Jens Lubbadeh – Unsterblich

Diese Zukunft ist nur einen Klick entfernt

Der Traum der Menschheit vom ewigen Leben ist Wirklichkeit geworden: Dank Virtual-Reality-Implantaten können die Menschen als perfekte Kopien für immer weiterleben. Auch Marlene Dietrich ist als Star wiederauferstanden und wird weltweit gefeiert – bis sie eines Tages spurlos verschwindet. Eigentlich unmöglich! Für den Versicherungsagenten Benjamin Kari wird aus der Suche nach ihrem digitalen Klon ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel. (Klappentext)

Gib mir ein Buch mit Klonen, künstlicher Intelligenz und ganz viel Digitalem und schon bin ich dabei. Ich liebe es, wenn mir die Vision einer technisierten Zukunft dargelegt wird. Also war ich für „Unsterblich“ auch direkt Feuer und Flamme.

Im Jahr 2044 stirbt man nicht mehr. Zumindest nicht mehr so ganz. Dank des Unternehmens Immortal kann man sich erkaufen, dass man nach dem physischen Ableben als Ewiger weiterhin leben kann – mit seiner Familie, seinem Charakter und all seinen Erinnerungen. Dafür muss man nur den Lebenstracker, in Form eines kleinen Diamanten im Handgelenk, tragen.
Benjamin Kari arbeitet bei der Versicherungsagentur Fidelity und ist dafür zuständig, die Ewigen auf Authentizität zu prüfen. Dabei kommen ihm auch viele Promis unter – unter anderem Marlene Dietrich. Und gerade weil er ihren Ewigen so gut kennt, muss er nun herausfinden, was mit ihm passiert ist.

Lange hat mich kein Buch mehr so sehr auch abseits des Lesens beschäftigt. Jens Lubbadeh schafft es spielerisch und ganz nebenbei Details aus den Leben der Prominenten, die hier eine Rolle spielen, einfließen zu lassen. Er erzählte mir so viel Neues über Marlene Dietrich, dass ich meine Mutter fragen musste, ob sie sich an ihren Tod im Jahr 1992 erinnert. Auch wenn „Unsterblich“ der erste Roman von Jens Lubbadeh ist, merkt man ihm allein dabei schon an, dass er als Journalist Erfahrung im Schreiben hat.

Doch nicht nur von den Details über die Personen war ich fasziniert, sondern auch von der Welt, die der Autor erschafft. Es gab so viel zu bedenken, so viele Kniffe, die er sich überlegt hat: Wie können Ewige (und auch Avatare, denn Menschen können auch zu Lebzeiten als Avatar überall hingleiten) Licht anmachen, wie können Ewige auf Fotos und Film gebannt werden, wenn sie ja nur digital sind, wie funktioniert die Blended Reality, diese Mischform aus digitaler und realer Welt? In der Zukunft gibt es auch neue Höflichkeitsformen, denn die Hand wird nicht mehr geschüttelt. Man will Ewige oder Avatare nicht bloßstellen, wenn sie diese Geste nicht erwidern können.
Ich habe es geliebt, die Welt, in der Ben lebt, kennenzulernen. Alles funktionierte, es gab keine Logiklücken.

Mit dieser passenden Grundvoraussetzung stürzte ich mich ins Buch und begab mich mit Ben auf die Reise, Marlene zu suchen. Dabei stellt sich natürlich schnell die Frage, wer hier der Gute und wer der Böse ist. Wer hat alles Interesse daran, einen Klon – und dann auch noch so einen bekannten – aus dem Weg zu schaffen? Als der Hacker Reuben Mars auf den Plan tritt, nimmt alles Fahrt auf und Ben weiß erst recht nicht mehr, wem er hier wirklich trauen kann.

