Dr. Josephine Chaos – Bis die Ärztin kommt

Chaos - Bis die Ärztin kommt

Sexy Schwestern! Scharfe Chefärzte! Verklemmte Patienten! Spektakuläre Geburten!

Es ist Montagmorgen 7 Uhr 45, als ich am Klinik-Pförtner vorbei zu den Aufzügen hetze, einen Kaffee in der linken und lauter wichtige Dingen wie Arztkittel, Milchpumpe, Kühltasche und Mittagessen in der rechten Hand. Ein bisschen aufgeregt bin ich schon, so, als wäre dies mein erster Arbeitstag. Dabei bin ich gefühlte hundert Jahre im Geschäft und war nur mal kurz in Mutterschutz. Beim Gedanken an Chaos-Kind Nummer vier spüre ich, wie mir die Muttermilch in die Brust schießt, als sich mit einem leisen Sirren die Aufzugtür öffnet und eine vertraute Stimme sagt: »WOW – echt tolle Möpse, Josephine!«
»Malucci, du altes Schlitzohr, solltest du nicht langsam damit aufhören, fremden Frauen auf die Brüste zu glotzen?«
»Weißt du, Bella, das ist der wahre Grund, warum ich Gynäkologe geworden bin: Damit ich damit niemals aufhören muss.« (Klappentext)

Da ist sie wieder! Meine allerliebste Frauenärztin is bäck!
Im letzten Jahr war dieses Buch eines der wenigen, das ich für das volle Geld gekauft habe, denn ich MUSSTE es haben.
Nachdem ich seit Jahren ihren Blog „Josephine im Chaos“ verfolge und vergöttere, kaufte ich mir selbstredend ihr erstes Buch – „Dann press doch selber, Frau Dokta!“ – und war auch von diesem begeistert.

Dieser zweite Teil schließt sich nun nahtlos an Frau Dr. Chaos Zeit auf der gynäkologischen Station im Klinikum am Rande der Stadt an. Dazwischen liegt nur der Mutterschutz von Josephine und dem Chaos-Baby.
Und kaum ist die Ärztin wieder an ihrem angestammten Arbeitsplatz, geht es heiß her und das vor allem zwischen den Kollegen.

Ich habe es genossen, dieses Buch zu lesen. In jeder freien Sekunde nahm ich es zur Hand und ließ mich wieder zurückholen zu den kollegialen Irrungen und Wirrungen, gynäkologischen Mehr-oder-weniger-Notfällen und den Geburten.

Doch vor allem im Rückblick fehlten mir die letzten beiden Punkte sehr. Das erste Buch strotzte nur so vor Geburten und anderen gynäkologischen Fällen. In diesem Buch lag der Fokus ganz klar auf den zwischenmenschlichen Beziehungen. Und die Geschichten, die dann doch rein mit dem Beruf zu tun haben, kannte ich schon aus dem Blog.
Das war ein bisschen schade.

Auch ein bisschen schade war, dass das Buch voller Rechtschreibfehler war. Hätte ich für jeden Dass-das-Fehler einen Euro bekommen, hätte ich mir davon locker das Buch kaufen können. Zwei Mal.

Aber das waren schon die einzigen beiden Kritikpunkte.
Sonst war – wie auch in Buch eins und auf dem Blog – alles so fluffig geschrieben, dass allein das schon reicht, mich wohlig seufzen zu lassen, wenn ich das Buch zur Hand nahm.

Aber nicht nur das. Auch die komplette Chaos-Familie und die Kollegen (Ärzte, Pfleger, Hebammen) schloss ich wieder ruckzuck in mein Herz. Es ist im Zweifel natürlich von Vorteil, dass ich die ganzen Protagonisten schon seit Jahren „kenne“.
Dadurch, dass sich in diesem Buch auch viel mehr mit den Personen beschäftigt wurde, lernt man die einzelnen immer noch ein Stück besser kennen.
Außerdem konnten so auch ein paar „Roman-Kniffe“ eingebaut werden. Ein paar Geheimnisse gab es, Überraschungen und Wendungen, die bei dem „Geburten-Dokumentationsstil“ (in dem es auch viel Zwischenmenschliches gab, aber bedeutend weniger als hier) aus Teil 1 schwieriger einzubauen waren.

Gerade durch diese Überraschungen hatte ich in diesem Buch aber auch mehr das Gefühl etwas Fiktives zu lesen als je zuvor.
Ich gehe stark davon aus, dass auch manche Geburten aus frühen Blogzeiten ein bisschen ausgeschmückt und dramatischer gemacht wurden, als sie waren. Trotzdem glaube ich aber auch, dass davon alles so oder so ähnlich erlebt wurde. Da Buch 1 sich zum größten Teil aus den Bloggeschichten speiste, lässt sich das auch 1:1 darauf übertragen.
Bei „Bis die Ärztin kommt“ bin ich da nun unsicher. Es war ein bisschen zu viel Soap-Opera, um noch real zu sein.
Das stört den unbedarften Leser wahrscheinlich nicht, denn der geht wahrscheinlich auch eher mit dem Gedanken: „Buch!“ da ran. Mein Gedanke war eher: „Neue Erlebnisse von der Gynäkologin, die mit dem Pseudonym Dr. Josephine Chaos unterwegs ist!“.

Auch wenn das alles streckenweise etwas negativ klingt, ist es auf keinen Fall so gemeint. Dr. Josephine Chaos könnte meinetwegen auch Bücher über das Leben ihres Hundes schreiben und ICH. WÜRDE. SIE. LESEN. BIS. ZUM. ANSCHLAG. AUSRUFEZEICHEN.

Ich bin tatsächlich traurig, dass ich die Klinikwelt und die Chaos-Familie schon wieder verlassen musste und hoffe inständig, bald wieder von meiner Lieblingsärztin etwas lesen zu können. Irgendetwas.
Da ich aber doch ein paar Kritikpunkte hatte, vergebe ich 4 Sterne.

Dr. Josephine Chaos – Bis die Ärztin kommt – Liebe, Leidenschaft und andere Notfälle
FISCHER Taschenbuch, September 2014
ISBN 3596031060
351 Seiten
Taschenbuch; 9,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Dann press doch selber, Frau Dokta! – Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin
2. Bis die Ärztin kommt – Liebe, Leidenschaft und andere Notfälle
Chaos_Dann press doch selber Frau Dokta Chaos - Bis die Ärztin kommt

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