine_Schulschluss

Lily ist unglaublich ehrgeizig, die Klassenbeste zu sein, ebenso wie ihre beiden älteren Schwestern es waren. Doch Lehrer geben ihr nicht die Noten, die sie verdient und andere Schüler sind harte Konkurrenz. Erst gibt es Tote und dann unheimliche Anrufe für Lily…

Das war vielleicht das schlechteste Fear-Street-Buch, das ich je gelesen habe.
Die Ausgangslage war ja typisch Fear Street und passte soweit auch. Aber die Umsetzung fand ich katastrophal.

Wie immer sind die Figuren austauschbar und flach. Es gibt keinen Hintergrund und nur wenig Charakter. Aber das ist ja generell ok. Bei knapp 150 Seiten liegt der Fokus einfach rein auf dem Fall. Doch Lily war einfach extrem unsympathisch. Ihr Ehrgeiz war anstrengend und dass sie nicht sagen konnte, was sie denkt, nervte. Als hätte sie keine Lust, all die Gerüchte und falschen Gedanken ihrer Freunde richtigzustellen.

Die Tode, die passierten bargen auch wenig Reiz, da direkt klar war, was passiert ist. Und die anderen Bedrohungen waren auch recht schnell aufgeklärt. Die weitere Handlung plätscherte so vor sich hin und bargen absolut keine Überraschungen mehr.

Wie so oft erkennt man an der Sprache, dass das Buch schon älter ist. Sie ist gestelzt, umständlich und auch deutlich zu alt für Schüler einer Highschool. Einfach in Gänze vollkommen unmodern.

Und das wäre es: Eine unsympathische und nervige Protagonistin, eine langweilige Story und eine unangenehme Sprache. Absolut nichts an dem Buch hat Spaß gemacht. 1,5 Sterne.

Stine_Prüfungsangst„Prüfungangst“ habe ich vor über fünf Jahren schon gelesen und deswegen in diesem Buch weggelassen. Das habe ich damals gesagt:

Die Ausgangssituation ist für Jugendliche, die die Zielgruppe sind, natürlich näher dran als für Erwachsene. Terry lässt ihre Matheprüfung von Adam schreiben und dieser erpresst sie danach mit diesem Geheimnis. Er bedrängt sie immer mehr und möchte immer mehr von ihr bekommen.

Allein die Art der Forderungen und das Bedrängen schaffte auch eine unangenehme Atmosphäre für mich als Leser. Schnell wuchs bei mir die Spannung, was Adam sich als nächstes ausdenkt und ich fühlte mit Terry mit. Gefangen in dem Kreislauf aus Drohungen und Forderungen bekam selbst ich Beklemmungen.

Trotzdem konnte ich Terrys Verhalten nicht immer nachvollziehen. Meiner Meinung nach hätte sie sich schneller aus der Situation befreien können und der Spuk wäre zu Ende gewesen. Aber das ist halt nicht Sinn und Zweck der Fear-Street-Bücher.

Insgesamt waren die Figuren aber wieder alle blasse 17jährige, die nichts Einzigartiges an sich haben. Nur Adam und seine Clique waren spezieller. Aber Terry, ihre Freunde und ihre Familie könnten dieselben Personen wie aus allen anderen Fear-Street-Büchern sein, so ähnlich sind die Hauptfiguren.

Der Fall scheint bei „Prüfungsangst“ erst einmal ziemlich klar und geradlinig, aber R. L. Stine hat es geschafft, überraschende, aber logische Wendungen, einzubauen.

Die Sprache kam mir deutlich moderner vor als in den Büchern der Reihe, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Sie war immer noch nicht besonders elegant, aber hatte auch nicht mehr unbedingt einen Fremdschäm-Charakter.
Im Vergleich zu meinen letzten Fear-Street-Rezensionen schneidet Prüfungsangst definitiv besser ab. Natürlich kann ich nicht denselben Bewertungsstandard anlegen wie bei Erwachsenen-Thrillern.
Aber für die Spannung, Fall-Qualität und in Verhältnis zur Zielgruppe bekommt dieser Teil 4 Sterne.