Ich fand es interessant, mit Ben an die verschiedenen Orte der Welt – und darüber hinaus – zu reisen. Er musste unterschiedliche Leute treffen und hier, wie in einer Schnitzeljagd verschiedene Details über die letztem Wochen der Dietrich herausfinden, um zu klären, wo ihr Ewiger nun ist. Doch bald eröffnete sich eine ganz neue Dimension, die die Welt, wie sie im Jahr 2044 ist, erschüttern kann.
So gut der Plot eigentlich ist, so schnell fiel mir auf, dass so richtige Spannung nicht aufkommen wollte. Auch als die ersten ungewöhnlichen Begebenheiten und Toten auftauchten, stellte sich keine Hektik bei mir ein. Obwohl das Buch stetig voranging und Bens Erkenntnisse wuchsen, wies das Buch Längen auf. Ich erwischte mich dabei, dass ich das Buch immer öfter nach ein paar Seiten weglegte. Auch der generelle Fokus auf Marlene hatte sich verloren. Einerseits wurden die Themen demnach breiter, andererseits ging mir der Fokus verloren.

Dazu kam, dass Ben als Identifikationsfigur schlecht funktionierte. Nach dem Tod seiner Frau vor fünf Jahren hat er nicht nur sie, sondern im Prinzip auch sich verloren. Er war freud- und antriebslos. Durch die Suche nach dem Dietrich-Ewigen hatte er endlich wieder eine Aufgabe, die über seine normale Arbeit des Zertifizierens der Klone hinausging. Doch so richtig Lust hatte er auf das Abenteuer nicht. Die Personen, die seinen Weg kreuzen sind alle direkt und selbstbewusst und haben generell einen sehr starken Charakter. Mit Höflichkeiten hält sich keiner viel auf.

Für die Auflösungen der großen Rätsel des Buches hat sich Lubbadeh meiner Meinung nach häufig für die langweiligsten Varianten entschieden.

Was bleibt ist eine Thematik, die ich wirklich geliebt habe. Ich wollte am liebsten noch viel mehr von dem Alltag mit den Ewigen lesen. Ein bisschen mehr heile Welt, bevor ich mit dem all das Schreckliche und Gefährliche aufdecken muss. Doch genau in dem Teil fehlte mir einfach die Spannung und die Überraschung. Als Kombination ergibt das bei mir trotzdem .

Jens Lubbadeh – Unsterblich
Heyne, 11. Juli 2016
ISBN 978-3453317314
447 Seiten
Broschiert; 14,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Sebastian Fitzek – Der Heimweg

Wer das Datum seines Todes kennt, hat mit dem Sterben schon begonnen…

Samstag, kurz vor Mitternacht. Jules Tannberg sitzt am Begleittelefon, ein Service für Frauen, die nachts auf ihrem Heimweg Angst bekommen und eine beruhigende Stimme brauchen. So wie Klara. Die junge Frau glaubt, von einem Psychopathen verfolgt zu werden, der vor Wochen mit Blut ein Datum auf ihre Schlafzimmerwand malte: Klaras Todestag! Und dieser Tag bricht gerade an… (Klappentext)

Es ist etwas über zwei Jahre her, dass ich meinen letzten Fitzek gelesen habe. Im letzten Jahr las ich nichts von meinem Lieblingsautoren, doch diese Neuerscheinung wollte ich endlich mal wieder zeitnah lesen.
Wie immer wusste ich nichts über den Inhalt, denn ich umgehe den Klappentext und die Rezensionen bewusst. Ich will mich überraschen lassen und ins kalte Wasser geschmissen werden. Und so wusste ich nicht mehr als den Titel: „Der Heimweg“.

Der 30.11. bricht an und Klara weiß, heute wird sie sterben. Das hat der Kalender-Killer ihr prophezeit. Doch Klara will sich ihm nicht ausliefern. Hilflos ausgeliefert war sie in ihrem Leben schon oft genug. In ihrer Tasche wählt ihr Handy von allein das Begleittelefon an und plötzlich stolpert Klara nicht mehr allein durch die Nacht, sondern sie hat Jules am Telefon. Und der kennt sich als ehemaliger Notrufmitarbeiter aus mit brenzligen Situationen, die er allein mit seiner Stimme begleiten kann. Zusammen versuchen sie einen Weg zu finden… am besten heil nach Hause.

