Dieses war nun mein siebtes Buch von der Autorin und ich hatte mit meiner anfänglichen Vermutung Recht.
Die Witze waren alle irgendwie schon mal da und selbst die Figuren wurden zum Teil wiederverwertet.
Die Witze sind nicht nur schon in vorherigen Büchern zu finden gewesen, sondern selbst innerhalb dieses Buches werden sie aufgewärmt:
S. 37: „Man darf mich eigentlich nicht küssen, wenn man mich im Prinzip nicht auch heiraten würde.“
S. 176: „Ich kann nicht flirten, ich kann nicht kokettieren, und ich habe noch nie mit einem Mann rumgeknutscht, geschweige denn geschlafen, den ich prinzipiell nicht auch geheiratet hätte.“
Aber worum geht es nun eigentlich in diesem Buch?
Es geht um Vera Hagedorn aus Stade (ein beschauliches Städtchen in der Nähe von Hamburg), die mit ihrem Mann (ein recht bekannter Unternehmer in Stade) ein eigentlich solides Leben führt.
Natürlich ist Vera aber sowohl mit ihrer Figur, als auch ihrer leidenschaftslosen Ehe ein wenig unzufrieden. Dazu kommt, dass sie und Marcus mit c es auch nach vielen Jahren nicht geschafft haben ein Kind zu zeugen.
Dann soll sich aber alles ändern, wie der Klappentext zeigt:
«Nur eine schlafende Frau ist eine zufriedene Frau»Ich dachte, ich sei einigermaßen glücklich. Aber so kann man sich irren.
Denn ich habe versehentlich die Wahrheit über meine Ehe herausgefunden: Ich bin eine betrogene Frau!
Ist das das Ende? Oder ein Anfang?
Erst mal brauche ich ein neues Ego. Und definierte Oberarme.
Ich beschatte meinen Mann, besuche das Seminar «Nackt besser aussehen» und wache am Morgen danach nicht allein auf.
Mein neuer Personal Trainer sagt: «Wahrheit oder Glück, du kriegst niemals beides.»
Ich sage: «Ich will meinen Mann und mein Leben zurück!»
Zum Schluss bekomme ich genau das, was ich mir schon immer hätte wünschen sollen. Endlich!
Dieser Klappentext ärgert mich in zweierlei Hinsicht. Bis Vera den Betrug rausfindet ist nämlich schon ziemlich genau das halbe Buch vorbei.
Weiterhin sagt nicht ihr Personal Trainer, dass die sich zwischen Wahrheit und Glück entscheiden muss, sondern eine Mutter auf einem Kindergeburtstag von Veras Patensohn. Natürlich, das ist ein kleines Detail, aber dann kann ich es doch auch weglassen, wer es gesagt hat. Ein „Mir wird gesagt: …“ hätte doch auch keinem weh getan.
An sich erzählt er aber auch alles, was passiert.
Vera ist vierzig Jahre und hat ein festgefahrenes Leben, aus dem sie so gut wie nie ausbricht. Alles hat seinen geregelten Zeitplan und wenn die Tagesschau läuft, darf niemand anrufen.
An einem Dienstag, 20:10 Uhr passiert dies aber nun. Ihre beste Freundin Johanna ruft an und sagt ihr, dass sie operiert wird. Johanna ist Marcus ein ständiger Dorn im Auge, denn mit ihrer dramatischen und abenteuerlichen Art kann er nicht umgehen. Und erst recht nicht damit, dass Vera bei Johanna in Berlin so viele Möglichkeiten hat.
Mit diesem Anruf nimmt alles seinen Lauf. Johanna und Vera werden nämlich nun eine ganze Weile zusammen verbringen. Erst machen die beiden noch eine Aryuveda-Kur und dann lässt Johanna ihre Brust-OP durchführen.
Für diese Zeit gibt Marcus seiner Frau seinen PC mit und ahnt nicht, dass er ihr so unwissend den Schlüssel zu seiner Untreue in die Hand gegeben hat.