R. L. Stine – Fear Street – Schule der Albträume
Enthält die Einzelbände:
Schulschluss – Originaltitel: Final Grade (1995)
Prüfungsangst – Originaltitel: The Cheater (1993)
Loewe, 2007
ISBN 3785559720
301 Seiten
Taschenbuch; 4,95 Euro

Andere Bücher der Reihe:
Fear Street – Das Skalpell – Originaltitel: The Knife
Fear Street – Die Falle – Originaltitel: Wrong Number 2
Fear Street – Die Mutprobe – Originaltitel: The Thrill Club
Fear Street – Eingeschlossen – Originaltitel: Ski Weekend
Fear Street – Falsch verbunden – Originaltitel: Wrong Number
Fear Street – Prüfungsangst – Originaltitel: The Cheater
Fear Street – Rachsüchtig (Neuauflage von „Halloween“) – Originaltitel: Halloween Party
Fear Street – Jagdfieber – Originaltitel: Partysummer
Fear Street – Im Visier – Originaltitel: College Weekend

Ich lese jetzt „Fear Street – Schule der Albträume“ von R. L. Stine

stine_schule-der-albtraeumeEs ist wieder soweit: Es ist Ende des Monats und ich benötige noch ein Buch, um meinen Monatsschnitt von fünf Büchern zu halten. Da kommt mir ein Fear-Street-Buch mal wieder sehr gelegen.

Diese Ausgabe hier enthält zwei Geschichten zum Thema Schule. Einmal „Schulschluss“ und einmal „Prüfungsangst„. Da ich die zweite Geschichte schon gelesen habe, werde ich nur die erste lesen.
Es geht um Lily, die einen wahnsinnigen Ehrgeiz an den Tag legt, um Klassenbeste zu sein. Doch ihr werden ein paar Steine in den Weg gelegt, die wie durch Zauberhand verschwinden… Und das auf grausame Art und Weise.

Erster Satz:
„Lily Bancroft strich sich das dichte schwarze Haar zurück und zwang sich, tief Luft zu holen.“

Christina Hiemer – The Second Princess

Hiemer_The Second PrincessAuf der Vulkaninsel St. Lucien herrscht die mächtige Dynastie der Bell-Frauen. Seit Jahrhunderten wird die Krone an die älteste Prinzessin weitergegeben. Doch hinter der glamourösen Fassade der Königsfamilie lauern düstere Geheimnisse, die nur die zweitälteste Prinzessin zu hüten weiß. Saphina war immer die jüngste und damit unbedeutsamste von drei Schwestern. Nun rückt sie durch unerwartete  Ereignisse in der königlichen Thronfolge auf und tritt vollkommen unvorbereitet ein dunkles Erbe an. Und ausgerechnet Dante, der undurchschaubare Adelssohn, soll ihr dabei helfen… (Inhaltsangabe im Buch)

Als ich das Cover sah, war ich sofort fasziniert. Es war so edel und düster und ich habe mir etwas Großes bei dem Buch versprochen. Die Leseprobe der ersten 40 Seiten bestätigte dann auch mein Gefühl und ich war sehr dankbar, dass ich das Buch als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Anders als andere Bücher über Monarchien spielt es im Hier und Jetzt. Ich mochte die Schlossatmosphäre sehr gern, aber es gibt auch Autos, Fernseher, Handys. Es ist überraschend keine Art Mittelalter zu bekommen, obwohl hier und da ein Gefühl dafür durchblitzt. Ich mochte den Bruch aber sehr gern. Es war mal etwas anderes.
Ebenso wie die Geschichte an sich. Ich mochte die Idee um die kleine Inselmonarchie mit all seinen Geheimnissen sehr. Um vieles wird sowohl von der Autorin als auch von den Figuren erst einmal ein Geheimnis gemacht, das der Leser erst nach und nach aufdeckt. Dabei spielen vor allem immer mehr Fantasyelemente eine Rolle.

Da ich eine Leserunde zu dem Buch hatte, steckte ich mir täglich 45 Seiten ab und die lasen sich immer super schnell. Ich mochte den bildlichen Schreibstil sehr gern.

Doch leider waren diese Punkte auch schon so ziemlich alles Positive, was ich sagen kann.