Sehr viel Zeit verbringt man nur mit Jules und Klara, die miteinander telefonieren. Jules in seiner Wohnung und Klara irgendwo in Berlin. Daher wäre es lesetechnisch mehr als ungünstig, wenn man die beiden nicht mögen würde. Doch ich mochte sie sehr. Beide haben ihre Geschichte, die sich nach und nach vor dem Leser entblättert und ich saugte begierig jedes schmerzhafte Detail ein. Dabei gingen mir beide ans Herz.
Doch da war nicht nur diese persönliche Komponente, sondern auch die allgegenwärtige Gefahr des Kalender-Killers, der Klara bedroht und den heutigen Tag als ihren Todestag festgelegt hat. Hinter jeder Ecke scheint die nächste Gefahr zu lauern.
Die Mischung fand ich wahnsinnig spannend und wenn ich den beiden so zuhörte, welche schweren Schicksale sie schon erlebt hatten, vergaß ich fast, dass Klara das Schlimmste noch bevorsteht.

In meinem Umfeld wurde vor allem zu den letzten Fitzeks – die ich bisher noch nicht gelesen habe – Kritik laut, dass die Bücher zu konstruiert seien. Und natürlich ist naiv betrachtet auch hier alles konstruiert. Es ist halt Fiktion. Eine ausgedachte Geschichte mit falschen Fährten, Verwicklungen, Zufällen, die keine Zufälle sind… Doch es fühlte sich für mich einfach nicht danach an. Es schien sich organisch zu entwickeln. Jede neue Enthüllung kam überraschend. Nichts sah ich kommen.

Neben der Story bestach auch wieder die Atmosphäre. Es ist dunkel, es ist kalt, es passieren unheimliche Dinge. Es ist perfekt, um es abends in eine Decke gewickelt zu lesen und den beiden kaputten Figuren zu folgen.

Ich fand das Buch wirklich speziell. Vor allem dieser anfänglich Dialog, zwischen dem Mann am Begleittelefon und der Frau mit Todesangst fühlte sich ganz intim und vertraut an. Es gab nur die zwei und ich konnte die aktuellen Gefahren gut ausblenden. Durch Fitzeks Schreibart flog ich eh durch die Seiten und konnte mich kaum wappnen für das, was da noch kommen wird.

Doch es war nicht perfekt. Vor allem anfangs blätterte ich auch oft zurück aus dem Gefühl heraus, ein Detail schon wieder vergessen zu haben. Dem Autoren ging es scheinbar auch so, denn Schlüssel, die auf die Kommode gelegt wurden, waren einige Seiten später wie von Zauberhand in Hosentaschen. Und irgendwie habe ich auch beim Ende das Gefühl, dass alles zwar logisch aufgelöst war, aber so lupenrein waren alle Beweggründe und Entwicklungen nicht erklärt, finde ich. Insgesamt war es am Ende dann auch viel. Und in der Menge der Enthüllungen auch manchmal etwas holprig.

Nichtsdestotrotz gefiel mir das Buch wirklich sehr, sehr gut. Ich bin mal wieder tief in einen Psychothriller eingetaucht und konnte mich dort so richtig schön verlieren.

Sebastian Fitzek – Der Heimweg
Droemer, 21. Oktober 2020
ISBN 3426281554
393 Seiten
Gebunden; 22,99 Euro

Weitere Bücher des Autoren (klicke für die Rezension):

Monika Koprivova – Oma, wie war’s bei Dir damals? / Opa, wie war’s bei Dir damals?

Jeder Mensch hat seine Geschichte…
Am stärksten und interessantesten wirkt diese Geschichte auf seine Nächsten.

Wo sind unsere Wurzeln? Von wem stammen wir ab?
Was haben diejenigen erlebt, denen wir zu verdanken haben, dass wir hier sind?
Worüber haben sie sich gefreut und was hat sie belastet?
Welche Lehren können wir für uns und für weitere Generationen ziehen? (Klappentext)

Schon früh war es mir wichtig, nicht nur meine Großeltern zu kennen, sondern sie auch richtig kennenzulernen. Oft saß ich nach dem Sonntagskaffee noch länger bei Oma und habe mir ihre Lebensgeschichte angehört – und die meines verstorbenen Opas.
In Urlauben mit meinen anderen Großeltern wollte ich ihre Kennenlerngeschichte hören und über das Leben mit ihren drei Kindern. Noch heute fährt mein Opa gern mit mir durch das Dorf, in dem meine Mutter aufgewachsen ist.
Ich bin so froh, dass ich meine Großeltern auf diese Weise kenne.