Mit diesem Wissen versucht Vera dann ihr Leben neu in die Hand zu nehmen und dabei irgendwie ihren Mann zurückzugewinnen.
Auf ihrer Rückgewinnungstour steht ihr nicht nur Johanna zur Seite (diese mochte ich übrigens. Sie ist zwar laut und extrovertiert, aber auch ein herzensguter Mensch.), sondern auch ein alter Bekannter: Erdal Küppers.
Ich mag Erdal. Doch, wirklich. Den pummeligen schwulen Türken hatte ich schon das erste Mal als er in einem Buch auftauchte in mein Herz geschlossen mit seiner melodramatischen Art. So sehr ich mich auch freue zu erfahren, wie es mit ihm und seinem Partner Karsten so weitergegangen ist, habe ich immer ein wenig das Gefühl, es reicht nicht für neue Figuren.
Ich verstehe schon, dass Frau von Kürthy mit Erdal eine komplexe Figur erschaffen hat, die man immer wieder mal sehen will, aber hier hat Erdal eindeutig wieder eine Hauptrolle. Und das war mir dann zu uninnovativ.
Auch die anderen Personen waren mir sympathisch. Vera konnte mir nur immer ein bisschen leid tun, dass sie sich mit Sachen begnügte, die in ihrem Alter noch nicht sein müssen, aber gut.
Und auch für Marcus hatte ich lange Zeit Verständnis.
Bei dem ersten Buch von dieser Autorin („Mondscheintarif“) habe ich wirklich noch Tränen gelacht und habe mich nicht mehr eingekriegt.
Jetzt ist die ganze Geschichte nur noch lauwarm. Als ob sie wüsste, wie gut ihre Bücher ankommen und sie deswegen auf Gedeih und Verderb ein Buch auf den Markt bringen muss, egal dass es gar nicht mehr der Qualität entspricht, die Frau von Kürthy eigentlich leisten könnte.
Was ich an ihren Büchern aber immer noch mag, auch wenn ich nicht mehr lachen muss, ist der Schreibstil. In ihren Büchern denken die Frauen ja immer viel über sich und ihr Leben nach und philosophieren und träumen und wünschen und stellen Zukunftspläne an, aber trotzdem schafft die Autorin es, das alles locker dahinfließen zu lassen. Man muss sich durch keine Seite kämpfen.
Und auch wenn man keine große Spannung erwarten muss, erschaffen die Bücher eine wohlige Atmosphäre allein durch den Schreibstil.
Durch das ganze Denken der Protagonistinnen gibt es jedoch auch ein großen Nachteil: auf Chronologie wird wenig wert gelegt.
Natürlich gibt es einen Handlungsstrang und der wird auch kontinuierlich fortgeführt, er wird eben nur ständig unterbrochen durch Anekdoten aus der Vergangenheit, die zum Teil wirklich lang sind und vom Hundertsten ins Tausendste gehen. Somit habe ich schnell den Überblick verloren.
Was aber wieder sehr schön an diesem Buch ist, ist die Gestaltung. Die Kapitel beginnen alle mit einem Zitat über Beziehungen oder Frauen. Ich hatte mich jedes Mal auf das nächste gefreut. Dazu unterstreicht ein Schmetterling immer den Kapitelanfang. Auch in den Kapiteln trennen dann Schmetterlinge verschiede Absätze.
Außerdem lassen sich wieder viele Zeichnungen finden, die immer zum jeweiligen Inhalt passen. Zum Teil sind die auf einer ganzen Seite.
Ich ärgere mich nicht, dieses Buch gelesen zu haben und empfinde es auch nicht als Zeitverschwendung. Spannend und lustig war das Buch aber nicht mehr.
Es war ein durchschnittlicher Frauenroman, der ganz nett war. Dafür gibt es .
Ildikó von Kürthy – Endlich!
rororo, November 2011
ISBN 349925431X
317 Seiten
Taschenbuch; 8,99 Euro