Als Tate zum Studium nach San Francisco zieht, stolpert sie dort gleich am ersten Abend über Miles Archer: Miles, der Freund ihres Bruder, der niemals lächelt, meistens schweigt und so attraktiv ist, dass Tate bei seinem Anblick Herzflattern und weiche Knie bekommt. Miles, der seit sechs Jahren keine Frau mehr geküsst hat und offensichtlich eine schwere Bürde mit sich herumträgt, die ihn bis heute unfähig macht, sich auf eine Beziehung einzulassen. Miles, vom dem Tate sich besser fernhalten sollte, wenn ihr ihr Gefühlsleben lieb ist.
Doch wider Willen fühlen die beiden sich unwiderstehlich zueinander hingezogen. Als sie sich näherkommen, gibt Miles zwei Regeln vor:
1. Frag niemals nach meiner Vergangenheit.
2. Erwarte dir keine Zukunft mit mir.
Tate akzeptiert – auch wenn sie weiß, dass sie ein für ihr Seelenleben gefährliches Spiel treibt… (Text der Titelklappe)
Ich liebe die Bücher von Colleen Hoover. Das kann ich aus tiefstem Herzen sagen.
Dies war nun mein sechstes von ihr und ich habe nicht weniger als ein weiteres Buch, in das ich mich beim Lesen verliebe, erwartet.
Zum ersten Mal kam ich aber tatsächlich schwer in das Buch hinein.
Die Geschichte kam sehr langsam in Gang. Tate zieht zu ihrem Bruder, trifft den heißen Nachbarn, findet ihn sofort toll, er sie auch, Beziehung nein, Sex ja…. und dann steht die Geschichte. Lange dreht sich alles im Kreis. Es geht vor, es geht zurück. Eine echte Story ist dabei nicht so richtig rausgekommen. Es ging hauptsächlich um das Miteinander der Figuren.
Das bezieht sich aber durchaus nur auf 50 Prozent der Geschichte.
Die Kapitel, die Tate erzählt, spielen in der Gegenwart – und behandeln eben Beschriebenes. Miles Kapitel liegen schon sechs Jahre zurück. Und diese waren für mich das Besondere an dem Buch. Sowohl wie die Worte gesetzt waren, als auch was sie enthielten. Sie waren meine liebsten Teile, die leider immer nur wenige Seiten lang – und damit viel zu kurz – waren. Sie waren definitiv der spannende Part und ich rätselte in Tates Teilen immer schon, wie die von Miles wohl weitergehen werden.
Tate und Miles waren der zentrale Punkt der Geschichte und standen somit im Mittelpunkt. Die Nebenfiguren blieben alle etwas blass und flach.
Mein Problem war nur: So richtig warm wurde ich mit beiden nicht. Tate hatte auf den ersten – und auch auf den zweiten – Blick nichts Besonderes. Vielleicht habe ich die Figur einfach nicht verstanden, aber ich weiß nicht, warum alle Männer sie so toll fanden. Sie ist niemand, der durch seine Art sofort Sympathien in mir geweckt hat. Und Miles war aufgrund seiner Distanziertheit und Altlasten auch schwierig. Man mag ihn vielleicht, weil er einem leid tut, aber das macht er einem nicht leicht.
Was dann aber am Fatalsten war: Ich habe die Anziehungskraft einfach nicht verstanden. Warum geht es bei Colleen Hoover immer so wahnsinnig schnell? Warum sehen sich zwei Menschen und ab der ersten Sekunde können sie nicht Augen und Finger voneinander lassen? Vor allem, da ich Tate extrem langweilig und Miles unglaublich kompliziert fand. Was hat die beiden aneinander angezogen? Es wirkt so oberflächlich und auf die Optik bezogen bei ihnen.
Und überhaupt gab es so unglaublich viel Sex, dass es mich schon anfing zu nerven. Lücken in der Geschichte schienen mit seitenlangem Sex ausgefüllt zu werden.
Dass der Verlag empfiehlt, das Buch erst ab 16 Jahren zu lesen, ist absolut nachvollziehbar.
Mit dieser Ausgangssituation hangelte ich mich ein wenig durch die erste Hälfte des Buches. Ich konnte es auch zuklappen und dann mehrere Tage unangefasst liegenlassen.
Ab der Hälfte änderte sich dann aber plötzlich alles. Nicht, dass es in der Geschichte wahnsinnig voran gegangen wäre oder ich die Figur der Tate dann verstanden hätte, nein, aber ich war plötzlich drin.
Ich konnte auf einmal wahnsinnig gut mitfühlen. Vor allem all die Hoffnungen, dass Miles seine Regeln doch über Bord werfen wird. Dass er sich ändert. Dass er Tate doch irgendwann zur Freundin möchte. Vielleicht muss man in so einer Art von Beziehung mal gesteckt haben, um es wirklich nachvollziehen zu können. Das Hoffen, das „Wenn ich lang genug warte, wird er sich schon ändern!“, das „Wenn er nur oft genug merkt, wie gut wir zusammenpassen, dann verliebt er sich in mich. Definitiv!“, das „Wenn ich nur lang genug nach seinen Regeln spiele, dann kommt sicher alles so, wie ich das möchte…“. Denn erst, wenn man das alles nachempfinden kann, dann wirken Tates Taten nicht mehr unlogisch. Ist einem so etwas fremd, ist man sicherlich oft genervt von ihrer Aussagen und Handlungen.
Ab dem Moment habe ich endlich mitgelitten und ein bisschen mitgeliebt.
Außerdem nahm die Geschichte um Miles Vergangenheit wahnsinnig an Fahrt auf und ich konnte kaum abwarten, dass sein nächstes Kapitel beginnt. Manchmal übersprang ich kurzzeitig sogar Tates Kapitel, um bei Miles schon einmal reinzulesen.
Und natürlich schaffte es Colleen Hoover auch wie jedes Mal, mich zum Weinen zu bringen. So sehr, dass ich „Zurück ins Leben geliebt“ nach dem Beenden zuschlug und dachte: „Tolles Buch. Ganz, ganz tolles Buch!“. Aber da hatten mich wohl meine Gefühle übermannt, denn ganz so war es einfach nicht.
Die erste Hälte war zäh. Die Anziehung war zu schnell zu doll. Tate war irgendwie langweilig.
Ich muss schweren Herzens einiges abziehen.
Colleen Hoover – Zurück ins Leben geliebt
Originaltitel: Ugly Love (August 2014)
dtv, 22. Juli 2016
ISBN: 3423740213
356 Seiten
Broschiert, 12,95 Euro
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