Ildikó von Kürthy – Sternschanze

Kürthy_Sternschanze

«Wenn du nichts mehr zu verlieren hast, kannst du nur gewinnen!»

Das ist keine Krise. Das ist eine Katastrophe! Bis eben war ich noch wohlhabend, verheiratet und gut frisiert. Und jetzt? Mein Leben ist nicht mehr wiederzuerkennen.
Zurück auf Los. Neuanfang mit dreiundvierzig. Nichts, was ich mir schon immer erträumt habe. Mein Mann will die Scheidung, meinen Liebhaber möchte ich behalten, und meinen Friseur kann ich mir nicht mehr leisten.
In diesem Moment sitze ich in einem sehr preiswerten Motel mit Raufasertapete und schlechter Aussicht und frage mich: War mein Betrug wirklich unverzeihlich? Was will ich retten – meine Ehe, meine Affäre oder mich? Brauche ich Hummer und eine professionelle Fußpflege zu meinem Glück? Und: Wer könnte ich werden, jetzt, wo ich niemand mehr bin? (Klappentext)

Das war jetzt der achte Frauenroman, den ich von Ildikó von Kürthy gelesen habe und so bleibe ich nicht mehr mit dem amüsierten, erfrischten Gefühl zurück, wie bei den ersten Büchern.
Alle Witze waren irgendwie schon mal da, ebenso wie die Gedanken und die Figuren.

Nicola Lubitz wird ein paar Stunden vor Silvester von ihrem Mann verlassen, als sie sich auf der Party des Chefs ihres Mannes in einem Zimmer verschanzt, weil ihre Kostümierung so gar nicht zu denen der anderen Gäste passen will und dort mit ihrem Liebhaber telefoniert. Während das Babyfon alles brühwarm an alle Gäste weiterleitet.
Nun ist sie also plötzlich wieder Single, ohne es so wirklich gewollt zu haben. Sie zieht aus dem Penthouse und da sie keinen Job hat, muss sie den Luxus der letzten Jahre aufgeben.
In einem Kellner auf der Party findet er jedoch ihre gute Fee. Er nimmt sie bei sich zu Hause auf, baut Nicola zusammen mit seiner Familie auf und lässt sie langsam wieder Fuß fassen in ihrem neuen Leben.

Und wer wäre Frau von Kürthy, wenn die gute Fee nicht ein altbekanntes Gesicht besitzen würde. Es ist niemand geringeres als Erdal Küppers. Ich finde es schön, von ihm, Karsten, Leonie und den beiden Kindern zu lesen. Doch ein bisschen macht es immer den Anschein, als wäre ihr mit Erdal eine Figur gelungen, die sie selber nicht mehr überbieten kann. Natürlich, er ist laut, extrovertiert, gutmütig, exzentrisch, eine schwule, türkische Dramaqueen. Erdal ist toll auf seine Art und Weise, aber langsam reicht es dann auch mit ihm. So viel Neues passiert in seinem Leben nicht, als dass er jetzt in jedem Buch eine tragende Rolle spielen müsste.

Ebenso hat man die Sprüche und Gedanken mittlerweile so oder so ähnlich in den letzten Kürthy-Büchern schon gefunden. Die Meinungen zu Männern, Beziehungen und dem eigenen, alternden Körper sind nicht neu und auch nicht mehr so witzig dargestellt, wie sie es mal waren.
Mittlerweile fällt es mir auch unglaublich schwer, die Hauptfiguren der acht Bücher, die ich von der Autorin gelesen habe, noch auseinander zu halten. Sie sind sich alle ähnlich, hadern mit sich, ihren Körpern und ihren Männern auf die immer gleiche Weise. Die ein oder andere hat noch ein zu überwindendes Trauma oder einen unerfüllten Kinderwunsch.

