Sabine Priess – Klar bin ich von hier!

Malik ist neun Jahre alt. Weil er einen kenianischen Vater hat, passiert ihm immer wieder, dass wildfremde Menschen in seine lockigen Haare fassen. Manchmal ist Maliks Mama schneller und hält die neugierigen Hände fest. Oder Malik duckt sich und die Leute greifen ins Leere. Ziemlich oft wird Malik gefragt, woher er denn wirklich kommt. „Aus der Schützestraße“ lautet seine Antwort, doch das scheint vielen Menschen nicht zu genügen. Auch für sein gutes Deutsch wird er öfter mal gelobt. Das wundert Malik. Was soll er denn sonst sprechen? Klingonisch vielleicht? Nur gut, dass er seine Freunde hat. Und einen Lehrer in der Schule, der immer zu ihm hält. (Klappentext)

Es ist aktuell eigentlich nicht möglich, sich mit dem Thema Rassismus nicht zu beschäftigen. Auch ich rede darüber mit Freunden und Familie, doch dazu gelesen habe ich noch nichts. Weder Romane noch Sachbücher. Da kam die Rezensionsanfrage quasi gerade recht und ich taste mich langsam mit diesem Kinderbuch ans Thema heran.

Malik ist schwarz. In seinem Leben spielt das eigentlich keine Rolle. Warum auch? Seine Mutter ist weiß, sein Vater schwarz. Na und? Doch die Leute in seinem Umfeld reagieren auf den Fakt. Unbedachte Worte, penetrante Fragen und Übergriffigkeiten muss er immer wieder über sich ergehen lassen. Ob es das Anfassen seiner Haare ist, das Ausgrenzen von Spielen aufgrund seiner dunklen Haut oder das überraschende Antreffen beleidigender Bezeichnungen. Es nimmt den Jungen mit. Zum Glück hat er viele Leute, die ihm den Rücken stärken.

Ich bin weiß und ich komme aus einer Kleinstadt, in der es so gut wie keine schwarzen Menschen gab. Menschen anderer Nationen gab es bei uns generell sehr, sehr wenige. Ich bin mit dem Thema Rassismus also hauptsächlich über die Medien in Berührung gekommen. Das Bewusstsein für Alltagsrassismus entwickelte sich langsam nach und nach. Mit dem Umzug in eine Großstadt wurde alles dann wieder ein Stück präsenter.

Was ich von dunkelhäutigen Freunden hörte, spiegelt sich in dem Buch wider.
Das Buch wird für Kinder ab acht Jahren empfohlen. Ganz sanft werden in einzelnen Kapiteln Situationen beschrieben, die für Malik verletzend sind. Durch seine Eltern und Lehrer gibt es eine Instanz, die sowohl Malik als auch den Lesern mit einfachen Worten erklärt, warum bestimmte Dinge nicht gefragt oder gesagt werden sollten. Auch Handlungsalternativen und Antwortmöglichkeiten werden den Kindern an die Hand gegeben.

Es ist alles verständlich be- und geschrieben, ohne dabei den Zeigefinger zu heben. Beim (Vor-)Lesen erwischt sich der ein oder andere vielleicht auch selber, diese oder jene Aussage getroffen oder Frage gestellt zu haben.
Malik war dabei eine kleine, sympathische Hauptfigur, ein toller Junge, den ich auch mal ganz gern in den Arm nehmen wollte, wenn er traurig war, weil schon wieder gefragt hat, woher er denn nun wirklich kommt.

Unterstrichen war das Geschriebene an einigen Stellen mit Illustrationen von Hélène Baum, die immer gut passten. Mir persönlich gefiel der Stil der Bilder zwar nicht so richtig, aber das war nebensächlich.

Was nicht nebensächlich war, waren die beschrieben rassistischen Begebenheiten. Ich hätte es aber auch gut gefunden, wenn es ein oder zwei „härtere“ Geschichten gegeben hätte. Dabei meine ich keine ernste Gewalt, aber eben auch mehr als teilweise unbedachte Worte. Denn die Lebensrealität von schwarzen Menschen sieht ja leider nicht so aus, dass sie nur mit gemeinen Worten klarkommen müssen. Vor allem auch, wenn der Titelzusatz „Was ein schwarzer Junge in Deutschland erlebt“ lautet.
Zum Sensibilisieren und Aufmerksam-Machen ist „Klar bin ich von hier!“ aber natürlich trotzdem sehr gut geeignet.

Am Ende des Buches gibt es noch Unterrichtsideen für den Einsatz als Klassenlektüre zum Thema Alltagsrassismus, Diskriminierung und Diversität. Darüber hinaus gibt es zwei kenianische Rezepte.

