Moritz Matthies – Guten Morgen, Miss Happy

«Manchmal muss man einsehen, dass man seinem Hund einfach nicht das Wasser reichen kann.»

Die meisten Hundebesitzer glauben zu wissen, was ihr treuer Freund denkt. Walter, ein Familienvater Anfang 50, findet es heraus: Seine Hündin, Miss Happy, spricht mit ihm, jeden Morgen, unter vier Augen. Und sie hat nicht nur ihre ganz eigene Sicht auf die Welt, sondern auch immer gleich eine Meinung parat. Zu Diäten, Fake News, Hundehotels, Diktaturen, Selbstbaumöbeln, Versicherungsfragen oder der Rangordnung im Familienrudel… (Klappentext)

In 37 voneinander losgelösten Kapiteln unterhalten sich Walter und seine Hündin Miss Happy über allerlei Dinge, die Mensch und Hund so im Alltag beschäftigen können. Dabei bleiben sie immer in ihrem persönlichen Kosmos – Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft finden darin so gut wie keinen Platz.
Die Geschichten sind im Schnitt sechs Seiten lang.

Eigentlich ist so ein Buch prädestiniert dafür, schnell gelesen zu werden. Kurze Kapitel, wenige Seiten und ein bisschen philosophieren über hauptsächlich seichte Themen. Mein großes Problem dabei war, dass ich die einzelnen Geschichten meistens so schlecht fand, dass ich nach einer oder höchstens drei genug für heute hatte. Nicht selten beendete ich ein Kapitel mit einem genervten Kopfschütteln, weil das Gesagte vollkommen unnötig, im Sande verlaufend und hauptsächlich unlustig war. Viele Dinge, die Miss Happy versuchte anzustoßen, blieben im hypothetischen Rahmen. Dinge, die umgesetzt werden sollten, fanden nie wieder Beachtung, der Leser erfuhr nichts von den Konsequenzen. Was durchaus nicht schlimm gewesen wäre, wenn das Buch halt witzig gewesen wäre. Ich musste aber leider nicht lachen, nicht schmunzeln, nicht grinsen.

Die Themen hätten ja auch gar nicht kritisch sein müssen. Thematisch war das grundsätzlich voll ok. Alles Dinge, die so einen Hund schon mal beschäftigen können, der hauptsächlich TV-Dokumentationen schaut und seine Familie beobachtet.
Seltsamerweise passte da aber manches nicht zusammen. Einerseits war Miss Happy äußerst gebildet, kannte sich in Menschheits- und Hundegeschichte aus und wusste auch Dinge, über die es dann doch eher selten Dokumentationen gibt. Andererseits waren ihr manches Mal die einfachsten Worte nicht geläufig, ebenso wie Dinge, die in jeder zweiten Dokumentation erwähnt werden. Das frustrierte mich. Dabei tat es auch überhaupt nicht Not, dass die Hündin erst sechs Monate alt ist. Ein paar Monate mehr hätten ihr Wissen überzeugender wirken lassen – ihr Nichtwissen dafür dann aber auch noch unlogischer.

Meine größte Schwierigkeit mit dem Buch waren aber die Charaktere. Es gibt nur zwei – und die beiden fand ich äußerst unsympathisch. Walter ist ein vollkommener Pantoffelheld, der sich regelmäßig von seinem Junghund übers Ohr hauen lässt.
Miss Happy war häufig zickig, manipulativ, arrogant und besserwisserisch. Natürlich blickte auch mal ihr Herz und ihre Sorgen für ihre Familie durch, aber das dann doch immer eher als Pointe der Geschichte, in der sie vorab schnippisch Walter gegenüber war. Und das alles mit dem Hintergrund, dass sie dem Welpenalter gerade erst entwachsen ist.

Ich hatte mich so auf das Buch gefreut. Ich bin ein Hundemensch. Ich liebe Hunde und die schönste Zeit war die mit meinem eigenen. Ich wollte mich in die Gedanken dieser Hündin hineinziehen lassen.
Leider hat mir das Buch das immer und immer wieder verleidet: Mir fehlte der Humor, die Geschichten und Gedanken waren oft einfach nur alltäglicher Kram, der unwichtig war und dazu waren Walter und Miss Happy mir unsympathisch.
Schade, schade, schade.

Moritz Matthies – Guten Morgen, Miss Happy
Rowohlt Taschenbuch Verlag, 25. September 2018
ISBN 3499276046
253 Seiten
Gebunden; 12,00 Euro

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