Tobbi und sein Roboterfreund Robbi sind furchtbar aufgeregt. Stolz sitzen sie am Steuer ihres selbst gebauten Fliewatüüts. Ob es auch wirklich fliegen kann? Immer schneller drehen sich die Propeller – und endlich heben sie ab! Große Aufgaben liegen vor Robbi und Tobbi. Denn die Roboter-Prüfung zu bestehen, ist gar nicht so einfach. Wird es ihnen gelingen, das Geheimnis der dreieckigen Burg zu lüften? Und können sie gegen Gespenster, Polizisten, eine Riesenkrake und ein Ungeheuer bestehen? (Klappentext)
Da ich damals nicht zur Pressevorführung von „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ gehen konnte, war Studiocanal so lieb und schickte mir vollkommen überraschend das Buch zum Film. Ich freute mich sehr darauf. Denn auch wenn ich mein Leben lang schon das Wort Fliewatüüt und die Funktionen des Gefährts kenne, hatte ich mich mit der Geschichte an sich nie weiter beschäftigt.
Nun war es aber soweit.
Und dann hätte das Buch mich beinahe in die Knie gezwungen.
Fast zwei Monate habe ich an den 252 Seiten herumgelesen. Dabei fand ich die Geschichte grundsätzlich wirklich niedlich.
Der kleine Roboter Robbi aus der dritten Robotklasse muss drei Prüfungen für die Schule bestehen. Dazu darf er sich einen kleinen Menschenfreund, der ebenfalls in die dritte Klasse geht, aussuchen. Er wählt den Erfinder Tobbi, den er heimlich beobachtet hatte. Tobbis Erfindung – ein Gefährt, das fliegen, schwimmen und fahren kann – beeindruckte Robbi so sehr, dass er es einfach baute. Eines Nachts steht er damit vor dem Fenster des kleinen Jungen in Tütermoor.
Schnell steht fest: Sie wollen die Prüfungsaufgaben zusammen lösen. So schwer kann es doch nicht sein, die Treppenstufen des gelb-schwarz geringelten Leuchtturms zu zählen, herauszufinden, wer am Nordpol steht und mit einem Z anfängt und das Geheimnis der dreieckigen Burg mit den dreieckigen Türmen zu ergründen. Oder?
Die Idee mit den drei Aufgaben gibt dem Leser von Anfang an einen roten Faden an die Hand. Das Ziel ist immer klar vor Augen. Doch leider fehlt dabei komplett die Spannung. Nicht nur der Weg der beiden ist irgendwie klar, nein, er geht auch problemlos vonstatten. Keine wirklichen Antagonisten, kaum echt Gefahren und nur nette Leute, die den beiden Drittklässlern helfen, wo sie können. Und wenn doch nichts mehr geht, dann sprechen sie eben mit den Tieren und bitten die um Hilfe.
Mit „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ bekommt man also einen Abenteuer-Roman geliefert ohne echtes Abenteuer.
Aber diese Diskrepanz würde vielleicht gar nicht so sehr auffallen, wenn es einem die Sprache nicht noch zusätzlich schwer macht. Man merkt dem Buch an, dass es eigentlich schon 40 Jahre alt ist. Der Schreibstil und damit auch die Dialoge sind hölzern und seltsam autoritär. Man wundert sich mit „Potzblitz“, bei Applaus wird grundsätzlich „Bravo!“ dazugerufen und Robbis und Tobbis Anweisungen beginnen immer mit „Du“ – à la „Du, Robbi, guck mal!“ und „Du, Tobbi, lass mich das mal besser machen.“ Immer klangen die beiden ein wenig von oben herab und besserwisserisch, selbst wenn sie miteinander sprachen.
Vielleicht lag es an der Sprache, vielleicht ist es einfach so, Humor kommt überhaupt nicht rüber. Nichts zu lachen mit dem Erfinder und dem Roboter.
Und gerade weil die beiden so unangenehm sprechen, wurden sie mir auch nicht sympathisch. Ich war sogar ziemlich froh, als das ganze Abenteuer nach fast siebzehn Tagen für die beiden und fast zwei Monaten für mich beendet war.
Als wäre das nicht insgesamt schon enttäuschend genug, gibt es unter jeder der siebzehn Kapitelüberschriften eine Kurzzusammenfassung des folgenden Inhalts. Aber nicht kryptisch, spannend oder witzig, sondern einfach ziemlich treffend. Wäre Spannung dagewesen, die man nehmen könnte, hätte die Zusammenfassung es getan.
Aber gibt es denn nun gar nichts Positives?
Doch, ein bisschen was gibt es schon.
Zuerst einmal bietet das Buch Mehrwert durch Filmfotos und einen kurzen Abriss über den Inhalt des Filmes, der tatsächlich ziemlich umgeändert wurde und durch neu eingeführte Antagonisten durchaus spannender als das Buch sein kann.
Die Grundidee des Buches ist auch nach dem Lesen immer noch niedlich, keine Frage. Nur an der Umsetzung haperte es sehr.
Insgesamt glaube ich aber, dass kleine abenteuerlustige Jungs und Mädchen über die Schwächen und die sprachlichen Schnitzer hinwegsehen können. Als ich klein war, habe ich mit Begeisterung alte Kinderbücher gelesen, die sprachlich auch nicht auf der modernsten Welle ritten.
Obwohl das Buch gebunden ist, kostet es nur 9,99 Euro und ich glaube, dass Eltern für ihre Kinder damit nicht allzu viel verkehrt machen.
Vom Selberlesen würde ich dann aber abraten…
Boy Lornsen – Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
Thienemann Verlag, 17. Oktober 2016 (Ursprünglich von 1967)
ISBN 3522184467
252 Seiten
Gebunden; 9,99 Euro
Kostenloses Rezensionsexemplar