Schon mit den Figuren wurde ich nicht warm. Die Königin und die älteste Schwester Livia, die kurz vor ihrer Krönung zur Königin steht, fand ich unmöglich. Sie sind beide unangebracht gemein und kaltherzig. Es kann mir keiner sagen, dass ein Volk das von seinen Monarchen erwartet oder wünscht.
Saphina, die die Ich-Erzählerin ist, war anfangs noch ganz lustig und süß, doch umso weiter die Geschichte voranschritt, umso nervtötender und zickiger wurde sie. Natürlich hat sie einiges an Leid erfahren und die Wendung, die ihr Leben nimmt, nachdem sie in der Thronfolge aufrückt und zur Geheimniswahrerin der Bell-Familie wird, ist allumfassend und schwer. Aber ihr Verhalten ist damit trotzdem nicht in Einklang zu bringen. Ich dachte erst, dass ich sicher ins Herz schließen werde, aber dann wurde es immer distanzierter.
Und von Dante, der immer eng an der Seite der Familie, vor allem dann an der Seite von Saphina, ist, möchte ich fast gar nicht erst anfangen. Er ist total ambivalent und wankelmütig und man weiß nie, in welcher Stimmung man ihn als nächstes antrifft. Dabei lässt die Autorin dann aber trotzdem keine Klischees in Bezug auf sein Verhältnis zu Saphina aus.

So gern ich den Grundgedanken der Geschichte mag – sowohl die Ausgangssituation als auch die Entwicklung – so viel Unverständnis ruft sie auch in mir hervor. Von Saphina werden nach dem Aufrücken in der Thronfolge Sachen verlangt in ihrer neuen Rolle und dabei wird extrem viel Druck gemacht. Das ist aber total unnötig und unverständlich – es ergibt nur Sinn, wenn man den weiteren Verlauf der Story schon kennt. Da hat die Autorin mit brachialer Gewalt etwas aufgebaut, nur weil es für die Geschichte von Vorteil war, aber logisch reingepasst hat es nicht.
Ebenso wie der Fakt, dass Maylin, die ursprüngliche Nummer zwei, ihr Leben lang verbergen konnte, welche Geheimnisse der Familie sie bewahren muss.

Im Fortschreiten der Geschichte werden allerhand Gefahren angekündigt und künstlich aufgebauscht. Nichts davon konnte wirklich gehalten werden. Das meiste war viel zu kurz – und einfach – abgehandelt.

Man sieht, ich habe viele Kleinigkeiten, die mich wirklich gestört haben.
Ganz grob lässt sich mein Gefühl für „The Second Princess“ in zwei gegensätzlichen Stimmungen zusammenfassen:
1. Ich fand die Geschichte und die Idee cool und anders. Es gab ein paar neue Ansätze und interessante Wendungen. Die Spannung blieb manchmal etwas auf der Strecke, aber ich wollte immer weiterlesen und hatte so meinen Spaß.
2. Viele Dinge fand ich unrealistisch, unangenehm oder klischeehaft. Das Buch war auch trotz seiner 400 Seiten stellenweise zu dünn. Es hätten ein paar unwichtige Nebenhandlungen weggelassen werden können, damit die Hauptstory mehr Raum bekommt.

Die Kombination dieser beiden Punkte ergibt für mich 3,5 Sterne.

Christina Hiemer – The Second Princess
Carlsen, 18. März 2021
ISBN 3551584427
409 Seiten
Broschiert; 15,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar  

Ich lese jetzt „The Second Princess – Vulkanherz“ von Christina Hiemer

Als ich die Leseprobe zu diesem Buch gelesen habe, war ich direkt begeistert. Umso mehr freue ich mich, dass ich es als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Die kleine Karibik-Insel St. Lucien wird seit Generationen von den Frauen der Bell-Familie regiert. Die älteste Prinzessin wird nach ihrer Hochzeit zur Königin. Die zweitälteste bewahrt Geheimnisse. Doch das ist für Saphina egal, sie ist die dritte Tochter der Königin. Doch plötzlich stirbt ihr ältere Schwester und Saphina ist keine gewöhnliche Prinzessin mehr…

Erster Satz:
„Manchmal frage ich mich, ob ich wirklich eine echte Bell bin.“

Christoph Marzi – Heaven – Stadt der Feen

London – das ist seine Stadt.
Und über den Dächern von London – dort hat David sein zweites Zuhaue gefunden. Hier oben kann er den Schatten der Vergangenheit entfliehen. Bis er eines Tages auf ein Mädchen trifft, das alles auf den Kopf stellt, woran er bisher geglaubt hat. Ihr Name ist Heaven. Sie ist wunderschön. Und sie behauptet, kein Herz mehr zu haben. Ehe David begreifen kann, worauf er sich einlässt, sind sie gemeinsam auf der Flucht. Und sie werden nur überleben, wenn sie Heavens Geheimnis lüften. (Klappentext)

