Anne Harenberg – Schwiegermutter inklusive – Einen Mann gibt es selten allein

Schwiegermutter_3Dieses Buch begann ich leider in einer kleinen Leseflaute, darum habe ich es in einer Lesedauer beendet, die das Buch gar nicht verdient hat. Das sieht man vielleicht daran, dass ich am 15. November begonnen habe und bis gestern auf Seite 48 rumlungerte. Ich habe also gestern und heute die restlichen 200 Seiten gelesen.

Das schnelle Lesen seit gestern liegt vor allem daran, dass das Buch unglaublich gut geschrieben ist. Flüssig und mit ganz viel Wortwitz. Ich konnte gar nicht genug bekommen von Mirandas trockenem Humor.
Diesen Humor musste sie auch hüten wie einen Schatz, denn manch anderer hätte ihn an ihrer Stelle schnell verloren.
Mit über 30 Jahren findet Miranda Meyer endlich ihren Traummann, Rigoletto Hasenbein. Bei ihm muss sie nicht nur über den Namen hinwegsehen können, sondern auch über seine Mutter.

Ingrid Hasenbein ist ein ganz besonderes Exemplar der Gattung „Schwiegermutter“, um nicht zu sagen ein ganz besonders SCHLIMMES Exemplar. Ingrid erträgt keine Widerworte, beleidigt dafür, was das Zeug hält und tut immer so, als wären es gute Ratschläge. Sie und ihr Umfeld erkennt ihr unglaublich gemeines Verhalten jedoch nicht. Allen voran Rigoletto, der es ganz normal findet, dass seine Mutter nicht nur den ersten gemeinsamen Urlaub des Paares sprengt, sondern auch alle weiteren wichtigen Ereignisse.
Nur Vater Igerich steht lieber mit einem Glas Rotwein neben den Dingen.

Miranda – die nie und nimmer und auf gar keinen Fall „Mandy“ genannt werden will und nun damit leben muss, dass ihre Schwiegermutter dies ausgiebig (auch in der besonders schönen Form Mandylein) tut – tat mir leid und das ab der ersten Sekunde.
Ehrlich gesagt fand ich nämlich nicht nur Ingrid vollkommen unmöglich, sondern auch ihren Sohn. Er stand nie auf der Seite seiner Freundin, empfand jeden noch so schlimmen Ausfall seiner Mutter als normal und war sowieso ein Muttersöhnchen.
Ich habe mich von Anfang an gefragt, in was Mira sich bei Rigoletto jetzt genau verliebt hat. Verstanden habe ich das bis zum Ende des Buches nicht. Er kam mir immer ein wenig ignorant, uninteressiert und lethargisch vor.
Ganz anders als seine Freundin, die ich sofort ins Herz geschlossen hatte. Ich mochte Mira – wirklich. Zumindest die meiste Zeit. Immer, wenn Ingrid in der Nahe war, regte mich ihr Schweigen auf. Sie ließ alles stillschweigend über sich ergehen, dabei waren ihre gedanklichen Gegenschläge so witzig und schlagfertig.
Ich habe es manchmal kaum ausgehalten nichts ausrichten zu können. Und immer alles mit ihrer anerzogenen Höflichkeit zu entschuldigen, zog bei mir nach Jahren ihres Leids auch nicht mehr.
Klar will man sich bei der neuen Schwiegermutter nicht gleich unbeliebt machen, aber mit über 30 alles so hinzunehmen ist auch unverständlich. Wenigstens meinem Freund hätte ich nach dem zweiten Besuch, bei dem er immer noch nichts gegen die Sticheleien seiner Mutter unternahm, gehörig die Meinung gegeigt.

Die Beziehung der Personen untereinander war für mich  das Wichtigste am Buch und auch ein wahres Highlight. Die Story war eher der Rahmen für alles. Man begleitet das Paar Meyer/Hasenbein ein paar Jahre durch ihr gemeinsames Leben, mit allem, was da so zugehört.
An sich war es nicht „spannend“ im klassischen Sinne, weil es eben vom Ablauf her so ist, wie bei den meisten Paaren. Trotzdem wollte ich immer weiter lesen um zu sehen, was als nächstes passiert. Kriegt Miranda den von ihr ersehnten Heiratsantrag? Wenn ja, wie verläuft die Hochzeit mit Ingrid an der Seite? Lässt Ingrid das Ehepaar dann weitestgehend in Ruhe oder hat sie noch einiges vor mit den beiden?

Ich mochte das Buch wirklich sehr (und finde nebenbei gesagt, dass es viel mehr wert ist als 2,99 Euro). Ich habe oft geschmunzelt, gelacht und gelächelt.
Ich mag den flüssigen Schreibstil der Autorin sehr und den Humor dazu.
Nur weil ich mich ziemlich lange über das – für mich – unlogische Verhalten Miras aufgeregt habe, ziehe ich ein halbes Sternchen ab. 4,5 Sterne

Wer sich noch einmal von dem Schreibstil von Anne Harenberg überzeugen will (und in die ersten Kapitel des Buches hineinlesen will), dem empfehle ich ihren Blog Schwiegermutter inklusive.

Anne Harenberg – Schwiegermutter inklusive – Einen Mann gibt es selten allein
November 2012
285 Seiten
Kindle Edition, 2,99 Euro