Sonntägl(Ich) #26

Anfang dieser Woche konnte ich endlich meinen Reisepass abholen. Ich war so glücklich. Endlich ist nun also auch die letzte organisatorische Hürde geschafft und ich kann bald nach Kuba fliegen. Reisepass Mehr

Romain Puértolas – Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem IKEA-Schrank feststeckte

Puertolas_Reise des Fakirs der in einem IKEA-Schrank feststeckte

Ayarajmushee Dikku Pradash, charmanter Hochstapler in Turban und Seide sowie Träger eines Schnurrbarts beträchtlicher Größe, fliegt eines Tages aus Indien nach Paris. Er ist Fakir von Beruf und möchte sich bei Ikea ein brandneues Nagelbett zulegen: Model »Likstupikstå«, schwedische Kiefer, 15 000 Nägel, rostfrei, Farbe: Puma-rot. Kaum am Flughafen Charles de Gaulle angekommen, handelt er sich Ärger mit einem Taxifahrer en, verliebt sich im Ikea-Bistro in die schöne Französin Marie und nistet sich über Nacht im Möbellager in einem Ikea-Schrank ein. Prompt gerät er auf eine irrwitzige Reise, die ihn über England, Barcelona, Rom und Tripolis zurück nach Paris führt… (Text der Umschlagklappe)

Ich war wirklich gespannt auf dieses Buch. Marketing gab es hier ja nicht zu knapp.
Es waren ein paar neue Ansätze mit altbekannten Ideen gemischt.
Ein Fakir, der sich bisher mit Lug und Trug ganz gut durchgeschlagen hat, kommt nach Paris, um dort das Nagelbett zu kaufen, das es im Angebot gibt. Was er nicht wissen kann: Der Taxifahrer, den er um das Fahrgeld gebracht hat, sinnt auf Rache. Was er ebenfalls nicht wissen kann: Bei Ikea zu übernachten ist nur solange eine gute Idee, bis er sich ausgerechnet in dem Schrank verstecken muss, der abgeholt wird und nach England gebracht werden soll.

In dem Transporter, mit dem sein Schrank nach England geliefert wird, trifft er auf ein paar Sudaner, die versuchen illegal in eines der „schönen Länder“ zu gelangen und so kommt Aya zum ersten Mal – jedoch nicht zum letzten – bei seiner Reise mit dem Thema Flüchtlings- bzw. Einwanderungspolitik in Kontakt.

Als er nach einigem Hin und Her in einem anderen Land auf einem Flughafen ankommt, trifft er überraschenderweise auf den Taxifahrer, der Aya ganz und gar nicht vergessen hat.
Nun beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel durch mehrere Länder, das durch mehr Zufälle begleitet wurde, als ich ertragen konnte. Es darf für mich gern auch etwas skurril sein und natürlich gehören da Zufälle dazu, aber was hier los war, war für mich übertrieben. Gleiche Orte, die aufgesucht wurden; Personen, die man dort traf, wo man es nie für möglich gehalten hätte; Verbindungen, die man so nicht erwartet hätte… alles war dabei.

Dafür mochte ich sehr gern die Art des Erzählens. Ich hatte immer ein wenig das Gefühl als würde ich einem Hörspiel lauschen, was vor allem am Erzähler lag, der immer Vorspungswissen hatte und von „unserem Inder“ redete.
Außerdem gab es ein paar „Running-Gags“. So wurden beispielsweise die Menschen von verschiedenen Personen immer mit exakt denselben Worten beschrieben. Die indischen Begriffe, wie Namen oder Orte, wurden immer in eine Lautschrift übersetzt, die kuriose Sätze oder Wortgruppen ergaben. Tragischerweise waren das meine Highlights des ganzen Buches.

Spaß hatte ich aber auch daran, dass es keine klischeehaften Figuren gab. Es gab den indischen Betrüger-Fakir, den wütenden Roma, eine Schauspielerin oder auch liebreizende Französinnen. Es war eine kunterbunte Mischung, die erstaunlich gut zusammen passte.

Am Ende fehlte mir aber die Spannung. Selbst das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ayarajmushee und dem Taxi-Fahrer bot keine echte Aufregung. Alles wurde immer zu schnell aufgelöst oder war zu vorhersagbar.
Auch wenn ich die Sprache und die Personen angenehm und besonders fand, war das nichts, was mich an das Buch fesselte.
Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich den politischen Einschlag gut fand. Es soll ein „irrwitziges“ Unterhaltungsbuch sein und trotzdem nahm die Flüchtlingspolitik einen nicht zu verachtenden Teil ein. Und obwohl ich das Thema sehr wichtig finde, wurde gerade zum Ende des Buches ganz schön mit der Gesellschaftskritik-Keule geschwungen.

Nachdem ich das Buch zugeklappt habe, war es leider nur ein Ok-Buch für mich. Kann man lesen, muss man nicht. Man erlebt ein paar nette Stunden, aber ein großes Amüsierfeuerwerk war es für mich nicht. Ich vergebe durchschnittliche 3 Sterne.

Romain Puértolas – Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem IKEA-Schrank feststeckte
Originaltitel: L’extraordinaire voyage du fakir qui était resté coincé dans une armoire Ikea (August 2013)
S. FISCHER, 24. April 2014
ISBN 3100003950
300 Seiten
Gebunden; 16,99 Euro