Über zehn Jahre musste dieses Buch auf meinem SuB versauern – vollkommen unberechtigt, wie ich nun weiß.
Heaven wurde das Herz aus dem Körper geschnitten, doch sie lebt weiterhin; sie atmet, fühlt und denkt. Nur die Stelle, an der bisher ihr Herz geschlagen hat, ist nun still. Sie ist noch unter Schock von dem, was gerade passiert ist, da trifft sie auf David. Er ist skeptisch, doch er möchte dem Mädchen helfen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, dem Geheimnis um das gestohlene Herz auf den Grund zu gehen. Doch die Gefahr lauert an jeder Ecke. Die Männer, die ihr Herz haben, sind noch nicht fertig.

Heaven und David sind die Hauptfiguren und sie sind beide auf ihre Art besonders. Sie haben traurige Schicksale hinter sich und sind trotzdem warmherzig, hilfsbereit und aufgeschlossen. Ich mochte beide sehr und habe mich gefreut, dass ihr Background doch ziemlich ausführlich beleuchtet wurde.
Vor allem freut es mich, weil die Geschichte um das gestohlene Herz das gar nicht allzu sehr nötig gemacht hätte, doch Marzi hat uns keine distanzierten Personen vorgesetzt, die einfach gemeinsam durch London stolpern und Hinweisen nachgehen.

Insgesamt spielt London neben den beiden Figuren eine recht große Rolle. Ein bisschen ist es, als wären Heaven, David und die Stadt ein Trio, das sich gegenseitig braucht. Denn auch die Stadt birgt so ihre Geheimnisse, die eng mit dem Leben der beiden verschmolzen sind.

Die Geschichte fand ich wirklich anders und cool. Eine lebendige Person ohne Herz, doch trotzdem keine lebende Tote. Vor allem auch durch den Mann, der weiterhin auf Heavens Spur ist, um ihr noch mehr zu nehmen als nur ihr Herz, bekommt das Buch etwas Märchenhaftes. Er ist geheimnisvoll und höflich. Blutrünstig ohne brutal zu sein. Er nennt sich Mr Scrooge, Mr Heep oder Mr Drood.
Übrigens: Nicht nur die Namen des geheimnisvollen Mannes, die alle Dickens-Figuren entlehnt sind, drücken die Liebe zu Büchern aus. Sondern auch in so vielen anderen Details kommt sie durch, was wirklich schön war.

Doch ich fand nicht alles schön.
Es beginnt schon beim Titel: Einerseits spoilert er und andererseits schürt er Erwartungen, die so gar nicht erfüllt werden. Eine ganz seltsame Mischung, die dem Buch meiner Meinung nach nicht gut tut.
Außerdem kommt so richtig viel Spannung auch nicht auf. Die Geschichte läuft stetig voran ohne Längen und nach und nach kommt auch Einiges ans Licht. Aber richtig dringend weiterlesen musste ich nicht.
Was mir aber am negativsten aufgefallen ist, ist die Sprache. Anfangs ging es noch, doch irgendwann greift der Autor permanent zu seltsamen Vergleichen, die poetisch und stimmungsvoll wirken – sich aber recht schnell als leer und unsinnig entlarven:

„Ihre Augen waren unruhige Seen, in denen sich die Finsternis in sanften Wellen brach.“ (S. 171)
„Die Erinnerung war wie eine welke Blume, an der sie nie zu riechen aufhören würde.“ (S. 180)
„Furcht schwamm in ihm, wie Tränen hinter Glas.“ (S. 290)
„Die Welt wurde um ihn herum ganz schwarz, die Hoffnung welk und die Musik wurde ein dumpfer Ton, der langsam wie Stunden aus Glas ins Vergessen sickerte.“ (S. 296)

Die negativen Punkte waren für mich auffällig, aber jeder Punkt spielte sich in einem kleinen oder punktuellen Rahmen ab, weswegen sie nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.

Insgesamt hatte ich trotzdem Spaß mit dieser wundervollen Geschichte, die wirklich zu lange auf meinem SuB lag.

Christoph Marzi – Heaven – Stadt der Feen

Arena, 15. August 2009
ISBN 3401063820
358 Seiten
Gebunden; 14,95 Euro

Ich lese jetzt „Heaven – Stadt der Feen“ von Christoph Marzi

Im März heißt das Thema der Lesechallenge von Anna und René auf Instagram „Magie“. Zu dem Thema habe ich sicher viel auf dem SuB, aber trotzdem fiel es mir nicht leicht, eine Auswahl zu erstellen. Im Endeffekt habe ich mich mit „Heaven“ für ein Buch entschieden, das schon seit über zehn Jahren auf meinem SuB liegt. Das ist wirklich das Tolle an der Challenge. Ich schaue mich auch wieder in den ganz alten Gefilden um.

