Auf dieses Buch hatte ich mich wirklich lange gefreut. Ich habe ewig keine guten Thriller mehr gelesen und dachte, ich könnte sowohl tolle neue Autoren kennenlernen als auch kleine Perlen der Schauerliteratur.
Leider habe ich mich bei den meisten Geschichten eher gelangweilt.
Zum Teil entsprachen Sie für mich nicht mal dem Genre Thriller.
Am Ende des Buches finden sich noch zwei Besonderheiten.
Hier ist mal eine Auflistung der Kurzgeschichten mit Inhalt und meiner Meinung:
Sebastian Fitzek – Nicht einschlafen
Es geht um einen Mann und seine Frau, die einen Schicksalsschlag erlebt haben und nun in den zweiten Flitterwochen wieder zueinander finden wollen.
Der Mann will aber nicht nur finden, sondern auch loswerden: und zwar seine inneren Stimmen.
→ Diese Geschichte mochte ich sehr. Und mit dem typischen Turn am Ende, konnte Fitzek mir tatsächlich Gänsehaut bescheren.
Val McDermid – Schöne Bescherung
Eine verbrannte Leiche wird gefunden, jedoch fehlt der Täter und sein Motiv. Nun geht es auf eine Suche, die Parallelen zu anderen Morden aufdeckt.
→ Das ist an sich schon Thrillerstoff gewesen. Es ging alles aber zu reibungslos und ich fand die Geschichte wirklich langweilig. Der Gedanke dahinter war aber gut.
Thomas Thiemeyer – Fehler im System
Ein Mann hinterfragt das gesamte Weltbild, da er nicht sicher ist, ob wir real sind. Und seine These möchte er nun mithilfe anderer beweisen.
→ Das war wieder kein Thriller für mich. Eigentlich führte ein verwirrter Mann einen Monolog und stellt die Welt, so wie wir sie kennen, in Frage. Nur am Ende kommt Thrill. Aber damit konnte er dann auch nichts mehr rausreißen.
Torkil Damhaug – Der fast Perfekte
Ein Mann fasst den Plan jemanden zu töten. Nur das wie, wann und wen, muss er sich noch überlegen. Doch schon bald ist ein passendes Opfer gefunden.
→ Gut gemacht war der Wechsel zwischen dem Ich-Erzähler (der Täter) und dem allwissenden Erzähler, der das Opfer begleitet. Die Geschichte an sich war aber nicht neu. Man hat sie so oder so ähnlich schon häufig gesehen oder gelesen. Das Ende war dann sehr verwirrend und ich habe es nicht wirklich verstanden.
Petra Busch – Vita reducta
Ein Mann nimmt Rache am Mörder seiner Frau.
→ Die Art wie hier Rache genommen wird hat mich einiges Medizinisches gelehrt. Das war mal interessant zu wissen. Spannend war aber auch diese Geschichte nicht, da man nur daneben sitzt und zu sieht wie jemand stirbt. Viel reizvoller empfand ich die Vorgeschichte, in der es um die getötete Frau ging. Aber das wurde eher beiläufig erzählt.
Michael Connelly – Späte Abrechnung
Ein Dieb wird tot im Pfandleihhaus gefunden und nun soll geklärt sein, wie es dazu kam.
→ Langweilig! Geradlinig erzählt ohne große Probleme. Schnell wird alles aufgeklärt. Und die Zweitgeschichte um ein gestohlenes Saxophon, das beim Dieb zuhause gefunden wurde und nun dem ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden soll, war für mich völlig fehl am Platz.
Markus Heitz – Ein ehrenwertes Haus
Eine Frau wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Das Testament der Toten endet mit „P.S. Ich töte dich“, das sich an ihren Mann richtet. Zuhause angekommen, entdeckt der Mann überall weitere Nachrichten mit dem gleichen Inhalt. Auf der Suche nach dem Verbündeten seiner toten Frau, der ihm nun die Nachrichten zukommen lässt, kommt es zu einem riesengroßen Gemetzel im Haus.
→ Nach der riesengroßen Durststrecke mit langweiligen Geschichten, empfand ich diese hier als richtigen Kracher. Spannend erzählt will man unbedingt wissen, wie die Frau noch im Tod Nachrichten übermitteln kann. Und auch der Mord und Totschlag mit allen Nachbarn ist rasant und unerklärlich. Wirklich, wirklich toll gemacht. Und die Auflösung war dann noch einmal genial.
Diese ist eine Meiner Highlight-Geschichten.
Michael Koryta – Der Winter nimmt alles
Isaac Wagner ist Tischler und hat in einem Sommer vor allem eine Aufgabe: Särge herstellen. In diesem Sommer brach in seinem Dorf nämlich ein großes Fieber aus, welches viele Opfer forderte. Dann erwischt ihn sein Sohn Arlen dabei, wie er mit den Leichen spricht.
→ Ich mochte die Geschichte. Ich wollte wissen, was hinter den Gesprächen steckt und ob Isaac wirklich nur verrückt ist oder doch eine gewisse Gabe hat. Den Vater empfand ich auch als herzensguten Mensch, den ich sehr schnell liebgewonnen hatte.
Diese Geschichte ist vielleicht nicht für alle überragend, ob für mich spielt sie im Buch in der oberen Liga mit.
