Thorsten Steffens – Klugscheißer Royale

Timo Seidel ist 28 Jahre alt und führt ein Leben ohne jegliche Ambitionen. Anstatt wie seine Freunde Karriere zu machen, ist er in seinem Studentenjob hängengeblieben. Dementsprechend uninspiriert führt er seine Arbeit aus, so dass er fristlos entlassen wird. Zu allem Überfluss hat seine Freundin Cleo beschlossen, sich von ihm zu trennen. Nun steht er also da: Ohne Freundin, ohne Job, ohne Geld und ohne Perspektive. Aus heiterem Himmel bietet sich ihm jedoch eine außergewöhnliche Offerte: Er bekommt einen befristeten Arbeitsvertrag als Lehrer. Nun ist es also offiziell: Für die kommenden sechs Monate darf Timo staatlich beauftragter Klugscheißer sein. Im öffentlichen Dienst! Vom Staat angeheuert wie James Bond! Quasi 007 Klugscheißer Royale! Schnell muss er allerdings feststellen, dass der Lehrerberuf doch ein wenig schwieriger ist als ursprünglich gedacht… (Klappentext)

Als ich die Anfrage zu diesem Rezensionsexemplar erhielt, sprach mich der Klappentext sofort an, denn – ich will es nicht leugnen – ich erkannte einige Parallelen zu meinem Leben. Die Hörprobe des Buches überzeugte mich ebenso, indem sie mich prompt zum Lachen brachte. Ich musste einfach wissen, wie Timo Seidel sein neues Leben auf die Reihe bekommt.

Timo ist sarkastisch und intelligent. Eine Kombination, die nicht zwingend auf alle Menschen sympathisch wirkt, doch ich mochte ihn sofort. Er ist nicht wirklich eigen oder spinnerhaft. Er weiß halt Dinge besser. Und das vermittelt er dem Leser meist mit einer großen Portion trockenem Humor.
Mich veranlasste das häufig zum Grinsen und Schmunzeln, doch herzhaft lachen musste ich leider nie. Die Hörprobe hatte mich mehr mitreißen können, denn die Stimmspiele, das Pausenlassen, das Augendrehen, das man förmlich hören konnte – das geht beim Selberlesen leider alles etwas verloren.

Doch nicht nur Timo war mir mit seiner Art häufig sehr, sehr nah. Das ganze Buch schien nahbar und authentisch. Bücher müssen nicht immer authentisch sein, nicht real. Aber wenn sie es sind, dann dürfen sie nicht langweilig sein. „Klugscheißer Royale“ wird das allein durch Timos Charakter und seine Meinung und Einstellung zu den Digen, die in seinem Leben passieren, nicht. Nichtsdestotrotz könnte alles genau so passieren. Eine wohlige Normalität, die humorvoll dargestellt wird.

Häufig bemängele ich an Büchern, dass sie auf kein konkretes Ziel hinarbeiten und deswegen nicht spannend sind. Auch hier fehlt – mehr oder weniger – ein Konflikt, der aufgelöst werden soll. Doch durch die humorvolle Erzählweise und Timo an sich kam keine Langweile auf. Ganz im Gegenteil: Thorsten Steffens schaffte es ohne „Ziel“ etwas Spannendes zu schaffen.
Dabei gab es auch die ein oder andere Überraschung, die ich nicht erwartet habe. Aber auch an dieser Stelle bleibt sich der Autor treu, denn das Buch ist keinesfalls übertrieben wendungsreich. Selbst bei den Überraschungen bleibt es authentisch und immer im Bereich des Möglichen.

Die Nebenfiguren schließen sich dem Konzept an. Ein paar Arbeitskollegen lernt man kennen, eine Handvoll guter Freunde, Lehrerkollegen und einige Schüler. Steffens findet ein gutes Mittelmaß an Personen – nicht so wenig, dass man denkt, der Autor würde einem ein Erinnerungsvermögen absprechen und auch nicht so viele, dass man durcheinanderkommt. Eben genau so, wie man es im echten Leben bei Timo auch hätte erwarten können.
Die Figuren an sich sind alle auf dem Boden geblieben, in ihrer Art zum Teil aber auch austauschbar. Gut, dass der Autor nicht aus jedem Charakter einen Sonderling machen wollte. Tiefe Einblicke in die Leben der anderen bekommt man aber nur äußerst vereinzelt.

