Zoe Hagen – Tage mit Leuchtkäfern

Hagen_Tage mit Leuchtkäfern

Das Leben wäre so leicht, wenn es nicht so schwer wäre
»Das Leben ist ein Privileg«, sagte ich.
»Das Leben ist ein Privileg?«, fragte Noah erstaunt.
»Ja«, sagte ich.
Noah zog die Luft ein, ein Lächeln umspielte seine Lippen. Er drehte sich zu Fred und den anderen um und fragte: »Wo zum Henker hast du denn den kleinen Gandhi hier her?«

Du bist einsam und unglücklich, dein Leben wie ein falscher Film, der an dir vorbeiläuft. Bis du neue Freunde triffst. Gut, die sind alle ein bisschen verrückt, sie nennen sich »Der Club der verhinderten Selbstmörder«. Aber sie geben dir Halt und sind wie Leuchtkäfer in deiner bodenlosen Traurigkeit. Denn du hast nur das eine Leben. (Klappentext)

Zuerst war da dieses Cover. Es war Liebe auf den ersten Blick. Die zarten Pastelltöne und dieser harte Bruch mit der schwarzen Figur.
Dann war da der Titel: „Leuchtkäfer“. Mich ziehen Glühwürmchen schon immer an.

Ich wünschte mir so sehr, dass der Inhalt mithalten kann. Und das konnte er. Oh ja, das konnte er.

Sie läuft durch den verschneiten Park und sieht einen jungen am Boden liegen. Zuckend. Sie macht sich Sorgen… und er einen Schneeengel.
Er lädt sie zu sich ein und da lernt sie seine Freunde kennen. Die kleine Gruppe aus fünf Freunden ist so wunderschön, zerbrechlich, lustig und herzlich. Und sie nehmen „Gandhi“ sofort bei sich auf.

Das Buch ist aus Gandhis Sicht in Tagebuchform geschrieben. Sie berichtet in kurzen Abständen von ihrem Leben, ihren Sorgen, ihren Kämpfen. Denn auch sie hat es schwer und wandelt oft genug auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod.
Über ihre Gedanken lernt man auch die Gruppe um die verhinderten Selbstmörder kennen: Amira, Fabien, Fred, Lynn, Noah. Sie alle sind so unterschiedlich und doch so gleich.
Vor allem aber sind sie alle zum Verlieben. Ein Club, den man einfach mögen muss.

Und trotz des schweren und dramatischen Themas schafft es Zoe Hagen in ihrem Debüt, alles ganz leicht wirken zu lassen. Zart. Wundervoll. Zerbrechlich.

Die Sprache ist poetisch und gleichzeitig locker. Philosophisch und cool. Eine perfekte Mischung für genau diese sechs jungen Menschen.

Man erfährt nicht immer alles, was man gern wissen möchte, aber das ist nicht schlimm. Darum geht es nicht. Nicht die traurigen Geschichten sollen beleuchtet werden, sondern die schönen. Die glücklichen. Die, die das Leben lebenswert machen.
Und somit ist das Buch geeignet für alle, die es mal schwer hatten, die es gerade schwer haben und auch für die, die es bisher immer leicht hatten. Jeder kann etwas mitnehmen. Ein Stück: „Das Leben kann wirklich schön sein.“.

Ein schwer verdauliches Thema so wunderschön zu verpacken, ist eine Kunst. Die Leute ohne Kitsch so liebenswert zu gestalten ebenfalls. Die Sprache das Ganze noch so passend umhüllen zu lassen, ist ein grandioser Bonus.
Ich wurde von dem Buch sehr berührt. Insgesamt hätte ich mich aber gern noch ein Stück mehr mitreißen lassen wollen. Dazu fehlte ein kleiner Funken.

„Tage mit Leuchtkäfern“ ist nicht immer schön. Aber es ist zart und leicht. Und es kann von innen heraus ganz allein leuchten. Es ist sein eigenes kleines Glühwürmchen. 4,5 Sterne

Zoe Hagen – Tage mit Leuchtkäfern
Ullstein Taschenbuch, 14. März 2016
ISBN 3548286941
189 Seiten
Broschiert; 13,00 Euro

Kostenloses Rezensionsexemplar

Ich lese jetzt „Tage mit Leuchtkäfern“ von Zoe Hagen

Hagen_Tage mit LeuchtkäfernIch habe zwei große Lebensträume. Also klar, Hochzeit, Kinder, Haus, Hund, Hof… das sind ja irgendwie relativ natürliche Wünsche.
Ich meine außergewöhnliche Lebensträume.
Der erste: Ich möchte irgendwann einmal einen Baby-Schimpansen im Arm halten.
Der zweite: Ich möchte auf einer Wiese stehen mit hunderten Glühwürmchen um mich herum.

Warum auch immer: Glühwürmchen ziehen mich auf eine magische Weise an und es macht mich tatsächlich traurig, dass ich noch nie welche gesehen habe.

Darum zog mich auch das Buch „Tage mit Leuchtkäfern“ erst vom Cover und dann vom Titel an.
Umso glücklicher bin ich, dass der Ullstein-Verlag mir ein Rezensionsexemplar zukommen ließ.

Erster Satz:
„Lieber Gott, ich schreibe, weil ich sonst wahnsinnig werden würde.“