Jason Ward – Psycho-Rätsel

Durchleben Sie erneut die Spannung und Dramatik von Hitchcocks größten Werken mit über 100 Denksportaufgaben! Die rätselhaften Mordfälle, kniffligen Logikprobleme und unerwarteten Scherzfragen in diesem Buch sind von Szenen und Figuren inspiriert, die Hitchcock-Fans auf der ganzen Welt lieben. (Klappentext)

Hört man den Namen „Alfred Hitchcock“, denken die meisten Leute wahrscheinlich an „Psycho“ oder „Die Vögel“, doch es gibt noch so viel mehr. In diesem Buch lernt man auch viele seiner anderen Filme, unter anderem „Bei Anruf Mord“, „Das Fenster zum Hof“, „Der Mieter“ oder „Der unsichtbare Dritte“, kennen.
Die Grundstory dieser Filme wird verknappt erzählt und in verschiedene Rätsel unterteilt. Die Geschichten fand ich wirklich spannend. Der ein oder andere Hitchcock ist dabei definitiv auf meine Watch-List gewandert, denn – ich gebe es zu – bisher habe ich noch keinen seiner Filme gesehen.

Der Meister der Spannung wird in „Psycho-Rätsel“ jedoch auch auf weitere Arten gewürdigt. An verschiedenen Stellen gibt es ein Quiz zu den Filmen oder Erklärungen zu wichtigen Elementen dieser, wie zu MacGuffins.

Doch letztlich geht es um die Rätsel. Mal steht es nach wenigen Zeilen der Story, mal nach einer Seite. So oder so geht es Schlag auf Schlag mit den Rätseln, die immer recht passend in das Filmgeschehen eingebaut waren.
Dieses Buch ist für mich das dritte seiner Art und das innerhalb weniger Wochen. Daher ist es schwer für mich, die Rätsel nicht im Vergleich zu den anderen zu sehen.
Ich fand die Rätsel in ihrer Bandbreite deutlich eingeschränkt. Mathe-Rätsel überwogen bei weitem und die waren auch auf einem gehobeneren Niveau. Mit ein bisschen Dreisatz und Prozentrechnung kam man nicht weit. Zum Teil mussten Gleichungen mit mehreren Variablen gelöst werden.
Bei den restlichen Rätseln häufte sich vor allem die Art, bei der man Personen ihren Berufen, Ehepartnern, Tanzpartnern etc. zuordnen musste.
Ich hatte, auch aufgrund des Buchtitels, gehofft, dass die Rätsel ein bisschen mehr „Psycho“ sind oder „echte“ Rätsel aus den Filmen aufgreifen.

Das Buch ist durchgängig im Comicstil gestaltet. Die Bilder passten immer sehr gut zu den Rätseln, aber meiner Meinung nach nicht so recht zu Hitchcock. Da hätte ich eher düstere Bilder erwartet.

Insgesamt hatte ich Spaß daran, die Geschichten zu lesen und ein bisschen in die Filmwelt von Alfred Hitchcock einzutauchen. Doch mit den Rätseln wurde ich nicht so recht warm. Gerade bei Rätseln zu Filmen hätte ich mir weniger Mathe gewünscht.

Jason Ward – Psycho-Rätsel – Inspiriert von der Welt Alfred Hitchcocks

Originaltitel: Psycho Puzzles: Thrilling puzzles inspired by the world of Alfred Hitchcock (Dezember 2019)
Ullmann Medien GmbH, 09. März 2020
ISBN 3741524220
224 Seiten
Broschiert; 9,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Weitere Bücher dieser Art:
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Jason Ward – Edgar Allan Poes Rätseluniversum

Ich lese jetzt „Die tausend Teile meines Herzens“ von Colleen Hoover

Nachdem ich mich durch mein letztes Buch richtig durchgequält habe, wollte ich jetzt wieder etwas lesen, was mich (hoffentlich) begeistern wird. Darum habe ich dieses Buch von Colleen Hoover aus dem Regal gezogen. Ich möchte mir von ihr wieder so richtig schön das Herz brechen lassen.

Die Chancen dafür stehen gut, denn Merit verliebt sich in den Freund ihrer Zwillingsschwester. Da ist Drama vorprogrammiert.