Heaven Mirrlees wurde gerade mitten auf einem Dach in London das Herz herausgeschnitten, aber sie lebt noch. Während sie vollkommen überrumpelt überlegt, was gerade passiert ist, fällt David buchstäblich in sie hinein. Zusammen versuchen sie nun das Geheimnis um das gestohlene Herz zu lösen.

Erster Satz:

„Die Nacht, in der Heaven ihr Herz verlor, war mondlos und kalt.“

Matt Haig – Wie man die Zeit anhält

»Die erste Regel lautet: Du darfst dich niemals verlieben. Niemals.«

Tom Hazard sieht aus wie vierzig, doch in Wirklichkeit ist er über 400 Jahre alt. Eines war er über die Jahrhunderte hinweg immer: einsam. Denn zu große Nähe zu anderen Menschen wäre lebensgefährlich gewesen. Niemand durfte von seinem Geheimnis wissen. Jetzt aber tritt Camille in sein Leben. Und damit verändert sich alles. (Klappentext)

Schon länger empfiehlt mir eine Freundin Matt Haig, jetzt habe ich mein erstes Buch von ihm in einer Leserunde mit meiner besten Freundin gelesen. Und ich sage es vorab: Es war ein Kracher.

Tom altert langsam. Es vergehen 10 bis 15 Jahre bis er ein Jahr älter aussieht. Was manchen wie ein Segen erscheint, wird ganz schnell zu einem Fluch. Das musste Tom schon früh erkennen, denn er wurde im 16. Jahrhundert geboren und es war der Höhepunkt der Hexenverfolgung. Zu der Zeit war es nicht von Vorteil, wenn die Leute bemerkten, dass man nicht altert. Doch all die Gefahren dieses speziellen Lebens waren fast gänzlich ausgelöscht als Tom von Hendrich in die Albatros-Gesellschaft aufgenommen wird. Die Mitglieder sind wie Tom und sie alle wechseln im Acht-Jahres-Rhythmus ihren Wohnort, ihre Identität, ihr Leben. Denn nur so kann garantiert werden, dass ihre Veranlagung nicht auffliegt.
Seinen neuesten Lebensabschnitt möchte Tom in London als Lehrer verbringen. Doch die Umgebung schleudert ihn immer wieder gedanklich sehr weit zurück in die Vergangenheit.

Dieses Buch dreht sich einzig und allein um Tom und seine über 400 Lebensjahre. Mit der Sympathie zu ihm steht und fällt das Gefühl zum Buch. Umso besser, dass ich Tom sehr mochte. Dabei ist er gar nicht von Grund auf eine liebenswürdige Person. Er ist vorsichtig und distanziert, denn er hat Dinge erlebt, die kann und will man sich gar nicht vorstellen. Und trotz der Albatros-Gesellschaft an seiner Seite ist er stetig auf der Hut aus Angst, entdeckt zu werden, etwas Verdächtiges zu sagen, aufzufallen.
Tom war trotz seines unwirklichen Lebens aber absolut greifbar und authentisch.

Neben der Hauptstory im heutigen London springt man relativ ungeordnet in der Vergangenheit von Tom hin und her. Man erfährt von seiner Kindheit in Frankreich, seinen Jugendjahren im britischen Suffolk, erlebt ihn beim Lieben und Leiden, beim Altern und Reisen. Das Geschichtswissen, das dabei mit in das Buch fließt, ist ebenso einfach wie interessant dargestellt.
Ich fand es vor allem spannend, wie Haig es gelungen ist, die unterschiedliche Bedeutung von Zeit greifbar zu machen. Tom beschäftigen Dinge, die hunderte Jahre zurückliegen noch sehr aktiv. Vieles ist ihm ständig präsent. Menschen, die er Jahrhunderte nicht gesehen hat, sind ihm noch immer nah. Es ist, als würde das Leben der Albas – also den Albatrossen, im Gegensatz zu den normalen Menschen – anders verlaufen. Langsamer. Auf eine seltsame Art vielfältiger und kontinuierlicher zugleich.

