Ich lese jetzt „Der Affe, der Idiot und andere Leute“ von William C. Morrow

„In der Reihe ›Untote Klassiker‹ präsentiert der Jojomedia Verlag unentdeckte oder vergriffene Highlights aus den Bereichen Horror und Unheimliche Phantastik (im angloamerikanischen Raum auch als ›Weird Fiction‹ bezeichnet) in neuer zeitgemäßer und hochwertiger Aufmachung.“ (Auszug aus dem Klappentext)
Mit diesem Satz hatte die Anfrage für das Rezensionsexemplar mich. Vergriffen und dann auch noch umheimliche Gechichten? Ich kann es kaum erwarten, in die Kurzgeschichten einzutauchen.

Erster Satz:
„Eine Kolonne von Zirkuswagen kroch hintereinander aufgereiht unter der brütenden Hitze der Julisone langsam eine staubige Straße im Santa Clara Valley entlang.“

Helmut Barz – Brumm!

Jedem Menschen wohnt ein Krafttier inne –
so lehren uns die Schamanen:
Man müsse es nur finden,
erwecken und befreien.
Doch was, wenn dieses Krafttier
ein verspielter, verschlafener,
verleckerter, territorialer,
dickschädeliger Panda ist,
der dein Leben ins Chaos stürzt –
und sich beharrlich weigert wieder zu gehen?

Dr. Urs A. Podini hat seine Lebensträume längst eingetauscht gegen Gehalt, Eigentumswohnung, homöopathisch dosierte Kreativität und eine Lebensgefährtin, die ihn eher duldet als liebt. Doch dann entdeckt er im Schaufenster der Boutique TRANSITIONS! ein flauschig schwarz/weißes Kostüm… (Klappentext)

Sind wir ehrlich: Einer meiner Lesevorsätze für dieses Jahr war es, keine Rezensionsexemplare anzunehmen. Doch als mir Helmut Barz die Infos zu „Brumm!“ schickte, war ich doch so angetan, dass ich die Anfrage annahm. Bei manchen Büchern macht es halt doch klick.

Dr. Urs A. Podini ist Chef einer Agentur und am Ende des Tages nicht erfüllt. Trotz des Geldes, trotz der schönen Wohnung, trotz des guten Jobs – und ein bisschen wegen Karolin. Seine Freundin hält Urs klein und übernimmt wie ein Feldwebel alles, was ihm gehört – selbst seine Gedanken gehören nicht mehr ganz ihm. Schon beim kleinsten egoistischen Gedanken gibt es von seiner inneren Karolin mittlerweile mächtig Ärger.
Doch dann zieht er durch eine Verkettung (un)glücklicher Zufälle ein Panda-Kostüm an und entdeckt den Bären in sich. Und damit entsteht eine Welle von Veränderungen in allen Lebensbereichen…

Ich bin weder ein Mann Ende 40 noch habe ich eine derartig anstrengende Beziehung, aber mit dem Agenturleben kann ich mich sehr gut identifizieren. Und da das Buch mit einer Szene aus dem Arbeitsleben beginnt, hatte es mich direkt.
Dass Urs recht fix an das Kostüm kam, tat sein Übriges. Ich war so gespannt, die Veränderungen, die sukzessive eintrafen, zu verfolgen. Denn der Panda bleibt kein verschämtes Bärchen, das nur zuhause den Fummel mal überwirft. Urs gerät – mehr unfreiwillig als freiwillig – in seiner neuen Wesenheit an die Öffentlichkeit. Und ab da entwickeln sich die Dinge rasant – jedoch nie unglaubwürdig. Da wird ein Strafprozess im Fursuit fast schon zur Nebensache.
Doch trotz der Fülle an Entwicklungen fühlte ich mich nicht durchs Buch gehetzt. Der Autor gab jeder Lage die Zeit, sich angemessen zu entfalten.

Auch wenn ich, wie bereits gesagt, an sich recht wenig mit Urs gemeinsam habe: Ich konnte mich gut mit ihm identifizieren – nicht nur wegen der Arbeit. Er war insgesamt eine tolle Figur, die ich gern begleitete – die ich am Ende sogar äußerst ungern losließ. Auch seine Wegbegleiter waren alle interessant, authentisch und gaben mir beim Lesen ein Gefühl von mittendrin statt nur dabei.