Für mich gab es in dem Buch wenig neue Punkte, denn ich habe mich schon viel mit dem Thema auseinandergesetzt. Doch das Buch gibt Eltern und Lehrern etwas Tolles an die Hand, um Kindern zu zeigen, was Alltagsrassismus ist, wie man ihn vermeidet und wie man Freunden, die so etwas erleben müssen, helfen kann.

Sabine Priess – Klar bin ich von hier! – Was ein schwarzer Junge in Deutschland erlebt
edition riedenburg, 11. Februar 2020
ISBN 3990820494
113 Seiten
Taschenbuch; 14,90 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

R. L. Stine – Fear Street – Jagdfieber

In der Falle
Etwas stimmt nicht in dem alten Hotel auf Piney Island. Dunkle Flure und leere Zimmer erwarten Cari, als sie ihren Ferienjob antritt. Wer hat sie auf diese einsame Insel gelockt? Und warum? Caris böse Vorahnungen werden zur Gewissheit, als eine Hetzjagd auf Leben und Tod beginnt. Verzweifelt sucht sie nach einem Ausweg. Doch die Boote sind verschwunden, und das rettende Festland ist weit entfernt. Erst viel zu spät erkennt Cari, wer hier Jagd auf sie macht… (Klappentext)

Vier Jugendliche machen sich auf den Weg nach Piney Island, um dort einerseits in dem alten Hotel zu jobben und andererseits einen richtigen Partysommer zu erleben. Doch es kommt anders. Die Renovierungen sind noch nicht fertig und so landen Cari, ihre Freundin Jan und die Kumpel Eric und Craig in einem verlassen Hotel, in dem sie dem Besitzer helfen, das Haus für die neue Saison auf Vordermann zu bringen. Doch seltsame Dinge geschehen und die Gefahr wird immer größer…

R. L. Stine war noch nie sehr zimperlich mit den Bewohnern der Fear Street. Gern lässt er auch mal, ohne mit der Wimper zu zucken, Hauptfiguren sterben. Man kann sich nie sicher sein, was passieren wir.
So startete ich in ein Abenteuer, dessen Verlauf nur wenig mit dem Klappentext zu tun hatte.
Von Anfang an war die Atmosphäre kippelig, denn von Seite zu Seite schwankte sie zwischen der ausgelassenen Sommer-Szenerie und der gruseligen Stimmung in dem leeren, verwinkelten Hotel. Doch den Grusel fand man nicht nur in der Atmosphäre, sondern er rührte auch von der Geschichte her. Unheimliche Dinge passieren in dem Haus, da sind Jans Geschichten von den Geistern, die in dem Haus wandeln sollen, noch das geringste Übel.

Die vier Jugendlichen waren wie so oft in den Stine-Büchern vollkommen belanglos und austauschbar. Sie sind distanziert, gesichtslos und ohne ernsthafte Background-Story, doch Fear Street liest man auch einfach nicht wegen der ausgeklügelten Figurenkonstellation.
Hier geht es rein um die Story.
Und mit der hatte ich wirklich Spaß. So viel wie lange nicht in der Reihe. Das alte Hotel bietet eine tolle Kulisse für einen interessanten Fall, der ein paar spannende Wendungen enthält.
Die Auflösung ahnte ich schon zu einem mittel-frühen Zeitpunkt, aber trotzdem gab es auch zum Schluss immer noch einige wenige Auflösungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte.

Als wäre das nicht schon genug, gefiel mir die Sprache wirklich gut. Die Stine-Bücher, die ich bisher gelesen habe, waren in der Übersetzung häufig hölzern, altbacken und schrappten nur knapp an Schüleraufsatz-Niveau vorbei. Das war hier alles nicht gegeben. Flüssig, entspannt, passend und einigermaßen modern war der Schreib- bzw. Übersetzungsstil.

Also kurz: Vier Freunde geraten in ein Abenteuer, in dem die sonnige Atmosphäre schnell kippt. Es wird spannend, interessant und gruselig. Eine kurzweilige Unterhaltung!