Erster Satz:
„Ich besitze eine beeindruckende Sammlung von Pokalen, die ich alle nicht gewonnen habe.“

Walter Moers – Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

Dylia Insomnia ist die schlafloseste Prinzessin von ganz Zamonien. Eines Nachts erhält sie Besuch von einem alptraumfarbenen Nachtmahr, der sich als Havarius Opal vorstellt. Er kündigt an, die Prinzessin in den Wahnsinn treiben zu wollen, bietet ihr jedoch vorher noch die Gelegenheit zu einer abenteuerlichen Reise: nach Amygdala, der berüchtigten Stadt der Angst, in der das dunkle Herz der Nacht regiert. Dylia willigt ein, weil es nicht nur um ihren Verstand, sondern auch um ihr Leben geht. (Klappentext)

Gespannt tauchte ich in die zamonische Welt von Walter Moers und freute mich auf eine schöne, spannende und fantasievolle Geschichte.
Doch schon auf den ersten Seiten trat eine Enttäuschung ein, die mich das ganze Buch über nicht losließ.

Es begann mit gähnender Langeweile. Man lernt die sehr kluge, aber auch sehr schlaflose Prinzessin kennen, die durch das Schloss wandelt und dabei darüber schwafelt, was sie sich den lieben langen Tag so ausdenkt. Kapitelweise erzählte sie allerlei unwichtige Sachen, über die sie sich Gedanken macht, denn wenn sie eins hat, dann Zeit. Ich wurde lange mit ihrem Planeten belästigt, den sie sich vorstellt, wenn die Symptome ihrer Krankheit sie mit voller Kraft treffen und ihren Regenbogen-Erfindungen, die ihre Langweile, während alle anderen schlafen, erträglicher machen sollen.
Ich hegte schon den Verdacht, dass das ganze Buch ein Trick ist. Vielleicht hat Walter Moers das Buch extra zäh geschrieben, damit man selbst von einer etwaigen Schlaflosigkeit befreit wird.

Plötzlich tritt der Nachtmahr auf den Plan, der im Schlafgemach der Prinzessin auftaucht. Er weiß Dinge, die er nicht wissen kann, Dinge, die es nur in Dylias Kopf gibt. Er könnte ihr also so nah sein, wenn nicht sein einziges Ziel wäre, dass Dylia sich schnell umbringt, damit er zur nächsten Person weiterziehen kann.
Doch die Prinzessin ist kämpferisch. So schnell würde sie ihr Leben nicht aufgeben. Doch um ihr ihren zukünftige Wahnsinn schon einmal näherzubringen, begeben die beiden sich auf eine Reise durch Dylias Gehirn.

Ich hatte gehofft, dass der Nachtmahr jetzt endlich Schwung ins Buch bringt. Und das tat er auch. Seine Figur wirkt spannend und geheimnisvoll, doch diese Aura nutzte sich schnell ab.
Ich begab mich nun mit dieser skurrilen Reisegruppe in das Gehirn der Prinzessin und stolperte immer ein bisschen hinterher wie ein drittes Rad am Fahrrad, das sich nicht entscheiden konnte, ob es den unsympathischen, arroganten und besserwisserischen Nachtmahr oder die unsympathische, arrogante und besserwisserische Prinzessin weniger mochte.

Auf dem Weg trifft man ganz in moerscher Manier allerlei fantastische Wesen. Das mochte ich wirklich. Es ließ mich das Gehirn mit ganz anderen Augen sehen. Dieses graue Wunder-Organ wäre noch ein Stück interessanter, wenn es von Egozetten, Ideen-Schmetterlingen, Geist-Geistern oder Irrschatten bewohnt wäre. Allein die Ideen! Diese Kombination aus realer Funktionsweise des Gehirns, die mit ausgedachten Dingen erklärt wurde, war toll.
Um diese Besonderheiten noch mehr hervorzuheben, ist das Buch wunderschön von Lydia Rode, deren eigene Geschichte in dieses Buch ein ganzes Stück mit hineinfloss, illustriert. Ich freute mich über jedes neue Bild und schaute es immer ganz genau an. Um ehrlich zu sein, freute ich mich vor allem bei den ganzseitigen Bildern auch darüber, dass es eine Seite weniger zu lesen war.