Zum Ende konnte mich das Buch auch noch richtig bewegen. Das hatte ich die Zeit über nicht geahnt und darum hat es mich umso mehr überrascht. Das führte mir noch einmal vor Augen, dass in diesem humorvollen Buch ernste Themen insgesamt nicht zu kurz kamen.

„Klugscheißer Royale“ besitzt mit Timo Seidel eine klasse Hauptfigur, die man so nicht allzu häufig an Büchern antrifft. Das Buch ist humorvoll, scheut sich aber auch nicht vor ernsten Themen. In dieser Kombination liest es sich wirklich schnell.
Die Kritik, die ich habe ist fast vernachlässigbar – und zudem sehr subjektiv. Es sind Dinge, die bei mir zutreffen, bei dem Nächsten aber schon ganz anders sein können: Das Buch ist durchaus spannend und ich wollte Timos Entwicklung verfolgen, ich war aber nicht so sehr in seinem Bann, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Außerdem hätte ich gern auch mal laut gelacht. Vielleicht war ich da von der kurzen Sequenz der Hörprobe schon zu verwöhnt und bin mit der reinen Schrift nicht mehr dazu veranlasst worden.
Mir hat das Buch insgesamt wirklich gut gefallen und ich habe auch schon meinen Freund dazu gedrängt, es als nächstes zu lesen. Das habe ich bisher noch nie gemacht.

Thorsten Steffens – Klugscheißer Royale
Piper, 1. August 2018
ISBN 3492501656
231 Seiten
Taschenbuch; 12,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Klugscheißer Royale
2. Klugscheißer Deluxe
 

Kostenloses Rezensionsexemplar

Ich lese jetzt „Klugscheißer Royale“ von Thorsten Steffens

Regelmäßig kommen Anfragen zu Rezensionsexemplaren in mein Postfach.
Die meisten sage ich ab. Vor allem, wenn ich die Autoren nicht kenne, auch wenn sie bei einem großen Verlag sind. Da geht mir bestimmt die ein oder andere Perle verloren, aber ich lese in diesem Jahr so wenig, da ist mir die Gefahr eines Flops zu groß.

Doch dann kam die Anfrage von Thorsten Steffens und was ich so über das Buch las, interessierte mich. Auf seiner Homepage fand ich eine Hörprobe zu „Klugscheißer Royale“ und die überzeugte mich zusätzlich. Ich musste schon in den ersten paar Sekunden lachen und auch die nächsten Minuten hielten mein Heiterkeitsniveau. Also nahm ich die Anfrage ziemlich begeistert an.

Ich wollte von Timo Seidel lesen, der bisher ziemlich ambitionslos in einem Callcenter gearbeitet hat und dessen Leben sich nun radikal ändern wird, nachdem ihm erst gekündigt wird und ihn dann auch noch seine langjährige Freundin verlässt.

Erster Satz:
„‹Herzlich willkommen beim ProTrend-Kundenservice.›“

Moritz Matthies – Guten Morgen, Miss Happy

«Manchmal muss man einsehen, dass man seinem Hund einfach nicht das Wasser reichen kann.»

Die meisten Hundebesitzer glauben zu wissen, was ihr treuer Freund denkt. Walter, ein Familienvater Anfang 50, findet es heraus: Seine Hündin, Miss Happy, spricht mit ihm, jeden Morgen, unter vier Augen. Und sie hat nicht nur ihre ganz eigene Sicht auf die Welt, sondern auch immer gleich eine Meinung parat. Zu Diäten, Fake News, Hundehotels, Diktaturen, Selbstbaumöbeln, Versicherungsfragen oder der Rangordnung im Familienrudel… (Klappentext)

In 37 voneinander losgelösten Kapiteln unterhalten sich Walter und seine Hündin Miss Happy über allerlei Dinge, die Mensch und Hund so im Alltag beschäftigen können. Dabei bleiben sie immer in ihrem persönlichen Kosmos – Politik, Gesellschaft oder Wirtschaft finden darin so gut wie keinen Platz.
Die Geschichten sind im Schnitt sechs Seiten lang.