Seit ich selber Mutter bin, sind meine Eltern plötzlich Großeltern eines kleinen Wesens und ich hoffe, dass meine Tochter das gleiche Interesse an ihrer Oma und ihrem Opa haben wird.
Da kam es umso passender, dass mir die Rezensionsexemplare „Oma, wie war’s bei Dir damals?“ und „Opa, wie war’s bei Dir damals?“ angeboten wurden.
Die beiden werde ich an meine Eltern geben, damit sie die für ihre Enkeltochter ausfüllen.

Auf 132 Seiten gibt es verschiedene thematische Einteilungen, die jeweils einige Unterfragen enthalten. So werden Oma und Opa gebeten, selber von ihren Eltern zu erzählen, von ihrer Kindheit, der Schulzeit, dem Ehepartner, den Enkelkindern und dem Leben allgemein mit Dingen, die sie mögen und erlebt haben.
Jede Doppelseite bietet Platz, links ein thematisch passendes Bild einzukleben (oder auch zu malen) und rechts Fragen zu beantworten. Zusätzlich ist alles mit kleinen Symbolen und Bildern gestaltet.

Dieses Buch ist wirklich sehr umfassend. Wenn die Großeltern das ausfüllen, können sie sich sicher sein, dass ihre Lieben sie ein ganzes Stück besser kennengelernt haben. Doch man muss sich Zeit nehmen. Selten lassen sich die Fragen kurz und knapp beantworten. Die Großeltern müssen selber ganz tief in ihre Vergangenheit eintauchen und holen vielleicht Erinnerungen zurück, an die sie lange nicht gedachte haben. So gibt Fragen und Bitten wie: „Bist Du nach der Grundschule weiter zur Schule gegangen? Hattest du Freude daran? Und was hast du dort erlebt?“, „Was war dein größter beruflicher Erfolg?“ oder „Teile uns bitte eine interessante Geschichte mit, die Du zusammen mit Oma/Opa erlebt hast.“

Die Fragen und die Gestaltung ist in beiden Büchern identisch – bis auf die unterschiedliche Farbgebung, die sich schon in den Covern zeigt. Die Teile zu den gemeinsamen Erlebnissen der Großeltern und die Erfahrungen mit den Kindern und Enkelkindern können sich demnach etwas ähneln, aber letztlich empfindet ja doch jeder anders, was besonders einprägsam war.
Zusätzlich sind getrennte Großeltern heute keine Seltenheit mehr und so bietet sich noch ein diverseres Bild.

Die Bücher sind wirklich hübsch aufbereitet und bieten viel Platz für Fotos und Geschichten. Selbst wenn man keine Fotos einkleben will, sind die dafür vorgesehenen Seiten insoweit geschmückt, dass sie nicht leer wirken.
Diese beiden Erinnerungsbücher sind tolle Gelegenheiten, seine (Groß)Eltern noch besser kennenzulernen – und eventuell direkt ein Weihnachtsgeschenk zu haben.

Und da sind wir beim richtigen Stichwort, denn der Verlag stellt jeweils ein Oma-Buch und ein Opa-Buch zur Verfügung, die ich an einen von euch verlosen darf.

[Gewinnspiel beendet]

Schreib mir dazu einfach in die Kommentare, ob du die Bücher nutzen willst, um deine eigenen Großeltern besser kennenzulernen oder – wie ich – die Bücher von deinen Eltern für dein Kind ausfüllen lässt. Dann bist du schon im Lostopf.
Ausgelost wird am Sonntag, den 15. November 2020, 12 Uhr per Zufallsgenerator. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird per E-Mail und in diesem Beitrag benachrichtigt.

Ich wünsche allen Teilnehmern viel Glück!

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wenn du unter 18 Jahren bist, brauche ich die Einverständniserklärung deiner Eltern. Keine Barauszahlung, keine Gewähr. Rein zum Zweck des Gewinnversands wird eure Adresse an Dritte weitergegeben.

Ich freue mich über die zahlreiche Teilnahme an dem Gewinnspiel. Gewonnen hat der Kommentar mit der Nummer 1 (Zur Transparenz: Kommentare werden nach Erstellungsdatum/-Zeit gezählt. Durch Kommentare, die auf Kommentare antworten, entspricht das nicht immer auch der angezeigten Reihenfolge.) Herzlichen Glückwunsch!