Doch leider gibt es insgesamt nicht viel, was ich gut fand. Denn so interessant die Ideen waren, sie schafften es nicht, das Buch spannend zu machen.
Die Reise durch das Gehirn zog sich und langweilte mich immer mehr. Ich hatte auch bald vergessen, warum die beiden sich überhaupt dorthin aufgemacht hatten und was passiert, wenn sie erst einmal Amygdala erreicht hatten.

Sprache und Wörter spielen in diesem Buch eine besondere Rolle, denn Dylia spricht nicht nur viele Sprachen, sondern sie sucht sich auch jeden Tag 13 Pfauenwörter aus. Fremdwörter, die ganz besonders sind und die sie an diesem Tag mindestens einmal verwenden möchte.
Auch der Leser lernt hier Wörter und Dinge kennen, von denen er nicht gedacht hätte, dass sie existieren. Aber sie tun es wirklich. Zumindest einige davon.
Darüber hinaus ersetzt Dylia auch, so oft es geht, einfache Wörter mit altertümlicheren, um ihre Sprache gehobener klingen zu lassen. Außerdem überschüttet sie den Leser mit Aufzählungen, die einen unwichtigen Fakt unnötig aufbauschen.

Ich bin ehrlich enttäuscht und darüber bin ich traurig. Ich habe mich so lange schon auf das Buch gefreut. Nahm es immer wieder zur Hand, um den schönen, gerillten Einband anzufassen. Ich freute mich auf eine Prinzessin, die sich mit einer Sache quält, die viele Menschen betrifft. Ich freute mich auf einen Nachtmahr, der das Salz in die Suppe ist.
Ich bekam einen fantasievollen Abenteuerroman, der langweilig war. Unspannend, unlustig und uninteressant.

Walter Moers – Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
Albrecht Knaus Verlag, 28. August 2017
ISBN 3813507858
338 Seiten
Gebunden; 24,99 Euro

Ich lese jetzt „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“ von Walter Moers

Es war November 2017 und ich brachte gerade meine Eltern zum Bahnhof, die nach dem Besuch zu meinem Geburtstag wieder nach Hause fuhren. Weil noch viel Zeit war, gingen wir in die Bahnhofsbuchhandlung. Da lag ein Buch von Walter Moers, von dem ich noch nie gehört hatte. „Prinzessin Insomnia“ – „Ach passt ja-„, dachte ich: „Ich habe ja auch solche Schlafprobleme.“ Kurzentschlossen kaufte ich das Buch. Ich hatte zuvor zwar erst ein Buch von Walter Moers gelesen, aber das ist sofort zu einem meiner Lieblingsbücher geworden. Da konnte dieses Buch ja nur gut werden.

Dann lag das Buch nun verdammt lange auf dem SuB, aber nun geht es ihm – in einer Leserunde mit einer Freundin – an den Kragen.

Erster Satz:
„Die Krankheit von Prinzessin Dylia war die seltenste von ganz Zamonien.“

Gauthier Wendling – Escape Book – Das Horror-Hotel

Chicago, 1893. Im Umfeld eines seltsamen Hotels sind auf mysteriöse Weise mehrere Menschen verschwunden. Die Gänge in diesem Haus sind verwinkelt und es gibt Türen, die zu nackten Ziegelwänden führen… Die berühmte Krimiautorin Ariana Wire beschließt, in diesem Labyrinth des Schreckens Nachforschungen anzustellen. Doch die Dinge entwickeln sich nicht wie vorgesehen – ganz und gar nicht! Auch der Mörder streift zwischen den Mauern des Hotels herum, und er hat einen schrecklichen Plan…

Kombinationen, verborgene Dokumente, unerwartete Verbündete: Um den Fallen zu entkommen, müssen Sie logisch denken und Ihre gute Beobachtungsgabe unter Beweis stellen. Wer wird gewinnen: der Täter oder die beherzte Frau? (Klappentext)

Nachdem ich mit meinem ersten Escape Book so viel Spaß hatte, schlug ich direkt im Anschluss das nächste auf.
Die Story klang für mich sehr atmosphärisch und spannend. Ich konnte es kaum erwarten, mich auf den Weg aus dem Horror-Hotel zu machen.

Es beginnt mit einem Sammelsurium von Zeitungsausschnitten, aus denen sich ein schreckliches Bild ergibt. Immer mehr Frauen verschwinden in Chicago. Ariana Wire will der Sache auf die Spur gehen, denn vor allem der Fall um die junge Kathy Miller lässt sie nicht los. Durch ihre Erfahrung als Krimiautorin glaubt sie an ihre detektivischen Fähigkeiten. Doch ihre Selbstsicherheit schwindet, als sie ohne Erinnerungen in einer verschlossenen Kiste erwacht.