Was mich aber vielleicht am meisten überraschte war die Tatsache, dass ich regelmäßig laut lachen musste. Das hat sehr, sehr lange kein Buch mehr geschafft. Mit dem trockenen Humor und den überraschenden Pointen, konnte Helmut Barz mich wirklich begeistern. Der Humor war auch nicht mit der Gießkanne verteilt, sondern saß pointiert an genau den richtigen Stellen.

Für mich hat das ganze Buch nur einen Kritikpunkt: In die Schreibart musste ich mich hineinfinden. Gerade am Anfang fühlte es sich manchmal so an, als müsste ich mich richtiggehend durch die Sätze arbeiten. Es dauerte gute 60, 70 Seiten, bis ich wirklich im Flow war. Ab dort las ich das Buch dann auch in drei Tagen fertig. Nur hin und wieder wurde ich durch vereinzelte Worte aus dem Lesefluss gerissen. Denn – ohne den Autoren persönlich zu kennen – ich würde behaupten: Er ist schlau (oder hat ein sehr gutes Synonym-Wörterbuch). Und das merkt man an vielen Stellen. Doch das Hineinstreuen von Fremdwörtern ist eben nicht immer der Schlüssel. Manches Mal fand ich es ein wenig drüber.

Insgesamt schmälert die Sprache aber natürlich nicht den Inhalt. Nachdem das Buch ein, zwei Tage gesackt ist, gefällt es mir sogar fast noch ein bisschen besser als direkt nach dem Beenden. Nur die Sprache und das Ende waren nicht gänzlich meins.

Helmut Barz – Brumm! – Eine schwarz/weiße Fabel für das postfaktische Zeitalter
11. Mai 2020
ISBN 3966982846
429 Seiten
Broschiert; 15,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Ich lese jetzt „Brumm!“ von Helmut Barz

Als mich die Rezensionsanfrage von Helmut Barz erreichte, war ich direkt gespannt. Büchern mit Tieren (auch wenn es nur Kostüme sind) haben es mir seit den Känguru-Chroniken angetan.
Urs hat Geld, Ansehen, eine große Wohnung und eine Partnerin – doch so richtig glücklich macht ihn das alles nicht. Doch als er durch Zufall ein Pandakostum anziehen soll, öffnet sich eine ganz neue Welt für ihn. Er konnte alles sein, doch er wurde ein Panda.

Erster Satz:
„›Brumm!‹“

Lana Wood Johnson – Wenn zwei sich texten

Als Haley eine Nachricht von Martin Munroe bekommt, ist ihr sofort klar, wer da schreibt. Obwohl es an ihrer Schule zwei Jungs mit dem Namen gibt. Aber dieser Martin, der nach einer Klassenarbeit fragt, ist eindeutig der, den sie nicht nervig findet. Zum Glück. Denn aus einem lustigen ersten Schlagabtausch wird schnell ein Chat über Privates: seltsame Ängste, geheime Wünsche, schräge Vorlieben. Während sie in der Schule Abstand halten, bringt das Texten sie immer näher. Es gibt nur ein Problem: Haley hat den falschen Martin im Visier. (Klappentext)

Immer wieder sah ich diese Neuerscheinung auf Instagram und ich wurde interessiert. Also kaufte ich das Buch letztens ganz spontan und begann auch direkt mit dem Lesen. Das ging dann auch sehr schnell, denn es besteht ausschließlich aus Chats.

Dieses Format hat häufig die Schwäche, dass man immer in einer bestimmten Distanz bleibt. Keine Beschreibungen eines Erzählers bedeutet: Keine Ahnung, wie die Figuren aussehen, kein Überblick über die Umgebung, keine Gefühl für Details außerhalb dessen, was die beiden Personen sich sagen wollen. Man ist immer nur so schlau, wie die Figuren es wollen, man weiß nur so viel, wie sie preisgeben.
Das muss ja aber nicht schlimm sein, wenn die Geschichte trotzdem stimmig ist und die Figuren es schaffen, den Leser durch die kurzen Nachrichten an sich zu binden.

