Viele Jahre häufte ich Bücher an und häufte an, kaufte mehr Regale, hatte mehr Platz, häufte weiter an. Doch es gibt räumliche Grenzen und die sind mehr als erreicht. So sehr, dass ich schon Bücher in den Keller bringen musste. Und sind wir ehrlich: Was einmal im Keller ist, das kommt äußerst selten wieder hoch.
Also fing ich vor ein paar Jahren an, doch mal Bücher auszusortieren. Und Bücher aussortieren, das heißt in 98 Prozent der Fälle „ungelesene Bücher aussortieren“.
Eigentlich finde ich beides schwer: Gelesene Bücher rauswerfen, weil ich in sie Zeit investiert habe, sie gelesen habe, für den Blog besprochen habe und sie im Zweifel ja auch mag. Ungelesene Bücher, weil es ja ein Schatz sein könnte, der mir viel bedeuten kann, Emotionen hervorruft oder mich Dinge lehrt.
Doch letztlich ist es für mich leichter, die ungelesenen loszuwerden. Eben weil es das Ungewisse ist. Vielleicht mag ich sie ja doch nicht… Vielleicht wäre es verschwendete Lesezeit.
Und so kam es, dass ich in den letzten Jahren doch immer mal mehr oder weniger beherzt ins Regal griff. Mal wurden es nur 25 Bücher, die gehen mussten, mal fast 100. Das letzte Mal sortierte ich dieses Jahr im August aus und es wurden 16 Bücher. Doch immer wieder erwische ich mich, wie ich vor dem Regal stehe, dieselben Bücher rausziehe, den Klappentext lese, die erste Seite anlese und denke: „Puh… so richtig interessiert es mich nicht mehr. Aber hat es mal. Liest du bestimmt irgendwann…“ und dann stelle ich es doch wieder zurück. So viele Aussortier-Runden haben sie schon überstanden, aber gelesen habe ich sie doch noch nicht.
Also griff ich jetzt mal wieder (mehr oder weniger) beherzt ins Regal und zog drei Kandidaten raus, direkt auf einen Aussortiert-Stapel. Beschlossene Sache.
Es wurden:
Rafael Yglesias – Glückliche Ehe
Rebecca Miller – Pippa Lee
Eric Garcia – Cassandra Frenchs Männer-Verbesserungsanstalt
Ich glaube aber, dass die für die entsprechende Zielgruppe nicht schlecht sind. Also fragte ich meine viellesende Tante, ob sie Interesse hat und das hatte sie. Aber wegen drei Büchern einen Karton verschicken? Da geht noch mehr, da war ich mir sicher. Also holte ich die kleine Trittleiter und durchsuchte mal die zweite Reihe oben im Regal. Und tatsächlich, ich fand noch mehr. Das hier wurde aussortiert und macht sich auf die Reise:
Und weil es so schön passt – und weil es bestimmt den ein oder anderen da draußen gibt, der sich auch so schwer von Büchern trennen kann – kommen hier meine ultimativen Tipps, wie es leichter ist, Bücher auszusortieren.
1. Muss ich aussortieren?
Die Gründe, warum man aussortiert, können vielfältig sein und daran orientiert sich auch, wie rigoros man sein muss. Aber wenn man sich nicht sicher ist, ob man das tun möchte, helfen ein paar einfache Fragen:
♦ Habe ich noch genug Platz für all die Bücher? Will ich von dem eingenommen Platz etwas zurück für andere Dinge?
♦ Will ich mich von Altlasten befreien?
♦ Ist Lesen überhaupt noch meine Priorität, mein größtes Hobby?
♦ Will ich so viele Bücher weiterhin ausstellen und viele Regale haben? Brauche und will ich diese Optik?
♦ Habe ich Zeit, all diese Bücher zu lesen?
♦ Brauche ich vielleicht Geld und kann noch den ein oder anderen Euro damit machen, Bücher zu verkaufen?
2. Was tun, wenn die Antwort ziemlich sicher: „Ja, ich muss aussortieren“ war?
Dann steht das nun natürlich an. Mir persönlich fiel es anfangs – und zu großen Teilen immer noch – sehr schwer. Lesen ist mein Hobby, ich liebe Bücher. Der Traum einer eigenen „Bibliothek“ zuhause ist einfach da. Aber es kommen immer neue Bücher dazu, und die alten werden häufig nur älter, aber eben nicht gelesen. Ich habe für mich mittlerweile ein paar Kriterien herausgearbeitet, die mir helfen, die richtigen Kandidaten zu finden.
In loser Reihenfolge sind das diese:
♦ Passt das Buch noch zu meiner Lebenssituation? (Mit Anfang 20, frisch in der Ausbildung in einem Verlag, bei dem ich immer in High Heels und Rock rumlief, kaufte ich viel Chick-Lit. Heute lese ich das gar nicht mehr.)