Dieses Buch hat wirkliche eine Geschichte mit verschiedenen Figuren und Hintergrund-Storys. Und die fand ich wirklich gut. Es machte Spaß, voranzukommen und immer mehr zu entdecken und dem Mörder auf die Spur zu kommen.
Das größte Problem: Das Entdecken wurde einem wirklich nicht leicht gemacht.

Jedes Kapitel endete an einem Strich und darunter befanden sich jeweils die römischen Ziffern von I bis III. Hier standen Fortführungen der Geschichte, Räume öffneten sich hier oder man erfuhr noch ein paar mehr Details.
Um diese Ziffern zu entdecken, musste man sich durch die Aufzeichnungen des Notizbuchs im hinteren Teil des Buches wühlen, Bilder genau studieren, gefundene Gegenstände kombinieren und anderen Fährten folgen.
Es war mühsam. Wirklich. Bis zum Schluss habe ich nicht alle Ziffern gefunden, nicht jeden versteckten Hinweis entschlüsselt. Nicht selten war ich vollkommen aufgeschmissen und wusste nicht, wie und wo ich weitermachen soll. Ich las dann hinten bei der Hilfestellung nach – und war kein Stück schlauer.

Manche Rätsel hatte ich komplett übersehen, was für das Weiterkommen erstmal kein Problem war. Doch dann hatte ich plötzlich wie selbstverständlich Gegenstände, die ich nie gefunden hatte.
Mit manchen Hinweisen konnte ich nichts anfangen und blätterte durch das gesamte Buch von vorn bis hinten, bis ich irgendwo gefettet las, dass ich von dort in den nächsten Raum komme. Von allein hätte ich an dieser Stelle nie gelesen.

Es gab auch keine zwingend vorgegebene Reihenfolge. Man stand zum Beispiel in einem Flur, von dem fünf Räume abgingen und man konnte sich aussuchen, bei welchen man startet. Ich habe allein der Übersicht halber chronologisch gelesen und bin nicht in den Kapiteln gesprungen. Beziehungsweise ich wollte es nicht, aber ich musste es tun, weil ich immer wieder Dinge übersehen hatte.
Und „übersehen“ ist hier auch ein passendes Wort, denn Rätsel musste man nicht lösen. Man musste nur auf Teufel komm raus versuchen, irgendwo die richtigen römischen Ziffern zu finden.

Wenn man über die fehlenden Knobeleien hinwegsehen kann – was ich konnte -, ist die Sache mit den römischen Ziffern eigentlich ganz cool, aber auch einfach nicht durchdacht. Das Buch besteht aus 30 Kapiteln und man hätte so echt durcheinander die „Lösungen“ beziehungsweise „Fortführungen“ streuen können. So war es aber nicht. Eigentlich stand fast immer in dem aktuellen Kapitel (oder ein, zwei davor oder dahinter) die richtige Weiterführung. Und dann auch häufig so, dass man, wenn beispielsweise I eine falsche Fährte war, einfach II lesen musste, um weiterzukommen.
Diese Lieblosigkeit gab es auch bei der Kombinationstabelle. Direkt untereinander standen die Möglichkeiten und dahinter direkt, was passiert. Da konnte man also schlicht drei, vier Zeilen hintereinander lesen, was nun passiert, wenn man den einen Gegenstand mit den anderen verbindet. Man musste nicht überlegen oder sich anstrengen.

Ich fand die Art wirklich nicht schön. Ständig blätterte ich hin und her, verlor Spuren, wusste nicht, wonach ich suchen soll oder verstand nicht, worauf der Hinweis hinauswill.
Durch eine oder zwei Türen bin ich sogar durchgegangen, obwohl ich sie eigentlich noch nicht geöffnet hatte.
Im hinteren Teil gab es sogar verschiedene Möglichkeiten, wie ein aktuelles Gespräch mit Gästen des Hotels weitergeht. Nach manchen Entscheidungen konnte man sogar sterben. Erst fand ich das spannend, aber spätestens als ich das erste Mal starb, fand ich es lästig. Letztlich schließt man das Buch ja eh nicht und denkt: „Tja nun, dann erfahre ich wohl nie, was in dem Hotel los war.“, sondern geht zurück und entscheidet sich anders. Und wieder war das einfallslos, denn ich wusste ja nun, hinter welchem Buchstaben bei den Gesprächsweiterführungen der Tod wartete. Wenn ich mich an einer anderen Stelle wieder entscheiden konnte, wählte ich diesen Weg natürlich nicht. Und schon grenzte sich meine Entscheidungsvielfalt ein.