Monika Koprivova – „Oma, wie war’s bei Dir damals?“ / „Opa, wie war’s bei Dir damals?“
Familium, 01. Oktober 2019
ISBN 978-8090724075 / 978-8090724082
132 Seiten
Gebunden; 29,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Ich lese jetzt „Der Heimweg“ von Sebastian Fitzek

Dafür, dass das Buch „Der Heimweg“ heißt, war sein Weg zu mir ziemlich schwierig.
Seit ich von dem neuen Fitzek wusste, stand es auf meiner Wunschliste. Sobald es möglich war, hatte ich ihn vorbestellt. Auf Instagram und in meinem Freundeskreis konnte ich dann ab dem Erscheinunstag beobachten, wie nach und nach überall das Buch eintrudelte. Nur mein Briefkasten blieb leer.
Also holte ich mir das Buch offline und holte mir mein Geld von der Vorbestellung zurück. Kurz musste es auf dem SuB verharren, bis ich die aktuellen Bücher beendet hatte. Aber nun geht es los!

Worum es geht? Ich habe keine Ahnung. Ich lese bewusst den Klappentext nicht, um mich vollkommen überraschen zu lassen.

Erster Satz:
„Nach all den Verletzungen, die ihr an den empfindlichsten Stellen ihres mit Blutergüssen übersähten Körpers schon beigebracht wurden; nach den Schlägen ins Gesicht, auf den Rücken, in Nieren und Unterleib, worauf ihr Urin für Tage die Farbe roter Beete annahm; nach all den Schmerzen, die er ihr mit Gartenschlauch und Bügeleisen zugefügt hatte, hätte sie niemals gedacht, so etwas jemald wieder empfinden zu können.“

Antonia Neumayer – Zwischen dir und der Dunkelheit

Ihre Youtube-Videos über die Sagen und Mythen Bayerns sind so beliebt, dass Sera die Genehmigung erhält, nachts in der Münchner Frauenkirche zu drehen. Als sie sich dem berühmten Teufelstritt im Steinboden nähert, geschieht das Unfassbare: Der Fußabdruck beginnt zu leuchten, und ein unheimlicher Wind fegt durch die Kathedrale. Hat hier wirklich der Teufel seine Hände im Spiel? Schnell stellt Sera fest, dass sie nicht die Einzige ist, die das Rätsel um den Teufelstritt will. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt… (Klappentext)

Ich liebe Mythen und Sagen. Geheimnisse und Verwicklungen in religiösen Kontexten finde ich unfassbar spannend. Dass „Zwischen dir und der Dunkelheit“ da ganz gut passen wird, verriet der Klappentext, doch wie gut es wirklich passt, habe ich nicht geahnt.

Sera, Mark und Jo sind mäßig erfolgreich mit ihrem Youtube-Kanal über Spukgeschichten in Bayern. Die drei haben schon verschiedene Orte besucht, an denen Geister umherirren sollen oder andere Geheimnisse auf sie warteten. Doch nach ihrem Video aus der Münchner Frauenkirche kamen die Follower plötzlich in Scharen. Immerhin gab es zum ersten Mal wirklich etwas Übernatürliches. Leider glauben alle, das Video wäre ein Fake. Nicht einmal Mark und Jo sind sich sicher, was sie erlebt haben. Aber Sera weiß ganz genau, dass sie eine Gestalt gesehen hat, die sich aus dem Teufelstritt erhob.

Sera ist eine Hauptfigur, die ich direkt mochte. Sanft, interessiert, sensibel, klug. Ich schloss sie nicht nur prompt in mein Herz, sondern war auch an ihr und ihrem Leben interessiert. Sie konnte die Story gut auf ihren Schultern tragen, aber das musste sie gar nicht. Denn ihr wurden ein paar andere – nicht weniger – interessante Menschen zur Seite gestellt.
Doch Sera ist nicht nur eine Kombination all ihrer positiven Charaktereigenschaften, sie scheint auch übernatürlich begabt. Seit jeher hat sie kurze Visionen, wenn sie Menschen berührt, doch seit der Begegnung in der Frauenkirche führen ihre Träume sie Nacht für Nacht ins Mittelalter und damit direkt ins Leben von Margarete, die ihre große Liebe auf dem Scheiterhaufen wiederfindet.