SternschanzeGestaltet ist das Buch jedoch wunderschön mit immer mal passenden Bildern und kleinen Sternen hier und da, passend zum Namen und zum Coverbild.
Wie immer liest sich das Buch auch fast von selber. Es ist entspannt, locker und leicht. Der tolle Schreibstil macht es möglich, dass man kaum mitbekommt, wie viel man schon gelesen hat. Nur die Rücksprünge in der Zeit machten es mir immer mal wieder schwer, denn die Handlung geht chronologisch weiter und man springt von Kapitel zu Kapitel manchmal einen ganzen Monat weiter. In passenden oder auch unpassenden Momenten lässt Nicola dann aber Revue passieren, was zwischen dem Zeitsprung alles passiert ist. Kann man mögen, muss man nicht. Und ich persönlich bin eher für echte Chronologie zu haben.

Insgesamt mochte ich das Buch gern und wenn man es als erstes Buch von Ildikó von Kürthy liest, amüsiert man sich sicher prächtig. Wenn es – wie bei mir – nun jedoch das achte ist, ist es irgendwie immer wieder dasselbe und mehr als ein Grinsen kam bei mir nicht mehr zustande. 3,5 Sterne

Ildikó von Kürthy – Sternschanze
Wunderlich, April 2014
ISBN 380525055X
347 Seiten
Gebunden; 17,95 Euro

Andere Bücher der Autorin (klicke für die Rezension):

6 Kommentare (+deinen hinzufügen?)

  1. Bücherphilosophin
    Apr 22, 2014 @ 06:06:49

    Autoren, die viel produzieren wiederholen sich leider irgendwann. Das habe ich auch schon mal erlebt, und wenn es nur das ist, das der Aufbau immer ähnlich ist.
    Was Ildikó von Kürthy angeht bin ich allerdings noch völlig unbedarft. Vor Jahren habe ich mal „Herzsprung“ gelesen und war mäßig begeistert. Daher bin ich mir auch noch nicht so ganz sicher, ob dieser Roman auf meine Wunschliste kommt.

    LG, Katarina 🙂

    Antworten

    • buecherherz
      Apr 22, 2014 @ 09:49:45

      Das stimmt. Vor allem, wenn man in seinem Genre bleibt, kommen wohl nicht allzu viele neue Ideen zustande. Dass es aber grundsätzlich geht, beweisen ja doch ein paar Autoren.
      „Herzsprung“ habe ich 2009 gelesen und habe dem Buch sogar 5 Sterne gegeben. Ich erinnere mich aber auch nur noch sehr begrenzt.
      Wenn du Ildikó von Kürthy noch einmal eine Chance geben willst, kann ich dir wärmstens „Mondscheintarif“ empfehlen. Das war auch mein Einstiegsbuch und ich habe Tränen gelacht…

      Antworten

      • Bücherphilosophin
        Apr 22, 2014 @ 09:53:51

        Davon habe ich schon gehört und vor Urzeiten sogar den Film geschaut, den ich eigentlich ganz niedlich fand. Das lasse ich mir mal durch den Kopf gehen. Tränen lachen hört sich nämlich gut an 😉

  2. seitengeraschel
    Apr 22, 2014 @ 08:52:31

    Ich habe Frau von Kürthy irgendwann genau deswegen „aufgegeben“, weil sie sich leider wirklich nie viel Neues ausdenkt. Trotzdem eine sehr interessante Rezension. 🙂

    Antworten

    • buecherherz
      Apr 22, 2014 @ 09:45:50

      Kann ich total verstehen. Ich mag leider ihre Art zu schreiben zu gern, um sie schon aufzugeben. Das nächste Buch werde ich mir aber wohl nicht wieder als Hardcover kaufen. Dafür sind 18 Euro etwas zu schade (vor allem, wenn ich das in Nagellack umrechne. 😀 ).
      Und vielen Dank! 🙂

      Antworten

  3. Trackback: Ich lese jetzt “Wunder” von Raquel J. Palacio | Buecherherz

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