Das Buch ist eigentlich echt schön aufgemacht und die Story ist spannend.
Aber die Aufbereitung des Escape-Teils war für mich vollkommen verwirrend, uneindeutig und hinderlich. Ständig blätterte ich hin und her und blieb doch frustriert zurück.

Gauthier Wendling – Escape Book – Das Horror-Hotel
Originaltitel: Escape Book – Hôtel Mortel (Januar 2019)
Ullmann Medien GmbH, 12. August 2019
ISBN 374152395X
237 Seiten
Taschenbuch; 9,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Nicolas Trenti – Pocket Escape Book – Das Mega Game

Ihr bester Freund Tom ist seit 24 Stunden verschwunden. Zuvor hatte er Ihnen einige sehr seltsame SMS geschrieben. In seinem Zimmer leuchtet noch die alte Konsole, die er auf dem Dachboden gefunden hat… liegt vielleicht in den Retro-Videogames der Schlüssel zu dieser seltsamen Geschichte?
Sind Sie bereit, direkt ins Herz des Mega-Game zu tauchen, um Ihren Freund wiederzufinden?
Ihnen bleiben nur 60 Minuten, um die Lösung zu finden und zu entkommen! (Klappentext)

Leider war ich noch nie in einem Exit Room, dafür habe ich schon in Form von Gesellschaftsspielen ein paar Escape Games gespielt – und wirklich viel Spaß gehabt. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich nun ein Escape Book als Rezensionsexemplar erhalten habe.

Die Story ist recht simpel gehalten, aber doch ein guter Aufhänger für eine Flucht. Man wurde nicht nur in eine alte Spielekonsole gesogen, sondern hofft auch noch, hier seinen besten Freund zu finden.
Vier Räume gilt es zu entschlüsseln, zum Teil in der Realität und zum Teil in der Konsole. Als Zeitrahmen sind 60 Minuten angesetzt.

„Das Mega Game“ war mein erstes Escape-Buch und deswegen war ich noch mit keiner anderen Art des Suchens und Entschlüsselns der Hinweise vertraut. Wie es hier vonstattengeht, gefiel mir aber sehr. Man beginnt auf einer Übersichtsseite, auf der man den Raum anschauen kann. Nach einer kleinen textlichen Einführung kann man nun mit den Gegenständen im Zimmer interagieren. Wie es mit dieser Interaktion weitergeht, findet man in einer großen Tabelle. Durch die Kreuzung der Zeilen und Spalten findet man einen Code und am Ende des Buches gibt es einen Abschnitt zu ebenjenem Code.
Hier finden sich weitere Texte und Rätsel, die zu neuen Codes führen.

Die Rätsel waren recht leicht und nur zweimal reichte scharf hinschauen nicht, sondern wir mussten ein paar Sekunden überlegen.
„Wir“ ist ein gutes Stichwort, denn ich las oder spielte das Buch zusammen mit meinem Freund.
Er hatte parallel die Website zu der Geschichte geöffnet, die einem den Countdown anzeigt und in der man zeitgleich die Gegenstände einfacher kombinieren kann und schneller liest, was sich hinter dem entdeckten Code versteckt.
Durch das laute Vorlesen der Textpassagen und das gemeinsame Entschlüsseln der Rätsel haben wir die 60 Minuten um sechs Minuten überschritten.
Trotzdem gefiel es mir sehr, dass man das Escape-Buch auch gemeinsam durchspielen kann.
Was dabei ebenfalls schön ist: Man muss nichts ausschneiden, anmalen, aufreißen. Man zerstört das Buch im Laufe des Spiels nicht, sondern kann es irgendwann noch einmal spielen oder auch weitergeben.

Mir persönlich hat das Buch wirklich Spaß gemacht. Eine Stunde knobeln, lesen und Codes entdecken. Insgesamt waren die Rätsel sehr einfach, aber für Kinder oder Einsteiger ist das eine tolle Möglichkeit, sich in die Welt der Escape-Games einführen zu lassen, ohne gleich frustriert zu werden.