Eigentlich ist so ein Buch prädestiniert dafür, schnell gelesen zu werden. Kurze Kapitel, wenige Seiten und ein bisschen philosophieren über hauptsächlich seichte Themen. Mein großes Problem dabei war, dass ich die einzelnen Geschichten meistens so schlecht fand, dass ich nach einer oder höchstens drei genug für heute hatte. Nicht selten beendete ich ein Kapitel mit einem genervten Kopfschütteln, weil das Gesagte vollkommen unnötig, im Sande verlaufend und hauptsächlich unlustig war. Viele Dinge, die Miss Happy versuchte anzustoßen, blieben im hypothetischen Rahmen. Dinge, die umgesetzt werden sollten, fanden nie wieder Beachtung, der Leser erfuhr nichts von den Konsequenzen. Was durchaus nicht schlimm gewesen wäre, wenn das Buch halt witzig gewesen wäre. Ich musste aber leider nicht lachen, nicht schmunzeln, nicht grinsen.

Die Themen hätten ja auch gar nicht kritisch sein müssen. Thematisch war das grundsätzlich voll ok. Alles Dinge, die so einen Hund schon mal beschäftigen können, der hauptsächlich TV-Dokumentationen schaut und seine Familie beobachtet.
Seltsamerweise passte da aber manches nicht zusammen. Einerseits war Miss Happy äußerst gebildet, kannte sich in Menschheits- und Hundegeschichte aus und wusste auch Dinge, über die es dann doch eher selten Dokumentationen gibt. Andererseits waren ihr manches Mal die einfachsten Worte nicht geläufig, ebenso wie Dinge, die in jeder zweiten Dokumentation erwähnt werden. Das frustrierte mich. Dabei tat es auch überhaupt nicht Not, dass die Hündin erst sechs Monate alt ist. Ein paar Monate mehr hätten ihr Wissen überzeugender wirken lassen – ihr Nichtwissen dafür dann aber auch noch unlogischer.

Meine größte Schwierigkeit mit dem Buch waren aber die Charaktere. Es gibt nur zwei – und die beiden fand ich äußerst unsympathisch. Walter ist ein vollkommener Pantoffelheld, der sich regelmäßig von seinem Junghund übers Ohr hauen lässt.
Miss Happy war häufig zickig, manipulativ, arrogant und besserwisserisch. Natürlich blickte auch mal ihr Herz und ihre Sorgen für ihre Familie durch, aber das dann doch immer eher als Pointe der Geschichte, in der sie vorab schnippisch Walter gegenüber war. Und das alles mit dem Hintergrund, dass sie dem Welpenalter gerade erst entwachsen ist.

Ich hatte mich so auf das Buch gefreut. Ich bin ein Hundemensch. Ich liebe Hunde und die schönste Zeit war die mit meinem eigenen. Ich wollte mich in die Gedanken dieser Hündin hineinziehen lassen.
Leider hat mir das Buch das immer und immer wieder verleidet: Mir fehlte der Humor, die Geschichten und Gedanken waren oft einfach nur alltäglicher Kram, der unwichtig war und dazu waren Walter und Miss Happy mir unsympathisch.
Schade, schade, schade.

Moritz Matthies – Guten Morgen, Miss Happy
Rowohlt Taschenbuch Verlag, 25. September 2018
ISBN 3499276046
253 Seiten
Gebunden; 12,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Ich lese jetzt „Guten Morgen, Miss Happy“ von Moritz Matthies

Bücher mit sprechenden Tieren habe ich bisher noch nicht allzu viele gelesen und meine Meinung dazu war bisher sehr gemischt. Ich fand sie echt schlecht (Franziska Wolffheim – Zweistein oder das Brummen der Welt), ziemlich ok (Katja Berlin – Cat Content – SMS von meinem Kater) oder sie sind mein Lieblingsbuch geworden (Marc-Uwe Kling – Die Känguru-Chroniken).
Darum war ich sehr gespannt, als mich der Rowohlt Verlag fragte, ob ich das neue Buch von Moritz Matthies lesen möchte, in dem die Hauptfigur Walter herausfinden muss, dass seine sechs Monate alte Hündin sprechen kann. Die beiden unterhalten sich nun über die wichtigen und unwichtigen Dinge des Lebens.

Erster Satz:
„‹Was hältst du davon, wenn ich ein Buch schreibe?›“

Oktober-Liste

Ich bin müde. So, so müde. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich immer noch an die neue Arbeit gewöhne oder vielleicht doch an der fortschreitenden Schwangerschaft. Vielleicht an beiden Dingen.
Auf jeden Fall hab ich gerade nur sehr geringe Lust auf Lesen.

Gelesen:
Trish Cook – Midnight Sun

Gekauft:

Geschenkt:

Rezensionsexemplare:
Thorsten Steffens – Klugscheißer Royale