All das kratzt jedoch nur an der Oberfläche der Geschichte. Denn sie ist so viel mehr als Spukgeschichten und Mittelalter-Visionen. Das alles ist so viel größer, als Sera und der Leser gedacht haben.
Antonia Neumayer hat es geschafft, so viele Details und Verquickungen einzubauen, die sich nach und nach aufdecken und verbinden, dass die Story nie langweilig wurde. Immer wieder entdeckte ich neues Altes und erlebte Aha-Momente.
Das Buch war ein richtiger Page-Turner ohne Spannung mit dem Holzhammer zu kreieren. Die Gefahr war schleichend und unterschwellig.

Die Geschichte konnte mich wirklich überraschen und ließ mich begeistert zurück. Ich konnte es kaum erwarten, in jeder freien Sekunde das Buch aufzuklappen und mich einfangen zu lassen von all den Entwicklungen und Wahrheiten, die hinter allem steckten, mit denen ich nicht gerechnet hatte.
Die Autorin ließ vor allem all das Übernatürliche, die Visionen, Erscheinungen und Sichtungen so natürlich und authentisch wirken, dass das ganze Buch seltsam real wirkte.

Was mir sonst selten passiert, kam hier direkt häufiger vor. Immer wieder dachte ich: „Wow, wie cool hat sie das gerade beschrieben?“ Die Sprache malte wundervolle Bilder und ich konnte das Buch wie einen guten Film sehen.

Kritik habe ich wenig. Ich hatte nur immer ein bisschen das Gefühl, als blieben die Figuren distanziert und auf Aspekte beschränkt, die für die Geschichte eine Rolle spielen. Zwischendurch verloren ich die Wechsel in die Vergangenheit auch kurz den Reiz für mich und „störten“ fast den Lesefluss, da ich die Gegenwart so spannend fand und dort bleiben wollte. Aber das sind Kleinigkeiten.

Ich hatte so viel Spaß mit diesem Werk. Alles an dem Buch hat mich fasziniert. Die spannenden Figuren, das große Ganze und auch, dass Antonia Neumayer mir Lust auf die ganzen religiösen Themen machte, die mich sonst in Büchern stören.
Es fiel mir wirklich schwer, Sera und all die anderen gehen zu lassen.
Zum Glück habe ich aber noch „Selkie“ von der Autorin auf dem SuB. Bis dahin gibt es für dieses Buch aber erst einmal .

Antonia Neumayer – Zwischen dir und der Dunkelheit
Heyne Verlag, 12. Oktober 2020
ISBN 978-3453321021
381 Seiten
Broschiert; 14,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Oktober-Liste

Im Oktober hat nun wirklich der Herbst Einzug gehalten – und ich mag den Herbst nicht. Wirklich nicht. Ich halte nicht viel von früher Dunkelheit und Kälte. Da hilft mir auch nicht die fünfte Kürbissuppe bei Kerzenschein. Aber was will man machen, da muss man Jahr für Jahr durch.
Aber ich freute mich auch auf den Oktober, denn zum einen startete in der letzten Oktober-Woche mein zweiwöchiger Urlaub und zum anderen sind drei Bücher erschienen, auf die ich schon lange wartete. „Der Heimweg“ von Sebastian Fitzek und „Qualityland 2.0“ haben es auch direkt in meinen Einkaufskorb geschafft. Das neue Hoover-Buch noch nicht.

Gelesen:
Edward Berry – Das verschwundene Buch – Die schönste Geschichte aller Zeiten
Vincent Raffaitin – Pocket Escape Book – Rätsel um Leonardo
Vincent Raffaitin – Pocket Escape Book – Tutanchamuns Geheimnis
Nicholas Trenti – Pocket Escape Book – Auf der Suche nach dem Tempel von Wen Sé
Anne Freytag – Das Gegenteil von Hasen
Amy Harmon – Making Faces
Judith Hoersch – Juno und die Reise zu den Wundern

Gekauft:
Edward Berry – Das Geheime Tor
Edward Berry – Der verrückte Ritter
Erin Steward – Sieh mich an
Christina Dalcher – Vox
Kiera Cass – Selection – Die Elite
Kiera Cass – Selection
Kim Liggett – The Grace Year
Frostfluch – Jennifer Estep
Marc-Uwe Kling – Qualityland 2.0
Sebastian Fitzek – Der Heimweg
Sebastian Fitzek (Hg.) – Identität 1142