Nicolas Trenti – Pocket Escape Book – Das Mega Game
Originaltitel: Escape game de poche – Perdu dans Mega Game (März 2019)
Ullmann Medien GmbH, 09. März 2020
ISBN 3741524581
127 Seiten
Broschiert; 5,99 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Anita Ganeri – Fantastic Stories for Fearless Girls

Wie Dornröschen, Schneewittchen oder Rapunzel ausharren, bis der Prinz sie rettet? Weit gefehlt! Die Märchen in diesem Buch erzählen von mutigen Mädchen und Frauen, die nicht auf ein glückliches Ende warten, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. So befreit Bradamante auf ihrem fliegenden Pferd ihren Geliebten aus den Fängen der bösen Hexe, Unanana rettet ihre Kinder aus dem Bauch eines Elefanten und die kleine Molly Whuppie trickst einen Riesen aus. Und das sind noch lange nicht alle Geschichten, von denen sich junge Heldinnen von heute inspirieren lassen können. (Klappentext)

Seit ich Mutter einer Tochter bin, überlege ich häufig, welche Werte ich ihr mitgeben möchte, was ich mir für sie wünsche und wie ich sie dabei unterstützen kann, ein selbstbewusstes und starkes Mädchen zu werden.
Im Oktober 2018, ich war schon schwanger, las ich von Keira Knightley, die ihrer Tochter keine Disney-Filme zeigte, weil ihr die vermittelten Frauenbilder nicht gefielen. Arielle, die ihre Stimme für einen Mann hergibt, Cinderella, die darauf wartet, von dem Prinzen gefunden zu werden. Auch wenn dieses Verbot seit kurzem aufgehoben ist, blieb mir der Fakt im Kopf. Gibt es zu wenig starke weibliche Vorbilder in Märchen und Filmen?
Diese Frage lässt sich nun mit Nein beantworten, denn Anita Ganeri hat 15 Geschichten zusammengetragen, in denen Frauen das Sagen haben und sich selber helfen.

Die Geschichten kommen von überall auf der Welt: von Peru über Norwegen, Niger und Indien bis Japan. Die Märchen sind alle unterschiedlich, spielen auf Inseln, in Wäldern, in Palästen oder unter Wasser. Es wird getrickst, verraten und gelogen. Die Frauen kämpfen mit Tieren, suchen magische Dinge und verlieben sich. Doch das Wichtigste: Die Entscheidungen gehen immer allein von den Frauen und Mädchen aus. Wenn sie zu etwas gezwungen werden sollen, verweigern sie es einfach.

Da liest man zum Beispiel von Nana Miriam, deren Dorf von einem Nilpferd bedroht wurde. Es beherrschte Magie und war immerzu hungrig, sodass es alle Reispflanzen und Ernten des Dorfes fraß und die Bewohner hungern mussten. Doch wo die Männer des Dorfes scheiterten, schafft es die kleine Nana Miriam, das Nilpferd mittels Magie und Kraft zu besiegen.
Oder es gibt Amira, deren Vater, der Sultan, das Geld mit beiden Händen aus dem Fenster warf. Um der Regierungskasse zu helfen, wollte Amira die letzten Goldbarren zu Geld machen. Sie war bei vier Händlern. Sie alle wollten mehr Geld für einen Barren zahlen, als er wert war, doch nur, wenn die Prinzessin ihre Frau wird. Mittels eines besonderen Schrankes schafft sie es, die Männer mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

Ich fand die Auswahl der Märchen, die durch niedliche Illustrationen von Khoa Le unterstrichen werden, klasse. Ich kannte nicht eines und allein durch die ganzen verschiedenen Länder, aus denen sie stammen, ist man ständig woanders, mal in Wüsten, mal im eisigen Nordland. Es war wirklich interessant, was andere Länder für Märchenfiguren kennen.

Die Geschichten an sich waren dann aber nicht im klassischen Sinne spannend. Man liest ja auch nicht atemlos, ob Dornröschen wohl wieder erwacht oder Rotkäppchens Oma doch noch gerettet werden kann.
Auch wenn sich manche Märchen in ihren Abläufen ähneln, bietet jedes doch genug Verschiedenes, damit keine Langeweile aufkommt.