Generell kommen hier tiefgründige und philosophische Themen, vor allem in Bezug auf Zeit und den Sinn eines (langen) Lebens, nicht zu kurz. Ich beschäftigte mich beim Lesen häufig mit den Fragen und fand Hoffnung zwischen den Zeilen. Denn wir alle werden nicht so lange wie Tom leben. Wir werden viel verpassen. Entwicklungen, Entdeckungen, das Leben unserer Nachkommen. Aber vielleicht ist das nicht so tragisch, wie es sich manchmal anfühlt.

In unserer Leserunde hatten wir mit 30 Seiten am Tag ein recht geringes Lesepensum, aber die Seiten sind täglich nur so dahingeflogen. Das Buch liest sich wahnsinnig schnell und man kann es sich zwischen den Seiten so richtig gemütlich machen. Es ist absolut nicht gradlinig und trotzdem weder anstrengend noch kompliziert.

Ganz am Ende hätte ich für ein paar Kleinigkeiten gern noch mehr Erklärungen gehabt. Das ein oder andere Verhalten von Figuren überrumpelte mich und war auch nicht glaubwürdig. Einigen Sachen hätte sich Matt Haig gern noch in ein paar Kapiteln widmen können. Ich glaube aber auch, dass das Gefühl aus dem sehr intensiven Lesen und Besprechen aufgrund der Leserunde kommt. Für mich allein hätte ich da noch eher drüber hinweggelesen.
Trotzdem hatte ich sehr viel Spaß mit diesem besonderen Buch.

Matt Haig – Wie man die Zeit anhält
Originaltitel: How To Stop Time (Dezember 2017)
dtv, 25. Oktober 2019
ISBN 342321810X
383 Seiten
Taschenbuch; 10,95 Euro

Ich lese jetzt „Wie man die Zeit anhält“ von Matt Haig

Meine beste Freundin und ich haben in letzter Zeit einige Leserunden zusammen gestartet. Anne Freytag, Sebastian Fitzek, John Green – große Namen, doch so richtig umhauen konnte uns kein Buch davon. Für die neue Leserunde haben wir uns etwas schwer getan, um etwas zu finden, das uns beide interessiert. Hängengeblieben sind wir dann bei Matt Haig, den mir eine andere Freundin schon seit Jahren empfiehlt.

Wir werden uns nun mit Tom auf eine wahnsinnige Reise begeben, denn Tom ist alt. Sehr alt. Mehrere Jahrhunderte alt. Auch wenn er nicht so aussieht. Er hat also schon viel gesehen und erlebt – und auch wenn es sicher nicht immer einfach war, so lange zu (über)leben, heißt das nicht, dass er mittlerweile in Sicherheit wäre.

Erster Satz:
„Ich denke oft daran, was Hendrich damals zu mir sagte, vor über hundert Jahren in seinem Apartment in New York.“

John Garth – Die Erfindung von Mittelerde

Auf Tolkiens Spuren

Welches sind die realen Vorbilder für die Schauplätze von Tolkiens Romanen? Welche Reisen, Mythen und Sprachen haben ihn beeinflsust? John Garth schildert, wie die fantastische Welt on Mittelerde entstand. Mehr als 100 Illustrationen, umfangreiches Archivmaterial und spektakuläre Neuaufnahmen begeistern jeden Fan. Detaillierte Karten lassen uns Tolkiens Spuren folgen.

Gestützt auf sein profundes Wissen über Leben und Werk Tolkiens identifiziert der mehrfach preisgekrönte Autor John Garth die Orte, die dem Schöpfer von Mittelerde als Grundlage für Hobbiton, das Elbental von Rivendell oder die Glitzernden Höhlen von Helms Klamm dienten.

Die inspirierenden Landschaften, Berge, Wälder und Seen verteilen sich über ganz Großbritannien, finden sich aber genauso in Tolkiens südafrikanischer Heimat und auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs. (Klappentext)

Wie so viele andere meines Alters saß ich viele Stunden im Kino und habe mich im neuen Abenteuer von Frodo, Pippin, Sam und Merry verloren. Habe ambivalente Gefühle für Gollum entwickelt, bin der Schönheit der Elben erlegen, schaute fasziniert den Ents zu und versuchte doch wenigstens ein bisschen die Inschrift des Rings zu entziffern.
Die Reihe um „Der Herr der Ringe“ ist eine der einschneidendsten Filmerfahrungen meines Lebens. Und bis heute eine der fantastischsten.
Daher habe ich mich wahnsinnig gefreut, als ich gefragt wurde, ob ich „Die Erfindung von Mittelerde“ als Rezensionsexemplar erhalten möchte.

