John Green – Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Green_Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Die 16-jährige Hazel […] weiß, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, weil sie Krebs hat. Aber sie will deswegen nicht bemitleidet werden. Lieber vermeidet sie Freundschaften. Bis sie in einer Selbsthilfegruppe auf Augustus trifft. Gus ist intelligent, witzig, umwerfend schlagfertig und er geht offensiv mit seinem Schicksal um: Selbst in düsteren Momenten bringt er die Gruppe zum Lachen.
Trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit – Hazel und Gus verlieben sich ineinander. Sie diskutieren Bücher, hören Musik, gucken Filme und erörtern die Ungerechtigkeit einer Evolution, die Mutationen wie sie zulässt. Als Hazel Gus anvertraut, dass ihr größter Wunsch ist, den Autor ihres absoluten Lieblingsbuches kennenzulernen, macht Gus ihren Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam. Vor ihrem unvermeidlichen Ende wissen sie, dass sich die Liebe unter allen Umständen lohnt, und dass sie das Leben bis zum letzten Tag feiern wollen. (Text der Titelklappe)

In meiner Familie stirbt man nicht an Krebs. In meiner Familie stirbt man im hohen Alter am hohen Alter.
Ich hatte noch nie direkt mit jemandem zu tun, der Krebs hat.
Und nun habe ich ein Buch mit krebskranken Kindern gelesen und empfand eine unglaubliche Ungerechtigkeit. Nicht nur für die fiktiven Personen in diesem Buch, sondern allen Hazels, Gus‘ und Isaacs gegenüber, die es überall auf der Welt gibt. Eine Ungerechtigkeit, die einem sonst vor Augen geführt wird, wenn ein echter geliebter Mensch eine – irgendeine – schwere Krankheit bekommt.

Eigentlich hätte der Artikel auch „Wie ich anfing, John Green zu hassen“ heißen können.
Über Krebs zu lesen ist schon schlimm. Über krebskranke Kinder fast noch schlimmer. Aber bei so sympathischen, tollen Kindern brach es mir fast das Herz.
Aber vielleicht hätte gerade deswegen der Artikel auch heißen können: „Wie ich anfing, John Green zu lieben“, denn selten berührt ein Buch so sehr ebenjenes fast gebrochenes Herz.

Schon auf den ersten Seiten empfand ich schnell Sympathie für Hazel. Sie scheint ihr Schicksal so tapfer angenommen zu haben. Sie hat ihren Humor nicht verloren; besitzt Witz und Charme.Und trotzdem ließ sie auch die zerbrechlichen Stunden zu. Ich war so gern an ihrer Seite und es dauerte nicht lang, da musste ich das erste Mal schlucken, als sie berichtete, was die Metastasen in ihrer Lunge schon angerichtet hatten.
Aber noch weinte ich nicht. Ich wollte das tapfer durchstehen.

Dann tauchte Gus auf und auch ihn schloss ich allumfänglich in mein Herz – diesen lustigen, intelligenten, coolen, charmanten Jungen mit 1,4 Beinen. Trotz seiner Krankheit war er so voller Leben und Liebe und immer aufgedreht und quirlig. Ich mochte ihn sehr gern.

Und wenn die beiden zusammen waren, war es wunderschön.

John Green schaffte es zusätzlich, mich mit all seinen Amsterdam-Schilderungen zu verzücken, denn fast überall, wo Gus und Hazel waren, da war ich im letzten Jahr auch. Ich bestieg auch die steilen Treppen im Anne-Frank-Haus, lief auch im Vondelpark umher, betrachtete auch die süßen Häuser und schönen Grachten.
Ich konnte durch die Augen von Hazel, die die Ich-Erzählerin ist, wieder Amsterdam sehen.

Ich hatte vorher ein wenig Angst das Buch zu lesen. Ich hatte Angst vor bedrückter Stimmung, Krankheit, Schmerz. Aber auch wenn all das im Buch drinsteckt, zieht es den Leser nicht runter, denn dazu ist es zu amüsant, lebensfroh und liebevoll geschrieben.

Überhaupt ist es fantastisch geschrieben.
John Green hat eine Art zu erzählen, die mich ganz in die Geschichte eintauchen lässt.
Auch die philosophischen Einschläge, die ich sonst in Büchern eher anstrengend finde, waren hier vollkommen passend eingearbeitet.
Die Sprache war intelligent und trotzdem federleicht. Ich fühlte mich unglaublich wohl mit der Sprache.

Und am Ende, ja da weinte ich trotzdem. Da konnte ich noch so sehr blinzeln und nach oben gucken.
Das Schicksal ist ein mieser VerräterJohn Green schaffte es also letztendlich, in mir die volle Gefühlspalette hervorzurufen: Ich war wütend, traurig, amüsiert, voller Liebe, enttäuscht, belustigt und noch so viel mehr.

Ich werde Hazel Grace und Augustus vermissen. Ich werde die Atmosphöre im frühsommerlichen Indiana vermissen. Ich werde die Gedanken über das Leben und den Tod vermissen. Ich werde das Lachen und Weinen mit all den liebgewonnen Figuren vermissen.
Aber sollte das Vermissen allzu groß werden, kann ich mir ja immer noch den Film ansehen (Filmrezension von Zacksmovie).

Das Buch bekommt von mir uneingeschränkt 5 Sterne.

John Green – Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Originaltitel: The Fault in Our Stars (Januar 2012)
Carl Hanser Verlag, Juli 2012
ISBN 3446240098
286 Seiten
Gebunden; 16,90 Euro
(Auch als Taschenbuch erhältlich)