Wie bei unseren bekannten Grimm’schen Märchen kann man aber sagen: So richtig geeignet für (kleine) Kinder ist das Buch nicht. Es gibt gefährliche Seemonster, kannibalische Riesen und Elefanten, die Kinder essen. Wobei man sich da natürlich fragen kann, ob es uns geschadet hat, von Hexen zu lesen, die Kinder in den Ofen geschoben haben oder Wölfen, die sieben Geißlein essen wollten. Mir nicht. Aber das muss jeder für sich und seine Kinder selber entscheiden.

Die 15 Geschichten für und über furchtlose Mädchen bieten auf jeden Fall jeweils eine tolle Moral und Ermutigung, eigene Wünsche zu verfolgen und für ein selbstbestimmtes Leben zu kämpfen. Ich habe sehr gern von Feng Mian, Zottelhaube, Tokoyo, Sumac und all den anderen gelesen.

Anita Ganeri – Fantastic Stories for Fearless Girls
Originaltitel: Fairy Tales for Fearless Girls (Oktober 2019)
Ullmann Medien GmbH, 31. März 2020
ISBN 374152459X
128 Seiten
Gebunden; 14,90 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Cid Jonas Gutenrath – 110 – Ein Bulle hört zu

Geschichten mit Sogwirkung: Nah am Leben und mitten ins Herz

Ein Freigänger erschlägt seine Frau mit einer Axt, eine verzweifelte Mutter sucht Rat in Erziehungsfragen, ein Yacht-Besitzer empört sich, weil er auf dem Landwehrkanal »geblitzt« wurde: Wenn Cid Jonas Gutenrath Notrufe entgegennimmt, kommt er den Menschen sehr nahe. Ob er eine Frau zum Weiterleben überredet oder einen kleinen Jungen tröstet – Gutenrath begegnet ihnen allen auf seine ganz persönliche, faszinierende Art.
Beim Lesen seiner authentischen Geschichten lacht man Tränen oder es stockt einem der Atem. Dieses Buch lässt niemanden kalt. (Klappentext)

Wenn der Klappentext Dinge verspricht, bin ich meist äußerst skeptisch. Selten habe ich dann Tränen gelacht, wenn es mir durch das Buch selber versichert wurde. Aber auf dieses Buch hatte ich trotzdem Lust, denn immer mal eine kurze Geschichte geht zwischendurch gut zu lesen. Und direkt die erste traf mich dann tatsächlich mitten ins Herz und der Polizist hatte mich. Ich wollte mehr von genau dem. Mehr dieser Emotionen, mehr ergreifende Geschichten. Und dann machte er schon eine 180-Grad-Drehung und ich musste wirklich lachen. Laut. So etwas passiert mir beim Lesen selten.

Ich las immer weiter und weiter. Die Geschichten waren alle so unterschiedlich und so spannend. Scherzanrufe, Selbstmorde, Meckerer, Kinder – es war alles dabei. Immer öfter musste ich lachen oder es stiegen mir Tränen in die Augen. Mit jedem neuen Anrufer wurde alles auf null gestellt. Es konnte in jede Richtung gehen.

Viele Geschichten beziehungsweise das kommende Thema des Anrufers wurden von Cid Jonas Gutenrath vorab eingeordnet. Er redete erst allgemein darüber und ging dann in das konkrete Telefonat. Dort beleuchtete er auch häufig die Arbeit der Polizei genauer, die man als „Fachfremder“ so nicht kennt.

Ich dachte schon, dass das Buch auf eine 5-Sterne-Bewertung hinsteuert, da änderte sich die Stimmung etwas. Gerade auf den letzten 70, 80 Seiten ging der Autor immer mehr ins Detail seiner eigenen Geschichte. Und das häufig so ausschweifend, dass das Telefonat mehr als deutlich in den Hintergrund rückte. Leider geriet für mich auch vieles durcheinander und die Chronologie ging stellenweise flöten.
Auch wenn Gutenrath das ganze Buch über stückweise auch seine persönliche Geschichte erzählte, war es mir zum Ende hin zu viel. Zu viele Anekdoten aus seiner Kampfschwimmer-Ausbildung und Zeit als Marine-Soldat. Vor allem störte mich, dass er nach seitenlangen Erzählungen ein Mini-Detail aufgriff, um von dort irgendwie den Bogen zum Telefonat zu schlagen.
Es wirkte einfach so, als wäre er im Laufe des Buches immer schreibsicherer geworden und wollte dann immer mehr plaudern. Ist ok, aber nicht das, was ich vom Buch (gerade nach den ersten Geschichten) erwartet habe.