Ich gestehe: So gut ich die Filme kenne, so wenig kenne ich die Bücher. Daher ist die Welt der Hobbits für mich ausschließlich mit einem Land verbunden: Neuseeland. Allein deswegen hat dieses Buch schon meinen Horizont sehr erweitert.

In elf Kapiteln erklärt John Garth die Verbindungen der von Tolkien geschaffenen Welt mit der Realität. Dabei analysiert er Geografie, Namen und Kulturen. Er bedient sich eigener Theorien und Behauptungen anderer. Ein Richtig oder Falsch ist demnach kaum zu beurteilen. Plausibilität steht im Vordergrund.
Doch Garth beschäftigt sich nicht zum ersten Mal mit Tolkien und seiner Mittelerde. Er hat zu dem Thema schon andere Bücher verfasst, ist also mit der Person und den Ideen des Fantasyautors bekannt und schafft es gut, sich in seine schöpferischen Gedanken und Gefühle hineinzuversetzen.

Garth zeichnet die Spuren von Tolkiens Leben nach und erklärt anhand dessen Orte, Figuren und Handlungen in seinen Büchern. Trotz harter Schicksalsschläge und Erfahrungen zeigt sich in allem eine tiefe Liebe zur Natur. Es erklärt nicht nur die Besonderheiten von Mittelerde, sondern auch, warum Frodo und seine Gefährten auf dem großen Abenteuer immer wieder an wunderschönen Orten zur Ruhe kommen können.

Die Informationen sind sachlich und doch recht erzählerisch dargelegt. John Garth bezieht Wissen um Tolkien und auch explizite Interviews mit ein und belegt das alles mit Quellen. Durch das Buch zu blättern und in ihm zu lesen eröffnet eine ganz neue Welt und man bekommt viele Aha-Momente.

Aber so schön und informativ alles an sich schon ist: Das Highlight sind die Bilder. Der ursprüngliche Einband der Bücher, Fotos von Tolkien, Karten der realen Welt und von Mittelerde, Darstellungen der Geschehnisse des Buches und Bilder von Dingen, die Tolkien beeinflussten. Das alles macht das Buch rund und nochmal interessanter.

Dieses Buch steckt so voller Wissen, Liebe zu Tolkien und „Der Herr der Ringe“. Es ist nicht das einzige Sachbuch zu dem Autoren und seinem Werk, doch mit dem Fokus auf die Orte ist es besonders. Darüber hinaus gibt es so viele spannende Details über die Mythen, die Einzug in das Buch fanden, die Entstehungen von Namen und die Einflüsse realer industrieller und gesellschaftlicher Entwicklungen.
Ich bin so froh und dankbar, dass ich dieses bereichernde Buch nun in meinem Regal stehen haben darf. Und von Zeit zu Zeit werde ich es sicher wieder zur Hand nehmen, um mich gedanklich ein wenig in Mittelerde umzusehen.

John Garth – Die Erfindung von Mittelerde – Was Tolkien zu Mordor, Bruchtal und Hobbingen inspirierte
Originaltitel: The Worlds of J.R.R. Tolkien. The Places That Inspired Middle-Earth (Juni 2020)
wbg Theiss, 24. Februar 2021
ISBN 3806242607
208 Seiten
Gebunden; 32,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Veronica Roth – Die Erwählten

Einst retteten sie die Welt und wurden zu Helden. Doch ihre Welt ist nicht die Einzige, die Helden braucht…

Sloane, Matt, Esther, Ines und Albie – sie wurden auserwählt, die Welt vor einer übernatürlichen Macht zu retten. Und tatsächlich gelingt es den Erwählten, nach einem Kampf, der ihnen alles abverlangt, den mächtigen dunklen Feind zu besiegen. Sie werden als Helden gefeiert, doch die seelischen Wunden, die sie während des Kampfes erlitten haben, sind tief.

