Raquel J. Palacio – Wunder

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August ist zehn Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und seiner großen Schwester Via in New York. Weil er seit seiner Geburt so oft am Gesicht operiert werden musste, ist er noch nie auf eine richtige Schule gegangen. Aber jetzt soll er in die fünfte Klasse kommen. August ist es gewöhnt, angestarrt zu werden, und er weiß, dass die meisten Schüler nicht absichtlich gemein zu ihm sind. Sie sind bloß verunsichert. Natürlich ist es sein sehnlichster Wunsch, nicht weiter aufzufallen, ein ganz normaler Junge zu sein, Freunde zu finden. Doch nicht aufzufallen ist nicht leicht, wenn man so viel Mut und Kraft besitzt, so witzig, klug und großzügig ist wie August. (Text der Titelklappe)

Wahrscheinlich haben wir alle schon einmal Menschen gesehen, die anders aussehen. Die durch Krankheiten, Unfälle oder Gendefekte auffallen. Und wahrscheinlich haben wir alle nach dem Schock, den wir in Sekundenbruchteilen hatten, uns schnell weggedreht. Nur nicht starren und den anderen unangenehm fühlen lassen.
Doch diese Menschen merken jeden Seitenblick, jedes minimale Weiten der Augen, jedes auffällige Nichthingucken.
August Pullmann gehört zu dieser Gruppe Menschen. Er gehört zu denen, die gemeinhin als „entstellt“ bezeichnet werden.

Doch er gehört auch zu der Gruppe Menschen, die herzlich, witzig und intelligent ist. Und deswegen schloss ich Auggie, wie ihn seine Familie und Freunde nennen, sofort in mein Herz.
Ich war gern an der Seite dieses tapferen Jungen und bei seiner unglaublich liebevollen Familie.

Mit jedem neuen Schüler, den August kennenlernt, entscheidet der Leser neu, wie er zu diesen fremden Kindern steht. Die einen lernt man zu lieben, mit den anderen hätte man als Kind selber nicht spielen wollen.

Das Buch umfasst ein Jahr, in dem es hauptsächlich um Auggies Entwicklung und sein Zurechtkommen mit dieser neuen Schulsituation geht.
Durch wechselnde Erzähler bekommt man verschiedene Einblicke in das Leben der Familie Pullmann.

Doch gerade die Beobachtung der Entwicklung nahm für mich ein wenig Spannung raus. Ich persönlich mag es, auf ein Ziel hin zu lesen. „Der Weg ist das Ziel“ ist hier eher das Motto und daran habe ich immer ein bisschen weniger Spaß.

Trotzdem kam der Spaß insgesamt nicht zu kurz.
Allein das Kennenlernen der Figuren und der Plauderton der Erzähler, ließen mich entspannt in die Geschichte eintauchen und hielten mich dort fest. Ich wollte sehen, wie Auggie es in seinem ersten Jahr in der Schule gefällt, und welche Schüler am Ende des Jahres die wahren Freunde sein werden.

Im Laufe des kompletten Buches stiegen mir immer wieder vor Rührung Tränen in die Augen und am Ende konnte ich mich gar nicht mehr halten.
Die Quintessenz der Geschichte und so selbstverständlich wie deutlich und doch berührte sie mich. Dem einen oder anderen Leser wird hier sicherlich ein Spiegel vorgehalten und auch ich kann mich da sicherlich nicht gänzlich von freisprechen.

Als ich das Buch in meinem „Ich lese jetzt“-Post angekündigt habe, wurde mir gesagt, dass es ganz besonders ist. Die meiste Zeit beim Lesen konnte ich das Wort nicht ganz unterschreiben, auch wenn die Geschichte mir gefallen hat. Aber als ich nach 300 am Stück gelesenen Seiten vollkommen aufgelöst auf meiner Couch saß, da verstand ich es. Das Buch ist tatsächlich etwas Besonderes, wenn für mich persönlich auch nicht ganz so besonders wie manch andere Bücher.

Ich bin begeistert von den Figuren, dem Fingerspitzengefühl, mit dem die Beziehungen zueinander beschrieben waren, der lässigen Sprache und dem Spaß am Lesen einer Geschichte eines ganz außergewöhnlichen zehnjährigen Jungen.
Trotzdem fehlte mir ein kleines bisschen Spannung. 4,5 Sterne

Raquel J. Palacio – Wunder
Originaltitel: Wonder (Februar 2012)
Carl Hanser Verlag, Januar 2013
ISBN 3446241752
382 Seiten
Gebunden; 16,90 Euro
(Auch als Taschenbuch erhältlich)

Reihenfolge:
1. Wunder – Originaltitel: Wonder
2. Jeder Tag ein Wunder – Originaltitel: 365 Days of Wonder
3. ??? – Originaltitel: Auggie & Me: Three Wonder Stories