Gewonnen:
Johanna Danninger – Blue Sky Black

Rezensionsexemplare:
Antonia Neumayer – Zwischen dir und der Dunkelheit
Judith Hoersch – Juno und die Reise zu den Wundern
Veronica Roth – Die Erwählten
Amy Harmon – Making Faces

Judith Hoersch – Juno und die Reise zu den Wundern

Juno träumt sich durch ihre Kindheit und fühlt sich oft einsam und unverstanden. Doch als sie als junge Frau in der schielenden Stadt auf den kauzigen Mr James trifft, öffnet sich plötzlich eine Tür in ein neues Leben. Sie nimmt all ihren Mut zusammen und bricht auf zu einer magischen Reise rund um den Globus. Auf der Suche nach der wahren Liebe entdeckt sie sich selbst und noch viel mehr. (Klappentext)

Die Schauspielerin, Autorin und Sängerin Judith Hoersch hat Juno die Welt geschenkt – und der Welt Juno.

Juno hat wilde rote Locken und träumt davon, dass ihr Haus fliegen kann. Sie hat keine Freunde, dafür aber Eltern, die sich trennen. Und ihren imaginären Freund Spencer hat sie auch.
Als Juno erwachsen wird, da zieht sie aus. Doch auch die schielende Stadt scheint nicht viel mehr Freude für sie bereitzuhalten. Also muss sich Juno auf die Reise zu den Wundern machen, um sich und vielleicht noch mehr zu finden.

Dieses Buch hat mich berührt. Es war von der ersten Seite an etwas Besonderes.
Während ich las, war es, als könnte ich eine Melodie dazu hören. Sie war leicht, zart, fantasievoll und voller Plings und Klings.
Dieses Gefühl kommt nicht von ungefähr, denn genau so war die Sprache. Voller Poesie und Fantasie. Federleicht und bewegend. Sie malte ununterbrochen Bilder. Doch diese Fülle an Besonderheit lies mich das Buch auch häufig beiseitelegen. Es war nicht, als müsste man sich durch die Worte arbeiten, aber man liest sie eben auch nicht einfach nebenbei.

Juno ist ein tolles Mädchen und wird zu einer tollen Frau. Sie bleibt verträumt, sucht die große Liebe und verbringt ihre Tage liebend gern bei Mr James im Laden. Doch sie hat Sehnsucht. Das erkennt auch Mr James und schickt Juno hinaus ins Leben. Und das bedeutet für sie: Hinaus in die Welt.
Juno bereist Länder und Städte, die der Leser nur als „Das Land der weinenden Herzen“, „Das Land der bunten Fahnen“ oder „Die Stadt der klingelnden Gondeln“ kennenlernt.
Von überall nimmt sie Lektionen mit, die sie aus Begegnungen oder Begebenheiten zieht. Diese Lebensweisheiten führen zwischen den Zeilen im Prinzip zu der Frage nach dem Sinn des Lebens beziehungsweise dem Weg zu sich selbst und dem Glück.

Die Menschen, die sie trifft. Die Gedanken, die sie denkt. Die Länder, die sie bereist. Die Lektionen, die sie lernt. Das alles steckt voller Weisheit und Wunder und besticht mit zarter Schönheit.
Doch nichtsdestotrotz war die Geschichte an sich, das Herumreisen und neue Länder entdecken, für mich nicht interessant. Es ging weniger um die Dinge, die im Offensichtlichen passieren als vielmehr um das, was im Inneren geschieht.

Das Buch steckt voller Fantasie und Kreativität. Juno hat viel von beidem, es passieren unerklärliche und unmögliche Dinge und ab und zu, da ist das Geschriebene durch Bilder unterstrichen.
„Juno und die Reise zu den Wundern“ ist ein zauberhaftes Buch.

Judith Hoersch – Juno und die Reise zu den Wundern
Diederichs, 12. Oktober 2020
ISBN 3424351105
159 Seiten
Gebunden; 18,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Ich lese jetzt „Zwischen dir und der Dunkelheit“ von Antonia Neumayer

Als ich dieses Buch entdeckte, war ich sofort fasziniert. Ich freue mich, dass ich es als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Sera dreht mit ihren Freunden Jo und Mark Youtube-Videos über die Sagen und Mythen Bayerns. Als sie sich den Teufelstritt der Münchner Frauenkirche angucken wollen, beginnt er plötzlich zu leuchten und ein unheimlicher Wind fegt den Youtubern um die Ohren. Was geht da nur vor sich?