Insgesamt fand ich den Autoren aber unfassbar sympathisch, lustig und auf seltsame Art sexy. Eine gute Mischung, um am Ball zu bleiben.

Ich hatte eine wirklich tolle und emotionale Zeit mit den Telefonaten, die Cid Jonas Gutenrath für die Leser aufgeschrieben hat. Am Ende hat es für mich an Knackigkeit und Spannung verloren durch seine ausschweifenden Erzählungen zu seiner eigenen Geschichte. Aber trotzdem wirklich lesenswert.

Cid Jonas Gutenrath – 110 – Ein Bulle hört zu
Ullstein Paperback, 9. März 2012
ISBN 3864930014
382 Seiten
Broschiert; 14,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. 110 – Ein Bulle hört zu
2. 110 – Ein Bulle bleibt dran: Neues aus der Notrufzentrale

März-Liste

Was für ein verrückter Monat war denn dieser März? Ich persönlich habe nicht damit gerechnet, dass Corona die Welt so lahmlegen wird. Aber wir haben versucht, das Beste daraus zu machen, denn es war auch gleichzeitig der letzte Monat meiner Elternzeit. So sehr ich meine Arbeit und Kollegen mag, es fiel mir schwer, mir vorzustellen, so lange am Tag vom Kind getrennt zu sein. Da war es für mich fast etwas erleichternd, dass der harte Bruch nach hinten geschoben wurde. Denn die Kita-Eingewöhnung ist nun auch erstmal ausgefallen.
Und in dieser seltsamen Situation kam die Lust auf das Lesen mit einem Schlag zurück. So richtig. Seht ihr dieses kleine Lächeln hinter den Büchern? Das ist meine Freude über diesen Stapel, in dem nicht ein hinzugekommenes Buch ist, sondern alles meine gelesenen März-Bücher. So viel habe ich lange nicht gelesen. Es sind sogar mehr Seiten, als ich im kompletten Jahr 2019 gelesen habe. Was will ich mehr?

Gelesen:
Ildikó von Kürthy – Unter dem Herzen
Tim Dedopulos – Sherlock Holmes’ Rätseluniversum
Matthias A. K. Zimmermann – KRYONIUM
Amie Kaufman & Jay Kristoff – Illuminae
Geoff Rodkey – Tapper Twins – Ziemlich beste Feinde
Amie Kaufman & Jay Kristoff – Gemina
Frank Schuster – Das Haus hinter dem Spiegel
Pseudonymous Bosch – Wenn du dieses Buch liest, ist alles zu spät
Jason Ward – Edgar Allan Poes Rätseluniversum

Gekauft:

Geschenkt:

Rezensionsexemplare:

Ich lese jetzt „110 – Ein Bulle hört zu“ von Cid Jonas Gutenrath

In diesem Monat ist es acht Jahre her, dass ich auf meiner ersten Tagung dieses Buch mitnehmen konnte. Seitdem war es mir hier und da über den Weg gelaufen. Freunde lasen es, ich erfuhr von dem Nachfolger oder ich sah es in den Mängelexemplar-Boxen. Jedes Mal dachte ich: „Das musst du auch unbedingt noch lesen!“ und dann ließ ich den Gedanken wieder los.
Als ich nun Bücher aus meinem SuB-Schrank in das SuB-Regal einsortierte, um die Lücken der gelesenen Bücher zu schließen, fiel mir dieses Buch wieder in die Hände. Ich schlug es auf und las mich direkt fest. Und das war es dann. Dann gehörte es offiziell zu den Büchern, die ich jetzt lese.

Ich bin gepannt, welche Geschichten mich erwarten. Eins ist klar: Die 110 ruft man nicht an, um von einer schönen Geschichte zu erzählen. Jeder hat etwas auf dem Herzen, steckt in einer Not… Hoffentlich kann das Buch aber mehr, als den Leser nur runterzuziehen.

Erster Satz:
„Ein weiteres Buch aus der Reihe ›Bücher, die die Welt nicht braucht?‹“

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