Am 10. Jahrestag ihres Sieges geschieht das Unfassbare: Einer von ihnen stirbt auf tragische Weise, die anderen werden in eine alternative Welt katapultiert. Diese ist der ihren sehr ähnlich, nur, dass die Magie dort allgegenwärtig ist. Sie finden heraus, dass sie die dunkle Macht keineswegs besiegt haben. Wieder müssen sie kämpfen, doch dieses Mal machen sie eine Entdeckung, die alles, was sie zu wissen glaubten, infrage stellt. (Klappentext)

„Die Erwählten“ beginnt dort, wo andere Bücher enden. Der Dunkle ist besiegt, die Welt ist gerettet. Die fünf ehemals jugendlichen Helden sind erwachsen geworden und haben aus ihrem Ruhm Verschiedenes gemacht. Doch auch zehn Jahre später sind sie alle immer noch verbunden. Immer noch Freunde. Eine Gruppe. Sie haben Grausames zusammen erlebt. Niemand ist körperlich oder seelisch unversehrt aus dem Kampf herausgekommen. Und nun scheint sich die Geschichte zu wiederholen.

Ich habe zwei Monate an dem Buch gelesen. Denn es beginnt wahnsinnig langsam. Selten habe ich so eine gemächliche Einführung in ein Buch gelesen, dass mit 571 Seiten ja auch nicht gerade dünn ist.
Ich hatte bewusst beim Lesestart nicht noch einmal den Klappentext gelesen, sondern wollte mich überraschen lassen. Ich begleitete Sloane, Matt, Esther, Ines und Albie also auf Gala-Veranstaltungen, Einweihungen von Denkmälern, erfuhr etwas von er Vergangenheit und den Kampf mit dem Dunklen. Las von der Magie, der sie sich über verschiedene Objekte zu eigen machen mussten. Kam hierhin und dorthin – und verstand nicht, worauf das Buch hinauswill. Es wurde zäh. Nichts schien so wirklich voranzugehen.

Es fühlte sich an als wäre da ein gewisses Potenzial an Spannung, doch über ihm lag eine dicke Schicht undurchdringlicher Nebel, der alles erdrückte. Ich musste durch viele leere Worte waten, um irgendetwas zu entdecken. Zäh, drückend, mühsam.

Lange steckte ich dann richtig fest. Ich hatte bereits 160 Seiten gelesen und wollte irgendwie nicht weiterlesen. An diesem Punkt las ich den Klappentext, um zu erfahren, worum es noch gehen wird. Die magische Welt interessierte mich dann doch wieder und ich las weiter – lange musste ich auch nicht mehr warten. Doch hier hatte das Buch schon zu viel Boden verloren.

Die Parallelwelt war dann leider auch nicht so spannend und ungewöhnlich, wie ich gehofft hatte. Die neue Gefahr war nicht so alles verschlingend, wie ich gedacht habe.
Es wurde besser, ja. Ich las die restlichen 400 Seiten dann in wenigen Tagen. Aber auch, weil ich es mir fest vorgenommen hatten. Aus sich heraus hätte es das Buch wohl immer noch nicht wirklich geschafft.

Das, was zentral für das Buch war, waren die Figuren und ihre tragische Vergangenheit. Leider ist die Hauptperson, an der man dran ist, Sloane. Sie ist distanziert, zickig, bissig und kühl. Ich habe nicht verstanden, warum die anderen mit ihr befreundet waren – das hat ja nicht mal Sloane selber verstanden.
Die anderen vier Freunde wurden so deutlich zu Nebenfiguren degradiert, dass ich zu ihnen ebenfalls keine Verbindung aufbauen konnte. Sie blieben blass und nur oberflächlich greifbar.

Ich hatte mich vorab so sehr auf das Buch gefreut. Endlich mal eine Fantasy-Geschichte, bei der die Figuren erwachsen sind. Aber Veronica Roth hat für meinen Geschmack leider kaum etwas richtig gemacht. Schon damit angefangen, dass die Figuren zwar Ende zwanzig, Anfang dreißig waren, man es aber nie merkte. Vom Verhalten her hätten sie alle locker zehn Jahre jünger sein können. Und schon war es doch wieder Jugendfantasy.
Die Spannung blieb auf der Strecke, die Bindung zu den Figuren auch. Die Wendungen waren teilweise vorhersehbar und manchmal hatte ich das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Als hätte es Rückbezüge auf Dinge gegeben, die gar nicht passiert sind.
Ich hatte leider so gut wie keinen Spaß mit dem Buch.

Veronica Roth -Die Erwählten – Tödliche Bestimmung
Originaltitel: Chosen Ones (April 2020)
Penhaligon Verlag, 28. September 2020
ISBN 3764532440
571 Seiten
Gebunden; 18,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

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