Erster Satz:
„Sobald ich die Augen öffnete, wusste ich, dass ich träumte.“

Laura Miller – Wonderlands

Das ultimative Vergnügen für jeden Bücherwurm

»Wonderlands« ist ein fesselnder Führer durch die imaginären Reiche der Weltliteratur. 10 Essays präsentieren mitreißende Informationen zu unseren Lieblingsbüchern, ihren genialen Schöpfern und fantastischen Geschichten. Sie sind wunderbar illustriert mit Covern, Fotos und Plakaten.

Literatur ist wie ein Zaubertrank. Sie hat die Macht, uns in eine andere Zeit und an einen anderen Ort zu versetzen. Mit dem »Herrn der Ringe«, »Harry Potter«, »Peter Pan« oder »Tintenherz« entdecken wir fabelhafte Universen, die uns unfassbar wirklich erscheinen. Die Reise führt uns durch 3000 Jahre von den ersten Epen bis zur Fantasy. (Klappentext)

Als ich die Anfrage erhalten habe, ob ich “Wonderlands” als Rezensionsexemplar erhalten möchte, konnte ich gar nicht schnell genug zusagen.
Ich liebe Bücher und Geschichten, doch so richtig verlieren kann ich mich erst, wenn die Autoren neue Welten erschaffen haben. Einmal mit Alice durchs Wunderland laufen. Einmal in Hogwarts unterrichtet werden. Einmal neben Pipin und Merry auf Baumbart, dem Ent, reisen. Einmal durch die Tintenwelt streifen. Wie schön wäre all das?

Man merkt es vielleicht, ich bin eher in den neueren Welten zuhause. In den jüngeren Büchern, den modernen Geschichten. Doch „Wonderlands“ setzt ganz woanders an und beginnt mit dem Gilgamesch-Epos, der um 1750 vor Christus geschrieben wurde. Wir reisen also über 3500 Jahre zurück.
Insgesamt ist das Buch in fünf Zeitalter unterteilt: Alte Mythen & Legenden (Geschichten von 1750 v. Chr. bis 1666), Wissenschaft & Romantik (1726 bis 1900), Das goldene Zeitalter der Fantasy (1906 bis 1945), Neue Weltordnung (1946 bis 1979) und das Computerzeitalter (1982 bis heute).
Sie alle enthalten verschiedenste Geschichten, die in ganz besonderen Welten spielen.

Die einzelnen Essays sind nicht nur sehr informativ und interessant geschrieben, sondern sie sind auch noch gespickt mit vielerlei Bildern. Es gibt Cover, Autorenfotos, Zeichnungen, Landkarten oder Filmfotos – alles ist dabei. Sie beschreiben die Geschichte und verbinden sie mit Hintergrundfakten, Interpretationen und Querverweisen zu anderen Kunstwerken. Egal wie gut man die jeweilige Geschichte kennt, man lernt hier noch etwas Neues dazu.
Natürlich sind vor allem die großen, bekannten Geschichten abgedruckt. Von Homer („Die Odysee“) über L. Frank Baum (“Der Zauberer von Oz”) bis George R. R. Martin (“Game of Thrones: Der Winter naht”) ist alles vorhanden, was das literarische Herz begehrt. Aber auch eher unbekanntere Werke wie „Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf 1887“ von Edward Bellamy, „The Faerie Queene“ von Edmund Spenser oder „Blaubarts Zimmer“ von Angela Carter sind dabei.

Man kann es drehen und wenden wie man will: „Wonderlands“ ist ein Wunderwerk. Voller Informationen und doch so wunderschön aufbereitet und gestaltet, dass allein das Durchblättern schon Spaß macht.

Laura Miller – Wonderlands
Originaltitel: Literary Wonderlands – A Journey through the greatest fictional worlds ever created (November 2016)
wbg Theiss, 12. Oktober 2020
ISBN 978-3806240726
320 Seiten
Broschiert; 28,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar