Ich habe selten (und wenn ich „selten“ sage, dann meine ich „noch nie“) so ein unwichtiges Buch gelesen.
Es ist eine Zusammenfassung einer NEON-Kolumne von Sascha Lobo. In der Rubrik „Wortschatz“ kreiert oder „zest“ er neue Begriffe, die man angeblich in der deutschen Sprache noch bräuchte.
Wer diese Kolumne mag, für den ist das Buch sicher etwas. Ich habe es aber bisher zielsicher geschafft, diese zu ignorieren. Jetzt habe ich festgestellt, dass ich nichts verpasst habe.
Die Worte sind unterteilt in verschiedene Bereiche. So gibt es beispielsweise „Arbeit & Büro“, „Familie & Freunde“, „Digitale Welt“, „100 neue Worte für Schnee“ und vieles mehr.
Die Begriffe sind dann immer unterschiedlich lang erklärt. Manches kommt mit einem Satz aus, manches braucht eine ganze Seite zur genauen Erläuterung. Und diese ist dann meist äußerst umständlich und kompliziert geschrieben.
Die Schrift dabei ist so klein, dass ich immer das Gefühl hatte, ich komme beim Lesen gar nicht weiter.
Selbst wenn die Seiten nicht komplett beschrieben waren (was häufig vorkommt), war kein Vorankommen.
In dem Buch finden sich auch viele Bilder, die den Begriff darstellen. Diese Bilder finde ich aber mehr als hässlich, gruselig und unpassend.
Das Einzige, was mir noch relativ gut gefallen hat, war die Einleitung zu jedem Kapitel. Auf einer komplett roten Seite wurde pointiert über den jeweiligen Bereich geschrieben und warum es nun neuer Begriffe dort bedarf.
An diesen Stellen konnte ich dann auch mal schmunzeln, sonst fand ich das Buch aber sehr humorlos (oder es entspricht einfach nicht meinem Humor. Das kann natürlich sein!).
Und mal ganz ehrlich: Die wenigsten Menschen werden dieses Buch lesen (oder eben die Kolumne) und sich dann auch noch fast alle 700 Worte merken. Also kann ich sie im Alltag ja eh nicht anwenden ohne mich umständlich zu erklären.
Für mich war auch folgender Fakt enttäuschend:
Mir fehlten in meinem Leben tatsächlich immer nur zwei Begriffe:
1.) Wenn man keinen Durst mehr hat (vor ein paar Jahren wurde dann ja der unschöne Begriff „sitt“ eingeführt) und
2.) Die Zusammenfassung von Onkel und Tante. So wie Mutter und Vater die Eltern sind, müssen Onkel und Tante doch auch etwas sein. Tankel? Onte? (Hier gab es nur die – für mich – unnötigen Worte „Der Tant“ = „der Mann der Tante“ und „die Onke“ = „die Frau des Onkels“, damit endlich „angeheiratet“ ausgedient hat. Das habe ich doch aber nie verwendet!)
Also gab es für das einzige Wort, das ich wirklich für mein Leben brauche, keine Erklärung.
Von mir bekommt das Buch meine ersten .
Sascha Lobo – Wortschatz – 698 neue Worte für alle Lebenslagen
rororo, November 2011
ISBN 3499628236
189 Seiten
Taschenbuch; 8,99 Euro
Mai 14, 2012 @ 10:54:38
Deinem Eindruck und der Leseprobe des Verlags nach wäre das Buch auch für mich nichts. Zwar habe ich bei weitem noch nicht alle der 685 Wörter, die uns Herr Lobo da vorstellen möchte, kennen gelernt, die bisherigen fand ich aber entweder unnütz, irgendwie ekelerregend oder pseudo-humoristisch (oder alles zusammen). Aber ja, vielleicht ist es (wie du sagtest) einfach nicht mein Humor.
Ein Sammelbegriff für Tante und Onkel fände ich ebenfalls sehr hilfreich. Mir persönlich fehlt ja ein allgemeines Wort wie das Lateinische ‚ponere‘ oder das englische ‚put‘. In den Schulbüchern wurde das immer mit ’setzen, stellen, legen‘ übersetzt, was bei uns für Schmunzler gesorgt hat. Wir haben uns drauf und dran gemacht, ein passendes Wort zu finden, geschafft haben wir es aber leider nicht. 😀
Mai 14, 2012 @ 16:52:22
Gut, dass ich mit meiner Meinugn nicht allein dastehe. Ich dachte schon, dass mit mir etwas nicht stimmt. Bei Amazon hat es nämlich durchweg gute und sehr gute Rezensionen.
Stimmt, das ponere/put-Problem kenne ich auch. Also zumindest, dass ich beim Übersetzen immer kurz überlegen musste. Aber richtig gefehlt hat es mir nie, da ich genug andere Worte gefunden habe, die ausreichten.
Ich glaube sogar, dass ich das so allgemein immer eher mit „packen“ übersetzen würde. „Ich packe es in meine Tasche/ auf den Tisch/…“.
Und ich drücke uns allen ganz fest die Daumen, dass sich irgendwann ein Onkel-Tante-Zusammenschluss-Wort finden und durchsetzen wird! 🙂
Mai 14, 2012 @ 10:56:43
Korrektur: Es sind ganze 698 Wörter, pardon.
Im Übrigen finde ich ja das Cover ganz scheußlich, üäh. Sieht für mich irgendwie aus wie die Verbildlichung des Begriffes Mundgeruch. Jedes Mal, wenn ich das sehe, muss ich richtig schaudern.
Mai 14, 2012 @ 16:47:49
Umso weniger Wörter, umso lieber wäre es mir gewesen 😉
Ganz ehrlich? Das Coverbild ist noch das schönste von allen. Grausam das alles, ganz grausam…