Die Geschichte von „Wenn zwei sich texten“ ist ebenso alt wie beliebt. Da gibt es diese sonderbare Anziehung zwischen sehr Menschen… Haley hat zwar ein paar Freundinnen, doch eigentlich ist sie eher die Stille, die ein gutes Buch und Gesellschaftsspiele der Gesellschaft ihrer Freundinnen vorzieht. Martin ist der beliebte Junge mit dem Geheimnis – oder in diesem Fall: mit ein paar Geheimnissen.
Das spannendste Geheimnis verrät leider direkt der Klappentext. Das gab der Sache zwar ein wenig Drive, weil man beobachten konnte, wie Haley es herausfindet, andererseits wäre ich als Leser selber gern überrascht worden. Doch ob es mich wirklich überrascht hätte, ist die Frage. Martin gab so schnell deutliche Hinweise, dass es vollkommen unverständlich war, dass die schlaue Haley die Hinweise immer ignorierte. Sie hinterfragt jedes Detail aufgrund ihrer Unsicherheiten, aber den rosa Elefanten im Raum übersieht sie.

Das Buch war – neben der Verwechslung – an sich auch extrem vorhersehbar. Da konnten die Chats mich nicht abholen. Vor allem ließen sie mich häufig sehr verwirrt zurück.
Anfangs hatte ich oft das Gefühl, dass die beiden aneinander vorbeireden. Als würde eine Person auf etwas antworten, das nicht gesagt wurde. Das mag aber auch daran liegen, dass zum Teil nur Bruchstücke angerissen wurden von Dingen, die in der Schule passiert sind oder demnächst stattfinden, für das die beiden keine weitere Erklärung brauchen. Sie wissen davon ja, weil sie es erlebt haben. Zusätzlich schreiben sie über Dinge, die es in Deutschland so nicht gibt. Ich habe die Relevanz der Collegevorbereitungskurse nicht verstanden. Und ich konnte auch nicht nachvollziehen, warum man da bei einer 4 feiert und man mit einer 5 quasi ein Genie ist. Ich weiß auch nicht, was ein „50-<cent-Wort" ist, von dem sie häufiger schrieben.

Gerade zu Zeiten von Online-Dating wissen wohl alle aus persönlicher Erfahrung oder durch Freunde, wie sehr man die Illusion dieser Online-Person aufbauen kann. Da Haley und Martin im echten Leben noch nie wirklich miteinander gesprochen haben, lernen sie sich nun auch erst durch den Chat so richtig kennen. Doch was ich von Haley zu sehen bekam, fand ich unattraktiv und unsympathisch. Zickig, voller Unsicherheiten, unlustig – und sie bügelt Martins Aussagen immer auf unangenehme Art und Weise ab. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, warum er sich so um sie bemüht.

Klar ließ sich das Buch leicht und schnell lesen und am Ende wurde es auch noch ganz süß, aber so ein richtiger Knaller war es definitiv nicht.

Lana Wood Johnson – Wenn zwei sich texten
Originaltitel: Technically, you started it (Juni 2019)
Carlsen, 30. Juli 2020
ISBN 3551584192
381 Seiten
Broschiert; 14,00 Euro

Ich lese jetzt „Wenn zwei sich texten“ von Lana Wood Johnson

Immer wieder sah ich dieses Buch auf Instagram. Und ich habe eine Schwäche für Gechichten im Chat- oder Briefstil.
Also wurde es letztens ganz spontan in der Buchhandlung mitgenommen.

Ich freue mich auf die Geschichte von Haley und Martin Nathaniel Munroe II, die zwar seit Jahren in einer Klasse sind, sich aber trotzdem kaum kennen. Eine Geschichte, in der nur einer weiß, mit wem er wirklich schreibt.

Erster Satz:
„Bist du Haley Hancock aus Geschichte bei Mrs James?“

Juli-Liste

Mein Juli war unfassbar arbeitsreich. Am Tage habe ich (natürlich mit meinem Freund, aber trotzdem) auf das Kind aufgepasst und nachts habe ich die ganze Zeit gearbeitet. Ein Wunder, dass ich da überhaupt noch irgendwo Schlaf gefunden habe. Aber mehr ging auch kaum – schlafen, essen, sich mit dem Kind beschäftigen. Dass ich zwei Bücher in der Zeit geschafft habe, war wirklich ein Wunder.
Aber immerhin habe ich auch gewonnen – und zwar ein Buch beim Ravensburger Verlag. Ich habe mich total gefreut, das Buch stand nämlich schon länger auf meiner Wunschliste.

Gelesen:
Colleen Hoover – Verity
Thorsten Steffens – Klugscheißer Deluxe

Gekauft:

Geschenkt:
Lauren Rowe – The Club – Match
Audrey Carlan – Calender Girl – Ersehnt

Rezensionsexemplare:
William C. Morrow – Der Affe, der Idiot und andere Leute

Gewonnen:
Sara Oliver – Gefangen zwischen den Welten