♦ Interessiert mich der Klappentext noch?
♦ Wurde ich mittlerweile häufiger vom Autor enttäuscht? (Meine erste Leseerfahrung mit Büchern von Anne Hertz und Janet Evanovich war jeweils sehr schlecht. Ich habe weitere Bücher der Autorinnen im Regal, aber die Priorität ist sehr niedrig.)
♦ Ärgere ich mich mittlerweile, für dieses Buch Geld ausgegeben zu haben? Wenn ich das Buch zurückgeben könnte und 1:1 das Geld zurückerhalte, würde ich das machen?
♦ Welches ist mein least Favorite? (Ich habe über 700 Bücher auf dem SuB. Welches Buch würde ich erst zur Hand nehmen, wenn ich die 699 anderen gelesen habe?)
♦ Wie sind Rezensionen zum fraglichen Kandidaten? (Ich lese mir besonders gern die 1- und 2-Stern-Rezensionen bei Amazon durch. Häufig ist die negative Kritik deutlicher als die von jemandem, der das Buch einfach generell sehr gut fand.)
♦ Ist das Buch mittlerweile zu alt? (Ich persönlich ärgere mich häufig bei Geschichten, die so heute einfach nicht mehr funktionieren würden, weil es Handys und Chats gibt. In unserer heutigen Lebensrealität ist manches einfach unglaubwürdig geworden.)
♦ Bin ich schon satt von dem Thema? (Meine Mutter hat vor Jahren nur Australien-Romane gelesen. Immer nur Australien. Irgendwann war sie einfach durch damit.)
♦ Mag ich das Genre eigentlich? (Auch wenn viele es lieben, bin ich zum Beispiel bei historischen Romanen oder Erotik-Büchern raus.)
♦ Wenn jemand Fremdes in die Wohnung kommt, würde ich mich schämen, wenn er dieses Buch in meinem Regal sieht?
♦ Ist das Buch ein späterer Teil einer Reihe, bei der ich nicht sicher bin, ob ich mir die x Bücher vorher zulegen will. (Was habe ich bei Mängelexemplar-Schlachten fünfte oder achte Teile gekauft…)
3. Nun ist hier so ein Stapel, wohin damit?
Viele würden jetzt wahrscheinlich reflexartig sagen: „Na verkaufen!“, aber das ist gar nicht mal so einfach. Gerade die bekannten Online-Ankäufer geben für ältere Bücher nur noch wenige Cent, falls sie die überhaupt noch ankaufen. Daher verkaufe ich dort nicht, aber in die Liste gehört es ja doch:
♦ Rebuy, Momox etc.
♦ Insta-Sale (Vielleicht ist unter deinen Followern jemand, der genau das Buch gern hätte?)
♦ eBay Kleinanzeigen (Hier kannst du im Zweifel besser einen großen gemischten Karton loswerden.)
♦ „Zu verschenken“-Schild dran und in den Hausflur, auf Arbeit oder an die Straße stellen
♦ Flohmarkt
♦ Secondhand-Laden, Sozialkaufhaus
♦ Freunde und Verwandte (Hier gebe ich ausschließlich meine aussortierten Bücher hin, denn ich freue mich, wenn ich im Nachhinein doch noch höre, wie jemand das Buch fand. Und ich mache meinen Lieben einfach lieber Freude als Fremden.)
Ich gebe also meine (gekauften) Bücher alle kostenlos weg. Immer wieder werde ich dann gefragt, was ich dafür haben will, aber ich nehme nichts. Ich habe die Bücher ja aussortiert, weil ich sie loswerden will, nicht, weil ich sie verkaufen will. Und wie sagt meine Freundin Eva an der Stelle immer: „Man hat für den Spaß am Kaufen bezahlt.“
Vielleicht kann dieser Artikel nun jemandem helfen, der bisher nicht so recht wusste, wie und wo er beim Aussortieren ansetzen soll. Also falls du ins Jahr 2021 mit einem kleineren SuB starten willst, die Lesezeit aber nicht mehr reicht, hast du noch ein paar Tage zum Aussortieren…
Dez 31, 2020 @ 13:33:36
Hey Julia,
ich kann mich auch schwer von meinen Büchern trennen. Aber wenn es zu voll wird, dann muss eben etwas weg. Ich sortiere dann meisten die Bücher aus, die mir nicht gefallen haben (mal sind es mehr, mal weniger).
Ich finde deinen Beitrag auf jeden Fall sehr hilfreich!
Liebe Grüße
Sophia
Jan 03, 2021 @ 22:55:09
Hallo Sophia,
ich wünsche dir ein frohes Neues!
Es freut mich total, dass dir der Artikel gefallen und geholfen hat. Wenn man Bücher liebt, ist aussortieren auch einfach nicht so schön. 😀
Liebe Grüße
Julia