R. L. Stine – Fear Street – Jagdfieber
Originaltitel: Partysummer (1991)
Loewe, 1. Januar 2003
ISBN: 3785546513
188 Seiten
Gebunden, 9,99 Euro

Andere Bücher der Reihe:
Fear Street – Das Skalpell – Originaltitel: The Knife
Fear Street – Die Falle – Originaltitel: Wrong Number 2
Fear Street – Die Mutprobe – Originaltitel: The Thrill Club
Fear Street – Eingeschlossen – Originaltitel: Ski Weekend
Fear Street – Falsch verbunden – Originaltitel: Wrong Number
Fear Street – Prüfungsangst – Originaltitel: The Cheater
Fear Street – Rachsüchtig (Neuauflage von „Halloween“) – Originaltitel: Halloween Party

Stine_Das Skalpell Stine_Fear Street_Die Falle Stine_Fear Street_Die Mutprobe Stine_Eingeschlossen Stine_Fear Street_Falsch verbunden R. L. Stine_Fear Street_Prüfungsangst

Ich lese jetzt „Jagdfieber“ von R. L. Stine

So richtig gut komme ich in meinem aktuellen Buch „The Black Coats“ nicht weiter. Um nicht ganz den Lese-Faden zu verlieren, muss nun etwas Schnelles her.

Die Fear-Street-Bücher waren in meiner Jugend die ersten Schritte hinein in die Thriller-Welt. Vor ein paar Jahren war ich mal der Meinung, alle übersetzten Teile haben zu wollen. Den Wunsch habe ich mittlerweile nicht mehr, aber über die, die sich noch auf meinem SuB befinden, freue ich mich trotzdem.
Nun folge ich also Cari nach Piney Island in dieses alte, leere Hotel, in dem sie sehr schnell nicht mehr sicher ist.

Erster Satz:
„Es regnete in Strömen.“

Ich lese jetzt „The Black Coats“ von Colleen Oakes

Im letzten Jahr habe ich bei einem Bloggergewinnspiel „The Black Coats“ erhalten und wollte es auch eigentlich alsbald lesen, aber dann rutschte es immer wieder nach hinten.
Doch nun bin ich gespannt von den Frauen zu lesen, die sich geschworen haben, sich an gewalttätigen Männern zu rächen. Frauen, die einen Geheimbund gegründet haben. Frauen, die vor nichts zurückschrecken.

Erster Satz:
„Robin Peterson entging nie, wenn ein Football-Spiel stattfand.“

Mai-Liste

Mit dem Mai ist der zweite Monat im Homeoffice um. Ich hatte wirklich viel Lust aufs Lesen, aber es ist halt nicht immer so leicht einzuschieben, wenn man nachts arbeitet und am Tage auf ein Kleinkind aufpasst. Vor allem aber ist das nicht so leicht, wenn man gerade an einem unspannenden Buch herumliest und es dann mehr Spaß macht, endlich mal die vierte Staffel von Riverdale zu gucken und mit der Serie Élite zu beginnen. Darum sieht der Lesemonat so aus:

Gelesen:
Colleen Hoover – Die tausend Teile meines Herzens
Jessica Koch – Dem Horizont so nah
Julien Mindel – Escape Quest – Entkomme den Hexen von Salem

Gekauft:
Vincent Kliesch – Auris – Die Frequenz des Todes

Geschenkt:
Colleen Hoover – Was perfekt war
Suzanne Collins – Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange

Rezensionsexemplare:
Julien Mindel – Entkomme den Hexen von Salem

Rachel Cohn – BETA

Sei perfekt.
Oder dich erwartet ein Schicksal, schlimmer als der Tod.

Elysia ist ein Klon. Sie dient den Menschen, ohne zu fragen. Sie hat keine eigenen Bedürfnisse. Sie hat keine Gefühle. Doch die Realität sieht anders aus: Elysia hat Gefühle. Sie ist neugierig. Sie will alles erleben. Auch die Liebe. In ihrer Welt bedeutet das für einen Klon den Tod. Es sei denn, sie kann aus dem Paradies fliehen.. (Klappentext)

Was für ein Zufall.
Ohne in letzter Zeit von BETA gehört zu haben, entschied ich mich spontan, es zu lesen. Als ich nach der Lektüre nach einem zweiten Teil recherchierte, erfuhr ich, dass er im Juli 2020 erscheinen soll. Über sieben Jahre nach Teil eins? Jein. Im September 2019 erschien eine Neuauflage in Taschenbuchformat. Neues Cover, neuer Name, alter Inhalt. „Perfect Twin – Der Aufbruch“ heißt „BETA“ nun. Und bald erscheint der zweite Teil. Aber lohnt sich die Reihe überhaupt?

