Eine Liebe, so unendlich wie ein Sommernachtshimmel
Auf den ersten Blick ist die 17-jährige Katie ein Mädchen wie jedes andere: Sie schreibt ihre eigenen Songs, hängt mit ihrer besten Freundin ab oder beobachtet ihren Schwarm Charlie aus der Ferne. Als der eines Abends Katies Auftritt als Straßenmusikerin sieht, verliebt er sich Hals über Kopf in sie. Katie schwebt im siebten Himmel – doch sie verschweigt Charlie etwas Lebenswichtiges: Katie leidet an einer seltenen Krankheit, die jegliches Sonnenlicht zur tödlichen Gefahr macht. Wie berauscht treibt sie mit Charlie durch die lauen Sommernächte und setzt alles auf eine Karte… (Klappentext)
Nachdem eine Bloggerin auf Instagram vollkommen aufgelöst in ihre Instastorys schluchzte, weil sie eben „Midnight Sun“ beendet hat, wusste ich, dass ich dieses Buch auch lesen muss. Ich werde doch so gern von Büchern bewegt.
Das Buch hat wirklich große Buchstaben und wenige Seiten und doch brauchte ich einige Wochen, um es zu beenden.
Direkt am Anfang hatte mich das Buch schon ein wenig verloren. Katie spricht zum Zuschauer in sehr lockerer Weise. Das Lockere wirkt nicht unangenehm oder unpassend, aber doch so, dass ich gleich ahnte, in welche Richtung das Ganze gehen wird. Außerdem mag ich das Durchbrechen der vierten Wand einfach nicht.
Das nächste Mal hat mich das Buch ein paar Seiten weiter verloren. Gut, vielleicht kennt man das britische Boxenluder Katie Price nicht in Amerika und die Autorin ahnte nichts von der Dopplung, aber dass das kranke, kluge, musikalische siebzehnjährige Mädchen so hieß, konnte ich nicht ernst nehmen.
Die Geschichte an sich entwickelte sich dann schnell und vorhersehbar, selbst wenn man den Klappentext nicht kennt. Katie beobachtet ihren Schwarm Charlie seit Grundschulzeiten von ihrem Fenster aus und er ahnt nichts von ihrer Existenz.
Als er sie zufällig nachts beim Spielen ihrer Songs sieht, ist er sofort fasziniert. Da ist sie also: Die Chance für Katie, ihre große Liebe zu erobern.
Doch wie erklärt man jemandem, dass man sich keinem Sonnenlicht aussetzen darf und dass man sterben kann, wenn man es doch tut?
Ehrlicherweise steckt hier doch ein riesengroßer Logikfehler. Katie war anfänglich noch in der Schule, bevor sie zuhause unterrichtet wurde. Charlie ist in ihrem Alter und kommt jeden Tag an ihrem Haus vorbei. Beide wohnen in einer kleinen Stadt. Wie sollte er nie von dem Mädchen mit der seltenen Krankheit gehört haben? Vor allem, da andere ganz genau wissen, wer Katie ist.
Darüber hätte ich aber hinwegsehen können, wenn mich Katie berührt hätte. Sie blieb jedoch die ganze Zeit flach. Natürlich ist sie klug, tapfer, nett, liebevoll – all diese guten Dinge, aber ich kam nie an sie heran. Hatte auch keinen Grund dazu. Sie war nicht unsympathisch, aber eben auch nicht wirklich das Gegenteil. Sie interessierte mich einfach nicht.
Ich quälte mich also zu drei Vierteln durch eine vorhersehbare, unspannende Story mit mittelmäßig interessante Figuren. Die Sprache gab mir zusätzlich überhaupt nichts.
Dann schaffte das Buch es aber tatsächlich noch, mich zu berühren. Auch ich musste etwas heulen – aber bei Weitem nicht so wie die andere Bloggerin. Diesen Spagat des Buches konnte ich schwer begreifen: Ziemlich lahmes Buch, das mich letztlich doch berühren konnte.
So richtig hebt das meine Bewertung aber nicht. Es bleibt seltsam mittelmäßig.
Trish Cook – Midnight Sun
Originaltitel: Midnight Sun (September 2017)
cbt, 12. Februar 2018
ISBN: 9783570312124
296 Seiten
Taschenbuch, 10,99 Euro