Marc-Uwe Kling – Die Känguru-Chroniken

Ansichten eines vorlauten Beuteltiers

»Kannst du heute mal bezahlen?«, fragte das Känguru nach dem Essen.»Heute?«, frage ich. »Mal?«, frage ich. »Ich muss immer bezahlen, weil du nie Geld mitnimmst.«
»Tja«, sagt das Känguru lächelnd. »So ist das in der Welt. Der eine hat den Beutel, der andere hat das Geld.«
Ein Kleinkünstler, der nicht Kleinkünstler genannt werden will, und ein kommunistisches Känguru, das total auf Schnapspralinen steht.
Marc-Uwe Kling erzählt vom Alltag und den revolutionärem Eskapaden dieser wunderlichen WG. (Klappentext)

Wie ich schon in dem „Ich lese jetzt“-Post geschrieben habe, habe ich dieses Hörbuch nun drei Mal gehört (außer die Geschichten, die noch nicht in der ungekürzten Version vorhanden waren. Die habe ich nun zum ersten Mal gehört.), denn ich LIEBE es.
Das Hörbuch besteht aus 81 Kapiteln, die immer in sich geschlossene Kurzgeschichten sind. Von der Länge her sind sie recht unterschiedlich. Sie können 1,5 Minuten lang sein oder auch mal 9 Minuten.
Insgesamt kann man aber auch eine Gesamtgeschichte hinter allem erkennen.
Die Themen variieren. Mal geht es nur um das Leben mit dem Känguru, mal um Religion, Wirtschaft oder Politik. „Gesellschaftskritisch“ fällt mir auch sofort ein, wenn ich rückblickend an die Geschichten denke.

Das Wichtigste daran ist aber: Ich habe bei jeder Geschichte gelacht. Mal lauter, mal leiser, aber immer gelacht. Mal waren es die Running-Gags, mal die Schlagfertigkeit der Figuren, mal der Inhalt, mal die reine Sprache, aber immer der Humor. Zumeist kommt er sehr schwarz und satirisch daher, trifft damit aber bei mir genau ins Schwarze.
Man merkt, dass Kling zweimaliger deutscher Poetry-Slam-Meister ist. Auch seine Gedichte, die er immer wieder gekonnt einstreut, sind nämlich Perlen.
Am liebsten habe ich den Alltagssituationen zwischen Kling und dem Känguru zugehört. Sie liefern sich permanent einen Schlagabtausch.
Überhaupt habe ich die beiden sofort in mein Herz geschlossen. Verstehen kann man das nicht unbedingt, wenn man bedenkt: Kling kommt zwar lethargisch, stoisch und gelangweilt rüber und das Känguru besserwisserisch, schnippisch und vorlaut. Es passte aber alles.
Vor allem das Känguru und seine Eigenarten waren genial. So hat es beispielsweise eine Vorliebe für Schnapspralinen und Nirvana, muss jeden Aschenbecher einstecken, den es sieht und gibt ungefragt seine radikalen politischen Ansichten preis.

Ich bin sehr froh, dass ich dieses Buch nicht gelesen habe, sondern gehört. Kling liest jede Figur individuell und es ist mehr ein Hörspiel als ein Hörbuch.
Auch seine Stimmvariationen geben den Geschichten den letzten Schliff.
So gut hätte ich es mir selber niemals vorstellen können.

Dieses Hörbuch verdient volle .

Marc-Uwe Kling – Die Känguru-Chroniken
Hörbuch Hamburg, Juli 2012*
ISBN 3869091088
291 Minuten
Hörbuch; 14,99 Euro

Reihenfolge der Bücher:
1. Die Känguru-Chroniken
2. Das Känguru-Manifest
3. Die Känguru-Offenbarung

*Eigentlich wurde das Hörbuch schon 2009 veröffentlicht. Dies war jedoch nur die gekürzte Variante, die mit zwei CDs auskam. Jetzt wurde die ungekürzte Version veröffentlicht.

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