Elysia ist ein Teen-Beta. Eine neue Art der Klone. Doch wie die anderen lebt sie auf der paradiesischen Südsee-Insel Demesne. Das violettblaue Meer Ion, das den Körper umschmeichelt. Luft, die mit Sauerstoff angereichert ist. Eine Atmosphäre, die die Menschen auf der Insel glücklich macht. Das alles entstand durch Bio-Engineering, denn eigentlich sieht die Welt anders aus. Nach den Water Wars haben sich die verbliebenen Länder zum Mainland zusammengeschlossen. Wüsten wurden besiedelt, nichts ist mehr, wie es war. Doch auf Demesne ist alles perfekt. Hier leben die Schönen und Reichen – mit ihren Dienstklonen, die wunderschön aussehen, doch innerlich leer sind. Keine Wünsche, keine Träume, keine Seele. Sie sind nur darauf programmiert, zu dienen.
Aber Elysia ist anders. Und nach und nach öffnet sich für sie die Welt der Klone und damit ein Wissen um Dinge, die anders sind, als sie scheinen.

Dieser Plot hat mich von der ersten Seite an begeistert. Ich wollte so gern wissen, wie es sich wohl anfühlt, in diesem besonderen Meer zu schwimmen und diese hervorragende Luft zu atmen. Und außerdem liebe ich Geschichten mit Klonen und künstlichen Intelligenzen, was hier irgendwie verflochten ist.

Ich stürzte mich in dieses Buch, in dem die Menschen von der paradiesischen Atmosphäre so sehr eingenommen werden, dass ihnen vollkommen die Motivation fehlt, zu arbeiten, sich anzustrengen, Aufgaben zu erledigen.
Ein wenig habe ich das Gefühl, Rachel Cohn hat auch zu viel Zeit in Demesne verbracht und sie strebte nur nach Glück und Entspannung – in dieser Geschichte „Raxia“ genannt.
Die Geschichte entfaltete sich langsam, zu langsam. Immer wieder werden Handlungsstränge und Ideen aufgenommen, um sie dann doch zu verlieren. Alles wird ein wenig angerissen, aber scheinbar nicht bis zum Ende gedacht.
Es geht ein wenig um die toxischen Beziehungen, die in der Familie Bratton, die Elysia gekauft hat, herrschen. Es geht um die Verbindungen der Klone. Um Drogen, um Teenager-Liebe, um Tod und Erschaffen, Rechte von Individuen und das Einhalten dieser, um Revolutionen und defekte Klone, um Straftaten und Partys.
Und trotz all dieser Themen wird das Buch nie rasant oder eben spannend. Alles läuft langsam und parallel und häufig halt zu kurz.

In diesem Gefüge wurde mir niemand sympathisch. Weder Familie Bratton noch die Handvoll Jugendlichen der Insel. Leider nicht einmal Elysia. Sie tat mir nicht leid, als ihre Gefühle erwachen und sie merkt, in was für einem goldenen Käfig sie sitzt. All die schlimmen Dinge, die ihr wiederfahren, werden dann ebenso kurz abgehandelt und auch von Elysia nicht tiefgreifend betrauert.
Die Dialoge zwischen den Figuren waren hölzern, unauthentisch und unmodern.

Was mich beim Lesen ständig irritierte war die Vermischung von Klon und Künstlicher Intelligenz. Einerseits gibt es Organe und Blut, andererseits einen Chip, von dem der Klon sein Wissen bezieht. Dadurch waren diese lebendigen, atmenden, herz- und hirnbesitzenden und gleichzeitig vollkommen leeren und willenlosen Wesen nicht greifbar für mich.

Auch wenn „BETA“ mich mit ein paar Wendungen überraschen konnte, blieb das restliche Buch farblos. Das vollkommen unlogische und nach dem Verständnis des Buches auch unmögliche Ende gab dem Ganzen den Rest.
Beim Zuklappen des Buches war es für mich noch ein Standalone. Vielleicht klärt sich immerhin dieses Logikloch im Nachfolger.

Doch so negativ, wie das alles klingt, war es nicht. Ich las gern immer mal ein paar seiten in dem Buch. Schwelgte in der paradiesischen Atmosphäre, begleitete Elysia auf ihrem (hoffentlich bald) selbstbestimmten Weg. Aber es fesselte mich nicht. Es wurde nicht so recht spannend und vieles wirkte einfach nicht ausgearbeitet.

Rachel Cohn – BETA
Neuauflage: Perfect Twin – Der Aufbruch (9. September 2019)
Originaltitel: ANANDA Series 1: Beta (Oktober 2017)
cbt, 25. Februar 2013
ISBN 3570161641
413 Seiten
Gebunden; 19,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Perfect Twin – Der Aufbruch (Original: ANANDA Series 1: Beta)
2. Perfect Twin – Die Rebellion (Original: ANANDA Series 2: Emergent)