Steve Mosby – Wünsche für Alison
Ein Mann versucht durch Wünsche mit Wimpern seiner Freundin Alison ein schöneres Leben zu bescheren. Leider kommt den beiden immer wieder etwas dazwischen.
→ Am Anfang weiß man nicht, was passiert ist und warum Alison weinend in der Ecke sitzt und nicht getröstet werden kann. Ich habe ihren Freund schnell ins Herz geschlossen, der doch alles versucht hat, damit Alison niemals verletzt wird und auch nicht mehr weinen muss. Am Ende sieht er ein, dass das Wünschen nichts genutzt hat.
Aber das Ende gibt der ganzen Geschichte eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Das war klasse. Ich blieb sprachlos zurück.
Judith Merchant – Monopoly
Eine Frau findet beim Kauf eines Mantels viel Geld in ihrer Handtasche. Sie weiß nicht, wo das herkommt, hat aber einen Verdacht. Einen Verdacht, der sie rasend macht.
→ Anfangs steht man mit Else verwirrt an der Kasse. Woher kommt das Geld? Warum wusste sie davon nichts? Nach und nach kommen ihr die Erinnerungen von letzter Nacht zurück. Auch ich war erschüttert, wie sie an das Geld kam. Aber ihre Reaktion war übertrieben, furchtbar und für mich total unverständlich.
Was aber auch hier nicht fehlen durfte: Eine riesengroße Überraschung am Ende.
Jens Lapidus – Pulver
Ein junger Mann erzählt von seinem Abend und berichtet so Schritt für Schritt, wie er an das Pulver kam.
→ Unspannend bis aufs Letzte. Da ein neunzehnter Geburtstag gefeiert wurde, hat sich der Autor für eine sehr lockere Sprache entschieden, die mir durchaus ZU locker war. Ich hatte gar keine Lust das zu lesen, weil ich schon keine Lust hätte jemandem zuzuhören, der so redet. Und was diese Geschichte in einer Thriller-Sammlung zu suchen hat, frage ich mich bis jetzt.
Markus Stromiedel – Das Haus auf dem Hügel
Ein Mann geht zur Polizei, weil er in einem verlassenen Herrenhaus eine Leiche entdeckt hat. Doch als die beiden Polizisten und er auf dem Hügel ankommen ist weit und breit keine Leicht zu sehen. Der Mann sucht dann allein in dem großen Haus nach Täter und Opfer.
→ Ich weiß nicht wieso, aber ab der ersten Sekunde wusste ich, wie diese Geschichte ausgehen wird. Trotzdem habe ich mich beim Lesen wirklich gegruselt.
Diese ist die einzige Geschichte, die das bei mir ausgelöst hat.
Jilliane Hoffman – Letzte Bergfahrt
Meredith Heller möchte die letzte Möglichkeit des Tages nutzen, um noch einmal auf einer gefährlichen Piste runter ins Tal zu fahren.
In der Seilbahn ist nur noch ein anderer Mann und trotz der ganzen leeren Sessel, setzt er sich ausgerechnet mit in ihren. Am Ende der Fahrt fragt er sie, ob sie sich gern gruselt.
Um diesem seltsamen Mann nicht wieder zu begegnen, entscheidet sich Meredith für die besonders gefährliche Piste und somit für eine andere als der Mann.
Doch es wird für sie unmöglich so noch vor Einbruch der Nacht im Tal anzukommen. Sie muss die Piste wechseln und läuft so Gefahr, dem Mann wieder in die Arme zu fahren.
→ Nett. Das ist das Wort, mit dem ich die Geschichte beschreiben würde. Aber auf keinen Fall etwas Besonderes. Ich fand sie sogar noch übermäßig mit Gedanken über das Skifahren in die Länge gezogen. Das Ende war dann auch nicht wirklich überraschend.
Zusammenfassend fand ich also 3 Geschichten wirklich gut, 5 dann mittel bis eher schwach und 4 wirklich langweilig und nichtssagend.
Keine große Ausbeute wie ich finde.
Nach den Kurzgeschichten gibt es noch den Prolog zu dem neuen Buch von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos („Abgeschnitten“), das Ende September erscheint. Dieser kurze Auszug macht definitiv Lust auf mehr.
Ganz am Ende gibt es dann noch etwas Besonderes.
Jeder Autor musste die erste Seite seiner Geschichte handschriftlich abgeben. Diese Seite ist jeder Geschichte vorangestellt.
Am Ende gibt es dann die gesammelten graphologischen Kurzgutachten.
Es ist wirklich spannend zu lesen, was die Handschrift alles über die Thriller-Autoren aussagt.
Wie sehr ich daran glaube, ist natürlich eine ganz andere Sache.
Was gut war: Jede Geschichte hatte ihren ganz eigenen Aufbau. Mal wurde der Leser angesprochen, mal war es als Dialog aufgebaut, mal gab es schon Tote und es musste nur noch aufgelöst werden, mal wurde erst noch getötet.
Es war wirklich individuell und abwechslungsreich.
Nur eben zu großen Teilen nicht spannend.
Daher gibt es schwache .
Fitzek/McDermid/ Connelly/ Heitz/ Busch etc.- P.S. Ich töte dich
Knaur, erweiterte Taschenbuchausgabe Januar 2012
ISBN 3426508575
284 Seiten
Taschenbuch; 8,99 Euro